Das Eisentor quietschte leise und hallte als einziges Geräusch in der kalten Winternacht wider. Doch Harry machte das nichts aus. Heute war er nicht in der Angst unterwegs, überfallen zu werden, anders als vor fünfundzwanzig Jahren, als mit Hermine den Friedhof besucht hatte.

Mit ruhigen, aber festen Schritten machte er sich auf den Weg durch die Gräber. Abott, Peverel, McGonagall, alte Familien, neue Mitglieder, hier hatte sich fast nichts verändert, was, übertragen auf die Außenwelt, merkwürdig irreal wirkte.

Der frische Schnee raschelte unter seinen Schuhen und erschwerte ihm ein wenig das Gehen. Er erinnerte sich an etwas, was seine Tochter Lily einmal gesagt hatte: Pulverschnee ist der Lähmzauber unter den Wetterphänomenen, nicht so wirkungsvoll wie der Schockzauber oder eine Schneelawine, aber trotzdem imstande, deinen Weg zu erschweren.

Niemand außer ihm war hier und auch er hatte nicht vor, lange zu bleiben. Die Atmosphäre, da ließ sich nichts dran ändern, war immer ein wenig drückend, zu viele Erinnerungen wurden hier hervorgerufen, Godric's Hollow war ein vorbelasteter Ort und dieser Friedhof trug nicht wenig dazu bei. 

Er umrundete eine Grabreihe (Lucilles, Malfoy, Nott, Oshwald), dann war er bei ihnen. 

Das weiße Grabmal leuchtete in der Dunkelheit. Der Schriftzug war noch immer deutlich zu erkennen, er hob sich vom hellen Untergrund ab wie frische Narben.

Harry sah auf den kalten Stein hinab, sein Atem ging laut und unregelmäßig.

Dann, nach einer Minute zog er ohne ein Wort seinen Zauberstab und malte, wie Hermine es Jahre zuvor getan hatte, einen Kreis in die Luft und hielt sogleich einen Blumenkranz in der Hand, den er aufs Grab legte.

"Frohe Weihnachten, Mum", flüsterte er und schloss die Augen. "Frohe Weihnachten, Dad", fügte er hinzu und atmete tief ein.

Er lächelte, Tränen rannen an seinen Wangen hinunter, doch er lächelte. So, wie er noch nie gelächelt hatte.