Prolog
Prolog
„Liebling, ich bin zuhause!" Die Eingangstür wurde mit einer Wucht eingetreten, die sie fast gänzlich aus den Angeln riss.
Mit einem boshaften Lächeln betrat er, fast schlendernd, das Haus und die alten Dielen knarzten dabei unter seinen schweren Schritten. Einen kurzen Moment später jedoch stoppte er abrupt und es herrschte eine unheilvolle Stille.
„Wo hast du nur die ganze Zeit gesteckt? Die Flucht wäre gemeinsam um so vieles romantischer gewesen, findest du nicht auch, Liebste?"
Er versuchte, es mit Gleichgültigkeit zu überspielen, doch ihr konnte er nichts vormachen. Er war wütend und verletzt und es war ihre Schuld. Leandra, die in diesem leerstehenden Haus Schutz suchen musste, versteckte sich in einem der Schlafzimmer und überlegte fieberhaft wie sie weiter vorgehen sollte.
Eine Tür nach der anderen wurde aufgestoßen, während er langsam seinen Weg und das Klagelied der Holzdielen fortsetzte.
„Du magst uns vielleicht etwas eingeschrenkt haben, doch glaub nicht, dass du damit etwas anderes bewirkt hast, als das Unvermeitliche hinauszuzögern!" Er sprach jetzt lauter als zuvor und versuchte nicht mehr seine Wut zu verbergen.
„Aber mit deinem Tot hat der ganze Spuk eh ein Ende nicht wahr? Du hast damit dein eigenes Todesurteil gefällt, Lea und ich bin dein Henker. Es konnte nur auf diese Art enden, dass verstehe ich jetzt."
Am Ende des Satzes wurde seine Stimme nachdenklicher und traurig. Jedoch zweifelte sie keine Sekunde, dass er seine Drohungen ernst meinte. Ihm so nah zu sein und den Tod fürchten zu müssen, fühlte sich einfach nicht richtig an und Tränen traten in ihre Augen.
Plötzlich flog ein Stuhl quer durch den Raum, indem er sich gerade umsah und sie sog vor Schreck scharf die Luft ein, während sie sich noch fester an die Wand presste. Ihr Atem ging nun schneller, da ihr bewusst wurde, dass er ihr Zimmer gleich erreicht hatte. Plötzlich spürte sie einen Luftzug und erst da bemerkte sie, dass das Fenster ihr gegenüber, einen Spalt geöffnet war. Ein wenig mehr nur und sie würde hindurchschlüpfen können. Ein weiterer Stuhl wurde durchs Zimmer geschleudert und schlug gegen eine Wand, woraufhin er zersplitterte.
„Bringen wirs zuende!" Er brüllte aus voller Kehle und seine Schreie waren voller Schmerz.
Vor Wut trat und schlug er auf alles ein, dass in seine Reichweite kam, da fasste sie den Entschluss die entstandene Unruhe zu nutzen und eilte hinüber zum Fenster.
Die Tür zu Leas Versteck flog auf und eine große Gestalt betrat den Raum. Sein Blick fiel sofort auf das weit geöffnete Fenster und er ging langsam darauf zu und späte hinaus in die Dunkelheit.
„Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass du mir davon rennen kannst! Wieder zögerst du das Unvermeidliche nur hinaus." , rief er belustigt hinaus, in dem Wissen, dass sie ihn hörte.
Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich vom Fenster abwandte und sich auf den Weg nach draußen machte.
Als sie sich sicher war, dass genügend Zeit vergangen war und er mittlerweile einige Entfernung zum Haus zurückgelegt haben musste, kroch sie ganz leise und vorsichtig unter dem Bett hervor. Sie wagte kaum zu atmen und horchte erneut, voller Angst, in die Dunkelheit. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Beine fühlten sich so weich an, dass sie Angst hatte sie würden beim nächsten Schritt nachgeben. Sie hatte schon zuviel Zeit verloren, doch war es sicherer hier auf den Tagesanbruch zu warten.
Sie stand noch immer vor dem Bett, unfähig sich zu bewegen, als sie bemerkte, dass ihr unentwegt Tränen das Gesicht hinunter liefen und jetzt, wo das Adrenalin allmählich nachließ, kam der ganze Schmerz zum Vorschein und zwang sie auf die Knie. Ihr Schluchzen ließ ihren zierlichen Körper beben und sie hielt sich die Hand vor den Mund, um es zu unterdrücken.
Als draußen ein Ast brach, hielt sie erschrocken die Luft an und richtete sich langsam wieder auf. Sie beschloss, dass es besser war sich ein anderes, sichereres Versteck zu suchen, nur für den Fall. Sie lief auf wackeligen Beinen zur Tür und spähte in den Flur, dessen Boden nun mit Glassplittern von Bilderrahmen und zersplitterten Stuhlresten bedeckt war. Auch ihre Schritte ließen den alten Holzboden knarzen, wenn auch nicht so laut wie die Seinen. Immer wieder hielt sie inne, weil sie das Gefühl hatte nicht allein zu sein, doch wenn sie dann einen Moment in die Stille horchte, war dort nichts. Wieder und wieder knarrte und quietschte es und schürte so ihre Angst. Sie dachte gerade darüber nach, ob es nicht doch besser wäre das Haus zu verlassen, denn sie beschlich das Gefühl, als säße sie hier in der Falle. Gerade als sie ihren Weg Richtung Terrasse fortsetzen wollte, ächzte der Boden noch bevor sie ihren Fuß überhaupt abgesetzt hatte. Ihr Atem sowie ihr Herz setzte einen Moment lang aus und sie sah sich wieder panisch um. Sie stand ungeschützt mitten im Wohnzimmer und als nichts weiter geschah, schob sie es auf ihre Angst und Einbildung. Als es wieder geschah, wusste sie jedoch, dass es keine Einbildung war und er die ganze Zeit mit ihr gespielt hatte. Sie blieb also stehen, weil sie ihm die Genugtuung nicht gönnte und weil sie wusste, dass es keinen Sinn machte zu rennen.
„Ich hoffe du hattest deinen Spaß", sie sprach leise, aber wusste dass sie gehört wurde.
„Eigentlich nicht, aber das muss wohl genügen." Es schien ihn zu stören, dass das Spiel schon vorbei war.
„Dir muss doch klar gewesen sein, dass ich nicht auf deinen kleinen Trick hereinfalle. Ich kenne dich einfach zu gut, Lea. Zugegeben nicht so gut wie ich gedacht habe, aber dennoch gut genug." wieder gelang es ihm nicht, seinen Schmerz zu überspielen und das frustrierte ihn.
„Bitte, du musst mir zuhören..." sie wollte versuchen ihn in ein Gespräch verwickeln und hoffte ihn umstimmen zu können.
„Gar nichts muss ich tun!" schrie er und binnen Sekunden stand er hinter ihr und stieß flüsternd hervor „Du hattest recht, ich werde dein Tod sein.", damit riss er sie herum und stieß ihr seine Zähne in den Hals. Sie gab nur einen erstickten Laut der Überraschung von sich und ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen als sie spürte, wie ihr Leben aus ihr wich.
Er hielt sie an den Schultern gepackt, doch je mehr er trank, desto schwächer wurde sie. Er wollte langsam trinken, es genießen. Er wollte, dass sie den Schmerz verspürte, den auch er die ganze Zeit erdulden musste. Er riss wie im Wahn an ihrem Hals und ließ hin und wieder von ihr ab nur um erneut seine Zähne in ihr zu versenken, da er ihr Leiden und den Schmerz auskosten wollte. Als ihre Beine nachgaben, schlang er die Arme um sie und trank weiter bis er wieder stoppte, um erneut zu zubeißen. Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne, weil er hörte, dass sie versuchte etwas zu sagen, doch war sie vermutlich schon zu schwach um auch nur ein vernünftiges Wort von sich zu geben. Er sah hinunter auf ihren zerfetzten, blutigen Hals, an dem Ihr Kopf kraftlos zur Seite hing. Jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er die Kontrolle verloren hatte, denn überall war ihr Blut. Ihr Körper, ihr dunkles Haar und er selbst waren blutverschmiert. Er bemerkte nun auch, wie er sie in den Armen hielt und wusste, würde er sie loslassen, würde sie wie eine Puppe zu Boden fallen und verbluten.
Seine Wut war verflogen und wieder war dort nur der Schmerz, der durch diesen Anblick auf ein unerträgliches Maß anstieg. Unter Tränen setze er ein letztes Mal an, sanft und behutsam stütze er jetzt ihren Kopf dabei und während er trank, sank er gemeinsam mit ihr zu Boden, wo er dann ihren leblosen Körper in den Armen hielt und trauerte.
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