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22 - Dagmar

Mit einer unkontrollierten Handbewegung schlug sie blind in Richtung des Lärms und der Wecker verstummte. Tapsend tastete sie nach dem Lichtschalter, fand ihn, knipste ihn, worauf sie sofort das Gesicht in ein Kissen drückte um sich vor der Helligkeit zu schützen. Die Geburtstagsfeier ihrer Freundin am Vorabend hatte deutlich zu lange gedauert, um heute arbeiten zu gehen. Wer feiern kann, der kann auch arbeiten. Die Worte ihres Vaters klangen drohend durch den brummenden Schädel. Die Nächte werden deutlich kürzer im fortgeschrittenen Alter, dachte sie und gähnte dazu laut. Zuerst ein Fuß, dann der zweite. Pantoffeln suchen, aufstehen und taumelnd ins Badezimmer schleichen - das war ihr Morgenritual. Längst hatte sie sich daran gewöhnt, im Spiegel nicht mehr die junge, aufstrebende Jurastudentin, sondern die erfahrene Anwältin der größten Kanzlei in der Stadt zu sehen. Zerknittert wie die Zeitung, wenn sie ausgelesen ist.

Dagmar Hegglin, Mitte Dreissig, Single, Brünette mit ersten grauen Streifen im Haar. Sie betrachtete sich einen Moment im Spiegel, dann lächelte sie. Der vergangene Abend würde ihr noch lange in Erinnerung bleiben; so ausgelassen und sorgenfrei hatten sie und ihre Freundin Nicole schon lange nicht mehr gefeiert. Die Dusche bewirkte Wunder. Frisch gestärkt, bereit für den neuen Tag, setzte sich Dagmar an die Bar in ihrer Dachwohnung in der Altstadt von Lenzburg. Die Kaffeemaschine brummte und verströmte den säuerlich-würzigen Duft frisch gebrühten Kaffees. Das liebte sie jeden Morgen. Zeitung und Kaffee.

Nach dem dritten Schluck Kaffee klingelte ihr Telefon. Nicole.

"Dagmar? Bis du schon wach?" Ihre Stimme wirkte kränklich, schwach.

"Ja, ich schon. Aber du klingst gar nicht gut. Wir geht es dir?"

"Mir geht es beschissen. Ich bin im KSB auf der Intensivstation. Kannst du herkommen?"

Dagmar liess die Zeitung fallen und konnte gerade noch verhindern, dass die Tasse dem Papier folgte. Einige Tropfen Kaffee landeten auf dem Eichenholzparkett. "Was? Sag das nochmal. Du bist im Spital? Wieso denn das?"

"Ich wurde gestern auf dem Heimweg überfallen und niedergeschlagen. Kannst du bitte kommen? Aus meiner Familie hat niemand Zeit", flehte die Freundin.

Das war wieder mal typisch. Die Kellers hatten nie füreinander Zeit; immer nur dann, wenn sie sich gegenseitig etwas vorwerfen konnten. Das Wort 'helfen' existierte in Nicoles Familie nicht. Traurig sagte sie ihrer Freundin zu. Sie müsse sich nur noch kurz im Büro abmelden, dann mache sie sich auf den Weg.

Dagmar eilte durch das enge Treppenhaus und auf die Gasse hinaus. Heute war Markt, weshalb die Gasse stark frequentiert war. Dagmar grüßte hier und dort die bekannten Gesichter, winkte den Gemüsehändlern zu und rannte zum Parkplatz, wo sie ihren Wagen abgestellt hatte. Bereits nach wenigen Metern Fahrt leuchtete die Tankanzeige und die Anwältin verfluchte sich innerlich, nicht schon letzte Woche getankt zu haben. Notgedrungen legte sie bei der Tankstelle einen Zwischenhalt ein. Am Kiosk kaufte sie noch etwas Schokolade für Nicole; danach düste sie auf die Autobahn in Richtung Baden.

Der Neubau beim Spital Baden war ein Blickfang. Gelungene Zweckarchitektur, die für die Patienten einen gewaltigen Mehrwert brachte. Für die Patienten. An die Mitarbeitenden und an die Besucher hatte man beim Neubau nicht gedacht. Die Parkplatzsituation war schlechter denn je. Minutenlang kreiste Dagmar mit ihrem Fiat 500 Abarth durch das enge Parkhaus und schnappte sich schließlich vorwitzig einen leeren Platz, weil der andere Fahrer mit seinem SUV eine Sekunde zu lange zögerte. Er hupte und fluchte.

Sie stieg aus, zog ihren Rock zurecht, schüttelte ihr gelocktes Haar und lächelte den Mann an. Er beruhigte sich, lächelte zurück und suchte sich eine andere Parklücke. "Na bitte, geht doch!", sagte sie im Weggehen.

Am Empfang stieß sie erneut auf Widerstand.

"Sie können nicht zu Frau Keller. Sie sind keine Verwandte. Auf der Notfallstation dürfen nur Angehörige zu Besuch." Die Angestellte, deren Namensschild kaum lesbar war, da es unter der gewaltigen Oberweite angebracht war, blickte Dagmar streng an.

"Das können Sie halten, wie Sie wollen. Aber ich bin Frau Kellers Anwältin. Die Patientin ist Opfer eines Gewaltverbrechens und ich verlange augenblicklich zu ihr gelassen zu werden." Sie schob der Angestellten eine Karte hin.

"Aber sicher, Frau Hegglin, bitte. Es wird Sie gleich jemand abholen; nehmen Sie bitte dort drüben Platz."

"Danke. Ich stehe lieber hier und halte den Betrieb auf - dann geht es schneller."

Kurz darauf erschien eine Pflegerin und führte Dagmar zur Intensivstation. "Ihrer Mandantin geht es nicht gut. Sie wurde immer wieder ohnmächtig und wir mussten sie stabilisieren; das bedeutet, sie ist momentan im künstlichen Koma. Wir müssen sie operieren. Sobald ein Operationssaal frei wird, werde ich sie hochfahren können. Es tut mir leid, Frau Hegglin, aber Sie können nicht mit ihr reden."

Sie standen inzwischen neben dem Bett. Dagmar hatte Tränen in den Augen, als sie ihre Freundin nur einen Tag nach deren Geburtstag in diesem Zustand sehen musste.

"Wie schlimm sind ihre Verletzungen?"

"Das können wir noch nicht mit Sicherheit sagen. Wenn die Leber oder die Milz verletzt sind, dann könnte es lebensgefährlich sein."

"Wo und wie hat man sie gefunden?

"Darüber müssten Sie mit der Polizei sprechen. Passanten haben sie etwas außerhalb von Brugg, am Flussufer gefunden. Sie ist schwer verprügelt worden. Die Verletzungen deuten auf einen stumpfen Gegenstand hin, wahrscheinlich ein Knebel oder eine Eisenstange. Es tut mir leid, aber Sie müssen nun wieder gehen."

Dagmar fasste Nicoles Hand. "Ich werde herausfinden, wer dir das angetan hat. Ruhe dich aus, meine Liebe. Ich komme wieder." Sie flüsterte bloß, die Pflegerin stand respektvoll daneben.

"Bitte benachrichtigen Sie mich, wenn sich ihr zustand ändert. Ich bin nicht nur ihre Anwältin, ich bin auch ihre beste Freundin - ihre einzige Familie." Sie reichte der Pflegerin eine Karte.

"Das werde ich tun, Frau Hegglin, versprochen. Wir werden alles dafür tun, dass es ihrer Freundin bald wieder besser geht."

Mit einem Gemisch aus Wut, Ohnmacht und Ehrgeiz verliess Dagmar das Spitalgebäude. Den Bussenzettel am Scheibenwischer zerknüllte sie und warf ihn in hohem Bogen über die anderen Fahrzeuge. Dann dröhnte der kraftvolle Motor des temperamentvollen Italieners und Dagmar donnerte mit quietschenden Reifen aus dem Parkhaus.

***

Wieder einmal ein Prolog - oder einfach nur der erste Teil des ersten Kapitels eines neuen Projektes. Dagmar Hegglin ist Anwältin in Lenzburg. Sie ist eigentlich auf Immobilienrecht spezialisiert, beschäftigt sich aber auch gerne mit mysteriösen Dingen und spannenden Kriminalfällen. Dass sie dadurch der Polizei, allen voran dem engagierten Ermittler Kang Oesch, immer wieder in die Quere kommt, gefällt ihr mehr als ihm. In diesem ersten Fall werden vor allem die Protagonisten vorgestellt. Zudem geht es um eine längst vergessen geglaubte Urkunde und um jede Menge Beziehungsknatsch.

Die Reihe bringt spezielle Ort in und um Lenzburg in den Fokus. Sie wird eine Mischung aus Krimi und Romantik werden. Mal sehen, wie ich mit diesem Genre klarkomme.

Für Meinungen dazu bin ich euch sehr dankbar. Ich wünsche euch einen tollen Vorweihnachtsabend. So langsam sollten wir die Kerzen anzünden.

Foto ©Bruno Heter, Januar 21, Schloss Lenzburg

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