⋆·˚ ༘ * 27. 𝔓𝔦𝔢𝔱𝔯𝔬 𝔐𝔞𝔵𝔦𝔪𝔬𝔣𝔣
Für @JuneJones _wp
.✫*゚・゚。.☆.*。・゚✫*.
»I don't want a lot for Christmas«, leise summend schwinge ich zu der Musik mit. Draußen wütet ein heftiger Schneesturm. Die Schneeflocken werden gegen die Scheiben gedrückt. Eigentlich würden sie schmelzen, da es im Café kuschelig warm ist, aber der Sturm, der draußen herrscht, ist stärker.
Schon als ich heute morgen mein Café aufgeschlossen habe, wurde mir klar, dass ich auch in meinem Bett hätte bleiben können.
Gestern Abend gingen die Warnungen über den wohl größten Schneesturm der letzten zehn Jahre heraus. Eigentlich hätte mich das in meiner Wohnung halten müssen – dick in einem winterlichen Pyjama, mit einer Tasse heißem Kakao und Mini-Marshmallows verziert. Aber der Gedanke daran, dass sich auch nur ein Kunde hierher verirren könnte und dann darüber enttäuscht wäre, dass ich nicht offen habe, hätte mich nicht ruhig ein Buch lesen lassen können.
So verbringe ich hier meine Zeit, mal leise, mal laut singend, die Hüfte zum Takt bewegend, während ich Kekse backe und der Duft nach dem frischen Teig meine Sinne vernebelt – auch wenn ich sie heute nicht in meinem Café verkaufen würde, könnte ich sie morgen ins Waisenhaus bringen und in die strahlenden Kinderaugen schauen, die meine Plätzchen lieben.
Ich bin so sehr in meiner eigenen Welt gefangen, dass ich den kühlen Luftstoß nicht bemerke, der mich für den Bruchteil einer Sekunde erfasst. Auch spüre ich nicht den Blick auf mich. Viel mehr bin ich darauf konzentriert, meinen Kochlöffel als Mikrophon zu missbrauchen und mich um meine eigene Achse zu drehen.
»I just want you for my own. More than you could ever know.«
Erst als sich eine zweite, viel tiefere Stimme zu meiner eher hohen Stimme gesellt, zucke ich zusammen. Ein leiser Schrei verlässt meinen Mund und ich wirble zu der Stimme rum.
»Pietro?«, japse ich erschrocken. Der Kochlöffel ist mir aus der Hand gefallen, dafür halte ich mir die Stelle, unter der mein Herz viel zu schnell pocht.
Ich habe ihn absolut nicht kommen sehen.
Eigentlich besucht mich der Silberhaarige jeden Tag, doch heute habe ich nicht mit ihm gerechnet. Doch jetzt steht er vor mir. Dick eingepackt in einer Winterjacke, die über und über mit Schnee bedeckt ist.
»Ich wollte dein kleines Konzert nicht unterbrechen«, schmunzelt er. Sein Akzent lässt mir die Röte in die Wange schießen und verlegen beiße ich mir auf meine Unterlippe.
Ich will gar nicht wissen, wie bescheuert ich ausgesehen haben muss, als ich dachte, ich wäre alleine.
»Was machst du hier?«, frage ich stattdessen und lenke das Thema etwas um.
»Ich komme jeden Tag«, erwidert er achzelzuckend, schält sich aus seiner Jacke und hängt sie an der dafür vorgesehenen Stange direkt neben der Tür auf.
Mein Blick haftet sich an seinen rot-grünen Pullover und als er sich umdreht, kann ich mich nicht mehr halten und pruste laut los. Zwei Sekunden lang, dann presse ich mir die Hand auf meinen Mund und versuche mich zusammenzureißen. Was nicht einfach ist. Nicht, wenn Pietro einen weihnachtlichen Pullover trägt, auf dem ein Rentier drauf ist, der neben einem beleuchteten und blinkenden Weihnachtsbaum steht – und wenn ich sage, blinkend und beleuchtet, dann meine ich das auch.
Noch nie habe ich einen Pullover gesehen, der so hell leuchtet, als hätte man eine Lichterkette daran gebracht, aber Pietro macht das Unmögliche möglich.
»Lachst du mich gerade aus?«, fragt er gespielt entsetzt. Doch das leichte zucken seines rechten Mundwinkels verrät ihn.
»Niemals.« Ich versuche ernst zu bleiben, nehme sogar die Hand vor meinem Mund, doch wieder halte ich nur einige Sekunden aus, bevor ich anfange zu lachen.
»Es.... t... tut mir... echt... l...leid«, schaffe ich es unter meinem Lachanfall zu sagen. Angestrengt und zu hoch kommen die Worte über meine Lippen. Immerhin.
Verschlagen grinst Pietro mich an, dass ich tatsächlich aufhöre zu lachen. Aber auch nur, weil sein echtes, breites Grinsen, dass er viel zu selten zeigt, mich so sehr ablenkt.
Er hebt seinen Kopf, zieht einmal tief die Luft ein. »Oh, Kekse!«, ruft er begeistert, als wäre er ein kleines Kind, das gerade seine Geschenke auspackt.
»Du bist heute mein erster und sicherlich einziger Kunde«, erwidere ich, zucke mit meinen Schultern und blicke nach draußen, wo der Schneesturm immer noch wütet.
Warum zum Teufel hat Pietro sich durch diesen Sturm gekämpft? Wirklich für ein paar Plätzchen?
»Dann hast du heute genug Zeit für mich.« Gott, ich liebe seine Stimme. Sein Akzent und seine blauen Augen, die heller strahlen als Diamanten.
»Was?«, frage ich ziemlich dämlich. Seine Worte sind nicht richtig bei mir angekommen, weil ich viel lieber damit beschäftigt bin, ihn anzuschmachten.
»Dein Café ist das beste hier in der ganzen Stadt – sonst hast du immer viel zu tun, aber heute habe ich dich ganz für mich alleine«, sanft und so unendlich süß grinst er mich an. Er ist keinesfalls überheblich, wie so manch anderer Mann, der mich um ein Date gebeten hat. Grübchen entstehen auf seinen Wangen, die ich am liebsten mit meinen Fingern nachzeichnen will, aber ich bleibe auf der Stelle stehen.
»Du willst Zeit mit mir alleine verbringen?«, bringe ich es dann endlich über meine Lippen. Alles in mir kribbelt, während Pietro den Augenkontakt nicht abbricht. Ich verliere mich in seinen Augen, so wie die Titanic den Kampf gegen den Eisberg verloren hat.
»Ja, das will ich...«, er fährt sich nervös durch seine Haare, doch immer noch hält er seinen Blick. Und bei Gott, ich will, dass er nie wieder damit aufhört, mich so anzuschauen.
Jeden Morgen, wenn ich aufgewacht bin, war mein Lächeln breiter, seitdem Pietro jeden Tag in meinem Café ein und ausgegangen ist. Anfangs war er schüchtern, seine Augen dunkel von einer Traurigkeit, die ich nicht verstehe. Doch mit jedem Tag haben wir immer mehr miteinander gesprochen. Dann gelacht und irgendwann hat mein Herz schneller angefangen zu schlagen, wenn er bei mir war. Und dann hat der Gedanke an den silberhaarigen Mann ausgereicht, um zu fühlen, was ich schon viel zu lange nicht mehr gespürt habe.
»Das will ich auch«, gebe ich zu. Nervös sehe ich ihn an, doch meine Nervosität ist unbegründet, als er mich breit und glücklich angrinst.
»Ich rieche Plätzchen«, murmelt er dann, löst das erste Mal seinen Blick von mir und sieht hinter mir, wo sich die Küche befindet.
»Genug für uns beide«, erwidere ich. Einfach weil es sich richtig anfühlt, greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn hinter mir her. Sein raues Lachen trifft direkt auf mein Unterleib, während er unsere Finger verschränkt und er mir in die Küche folgt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen und Pietro dicht hinter mir, betrete ich die Küche. Ich weiß nicht, was das zwischen Pietro und mir zu bedeuten hat, nur, dass wir uns beide mögen und ich gewillt bin, herauszufinden, was das alles bedeutet.
Und mit einem Blick auf Pietro, der sich gerade ein Plätzchen in sein Mund geschoben hat, weiß ich, dass das etwas großes zwischen uns ist.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro