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03 - Christine

Im heutigen Türchen mache ich etwas, was interessanterweise noch niemand von euch gemacht hat - und das, obwohl wir alle Schreibende sind. So viele von uns waren bei Christine - vermittlerin - im Interview. Wir haben die Texte gelesen - und damit immer nur ihre Sicht von den Orten und Ausflügen, von den Treffen erfahren. Heute drehe ich den Spieß um. Heute gibt es das Interview mit mir aus meiner Sicht. Viel Spaß.

***

Übernachten im Fährhof von Dunkerque ist friedlich. Seit sie den Eurotunnel eröffnet haben, gibt es hier deutlich weniger Lastwagen, die auf eine Fähre warten. Mein Sattelzug steht brav in der Reihe; wenn ich darauf zugehe, stelle ich fest, wie viele Maschinen vom gleichen Hersteller aus Schweden hier stehen, meiner mit eingeschlossen. Volvo - 'Ich rolle' - Der Name ist Programm. Ich erinnere mich, etwas wehmütig, muss ich gestehen, an die Zeit, als hier mehr Betrieb herrschte, als noch niemand von einem Tunnel unter dem Ärmelkanal sprach.

Damals waren die Fernfahrer die einzigen Menschen hier im Hafen, abgesehen von den Arbeitern auf den Schiffen und der Hafencrew. Diesel, Öl, Fett, vergammelte Fische und Salzwasser, vermischt mit etwas Schweiss und fettigem Essen in der Kantine, wo wir laut schwatzend und lachend, viel trinkend, ein Mahl zu uns nahmen - das waren die Gerüche, welche sich fest in mein Gedächtnis gebrannt haben, verbunden mit den Bildern, die aus heutiger Perspektive deutlich romantischer erscheinen mögen, als sie es in Wirklichkeit, nüchtern, im Sinne von neutral, betrachtet, wohl waren.

Heute riecht es noch immer nach Diesel, Öl, Fett und Salzwasser - das Leben jedoch ist verschwunden, hat dem Zeitdruck und den Dokumenten, den Bewilligungen, Platz gemacht. Die Fahrer sprechen kaum miteinander, wozu auch, sie würden sich nicht verstehen. Kaum einer kann Englisch und von Französisch wollen wir gar nicht erst beginnen. Ich wiederum spreche kein Rumänisch, kein Russisch und kein Türkisch - traurig vermisse ich die lustigen Abende mit den fremden Freunden von damals. Ich sitze in meiner 'Villa Volvo', klappe meinen Laptop auf und schreibe diese Zeilen hier. Der Sonnenuntergang über dem Kanal war wunderschön; nicht romantisch, denn die Wolken verdunkeln den Himmel - es wird in der Nacht regnen -  und die Sonne hat bloß kurz vor dem Horizont noch rasch 'Gute Nacht' gerufen. Sie wird morgen vor mir wieder auftauchen und mich in den Tag begleiten.

Das war gestern Abend. Jetzt ist es drei Uhr in der Früh, so langsam sollte ich in die Gänge kommen; ein langer Tag erwartet mich. Während ich mich wasche, denke ich über gestern Abend nach - die Gedanken sind bereits deutlich wacher als die Augen, die mir noch getrübte, schlafverschwommene Bilder in den Kopf senden.

Ich schreibe. Ein schreibender Fernfahrer, der seine Abenteuer festhält und die unbezahlbaren Momente sanft in Worte packt, damit sie für kommende Generationen nicht verloren gehen. Es gibt Menschen, die posten ihr Nachtessen im Internet, halten das für bewahrenswerte Momente. Für mich sind es die Stimmungen, die Landschaften im ewig ändernden Licht, die Begegnungen mit Menschen, die ich ihrer Sprache wegen nicht verstehen kann oder die bunten Bilder fremder Kulturen, welche ich auf meinen Fahrten erleben, erfahren darf.

Eigentlich hätte ich gestern Abend, gleich nach Ankunft der Fähre, weiterfahren können, die gesammelte Ruhezeit auf dem Schiff hätte es mir erlaubt. Doch vor einigen Tagen hat sich eine Frau gemeldet; sie wolle mit mir ein Interview machen, hat sie gesagt. Mit mir. Ich bin einer von mehr als acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten - und sie will mit mir reden. Das kann spannend werden.

Zwei Lebenswege werden sich kreuzen; der Moment wird in beiden Leben festgehalten werden, obwohl unterschiedlich wahrgenommen. Wer ist sie? Woher kommt sie? Ich bin neugierig, das muss ich zugeben, und meine Neugier hat mich sehr früh erwachen lassen. Noch ist es dunkel; ich kann die Scheinwerfer eines Fahrzeuges sehen, es ist ein Taxi, welches um diese Zeit nur meine Mitfahrerin anliefern kann, weil alle anderen noch tief schlafen.

Eine kleine, eher zierliche Frau steigt aus dem Taxi, ihre Jacke hoch über den Hals gezogen; sie diskutiert noch kurz mit dem Fahrer, winkt ihm dann zum Abschied. Das Taxi fährt weg. Die Frau trägt eine Tasche bei sich, sie dreht sich zu den parkenden Wagen um, erkennt mich hinter der Scheibe jedoch nicht. Sie geht zum Pier und blickt aufs Meer hinaus. Schmunzelnd verlasse ich meine Kabine und schlendere zu ihr hin.

Als ich nur noch wenige Meter von ihr entfernt bin, begrüße ich sie. "Hejhej! Du musst meine Mitfahrerin sein." Sie betrachtet noch immer den Horizont, dreht sich jetzt zu mir um. Sie hat dunkle, gelockte Haare und sehr freundliche Augen; sie lächelt. Ich strecke ihr meine Hand entgegen, die sie warm und unerwartet stark drückt. Sie ist keineswegs zierlich, korrigiere ich meine erste Betrachtung; sie ist eher sportlich und kräftig. "Freut mich, ich bin Bruno. Du bist früh dran - ich habe das Taxi wegfahren sehen." Mein erster Eindruck von ihr ist sehr sympathisch.

"Hi. Ja, ich bin Chris, freut mich", erwidert sie mit einer eher tiefen, warmen Stimme. "Das mit dem Volvo war ein Scherz, oder? Hier stehen sicher zwanzig davon." Sie spielt die Empörte und bricht damit sämtliches Eis, das zwischen uns hätte existieren können.

Wir kennen uns nicht, haben uns vor Sekunden zum ersten Mal gesehen, und schon lachen wir miteinander. Falls ich mich zuerst leicht darüber geärgert habe, in Dunkerque übernachten zu müssen, so ist es nun die Vorfreude auf zwei spannende Tage, welche mich erfüllt. "Ich konnte ja nicht wissen, dass die auch alle hier pennen", kontere ich. "Komm mit mir, wir stehen da hinten." Ich greife nach ihrer Tasche und trotte voran, sie folgt mir grinsend.

Nachdem ich die Kabine geöffnet habe, helfe ich ihr ins Fahrzeug, erkläre ihr die Einstellung des Sitzes und meine Einrichtung in der 'Stube', welches Bett sie benutzen kann und wo die Kaffeemaschine steht. Darüber freut sie sich sehr und bereitet sich einen Kaffee zu. Als ich sie frage, ob sie für diesen Trip bereit sei, singt sie 'Hit the road, Jack' - was dann wohl so viel wie 'ja' bedeutet. Ich mag sie und auch ihren Humor - ich denke, wir werden uns gut verstehen. Langsam fahren wir aus dem Hafengelände und in Richtung Autobahn davon.

Sie schaut nach links, nach rechts, beobachtet mich, blickt in den Rückspiegel und wir beginnen etwas Smalltalk über das Fahren, meine Gründe, warum ich so früh unterwegs bin und was ich an der Arbeit mag. Draußen kann man noch keine Details erkennen, wir durchqueren die Vororte von Dünkirchen, bewegen uns auf die Ardennenautobahn zu, welcher wir über Belgien und Luxemburg bis ins Elsass folgen werden.

Die Unterhaltung mit ihr ist angenehm; fast habe ich das Gefühl, neben mir könnte meine Schwester sitzen; dann allerdings müsste sie eine Zwillingsschwester sein, denn wir sind im gleichen Alter. Zwischen uns spüre ich eine seltsame Harmonie; wir haben uns eben erst kennengelernt und es fühlt sich so normal an, als würden wir uns Jahre kennen; wir verstehen uns ohne Worte - ich bin sie, sie ist ich. Für mich fühlt es sich an, als habe ich eine Seelenverwandte gefunden, als wäre sie der weibliche Teil in mir, und doch sitzt sie neben mir. Ich genieße das, für mich kann das noch länger so weitergehen.

Als sie mit ihren Fragen beginnt, reden wir vor allem über das Schreiben, denn das Interview soll später in ihrem Buch, in welchem sie Wattpad-Autor*innen vorstellt, veröffentlicht werden. Wir sprechen über dies und das, lachen viel und ich bin sehr gespannt, welchen Text sie aus unserem Gespräch zaubern wird.

Irgendwann taucht am Horizont vor uns die Sonne, karminrot und riesig, mit einem violetten und orangen Lichtspiel, über den sanften Hügeln hervor. Ich kenne und liebe diese Stimmung, Christine ist einen Moment hin und weg. Im Radio spielen sie den Klassiker von Suzanne Vega; 'Luka' - irgendwie passend, denn genau diesen Song habe ich vor sehr vielen Jahren an genau diesem Ort, bei meiner ersten Fahrt, schon einmal gehört; fehlt nur noch 'Telegraph Road' der Dire Straits oder vielleicht 'Moonlight Shadow' von Mike Oldfield. Wir schweigen und genießen.

Die Ardennenautobahn zieht sich wie ein ausgerolltes Geschenkband über die Hügellandschaft. Nachts ist sie, als eine der wenigen Autobahnen Europas, durchgehend mit Lampen gut ausgeleuchtet, was dann jeweils wie eine orangefarbene Lichterkette aussieht. Jetzt, wo die Sonne scheint, können wir auf jedem Hügel meilenweit sehen, während die Täler uns mäandrierende Flüsse und Weiden, dann und wann kleinere Ortschaften zeigen. Eine abwechslungsreiche Kulisse zu den interessanten Fragen unseres spannenden Gesprächs.

Voller Vertrauen kann ich mit ihr über meine Beweggründe, meine guten aber auch meine schlechten Erfahrungen mit dem Schreiben oder mit Wattpad reden. Ihr könnte ich alles anvertrauen, das spüre ich. Hier entwickelt sich eine Verbundenheit, die so schnell nicht wieder verschwinden wird - wie eine Freundschaft fürs Leben. Zwischen ihren Fragen schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Ich glaube, ich verstehe nun, weshalb sie aus den acht Milliarden Menschen auf der Erde ausgerechnet mich ausgesucht hat - wir sind die beiden Puzzleteile, die das Bild komplett machen.

Nach viereinhalb Stunden wird es Zeit, eine Pause einzulegen. Ich habe einen schönen Platz für die Rast ausgesucht, auf einem Hügel liegend. Hinter dem Restaurantgebäude kann man an Holztischen sitzen und über die Landschaft blicken; man kann einen Fluss und in der Ferne gar einen See erkennen. Wir setzen und an einen Tisch, genießen die wärmende Sonne und strecken unsere Beine aus; etwas später wollen wir noch dem kleinen Pfad folgen und uns etwas bewegen. Die Zeit mit ihr vergeht viel zu schnell; aber ich freue mich auf die kommenden Stunden und später, wenn ich wieder allein unterwegs sein werde, auf jedes einzelne Interview, das in ihrem Buch noch Platz finden wird.

Denn darin kann ich so viele Menschen kennenlernen, die mit mir das gleiche Hobby teilen - das Schreiben. Diese Bekanntschaften sind unbezahlbar, der Austausch mit ihnen sowieso. Das Schreiben ist so schön - genießen wir es!

***

Ich widme diesen Text FleurDeCelSevenTimes-lenasworldofstoriesRiversLoveOceansSia_LeyAllanRexword und _Jay_M_. Dies, weil ihr mich teilweise seit meinen ersten Schritten hier auf Wattpad begleitet und ich jeden Kontakt mit euch genieße und schätze. Weil ich euch einfach mag - danke für alles! 

Aber ich widme den Text auch allen anderen, die mich unterstützen und welche ich kennenlernen durfte. Wattpad ist ein toller Ort - lasst ihn uns pflegen und hegen. - Danke, dass ihr gestern das Interview mit mir gelesen habt.

Euer Bruno

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