Türchen 19
Die Weihnachtselfen Teil 2
Inixa und Quily sind völlig geschafft. Immer wieder haben sie es versucht, Kinder zu befragen, aber entweder die Kinder zeigten kein Interesse, die Eltern wollten nicht oder die Kinder glaubten an den Weihnachtsmann. Inixa hat schon Kopfschmerzen, während Quily der Magen knurrt.
„Meinst du, hier gibt es auch etwas, was Elfen vertragen?"
„Wir haben doch gar kein Geld, um das zu bezahlen."
„Ach ja."
So muss er hungrig bleiben, denn sie haben auch keinen Proviant mehr. Sie müssen also schnellstmöglich mindestens ein Kind finden, dass ihnen eine Antwort liefert, ansonsten müssen sie ohne zurück. Sie dürfen ihre Energie zum Fliegen nicht verlieren.
„Okay, lass uns noch eine halbe Stunde bleiben. Dann fliegen wir nach Hause", beschließt Inixa letztlich.
„Aber der Weihnachtsmann zählt auf uns", protestiert ihr Bruder und stemmt die Hände in die Hüften.
„Wir wissen zumindest schon mal, dass es Kinder gibt, die den Glauben verlieren."
„Eins."
Inixa verdreht die Augen. Ein Kind ist eines zu viel, das sollte er eigentlich wissen. Außerdem sollte er anhand der Reaktionen der Kinder gemerkt haben, dass da noch mehr sind, die nicht mehr glauben. Zum wiederholten Male laufen sie den Rundweg an den Geschäften vorbei entlang. Sie sind auf der ersten Etage unterwegs, schauen sich für einen kurzen Moment einen kleinen Weihnachtsmann im Schaufenster an.
„Hallo", taucht die Spiegelung eines Mädchens und eines Jungen hinter ihnen auf.
Die Geschwister drehen sich, schauen in die Gesichter zweier Kinder, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Vermutlich ebenfalls Bruder und Schwester, möglicherweise Zwillinge. Sie wirken gleichalt und lächeln sie an.
„Hallo", antwortet Quily und lächelt ebenfalls, genauso Inixa.
„Dürfen wir was fragen?", hakt das Mädchen an.
„Natürlich", sagt diesmal Inixa.
„Ihr schaut lustig aus. Warum habt ihr solche Kostüme an?", fragt diesmal der Junge.
„Wir sind Gehilfen vom Weihnachtsmann", die beiden Kinder schauen fragend, „Ihr kennt doch den Weihnachtsmann?"
Inixa ist unsicher. Wenn die Kinder noch nicht mal den Weihnachtsmann kennen, wäre das eine Katastrophe! Die Kinder erzählen, dass sie den Weihnachtsmann mal im Fernsehen bei einem Film gesehen haben. Daraufhin sagt Quily, dass der Weihnachtsmann doch die Geschenke an Weihnachten bringt, nachdem man einen Wunschzettel an ihn geschrieben hat. Wieder schauen die Kinder fragend. Inixa wechselt die Strategie.
„Wer bringt euch denn die Geschenke an Weihnachten?"
„Der nette Mann mit dem Bart und den gelben Sachen. Er fährt ein großes gelbes Auto und bringt so die Geschenke. Zumindest kommt der immer bei uns zu Hause, aber es gibt auch andere die zu anderen Kinder fahren, sagt Mama."
„Genau, es gibt auch andere Autos. Es gibt auch blaue und rote mit einem Würfel drauf. Bei meinem Freund Levi kommt immer eine Frau mit gelben Sachen."
Die Elfengeschwister schauen sich verdutzt an. Wer sollen die sein? Spezielle Helferselfen? Noch bevor sie die Kinder noch etwas fragen können, kommt die Mutter dazu, die ihre Kinder schon gesucht hat.
„Da seid ihr ja, ihr solltet doch warten."
„Mama, die sind Gehilfen vom Weihnachtsmann aus dem Fernsehen."
Die Mutter lächelt und legt einen Arm um ihre Tochter, schaut auf die Elfengeschwister. Sie mustert ihre Kleider und wirkt einen Moment so, als würde sie sich an etwas erinnern, fängt sich aber sofort wieder. Trotzdem täuscht sich Inixa nie in ihrem Gefühl.
„Kommt ihr beiden, wir müssen weiter. Einen schönen Tag noch", damit nimmt sie ihre Kinder mit sich.
„Quily, wir haben unsere Antwort", Inixa lächelt mild.
Sie machen sich wieder auf den Rückweg zum Nordpol. Nachdem sie sich hinter dem Busch unsichtbar gezaubert haben, sind sie aufgebrochen. Auf ihrem Weg dorthin haben sie sogar eines von diesen gelben Autos gesehen, von denen die Kinder sprachen. Auch das werden sie dem Weihnachtsmann erzählen. Quily hatte zunächst die Antwort noch nicht ganz verstanden, Inixa erklärt es ihm während des Fluges.
Dieser Flug ist noch anstrengender als der Vorherige, jedoch können sie keine Pause einlegen. Vermutlich würden sie dann nicht wieder loskommen. Je nördlicher sie fliegen, desto dunkler wird es. Ein warmes Bett und was zur Stärkung wäre für die Elfen jetzt perfekt, aber sie müssen noch ein Weilchen durchhalten. Auch wenn der Flug nicht mehr lange dauern wird.
Kurz vor ihrem zu Hause werden sie wieder sichtbar, die Energie reicht nicht mehr aus. Sie landen auf dem Hauptplatz und sind so kaputt, sie wissen gar nicht, wie sie es überhaupt noch zum Weihnachtsmann schaffen sollen.
„Ich brauche unbedingt etwas zu essen oder einen Energietrank", schnauft Quily und streicht sich den Schweiß von der Stirn.
Inixa nickt zustimmend, sie bekommt kein Wort heraus und muss erstmal durchatmen. Dass das so kräftezehrend sein wird, hätte sie nicht erwartet. Sie war nicht umsonst die beste Fliegerin ihrer Klasse, als sie noch in der Schule war.
„Quily und Inixa, ihr seid zurück. Ich soll euch zum Weihnachtsmann geleiten. Danach dürft ihr euch ausruhen", Loy, ein weiterer Hauptelf, empfängt die beiden. Neben ihm steht ein Kobold, der zwei Becher Energietrank in den knubbeligen Händen hält. Vermutlich ist es einer von Loys Assistenten. Kobolde werden dazu gerne eingesetzt.
Dankend nehmen sie dem Kobold die Becher ab und trinken gierig. Der Zauber dieser Tränke wirkt sofort, da er aber nicht hoch dosiert ist, wird er nicht lange anhalten. Außerdem schmeckt er nach altem Fenchel-Kamillentee mit Lebkuchen, einfach scheußlich.
Von Loy werden sie zum Weihnachtsmann gebracht. Er sitzt noch immer in dem Arbeitsquartier und liest die Wunschzettel, damit die Geschenke produziert und zugeteilt werden.
„Ihr seid zurück, welch Wunder! Schon allein darüber bin ich mehr als erfreut. Danke Loy, du kannst wieder gehen."
Der Hauptelf verlässt mit einem Nicken das Quartier, lässt die beiden Elfen und den Weihnachtsmann allein. Er fragt sie, ob sie etwas herausfinden konnten. Abwechselnd erzählen sie von dem, was in Deutschland passiert ist.
„Weihnachtsmann, weißt du, was es mit diesen gelben Autos auf sich hat? Und den Menschen, die dazugehören. Die Kinder sagten, die gäbe es auch noch in blau und so", berichtet Inixa, „Wir haben auch ein gelbes Auto gesehen."
Quily nickt zustimmend. Nachdenklich schaut der Weihnachtsmann die Elfen an, bis der Groschen bei ihm fällt. Vielleicht kennt er ja diese Gelben, Blauen und Roten mit dem Würfel.
„Das sind sogenannte Paketboten. Wie ihr hier die Boten auch kennt, nur dass es keine Elfen oder Kobolde sind, sondern eben Menschen. Sie bringen Briefe und Pakete an so gut wie jedem Tag im Jahr. Und sie sind für die Bescherung der Älteren zuständig. Vielleicht erinnert ihr euch an euren Weihnachtslehre- und Weihnachtsgeschichtsunterricht. Früher waren wir noch für alle Menschen zuständig, aber da die Wünsche der älteren Kinder und Erwachsenen spezieller ausfallen und für uns nicht unbedingt umzusetzen sind, nehmen die Menschen uns diese Aufgabe ab. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar, wir würden sonst gar nicht mehr hinterherkommen. Solange aber die Kinder noch Glauben, bin ich noch für sie zuständig. Jetzt muss mir nur noch eine Lösung einfallen, wie ich die Kinder wieder dazu bringe, an den Weihnachtsmann zu glauben. Ich werde mich mit den Paket- und Briefunternehmen der Menschen in Verbindung setzen, ihr müsst wissen, ich habe viel Kontakt mit ihnen. Sie sind wirklich sehr wichtig für uns. Vielleicht können sie dabei behilflich sein, dass die Kinder doch noch einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreiben."
Inixa nickt und denkt nach, ob es da eine Möglichkeit gäbe. Aber ihr mag nichts einfallen, dazu kennt sie sich zu wenig aus. Aber sie kann sich durch den Denkanstoß an das System der Weihnacht erinnern, leider wurde das Thema der heutigen Weihnachten nicht lange behandelt, ihr Lehrer mochte dieses Prinzip nicht und wollte deshalb nicht weiter darüber sprechen.
„Wie wäre es, wenn diese Boten Briefpapier an die Kinder verteilen und am nächsten Tag holen sie die wieder ab. Darauf sollen sie den Wunschzettel schreiben und die werden dann zu uns geschickt!", platzt es aus Quily heraus.
Inixa schaut ihren Bruder überrascht an. Er hat nicht oft so gute Ideen, aber diese ist genial! Das findet auch der Weihnachtsmann, er wird sofort alles in die Wege leiten, damit diese Idee umgesetzt wird. Inixa ist stolz auf ihren Bruder.
„Ich bin mir sicher, ihr beiden habt mit eurem Mut und eurer Hilfe das Weihnachtsfest in diesem Jahr gerettet und bringt womöglich den Glauben zurück. Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll. Wisst ihr, als Belohnung dürft ihr mich in diesem Jahr zur Bescherung begleiten."
Die Geschwister schauen ihren höchsten Chef mit großen Augen an. Den Weihnachtsmann zu begleiten ist die größte Ehre, die einem Geschöpf widerfahren kann. Das wird das beste Ereignis in ihrem ganzen Elfenleben sein, auf ewig!
Und damit dürfen sie sich nun endlich ausruhen. Dabei wissen sie gar nicht, ob sie jetzt überhaupt noch schlafen können. So glücklich und aufgeregt, wie sie nun sind, das kann ihnen keiner mehr nehmen.
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