20. Türchen
Aragorn x Arwen
Der Herr der Ringe (J.R.R.Tolkien)
Aragorn hatte fast vergessen, wie wunderschön Bruchtal im Herbst aussah. Schon so lange war er nicht mehr hier gewesen. Nichts würde seinen ersten Anblick auf das Tal überbieten. Aragorn war hergebracht worden, noch als kleiner Junge, um hier unter dem Schutz von Elrond zu leben. Viele Jahre seines Lebens hatte er hier verbracht, hatte sich jedoch dann den Dunedain im Norden angeschlossen. Mit ihnen war er auch einmal in Bruchtal vorbeigekommen. Jedoch war er nicht nur von der Natur des Tals angetan. Der Herr des Elbenreichs Elrond hatte eine umwerfende Tochter.
Arwen hieß sie, wie das Licht des Abendsterns. Er hatte sie erst einmal gesehen, denn während seines Lebens in Bruchtal war sie bei ihrer Großmutter Galadriel in Lothlorién gewesen. Heute würde Aragorn sie allerdings wiedersehen, wenn sie ihm bloß ein wenig mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. Denn leider war er nur ein gewöhnlicher Mensch und sie war unsterblich, weise und wunderschön.
Als er an diesem Tage Bruchtal betrat war er nicht in Begleitung der Waldläufer, sondern von seinem engen Freund Legolas. Dieser schwang sich elegant von seinem Schimmel, während Aragorn von seinem braunen Pferd sprang.
Elbische Wachen, die Aragorn nicht kannte, kamen ihnen entgegen, als sie gerade die Ställe ansteuerten.
"Wer seid ihr und was sucht ihr im Hause Elronds?"
Legolas verbeugte sich und sprach auf elbisch: "Seid gegrüßt. Ich bin Legolas Grünblatt aus dem Waldelbenreich, Sohn des Thranduil. Mein Gefährte ist der Waldläufer Aragorn, Arathorns Sohn. Wir sind auf der Durchreise und erhoffen uns ein bisschen Gastfreundschaft von Herrn Elrond."
Aragorn beherrschte elbisch seit seiner Zeit hier in Bruchtal ziemlich gut, wofür er nun sehr dankbar war. Vor allem, weil er auch ein Auge auf Arwen geworfen hatte, die jedoch immer unerreichbar für ihn sein würde.
Die Wachen ließen nach ein paar Wortaustauschen mit Legolas die beiden Freunde passieren.
Aragorn und Legolas brachten ihre Pferde in die Boxen und erklammen dann den Weg hinauf zu den wunderschön erbauten Häusern Elronds.
Elrond empfing sie mit offenen Armen. Im wahrsten Wortsinn. Er stand nahe eines kleinen Wasserfalls, der an einer der luftigen Balkone vorbeischoss. Von hier aus hatte man einen Überblick über das gesamte Tal.
"Ich freue mich, Legolas und Aragorn, euch erneut meine Gäste nennen zu dürfen.", sprach er und öffnete seine Arme wie zu einer Umarmung. Allerdings wusste Aragorn, dass Elben nicht wirklich auf Umarmungen standen und dies nur eine Geste der Freundlichkeit war.
"Darf ich euch zu einem gemeinsamen Abendessen einladen?", fuhr Elrond mit ernsten Gesichtsausdruck fort. "Dann könnt ihr mir erzählen, was euch zu mir führt."
Die beiden Freunde willigte ein und Elrond befahl einem seiner Diener, den beiden ihre Gemächer zu zeigen.
Es herrschte eine selige Ruhe in ganz Bruchtal. Nur das Plätschern des Wassers und das Rauschen des Windes in den Laubbäumen war zu hören. Ein sanftes Harfenspiel konnte Aragorn im Hintergrund wahrnehmen, als sie einen Turm hinaufgeführt wurden. Das machte das Volk der Elben so einzigartig. Wie es ruhig und friedlich in seiner Heimat war, so war es erbarmungslos und zielsicher auf dem Schlachtfeld.
*
Abends wurden Aragorn und Legolas abgeholt, um auf eine andere Terrasse gebracht zu werden. Auf dieser hatte man ebenfalls eine wunderschöne Aussicht, drei Elben spielten zarte Musik im Hintergrund und ein wunderschön geschnitzter Holztisch stand in der Mitte. Darum standen ebenso geschnitzte Stühle. Am Kopfende hatte bereits Elrond Platz genommen und auf seiner rechten Seite saß seine hübsche Tochter Arwen. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie hinter die Schultern gestrichen und ihr seidenes, blaues Kleid aus fließendem Stoff stand ihr ausgezeichnet.
Ihre saphirblauen Augen blickten auf, als Aragorn und Legolas die Terrasse betraten.
Elrond erhob sich und bat sie, sich zu setzen, doch Aragorn hörte ihm nur mit einem Ohr zu, denn er konnte seinen Blick nicht von Arwen nehmen. Sie sah so rein und furchtlos aus, wie sie ihm in die Augen blickte. Auch Arwen war aufgestanden.
"Ich nehme an, ihr kennt euch alle bereits.", meinte Elrond.
Aragorn lächelte vorsichtig und nickte. Zu seinem Erstaunen lächelte auch Arwen ihn an. Niemals hätte er mit so einer Reaktion ihrerseits gerechnet.
Die vier setzten sich und sogleich wurde Essen hereingetragen.
"Es ist mir eine wirklich große Freude, dich wiederzusehen, Aragorn.", meinte Elrond freundlich und spießte seinen Salat auf.
"Es ist mir eine große Ehre, wieder hier sein zu dürfen.", entgegnete Aragorn höflich. "Wir sind gerade auf der Durchreise in den Düsterwald."
Legolas nickte. "Mein Vater hat uns eingeladen. Außerdem wollte ich schon länger wieder meine alte Heimat besuchen."
"Die Heomat ist im Endeffekt immer der Ort, zu dem wir uns am meisten hingezogen fühlen.", sprach Elrond weise. "Nicht wahr, Arwen?"
Arwen nickte. "Da hast du Recht, Vater."
"Warst du denn auch schonmal fern der Heimat?", wollte Legolas neugierig wissen.
Innerlich verdrehte Aragorn die Augen, denn er wusste es bereits.
Arwen lächelte und blickte Legolas an, während sie von ihrer Zeit in Lorién berichtete. Die Eifersucht stach Aragorn wie eine Spitze Nadel.
Wenn er doch nur ein Elb gewesen wäre, wie Legolas.
Doch sogleich verwarf er diesen Gedanken. Er war froh, ein Mensch zu sein.
"Aber Aragorn kennt dieses Gefühl wahrscheinlich am besten von uns.", sprach Arwen plötzlich, wodurch er aus seinen Gedanken gerissen wurde. Seinen Namen aus ihrem Mund zu hören war wie Musik für seine Ohren.
Ihre Augen machten ihn ganz verrückt, vor allem jetzt, wo ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihm lag.
Er räusperte sich und verlor sich beinahe in dem Saphirblau.
Elrond und Legolas blendete er komplett aus und begann nur für Arwen zu erzählen von seinen Reisen und seiner Heimat, die er nicht wirklich kannte. Bruchtal war seine Heimat gewesen, aber auch wieder nicht wirklich. Er hatte keine wirkliche Heimat.
Erst viel später wurde ihm klar, dass seine Heimat die Menschen darstellten, die er am liebsten hatte. Vor allem Arwen, die nach einigen Anlaufversuchen seinerseits sich hatte endlich von ihm küssen lassen. Auch wenn Arwen ihre Beziehung erst einmal geheim halten wollte, war Aragorn ab ihrem Kuss der glücklichste Mensch auf Erden. Er wusste, dass Elrond diese Beziehung niemals gutheißen würde, aber Aragorn konnte nichts gegen seine Gefühle machen. Er liebte Arwen von Rivendell und sie liebte ihn.
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