Kapitel 6
Adora hatte sich einen Platz gesucht, von dem sie direkt auf die Segel sehen konnte. Hier würde sie Wind erzeugen und hoffen, dass es ausreichte, damit sich die Segel spannten und das Schiff bewegten.
Ihr war dabei bewusst, dass jeder sie anstarrte, was es nicht gerade angenehm für sie machte. Allerdings hatte Aaron sie motiviert. Er glaubte an sie und war sich sicher, dass sie es schaffte. Daher wollte sie ihn nicht enttäuschen, auch wenn sie selbst nicht daran glaubte.
Adora streckte ihre Hände nach vorn in Richtung Segel, schloss die Augen und stellte sich vor, wie aus ihren Händen Wind kam, der sich in den Leinen verfing und das Schiff bewegte. Dabei spürte sie, dass ihr Körper von einem Kribbeln heimgesucht wurde, das sich in ihren Händen sammelte.
Als Adora auf ihre Hände sah, bemerkte sie, dass sich dort etwas bildete, was wie ein Windball aussah.
Ihr Atem wurde schneller, als sie bemerkte, dass dieser Ball Luft gegen das Segel blies. Dieses spannte sich und kurz darauf bewegte sich sogar das Schiff.
Überrascht über ihre eigene Stärke und weil sie es nicht erwartet hatte, riss Adora ihre Augen auf. Sie schnappte sogar geschockt nach Luft. „Sehr gut, machst du das", sagte Aaron, der an ihrer Seite war, beruhigend.
Adora machte weiter, denn das Schiff bewegte sich, was sehr gut war. Es war anstrengend, doch die Mannschaft schien sich zu freuen. Der Kapitän gab normale Anweisungen, wie er es sonst wohl auch gemacht hätte. Das beruhigte Adora sehr. Sie wollte nicht, dass sie sich ihr gegenüber anders benahmen. Dennoch schien Ramon der Meinung, dass es wichtig war, ihr zu sagen, wie froh er darüber war, dass sie an Bord war.
Adora wurde rot und für einen Moment verlor sie die Konzentration, weshalb der Wind nachließ. Das ließ den Kapitän nur lachen. Es machte ihn irgendwie symphatisch.
Er schien es nicht sonderlich eng zu sehen, dass ihr Zauber nicht ganz so gut lief und sie nur langsam vorankamen. Hauptsache sie kamen überhaupt voran.
„Du solltest eine Pause machen", sagte Aaron irgendwann besorgt und legte ihr einen Arm um die Schultern.
Adora senkte ihre Hände und löste den Zauber auf. Keine Sekunde später spürte sie, dass ihre Beine nachgaben und sie förmlich gegen Aaron rutschte. Dieser hielt sie und ging mit ihr zu Boden, damit sie sich nicht beim Hinfallen verletzte.
Adora keuchte angestrengt, da sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen.
Erschöpft lehnte sie seinen Kopf an seine Brust, um kurz die Augen zu schließen. „Das reicht noch nicht, oder?", fragte sie müde.
„Nein, leider haben wir den windstillen Bereich noch nicht verlassen", entschuldigte sich Aaron. „Das heißt aber nicht, dass du dich nicht ausruhen kannst. Wir haben Zeit."
Adora atmete seinen herben Geruch ein und entspannte sich etwas. „Ich hab Hunger", bemerkte sie selbst überrascht. Normalerweise aß sie nicht, weil sie Hunger verspürte, sondern weil man es erwartete. Jetzt jedoch spürte sie Anzeichen dafür, dass ihr Körper Nahrung brauchte.
Aaron schmunzelte, bevor er sie vorsichtig und sanft hochhob.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Ramon besorgt, der sich in ihrer Nähe befand, da er am Steuer stand.
„Sie ist nur erschöpft", versicherte Aaron mit einem Lächeln.
„So etwas muss sehr anstrengend sein. Das Schiff ist sehr schwer", meinte Ramon, der scheinbar verstand, dass es sehr schwer war.
Aaron nickte ernst. „Magie ist nicht so einfach", stimmte er dem Kapitän zu, während Adora sich in seinem Armen ausruhte.
„Es ist viel schwieriger als sonst. Als würde irgendwas stören", murmelte sie leise, was Aaron überrascht auf sie blicken ließ.
„Jemand stört deine Magie?", fragte er ungläubig.
Adora nickte, da sie nicht wusste, wie sie es sonst erklären sollte.
Aaron streichelte sie sanft. „Ruh dich aus und iss etwas", bat er, bevor er sie zu einer Kiste trug, auf die er sie absetzte. Dann zog er sich kurz zurück, um nur wenig später mit einem Teller zurückzukehren. Es gab, wie fast immer, frischen Fisch. Dazu eine Zitrone.
Adora nahm den Teller mit einem Lächeln entgegen, bevor sie begann, mit den Fingern den Fisch zu lösen und zu essen. Sie hatte noch nie Probleme damit gehabt. Es gefiel ihr sogar besser als mit Besteck.
Ihre Augen wanderten umher und betrachteten das Meer, das unter einer hell strahlenden Sonne lag. Es war schönes Wetter, was ihre Laune steigerte.
„Seht doch", brachte sie hervor, als sie bemerkte, dass die Segel gar nicht mehr so schwach hingen. Es sah eher aus, als würde ein leichter Wind diese bewegen.
Aaron folgte ihrem Blick, bevor er eine Hand hob, als würde er den Wind erspüren wollen. „Zum Glück", seufzte er erleichtert. „Sieht aus, als müsstest du keinen Wind mehr machen. Er kommt zurück."
Adora seufzte erleichtert und lehnte sich an die Holzwand zurück, während sie weiterhin ein wenig aß. Der Fisch tat ihr gut und stillte ihren Hunger. Etwas, was sie bis dahin gar nicht richtig kannte.
Aaron trat auf sie zu, fuhr ihr durch die Haare und flüsterte, dass sie sich ausruhen sollte, bis sie da waren.
Überraschenderweise war es gar nicht mehr so lang, bis einer der Männer im Ausguck rief, dass Land in Sicht war.
Adora erhob sich und lief auf die Rehling zu, um darüber zu sehen. Sie blickte über das Meer, bis auch sie etwas in der Ferne erkannte.
Ihr blieb die Luft weg, denn das, was sich da vor ihnen aufbaute war wie ein riesiges Gebirge. Als wäre die Insel von hohen Klippen und Bergen umrahmt.
Es war noch sehr weit weg, doch je näher sie kamen, desto deutlicher wurde, dass diese Insel nicht leicht zu erreichen war. Wo sollten sie anlegen?
Je näher sie kamen, desto deutlicher konnte Adora sehen, wie steil die Klippen waren. Sie wirkten wie Mauern, welche die Insel schützten.
Der Kapitän ließ das Schiff um die Insel herum fahren, damit sie sich umsehen konnten. Dabei bemerkten sie eine Stelle, die irgendwie abgesenkt war. Als wäre es nicht natürlich, sondern extra gebaut, damit Schiffe anlegen konnten.
Das war jedoch nicht das, was Adora so neugierig machte. Es waren die riesigen Vögel, die über den Himmel glitten. Einmal glaubte Adora sogar, dass einer von ihnen menschlich wirkte. War das Einbildung?
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