16. Türchen
Wie ein verliebter Teenager
„Ob das wohl so eine gute Idee ist?" fragt Harry lachend, legt dann aber den Kopf in den Nacken und kippt sich den nächsten Shot in den Rachen. Louis steht daneben, grinst und sieht zu, wie Harry kurz das Gesicht verzieht, ehe er grinst, sich zu mir lehnt, und mich küsst. Perplex blicke ich ihn an; und offenbar bemerkt er erst jetzt, was er gerade getan hat. „Whoops." lacht er und Liam und Maddy, zwei Kollegen und Freunde, die mit uns hier sind, sehen perplex zwischen uns hin und her.
„Äh..." stottere ich und Liam sieht Harry fragend an. Der hat nur leider schon so viel getrunken, dass er garantiert nicht mehr lügen wird. Ich seufze und trinke einen Schluck Bier. „Wir hatten nur Sex." meinte Harry schulterzuckend und ich seufze, als Maddy mich schmunzelt ansieht. „Ach was, dann hatten die Schüler doch recht." - „Bitte was?" fragt Liam dann. „Haben sie dich nicht gefragt?" - „Was gefragt?" will Harry dann auch wissen. „Ob du und Louis etwas miteinander habt. Das Gerücht geht schon eine Weile unter den Kids herum." erzählt sie und ich nicke.
Ich hatte zufällig mitbekommen, wie ein paar der Mädchen aus der Oberstufe sich darüber unterhalten haben, weil Harry und ich einige Male in letzter Zeit an den gleichen Tagen zu spät waren. Das war da natürlich Zufall. Und dass wir mit einem Auto zur Schule gefahren sind auch.
Es hat an einem Abend wie diesem angefangen, wir waren nicht betrunken, aber gut angeheitert und er ist mit zu mir gekommen. Geschlafen haben wir kaum und ein paar Tage später hat sich es wiederholt, auch wenn wir da nüchtern waren. Seitdem haben wir einmal, zweimal die Woche Sex, aber wir sprechen nicht wirklich darüber. Wir verstehen uns gut, haben wir vorher auch, aber es war bisher nicht notwendig, das Thema weiter anzuschneiden. Es ist guter Sex, wir genießen es und fertig.
Dass Harry mich plötzlich aber einfach so küsst, verwundert mich schon. Er gluckst vor sich hin und nimmt sich das Glas Wodka-Lemon. „Geht es dir gut? Du bist total betrunken." meint Liam skeptisch, aber Harry winkt ab. „Alles super! Außerdem bringt Louis mich nach Hause. Und dann hoffentlich auch ins Bett." Er grinst und kichert wieder. Ich verdrehe die Augen und seufze. „Wenn du so voll bist, bekommst du doch eh keinen mehr hoch." entgegne und er schnappt nach Luft. „Glaubst du? Dann musst du dich mehr anstrengen!" feuert er zurück und mit offenem Mund sehe ich ihn an.
„Ich soll mich mehr anstrengen? Soweit ich mich erinnern kann, war meine Leistung mehr als nur zufriedenstellend." - „Ach ja?" - „So wie du gestöhnt und geschrien hast, ja, allerdings." entgegne ich trocken und vergesse dabei, dass Maddy und Liam (und alle anderen in der Kneipe) und zuhören können. „Dann Beweis es doch heute noch." - „Oh du wirst leiden, Styles." grinse ich provokant und er lehnt sich nach vorne. „Ich bitte darum." antwortet er mir leise und drückt seine Lippen wieder auf meine. Ich seufze auf und ziehe ihn auf meinen Schoß.
„Äh.. Leute?" fragt Liam nach einigen Augenblicken und ich löse mich von Harry. „Ja?" fragt dieser irritiert. „Seit ihr zusammen?" will Maddy dann wissen und Harry blickt mich an. „Keine Ahnung. Ist das nicht egal?" antworte ich wahrheitsgemäß und zucke mit den Schultern. Harry schluckt und setzt sich wieder auf seinen eigenen Stuhl. Danach küsst er mich nicht mehr, meint, ihm wäre schlecht und geht kurz danach.
Am nächsten morgen bereue ich es, doch so viel getrunken zu haben. Mit noch halb geschlossenen Augen, stelle ich mich unter die Dusche, aber auch das hilft nur mäßig. Meine Kopfschmerzen gehen nach einer Tablette weg und ich betrete um kurz nach Acht den Klassenraum.
„Wow, Sie sehen echt fertig aus." meint einer meiner Schüler direkt und ich verdrehe die Augen. „Setz dich." antworte ich nur und schreibe ein paar Aufgaben an die Tafel, die sie jetzt machen sollen, bis ich wach bin. „Zu tief ins Glas geschaut?" fragt ein Mädchen, aber ich ignoriere sie.
Als ich gerade kurz im Lehrerzimmer war, haben Harry und Maddy sich unterhalten, aber als sie mich gesehen haben, sind sie sofort verstummt. Ich weiß nicht, wieso, aber es verwirrt mich; genauso wie die Tatsache, dass ich gestern nicht mit Harry zusammen abgehauen bin und wir doch keinen Sex hatten.
In der kleinen Pause ist Harry schon im Lehrerzimmer, als ich die Tür öffne und zur Küchenzeile gehe, um mir einen Tee zu machen. Dann kommt er plötzlich zu mir und lehnt sich an die Arbeitsplatte. „Hey Louis." - „Hey." lächle ich kurz und öffne die Teebeutelpackung. „Äh.. wegen gestern.." fängt er an und spielt an seiner Kaffeetasse herum. „Tut mir leid, wenn ich zu übergriffig war." sagt er dann gerade heraus und irritiert sehe ich ihn an. „Wieso denkst du, du wärst übergriffig gewesen?"
„Ich hatte getrunken und nicht nachgedacht, dass du vielleicht nicht wollen würdest, dass Liam und Maddy davon erfahren." erwidert er und ich schüttle den Kopf. „Passt schon. Bist du gestern gut nach Hause gekommen?" - „Ja, auch wenn ich noch etwas müde bin." - „Du hast ja gestern auch gut gekippt." - „Ja.. äh.. okay." Irgendwie habe ich das Gefühl, er wollte noch zu etwas anderem ansetzen, sich aber im letzten Augenblick umentschieden. Er geht zu seinem Schreibtisch und räumt scheinbar wahllos Unterlagen hin und her.
„Merkst du es eigentlich nicht?" Maddy hat sich zu mir gestellt. „Was soll ich merken? Er ist durch den Wind." - „Ja, aber den Grund." - „Er ist verkatert?" entgegne ich und zucke mit den Schultern. „Ihr seid beide so blind." seufzt sie und sieht mich etwas genervt an. „Was denn?" - „Der Kerl schaut dir schon seit Wochen nach. Ich dachte eigentlich, ich bilde mir das ein, aber nach gestern ist mir so einiges klar geworden." - „Und jetzt?" - „Du bist wirklich schwer von Begriff, kann das sein?" - „Du glaubst doch nicht wirklich, dass er ernsthaft auf mich steht." Sie antwortet nichts, lächelt aber ein bisschen und das kommt einem lauten, deutlich ausgesprochenen das tut er sehr nahe.
Ob das wirklich sein kann? Ich habe mir bisher eingeredet, dass es einfach eine Freundschaft-Plus ist und dass ich damit zufrieden sein sollte, bevor ich ihm vollkommen verfalle. Ich laufe zu meinem Schreibtisch. Er steht recht nahe an dem kleinen Flur zur Tür. Als ich gerade meine Sachen nehmen und zum nächsten Unterricht gehen will, bemerke ich, dass Liam und Harry dort stehen und sich unterhalten.
Ich stehe mit dem Rücken zu ihnen um die Ecke, sie sehen mich nicht, aber ich höre, was sie sagen. „Du benimmst dich, als wärst du ein verliebter Teenager." meint Liam leise, aber genervt. „Dein Ernst?" - „Frag Louis doch einfach nach einem Date, so schwer kann das kaum sein." - „Du hast ihn doch gestern gehört, er will nichts festes." - „Er hat gesagt, er wüsste nicht, ob es etwas festes wäre." - „Ja, und dass es ihm egal ist, das reicht als Antwort." Harry klingt sehr genervt, aber ich freue mich darüber. Mein Herz flattert und ich lächle in mich hinein. Vielleicht hatte Maddy ja doch recht. Es klingt jedenfalls so.
Dann klingelt es, aber ich kann mich nicht konzentrieren, als ich die nächste Stunde habe. Mir Geschehen einige Fehler und den Schülern fällt es natürlich auf. Wieso müssen sie eigentlich immer dann die richtige Antwort kennen, wenn ich mal etwas falsch mache? Die Zeit will nicht vergehen. Es dauert ewig und ich bin nicht einmal ansatzweise mit meinem Stoff für heute durch, aber ich lasse die Kids trotzdem früher gehen, ich habe jetzt etwas anderes zu tun. Schnell habe ich meine Sachen zusammengesammelt und laufe eine Etage höher.
Harry unterrichtet gerade den Abschlussjahrgang. Ich klopfe gar nicht erst und reiße die Tür auf. Verwunderte Teenager sehen mich an und ein sehr attraktiver Mann blickt fragend zu mir. Ach Mist, ich hatte vergessen, dass ja eigentlich noch Unterrichtszeit ist. „Die Stunde ist vorbei." entscheide ich spontan und Harry schüttelt perplex den Kopf. „Brauchst du was?" - „Wir müssen reden." sage ich gerade heraus. „Habt ihr hier gleich Unterricht?" frage ich die Schüler und einige nicken. „Gut, dann wirst du wohl mitkommen müssen." sage ich an Harry gerichtet.
„Hast du noch Restalkohol im Blut?" fragt er irritiert und einige der Schüler fangen an zu lachen. Ich verdrehe die Augen. „Nein, ich würde nur gerne kurz mit meinem Freund reden, nachdem er mich gestern hat stehen lassen." entgegne ich provokant und sofort fängt das Getuschel an. Harrys Augen werden groß. „Freund?"- „Ich würde das ungerne vor all den Kids besprechen." sage ich und lächle leicht. Harry nickt, nimmt seine Sachen und schultert seine Tasche. Noch bevor wir aus der Tür sind, streifen sich unsere Hände und instinktiv verschränke ich unsere Finger miteinander.
Eine Schülerin meint daraufhin, wohl zu ihrer Freundin, „Ich habe es dir doch gesagt!" ich schmunzle und als wir einige Meter weit gegangen sind, bleibt Harry stehen. „Was war das gerade?" - „Ich habe dich mit Liam gehört." antworte ich ihm und er seufzt. „Super." - „Tut mir leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, ich würde dich nur für Sex wollen." Er blinzelt ein paar Mal. „Moment, dann war das es kein Scheiß, als du mich gerade deinen Freund genannt hast?" - „Deine Entscheidung." lächle ich, als ich bemerke, wie sich seine Laune hebt und er anfängt zu grinsen.
Dann kommt er einen Schritt näher und küsst mich. Lächelnd ziehe ich ihn mit einem Arm um seiner Taille näher zu mir, aber bevor ich den Kuss so richtig genießen kann, wird es laut, um uns herum. Die Klasse steht im Türrahmen und beobachtet uns. Ich verdrehe die Augen. „Geht wieder rein und spielt was auf euren Handys oder so." Harry fängt an zu lachen und die Schüler denken gar nicht daran, weg zu gehen. „Wartest du nachher auf mich?" frage ich ihn dann und sage etwas leiser, „wenn ich mich nicht täusche, steht da noch ein Versprechen meinerseits aus." Harrys Blick fällt auf meine Lippen und er nickt leicht. „Bis nachher." grinse ich, küsse ihn noch einmal kurz und gehe dann, eigentlich schon viel zu Spät, zu meiner nächsten Klasse.
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