⋆·˚ ༘ * 03. Minho
Für @_melli_03_
minho; the maze runner
。・:*:・゚★,。・:*:・゚☆
»Gott, Thomas!«
Es fühlt sich an, als hätte jemand ein rostiges, altes Messer genommen und es direkt in mein Herz gestoßen und würde es nun quälend langsam drehen. Immer und immer wieder. Genau wie das ätzende Geräusch des Bettes, das bei jedem Stoß gegen die Wand donnert und mich davon abhält schlafen zu können.
Danke für nichts.
Und daran ist nur eine einzige Person Schuld: Teresa.
Alles hat gut angefangen, auch wenn das hochlassen von Thomas einige Fragen aufgeworfen hat. Doch schnell ist wieder Normalität eingekehrt, sofern man das sagen konnte. Der Neuling hat sich schon von Anfang an Feinde gemacht, aber auch durch seinen Mut gezeigt, was er kann.
Abends saß ich oft mit ihm da, habe mit ihm geredet, während in meinem Bauch hunderte von Schmetterlingen umher geflogen sind. Alles war gut, auch Thomas hat meinen Geschichten über die Lichtung gelauscht, bis dieses braunhaarige Biest gekommen ist.
Versteht mich nicht falsch, ich hasse sie nicht, ich kann sie einfach nur nicht ausstehen. Denn seitdem sie gekommen ist, hängt sie Thomas am Rockzipfel und irgendein Gefühl sagt mir, dass die beiden eine Vergangenheit miteinander haben, die sie auf eine Ebene verbindet, die Thomas und ich nie erreichen werden.
Das ist hier das größte Problem. Wir werden auf einer Art Fahrstuhl hochgefahren, erblicken als erstes die Sonne, dann die Lichtung und die verschiedenen Jugendlichen, aber keine Erinnerung. Anfangs wissen wir nicht einmal unseren Namen, bis der uns einfällt oder man einen zugeordnet kriegt - was man in den meisten Fällen nicht will. Es kann sein, dass man sich entfernt an einen Geruch oder an etwas anderes, Nichtiges erinnern kann, doch die größte Frage bleibt.
Wo ist hier?
Was machen wir hier?
Und warum finden wir einfach keinen Ausweg?
»Thomas!«, wieder reißt mich Teresas Stöhnen aus meinen Gedanken und Ekel überkommt meinen Körper.
Vielleicht ist es nicht richtig, jetzt so zu reagieren, denn Thomas und ich kennen uns erst seit ein paar Tagen... Und Thomas vögelt gerade Teresa, aber ich habe mir eingebildet, in seinem Blick etwas zu lesen, was dort nicht ist.
Dennoch schmerzt es, die beiden zuhören zu müssen.
Irgendwann ertrage ich es nicht mehr. Keine Ahnung, ob das nach Sekunden oder Minuten ist. Beinahe schon automatisch tragen mich meine Beine hinaus auf die Lichtung, die nur durch den Mond beleuchtet wird. Ich lebe schon so lange auf dieser Lichtung, dass ich mich hier blind zurechtfinden würde.
Tief atme ich die frische Luft ein und schließe für einen Moment die Augen, um die Stille zu genießen, die auf der Lichtung herrscht.
Jetzt, wo ich hier alleine auf der Lichtung stehe, fühle ich mich einsam. Obwohl ich das nicht bin, doch manchmal bekomme ich so ein komisches Gefühl, das mich schwach an Heimweh erinnert.
Doch kann man Heimweh haben, wenn man kein Heim mehr hat? Wenn man sich nicht erinnern kann, was die Vergangenheit war?
Ich weiß es nicht. Ich weiß im Prinzip nichts, denn das meiste haben wir uns hier aufgebaut, jede einzelne Erinnerung haben wir geteilt, sodass sie unsere Erinnerung wurde.
Ich kann hier nicht mehr stehen, also tragen mich meine Beine über die Lichtung in den kleinen Wald, der angrenzt.
Hatte ich früher Angst alleine in den Wald zu laufen?
Ich weiß es nicht.
Der Wald ist dunkel, der Mond schafft es nicht, durch die dichten Äste zu kommen, weswegen ich mich blind durchschlage. Ab und zu streifen mich tiefer gehende Äste, doch daran störe ich mich nicht. Ich habe ein Ziel vor meinen Augen und erst als ich den niedlichen, kleinen See inmitten des Waldes erreicht habe, bleibe ich stehen und lasse mich am Ufer nieder.
Hier schafft es auch der Mond durchzukommen und die volle, runde Kugel spiegelt sich im Wasser wider.
Die Stimmen der beiden verdränge ich. Ich verdränge die letzten Tage, die spannender waren als die letzten Jahre zusammengefasst und lasse meine Seele einfach baumeln.
Ich denke an so viel und wiederum an gar nichts. Ich schrecke erst aus den Gedanken, als ich hinter mir etwas knacken höre. Tränen sind mir unbemerkt die Wangen herunter geflossen und noch während ich mich hektisch und mit schnell pochenden Herzen umdrehe, wische ich sie mir weg.
»Hallo?«, rufe ich in die Dunkelheit.
»Erwartest du jetzt ein Hallo zurück?«, ertönt aus dem Busch eine Stimme, die ich nur allzu gut kenne.
»Minho«, erwidere ich erleichtert und keine zwei Sekunden schiebt der Koreaner sich in mein Blickfeld. Seine sonst so geordneten schwarzen Haare liegen wirr auf seinem Kopf und ich muss mich zusammenreißen, um sie nicht zu ordnen.
Er legt seinen Kopf schief und kurz wandern seine dunklen Augen über mein Gesicht. Ich versuche zu lächeln, doch Minho konnte ich noch nie etwas vormachen.
»Komm her, Kleine.«
Er breitet seine Arme aus und sofort schmeiße ich mich an seiner muskulösen Brust.
Ich liebe es, wenn er mich ›Kleine‹ nennt. Das tut keiner und er schon seit der ersten Sekunde, was daran liegt, dass ich im Gegensatz zu ihm wirklich klein bin.
»Er ist deine Tränen nicht wert«, nuschelt er in meine Haare.
Wir haben nie darüber geredet, aber Minho ist nicht auf den Kopf gefallen und kann eins und eins zusammenzählen.
»Hast du sie auch gehört?«, schniefe ich. Wir lösen uns voneinander und setzen uns dicht beieinander an das Ufer und starren auf die stille Wasseroberfläche.
»Du solltest ihn vergessen«, antwortet Minho nur.
Er legt seinen Arm um mich, sodass ich meinen Kopf auf seiner starken Schulter ablegen kann. Meine Augen brennen noch, aber neue Tränen verlassen nicht meinen Tränensack.
»Ich weiß, aber irgendwie bin ich nur verwirrt...«, murmle ich leise.
Meine gesamten Gefühle sind einfach durcheinandergewürfelt worden, als Thomas die Lichtung betreten hat. Ich habe zu ihm eine komische Verbundenheit gespürt, die ich mir nicht erklären kann. Doch dass er mich dann links liegen lässt, als Teresa die Lichtung erreicht hat... verletzt mich einfach.
»Verwirrt?«, hakt Minho nach.
Minho ist der Hüter der Läufer, ein asiatischer Junge, der sehr clever, aber vor allem auch sarkastisch und frech ist. Immer wenn es mir schlecht geht, weiß er, wie er mich aufmuntern kann, auch wenn er sich dabei total zum Affen macht.
»Ja... Ich weiß auch nicht, ich dachte das zwischen uns was wäre, was besonders oder so... Ach, keine Ahnung, es ist bescheuert...«
Minho schweigt ein paar Sekunden, bevor er sich wieder mir zuwendet. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und versinke in seinen dunklen, beinahe schwarzen Augen.
»Es ist keinesfalls bescheuert...«, selten habe ich ihn so ernst wie in diesem Moment erlebt. »Ich weiß, was du meinst... Man denkt diese eine Person, fühlt vielleicht dasselbe, doch dann muss man mit ansehen, wie sie diese Gefühle einem anderen entgegenbringt.«
Erstaunt sehe ich ihn an. Genau das sind meine Gedanken. Es scheint mir fast, als könnte er meine Gedanken lesen, oder...
»Du warst auch schon in dieser Situation«, stelle ich nüchtern fest. Minhos Lippen verziehen sich zu einem gequälten Lächeln, das ihn nicht minder hässlich macht.
»Mhm«, murmelt er, dann bricht er den Augenkontakt ab und starrt auf das Wasser, während ich meinen Blick nicht von ihm lösen kann. Ich betrachte seine Gesichtszüge, die mittlerweile markanter, männlicher sind. Seine vollen Lippen, die mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie so verführerisch rübergekommen sind. Schnell schüttle ich diesen Gedanken ab, das ist jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.
»Was hat dir geholfen?«, will ich leise wissen, als ich mich traue, die drückende Stille zu unterbrechen.
Lang und tief seufzt Minho, bevor er mich wieder anblickt.
»Versuchen der beste Freund zu sein und einfach ausnahmslos für sie da zu sein«, antwortet er ehrlich.
»Aber muss das nicht schmerzhaft sein? Wenn du deine Gefühle immer hinten anstellst?«, frage ich kopflos, ohne darüber nachzudenken, was er mir gerade wirklich versucht zu sagen.
Er zuckt mit seinen Schultern. »Wahrscheinlich.«
Ich kaue auf meiner Unterlippe herum, als mir plötzlich dieser Gedanke kommt.
Wie dumm kann man sein?
»Minho?«, frage ich leicht panisch mit hoher Stimme.
Er schließt kurz seine Augen, bevor er sie langsam öffnet und mich mit so einer Ernsthaftigkeit ansieht, dass mir schwindlig wird.
»Ist es das, was du mir sagen willst...?«
Es macht Sinn und es ist wirklich lächerlich, dass ich nicht sofort darauf gekommen bin - hier gibt es keine weiteren Mädchen außer Teresa und mir - Minho kann die Braunhaarige so wenig leiden wie ich. Warum auch immer.
Aber...?
Ich bin überfordert und weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
»Deswegen habe ich es wie einen kleinen Schatz gehütet«, verrät er mir und den Schmerz in seinen Augen kann er nicht verstecken. Ich will ihn nehmen, aber ich weiß nicht, wie. Die gesamte Situation überfordert mich einfach - Minho habe ich immer als einen guten Freund gesehen. Ich habe mich so wohl wie bei keinem gefühlt, aber nie habe ich darüber nachgedacht...
»Es tut mir leid... Ich bin einfach nur-«
»Überfordert?«, beendet er meinen Satz und ich nicke.
Überfordert trifft es so ziemlich gut.
»Wann?«, will ich wissen.
Hätte ich es nicht merken müssen? War ich so sehr auf mich und Thomas fokussiert, dass ich es schlichtweg nicht sehen wollte?
»Ich mochte dich schon immer, aber dieses Gefühl... Ich kannte es nicht, doch irgendwann konnte ich es mir zusammenreimen, doch dann kam Thomas.«
Das ist das, was ich an Minho mag. Er ist fair. Genau aus diesem Grund gibt er einen so guten Hüter für die Läufer ab.
»Minho«, murmle ich leise seinen Namen, doch er stoppt mich, indem er seine Hand auf meinen Arm legt.
»Es ist okay«, er sieht mir tief in die Augen und erst jetzt fällt mir das Schimmern auf, das er immer hat, wenn er mich ansieht. Die kleinsten Dinge, die ich als normal angesehen habe, die doch eine größere Bedeutung haben.
Ich will sagen, dass das nicht okay ist, aber er hat Recht. Das wird mir klar, während wir uns ansehen. Vielleicht hätte ich etwas von seinen Gefühlen wissen können. Aber das ändert nichts an meinen für ihn. Er ist ein guter Freund, ein guter Zuhörer. Die witzigste Person, die ich kenne, ist in Anbetracht der Situation nicht schwer ist, aber er ist und bleibt mein bester Freund.
Ich liebe ihn. Aber nicht so, wie er mich liebt und ich weiß, dass er es weiß.
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