
Ein Zuhause am 1. Advent (von Colours_of_my_mind)
Es war ein kalter Wintertag, als ich die Straße entlang lief. In meine warme Jacke eingehüllt summte ich ein paar Weihnachtslieder vor mich hin. Meine Hände hatte ich in den Jackentaschen. Ich blickte zu den Lichterketten nach oben, die hier in der Einkaufsstraße angebracht waren. Wie lange war ich schon unterwegs? Ein oder zwei Stunden?
Keiner außer mir lief hier umher, immerhin war es der 1.Advent, gegen 17 Uhr. Ich schaute mich um und entdeckte in einem Fenster eine Familie, die lachend am feuerbeheizten Ofen saß und Weihnachtslieder sang. Eine Weile betrachtete ich sie und sang mit. Plötzlich drehte sich eines der Mädchen in ihrem warmen Wollpullover zu mir und zeigte auf mich. Schnell zog ich meine Kaputze ins Gesicht, biss mir auf meine trockenen Lippen und ging weiter die Straße entlang.
An einer Treppe angekommen, setzte ich mich auf die Stufen und atmete die kalte Luft ein, um kurz darauf warme Luft wieder auszustoßen und meinen Atem in der Dunkelheit verschwinden zu sehen.Eine Person lief eilig an mir vorbei und schien jemanden zu suchen. Ob ich wohl auch gesucht wurde? Immerhin war es nicht meine Absicht mich im Wald zu verlaufen und gleich in der nächsten Großstadt zu landen.
Nach kurzem umschauen drehte der Mann sich um und lief wieder zurück. Mit einem Mal stockte er in seiner Bewegung und schaute direkt in meine Richtung. Wie ein Stich traf mich sein Blick. Was er wohl von mir dachte? Im Dunkeln draußen zu sitzen, am ersten Advent. Das hatte er anscheinend auch noch nicht so oft gesehen. Er kam auf mich zu und begann zu sprechen. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Gleich müsste ich ihm wahrscheinlich erklären wie ich hier gelandet bin. Nach kurzem Reden stand ich auf und betrachtete ihn genauer. Er trug eine braune Jacke, die so warm schien wie meine. An den Händen schien er zu frieren. Immerhin rieb er sie immer wieder gegeneinander, um gegen die Kälte anzukommen.
Er bat mich zu seiner Familie mit zum Essen zu kommen, weil er mich gesehen habe, wie ich vor dem Fenster stand und Weihnachtslieder sang. Ich meinte, dass ich Fremden nicht trauen dürfe und er auch einfach nur gekommen sein könnte, um mich zu entführen. Also sagte ich ihm, dass er vorgehen solle und ich klingeln würde, wenn ich es mir nochmal anders überlegen würde. Ich blickte ihm nach und sah wie er tatsächlich in eben jenem Hauseingang verschwand.
Sollte ich wirklich hinterhergehen oder zog er einfach nur eine Masche ab? Es war der erste Advent, wenn schon wäre das ganz schön mies gewesen. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ging auf den Hauseingang zu. Langsam hob ich meine Hand, betätigte den Klingelknopf und ging einen Schritt zurück. Eine Frau mit blonden Haaren öffnete mir die Tür und rief hinter sich in die Wohnung nach ihrem Mann. Er kam und bat mich herein. Sofort kamen auch schon ein kleines Mädchen und ein etwas älterer Junge auf mich zugelaufen. Sie fragten mich wie ich denn heißen würde und warum ich den 1.Advent in der Kälte verbringen müsse.
Durch ihre Fragen beschäftigt stand ich etwas hilflos im Eingang. Die Kälte im Rücken der offenen Tür und vor mir eine warme, einladende Wohnung. Die Frau bemerkte meine Unschlüssigkeit, schloss die Tür hinter mir und zeigte mir einen Jackenaufhänger. Ich begleitete die Kinder in das warme Wohnzimmer und setzte mich mit ihnen an den Tisch, an dem auch schon die erste Kerze vom Adventskranz leuchtete. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es sogar schon 21 Uhr war. Wie lange war ich denn unterwegs? Viereinhalb Stunden?
Die Kinder machten sich bald auf ins Bett. Nachdem ihre Eltern ihnen gute Nacht gesagt hatten, kamen sie auf mich zu, hörten davon, dass ich mich verlaufen hatte und ließen mich zu Hause anrufen.
Am nächsten morgen brachten sie mich nach Hause und ich war froh endlich wieder zu wissen wo ich bin.
Geschrieben von: Colours_of_my_mind
Vielen Dank an Colours_of_my_mind für's Mitmachen! :)
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