Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man sie mit der richtigen Person verbringt. Was noch verrückter ist, wie schnell einem eine Person wichtig werden kann. Von Freunden zu besten Freunden, von besten Freunden zu Liebhaber, bis mir ein Ring angesteckt wurde.
Ein wunderschöner Ring, mit einem glitzernden Steinchen - genauso, wie ich es mir als kleines Kind erträumt habe.
Chandler ist der erste Mann an meiner Seite, der das kleine Kind in mir akzeptiert. Vielleicht, weil er ebenso ist. Vor allem mit seinem besten Freund und Mitbewohner Joey, aber die ganze, neugierige Clique rund um Chandler muss man lieben.
Zu keinem Zeitpunkt war geplant, dass sie mich so schnell kennenlernen, aber mehrere Umstände haben dazu geführt und in Wahrheit bin ich froh, dass es so gekommen ist, wie es ist.
»Sie haben den Köder geschluckt.«
Ich höre Chandler kaum zu, stattdessen sitze ich auf dem Boden und schaue auf das kleine Küken, das fröhlich vor mir her läuft.
Zunächst war ich erstaunt, dass Chandler und sein Mitbewohner gerade ein Küken und eine Ente als Haustier haben, bis mir eingefallen ist, dass es sich um die beiden handelt. Und wenn Joey nur halb so verrückt ist wie Chandler, dann könnte man das sogar fast als normal betiteln.
»Weißt du, andere Leute haben Katzen oder Hunde als Haustiere«, schmunzle ich, hebe meinen Kopf und blicke zu Chandler, der mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt steht und mich mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht ansieht.
»Andere Leute haben auch keinen Tischkicker in der Wohnung stehen - ein mögliches, aber wirklich langweiliges Leben«, kontert er und bringt mich damit zum Lachen.
»Wo du Recht hast.«
Ein letzter Blick auf das Küken, das gerade hinter dem dunklen Sessel verschwindet und ich stehe selber auf. Sorge breitet sich in meinem Gesicht aus und sofort ist er bei mir, sieht mich ebenfalls mit Sorge an, während er mein Gesicht zwischen seine Hände nimmt: »Sprich mit mir.«
Ich weiß, dass er seine Unsicherheit hinter seiner Fassade aus Witzen und Scherzen versteckt. Ich weiß, dass er im Inneren einfach nur die Liebe will, die er als Kind niemals bekommen hat - nicht so, wie er es verdient hat. Und vielleicht ergänzen wir uns deshalb so gut.
»Sie werden es irgendwann herausfinden«, sage ich das, was mir gerade durch den Kopf geht. Es ist nicht, dass ich es nicht will, dass sie von uns erfahren und laut seinem Erzählungen sind sie alle auch wundervolle Menschen, mit Ecken und Kanten wie Du und Ich, aber sie sind eben auch speziell und noch will ich noch nicht aus der rosaroten Bubble mit Chandler geholt werden.
»Ich bin sehr überzeugend«, erwidert Chandler und seine Mundwinkel zucken verräterisch, während seine Augen etwas anderes sagen. »Ich will einfach noch ein wenig Zeit mit dir genießen. Allein. Ich weiß, dass du sie kennenlernen wirst, aber ich will noch nicht, dass sich zwischen uns etwas ändert.«
Ein komisches pfeifendes Geräusch tönt leise durch die Wohnung. Es ist ziemlich unauffällig, doch als dann ein etwas lauteres ›Psst‹ nachhallt, wird mir klar, was es für ein Geräusch war.
»Ich glaube, das wird nichts mehr«, erwidere ich mit einem leichten Grinsen, während mein Herz einen Satz nach vorne stolpert. Wir beide lösen uns voneinander und die Freunde kommen aus ihren Verstecken heraus.
Der Moment, in dem ich seine Freunde kennenlerne, ist dann wohl jetzt gekommen. Irgendwie war es aber zu erwarten, dass sie die ewigen Ausreden Chandlers nicht glauben werden und irgendwann nachhaken werden.
»Wie?«, seufzt Chandler, stemmt sich die Hände in die Hüfte und blickt seine Freunde an. Wie Hühner auf einer Stange stehen sie nebeneinander und sehen teilweise schuldbewusst aus.
»Du duscht morgens und abends«, sagt Joey, sein Mitbewohner. »Du bist noch komischer als sonst«, spricht Ross parallel. »Und du hast uns Karten für irgendeine Oper geschenkt«, bedenkt Monica.
Ich blicke zu Chandler, der im selben Moment zu mir blickt. Einen Moment sehen wir uns einfach nur an, dann tastet er nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.
»Da man scheinbar nichts Gutes für seine Freunde tun kann, ohne auf Misstrauen zu stoßen, das ist Y/N, meine Freundin.«
Mein Herz geht auf, als er mich als seine Freundin vor seinen Freunden - seiner zweiten Familie - vorstellt und in diesem Moment weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war.
»Woran denkst du?«, will Chandler wissen und stupst mich leicht an. Verträumt habe ich durch die Gegend gestarrt.
»Wie glücklich ich bin«, erwidere ich leise und lehne mich weiter nach hinten. Ich sitze an Chandler gelehnt und in keinem Moment habe ich mich wohler gefühlt als in seinen Armen.
Ich habe nicht nur Chandler, sondern gleich fünf neue Freunde dazugewonnen. Freunde, die zur Familie geworden sind.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro