13 - Laurie & Loupine
Spoilerwarnung: Wer 'Blutschule' nicht gelesen hat und es noch lesen möchte, sollte diese Einleitung nicht lesen. Den Prolog kann man ohne Spoiler lesen. Viel Vergnügen.
Heute geht es zurück nach Bozeman, an die Bozeman High, an die Blutschule in Montana. Loupine hat ihre Stelle nach einem längeren Urlaub wieder antreten dürfen; sie musste jedoch unterschreiben, keine Schüler mehr 'zur Rechenschaft zu ziehen'.
Laurie ist nach wie vor an der Schule und lernt, mit ihrem neuen Leben klarzukommen. Sie ist weiterhin mit Chu befreundet und inzwischen mit Kevin zusammen.
Es gibt noch keinen Titel zur Geschichte; der Arbeitstitel ist "Junges Blut".
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Prolog
Es hat geschneit in Bozeman, Montana. Die Landschaft ist friedlich, das Leben hat sich verlangsamt. Die Temperatur steigt kaum je über den Gefrierpunkt und die Straßen bleiben weiß. Menschen, eingehüllt wie die Inuit im Norden Kanadas, schippen den Schnee, welcher von der Schneeräummaschine auf den Gehsteig geschüttet wurde, von dort weg und bilden mächtige Haufen, welche die Kinder anschließend jauchzend als Rutsche benutzen. Jeder freudige Kinderschrei stößt ein kleines Wölkchen der Freude in die trocken kalte Luft.
In vielen Vorgärten sind bereits die unzähligen kleinen Lämpchen der Lichterketten eingeschaltet. Die meisten von ihnen glitzern in einem warmen Weiß, was der Stadt in eine Art Zauberwald verwandelt. Im Zentrum hat man einen Platz hergerichtet, wo der Weihnachtsbaum der Gemeinde steht, welcher mit einem kleinen Fest eingeschaltet werden soll; noch steht er dunkel da, wenn die Menschen ihre Abende an den Ständen mit Süßigkeiten oder allerlei anderen Leckereien verbringen, um miteinander zu plaudern und gemeinsam die ruhige Stimmung zu genießen.
In den Wäldern der umliegenden Hügel streift ein übergroßer Wolf unruhig zwischen den Fichten durch den Schnee. Ihm ist seltsam kalt, als hätte er sich während der letzten vierhundert Jahre noch nicht an sein Leben unter freiem Sternenhimmel gewohnt. Am Waldrand in der Nähe eines Parkplatzes stockt das Tier in seinen Bewegungen. Der Wolf krümmt seinen Rücken, stemmt ihn hoch und entrollt sich zu einem zweibeinigen Wesen, das seltsamerweise Kleidung trägt. Als Mensch tritt er unter den Bäumen hervor, auf den Parkplatz hinaus. Er ist müde, hat seit Tagen kaum richtig Nahrung zu sich genommen; und doch sind seine Augen freudig wach, als er vom Rand des Parkplatzes auf das friedliche Städtchen hinunterblickt.
Der Mann lächelt. Er hofft, am Ziel zu sein und setzt sich zufrieden auf einen grossen Stein, der die Fahrzeuge offensichtlich davor abhalten soll, über den Platz hinaus in den Abgrund zu rollen. Er wird sich einen Wagen beschaffen müssen, wenn er seine Mission fortsetzen will, denkt er sich immer noch die Aussicht genießend. In seinen Gedanken taucht eine sehr ähnliche Szene auf, weit weg von hier, im Hochgebirge der Mongolei.
Der Film beginnt, als der Mann sich erinnert. Er sitzt auf einem sehr ähnlichen Stein, am Rande einer schmalen Straße und blickt auf den Fluss hinab, der sich tief in der Schlucht durch die Felsen schlängelt. Neben ihm sitzt seine Frau, ihr Baby stillend. Er erinnert sich nicht mehr daran, worüber sie gesprochen hatten oder welche Pläne sie sich zurecht schmiedeten. Er erinnert sich an ihr herzerwärmendes Lachen und an die fröhlich glucksenden Laute des Babys. Er erinnert sich an den fürchterlichen Schmerz, als der streunende Wolf sie angegriffen hat, und in einem Moment, als die Zeit stillzustehen schien und Bewegungen in Zeitlupe abliefen, seine Zukunft ausgelöscht wurde. Er erinnert sich an seinen Kampf ums Überleben und auch daran, wie er später Rache geschworen hat. Vor vierhundert Jahren; und noch immer kollern Tränen in den Schnee als die Szene wie ein Film in seinem Kopf abläuft. Seine Liebe ist unendlich - sein Hass ebenso.
Hinter ihm wird es auf einmal hell, ein Auto fährt langsam auf den Platz und hält in respektvollem Abstand. Ein junger Mann steigt aus und erleichtert sich neben dem Fahrzeug, dessen Motor weiterläuft, rockige Weihnachtsmusik dringt aus den Lautsprechern nach draußen. Eine Frau, offenbar seine Freundin, wartet lachend im Wagen und schaut ihm bei der Notdurft zu, mit ihrem Handy knipst sie ein Foto, was er protestierend kommentiert.
Die Augen des Wanderers werden gelblich, als er die Szene beobachtet. Er lächelt, kann sein Glück beinah nicht fassen. Langsam erhebt er sich und geht in Richtung des Waldes davon. Seine Mission scheint gerettet; die lange Wanderung und Suche wird ein Ende finden und er vielleicht endlich seine Ruhe, die er vor so langer Zeit verloren hat.
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An dieser Stelle ziehe ich den dicken, roten Vorhang mit dem weißen Saum respektvoll zu. Es wird hier keinen Spoiler geben. Ich werde nicht erklären, was weiter geschieht und ich werde auch nicht berichten, wer der Werwolf ist.
Jene unter euch, welche "Blutschule" gelesen haben, wissen, dass nichts, was geschieht, vorhersehbar ist. Das Buch zu diesem Prolog entsteht momentan in meinem Kopf und kommt dann irgendwann zu euch. Wenn es eine Form angenommen hat, die meinen Anforderungen entspricht und den Hauptfiguren gerecht wird.
In vierhundert Jahren, vielleicht.
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