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Weihnachten im Dienst

Mit einem Klick sitzt der Waffengürtel fest um seine Hüften. Die Pistole nimmt er aus dem Safe und lässt sie in das Holster an seiner rechten Seite gleiten. Die schwere Weste zieht er als Letztes über, nur noch das Funkgerät muss angeschlossen werden. In sein rechtes Ohr steckt er sein InEar für den Funk.

Die heutige Dienstbesprechung verläuft vergleichsweise kurz ab. In den vergangenen beiden Schichten ist nicht viel passiert, nachts mehr als früh. Wie gewohnt, alles wie immer. An den Festtagen zu arbeiten ist meist recht entspannt. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Die Teams werden letztendlich zugeteilt, Floris darf mit seinem Lieblingskollegen und besten Kumpel Mo zusammen fahren. Die beiden legen ihre Festtagsdienste immer zusammen. Der Dienstgruppenleiter entlässt seine anwesenden Teams in die heutige Schicht, appeliert noch einmal an alle, dass ihre Familien sie heute erst recht heil und gesund wieder haben möchten.

Mo übernimmt das Fahren des Streifenwagens, Floris ist für das Funken zuständig. Sie wechseln sich nahezu immer ab, damit es gerecht bleibt. Wobei Floris lieber fährt, als zu funken. Sie fahren durch die Straßen ihres Bezirks, es sind eingermaßen viele Autos unterwegs. Auf dem Weg zu Familienbesuchen, aber vielleicht auf zur Arbeit. Viele müssen heute und auch an den anderen beiden Weihnachtstagen arbeiten. Die ersten Supermärkte haben bereits geschlossen. Selbst ihre diesnstliche Hauptnahrungsquelle schließt am heutigen Tag bereits um 16 Uhr.

Trotz aller Besinnlichkeit lässt der erste Kurzeinsatz nicht lange auf sich warten. Ein Rotsünder fährt über die Kreuzung.

„Oh oh, hast das gesehen?"

„Hart an der Grenze zur einen Sekunde."

Floris schaltet die „Stopp Polizei" Anzeige auf dem Dach ein, während Mo den Streifenwagen hinter den blauen 3er BMW setzt. An einem Parkstreifen kommen sie zum Stehen. Während Floris die Belehrung übernimmt und das Gespräch führt, sichert Mo seinen Kollegen ab und beobachtet Fahrer und Mitfahrer.

„Weil heute Heiligabend ist, werten wir das noch nach der 1-Sekunde-Regel, sprich die Strafe fällt geringer aus. Es war aber knapp an der Grenze. Beim nächsten bei gelbem Lichtzeichen bereits bremsen und halten, dann kommen Sie nicht noch einmal in solch eine Situation. Denken Sie dran, besser spät als nie ankommen. Der Rest kommt per Post. Hier sind Ihre Papiere zurück, ein angenehmes Weihnachtsfest", beendet Floris die Belehrung und reciht der Autofahrerin Führerschein und Fahrzeugpapiere zurück.

Die BMW-Fahrerin bedankt sich, steckt ihre Papiere zurück und fährt dann wieder weg. Auch die Polizeibeamten setzen ihre Streifenfahrt fort.

Zwischenzeitig holen Floris und Mo an einer Tankstelle einen Kaffee. In ihrem geheizten Streifenwagen merken sie zum Glück die kühle Außentemperatur nicht. Sie blicken auf drei kleine Einsätze zurück. Die rote Ampel, ein Handysünder auf einem E-Scooter und eine Sachbeschädigung. Alles in allem eine entspannte Schicht, wie Floris es prophezeit hat. Er hat aber auch schon ganz andere Weihnachtsdienste erlebt. Schlägereien beim Weihnachtsessen, Verkehrsunfälle oder schwere Diebstähle unter dem Weihnachtsbaum. Besonders an diesen Tagen ist man dankbar für die Ruhe. So geht es mit Sicherheit nicht nur den Polizisten, sondern auch Rettungsdienst, Pflegekräften oder die Feuerwehr.

„Mein Mitleid haben ja vor allem die Menschen im Einzelhandel", meint Mo auf ihrer Fahrt und spielt dabei auf einen Einsatz in der Frühschicht an, bei dem ein Mann in einem Discounter ausgerastet ist, weil etwas nicht mehr vorrätig war.

„Ja, absolut", bestätigt Floris.

Immer wieder fragt er sich, wie Menschen sich nur derartig daneben benehmen können. Als wenn die dort arbeitenden Mensch auch nur irgendetwas dafür könnten, wenn Produkte ausverkauft sind. Es ist Heiligabend, da sollte man erst recht solche Erwartungen herunterschrauben! Aber es gibt leider Bürger, die immer wieder auf Krawall gebürstet sind.

Natürlich wären beide Polizisten gerne lieber bei ihren Familien, aber wer rechtzeitig seine Dienste plant, kann Kompromisse und Wünsche erfüllen. Die beiden Männer haben zum Beispiel am ersten Weihnachtstag und Silvester frei, dafür müssen sie heute und am zweiten Weihnachtstag arbeiten, allerdings dann in der Nachtschicht. Sie lieben ihren Job, gehen dafür gerne diese Kompromisse ein und doch können sie Weihnachten feiern. Irgendwo sind ihre Wache und ihre Kollegen ja auch Familie und wenn auch noch der beste Freund mit einem auf Streife fährt, dann ist das Alles gar nicht mehr so schlimm.

Im Radio läuft Driving Home For Christmas, welch Ironie. Die Polizeibeamten genießen ihren Kaffee, singen zur Musik mit. Ein Funkspruch überdeckt die gute Stimmung, eine Alarmanlage ist in einem Kaufhaus losgegangen. Nun gut, also doch noch ein Einsatz mehr. Driving hom for Christmas wird auf später verschoben, mit Blaulicht machen sie sich auf den Weg zum Einsatzort. Und doch lassen sie sich eines nicht nehmen, diesen Weihnachtsabend zu genießen.

„Frohe Weihnachten, Mo."

„Frohe Weihnachten, Floris."