34. Reaction
Als ich am nächsten Tag erwachte, schaute ich direkt in Nialls blaue Augen, der mich schon eine Weile zu beobachten schien und verschmitzt grinste.
„Na, mein kleiner Engel, hast du gut geschlafen?", erkundigte er sich.
„Super gut", wisperte ich und räkelte mich gleichzeitig im Bett. Zumindest so lange, bis ich seine Lippen auf meinen fühlte.
Die letzte Nacht war so toll gewesen, wir hatten auch versucht leise zu sein, doch ich vermutete, dass man uns trotzdem hatte hören können, als wir auf dem Fußboden, vor meinem Bett, Sex hatten.
Spielerisch umschlangen meine Arme seinen Nacken, während unsere Körper sich aneinander schmiegten. Ich hätte ewig so liegenbleiben können, doch in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Mägen gleichzeitig begannen Geräusche von sich zu geben, was wir lachend zur Kenntnis nahmen, zogen wir es vor, endlich aufzustehen.
In der Küche hielt sich niemand auf, was mich vermuten ließ, dass mein Dad entweder die Einkäufe für die Bar erledigte, welche am heutigen Abend wieder planmäßig geöffnet hatte, oder er befand sich gar in Selbiger.
Bevor ich es realisierte, stand Niall vor dem großen Herd und briet Spiegeleier mit Speck für uns beide, was einfach herrlich duftete. Manchmal wusste ich gar nicht, wie ich so jemanden wie ihn verdient hatte, ich schwebte auf Wolke sieben und hätte nicht glücklicher sein können.
Alles in meinem Leben schien sich plötzlich zum Guten zu wenden. Ich hatte einen lieben, super süßen Freund, der alles für mich tat, übte meinen Traumjob aus und besaß nette Freunde. Und das Beste war der anstehende DJ Contest, auf welchen ich mich schon wahnsinnig freute. Sicher gab es große Konkurrenz, doch ich wusste, dass ich es schaffen konnte, nicht zuletzt weil Liam mir dabei half.
Gleich wenn wir von unserem Kurztrip nach Nashville zurückkehrten, stand unser nächster Termin diesbezüglich an. Doch das lag irgendwo noch in weiter Ferne, denn ich richtete meinen Fokus ganz auf den heutigen Abend, an welchem das Country Rock Festival stattfinden würde. Am meisten gespannt war ich dabei auf Hunters Auftritt. Niall schien wohl gerade an das Gleiche zu denken, denn er sagte plötzlich: „Ich kann es kaum erwarten, Hunter auf der Bühne zu sehen. Er hat es voll drauf."
Schmunzelnd griff ich nach meiner Kaffeetasse, bevor ich erwiderte: „Ich finde es toll, dass ihr beiden euch so gut versteht."
„Um eines klar zu stellen, ich hatte nie etwas gegen Hunter", grinste Niall und verdrückte den Rest seiner Spiegeleier.
Nach dem Frühstück räumten wir die Küche auf und begaben uns dann ein Stockwerk tiefer, ins Coopers. Dort begrüßten uns die bereits anwesenden Angestellten freundlich.
„Dan müsste jeden Augenblick hier sein", bemerkte Trish, einer der Kellnerinnen. „Er ist zum Einkaufen gefahren."
Es verhielt sich so, wie ich es vermutet hatte.
„Können wir euch etwas zu trinken bringen?", erkundigte sich Samuel, der an diesem Tag hinter der Bar stand.
„Nein, danke, wir gehen jetzt ein bisschen an die frische Luft", erwiderte ich, ergriff Nialls Hand und zog ihn mit nach draußen.
Zu zweit liefen wir in Richtung Hardrock Café, das nicht allzu weit von der Bar entfernt lag. Dort um die Ecke befand sich das Tattoo Studio, welches ich gemeinsam mit Hunter aufgesucht hatte. Ich wollte Niall alles zeigen, was ich in Nashville erwähnenswert fand und er begleitete mich geduldig.
„Weißt du, was mir hier auffällt? Nashville ist eine sehr saubere Stadt", bemerkte er zufrieden, was ich mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm.
„Ja, das stimmt, im Gegensatz zu New Orleans", sagte ich.
„Wir kriegen ja meistens nur irgendwelche Hotels oder Clubs zu sehen, wenn wir auf Tour sind", seufzte Niall.
Abrupt blieb ich nun stehen, da mir gerade ein Gedanke gekommen war.
„Hast schon mal in einem Aquarium gegessen?", stellte ich meine Frage an Niall, der mich anschaute, als würde ich unter Drogen stehen, was mich zum Lachen animierte.
„Wie bitte kann man in einem Aquarium essen?", lautete seine ungläubige Aussage.
„Komm mit und ich zeige es dir."
Bevor er sich versah, schnappte ich seine Hand und zog ihn zurück in Richtung Bar. Dort angekommen, hielt ich Ausschau nach meinem Dad, der glücklicherweise vom Einkaufen zurückgekehrt war.
„Na, ihr beiden, habt ihr gut geschlafen?", erkundigte er sich mit einem Augenzwinkern.
„Klar Dad, und jetzt brauchen wir deinen Wagen", erklärte ich grinsend.
„Kein Problem, du weißt ja, wo er steht. Die Schlüssel stecken noch."
Ohne Umweg lief ich mit Niall an meiner Seite zum Hof, in welchem der große, schwarze Pick Up stand. Während Niall das Hoftor öffnete, kletterte ich in den Wagen und fuhr rückwärts auf die Straße hinaus. Automatikgetriebe waren so einfach zu handhaben, ich verstand überhaupt nicht, wieso die Europäer überwiegend Autos mit Schaltgetriebe fuhren. Es schien ihnen Spaß zu machen, ständig den Steuerknüppel in der Hand zu haben und betätigen zu müssen. Ich hingegen betrachtete das als überflüssig. Ich wollte nur Gas geben, bremsen und lenken.
Nachdem Niall auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, fuhr ich los in Richtung Shopping Mall. Während der Fahrt hörten wir Country Musik, um uns auf das bevorstehende Ereignis des Abends einzustimmen. Natürlich wurde auch ein Song von Hunter gespielt, Invisible, der Niall besonders gut gefiel. Mit geschlossenen Augen summte er die Melodie vor sich hin, selbst nachdem der Song verklungen war.
Da wir uns der Mall näherten, hielt ich Ausschau nach einem Parkplatz, der sich in der Nähe des Eingangs befand. Ich wurde recht schnell fündig, parkte den Wagen und schaute grinsend zu Niall, als wir ausstiegen.
„Gleich wirst du das Aquarium sehen", meinte ich augenzwinkernd.
Bevor wir in Richtung der Glastüren marschierten, zog Niall sein Beanie tiefer in die Stirn, ergriff meine Hand und sagte: „Da bin ich jetzt echt gespannt."
Ohne Umwege führte ich Niall nun zu dem versprochenen Aquarium. Es handelte sich dabei um ein Restaurant in der Shopping Mall, welches keine Fenster besaß und dessen Decke blau angeleuchtet wurde. In der Mitte des Lokals befand sich ein riesiges Aquarium, in welchem sogar kleine Haie umherschwammen. Man hatte tatsächlich das Gefühl, dass man in einem Aquarium saß, und von den Fischen beobachtet wurde.
Niall stieß ein begeistertes „Wow", aus, nachdem der Kellner uns einen Platz zugewiesen hatte. „Das ist richtig cool hier!"
„Habe ich übertrieben, oder speisen wir heute in einem Aquarium?", kam es von mir.
„Ich würde sagen, das trifft voll und ganz zu."
Wir vertieften nun unsere Nasen in den Speisekarten, die der Ober uns überreicht hatte, als er die Getränkebestellung aufnahm. Standesgemäß entschieden wir beide uns für Fisch, ganz der Umgebung angepasst.
„Was die Fische wohl denken, wenn wir ihre Artgenossen verspeisen?", meinte Niall grinsend, der aufmerksam die großen Rochen beobachtete, die gerade an uns vorbei schwammen.
„Keine Ahnung, wie sie das finden, ich weiß nur, dass ich tierischen Hunger habe", kam es von mir, worauf Niall zu lachen begann, der mich dann auf die Wange küsste.
Eine halbe Minute später wurde unser Essen serviert, welches ausgezeichnet schmeckte. Schnell schossen wir ein Selfie von uns und schickten es an Louis mit der Bemerkung, dass wir in einem Aquarium speisen würden. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
„Hoffentlich holt ihr euch keine Fischvergiftung! Die armen Tiere könnten sauer auf euch sein!"
„Das ist so typisch Louis", lachte ich vergnügt und Niall stimmte mit ein.
Nach dem Essen fuhren wir direkt zum Coopers zurück, wo mein Dad uns bereits erwartete. Er umarmte uns zur Begrüßung und drückte jedem ein Bier in die Hand, allerdings mit der Ansage, dass ich aus der Bar verschwinden müsste, da ich noch nicht einundzwanzig war. Es ärgerte mich zwar maßlos, doch da Niall mir in meinem Zimmer Gesellschaft leistete, beruhigte ich mich schnell wieder.
Gemeinsam saßen wir auf meinem Bett und begannen über das bevorstehende Konzert zu reden. Ich freute mich riesig, dass ich für Niall so ein perfektes Geschenk ausgesucht hatte. Das Geräusch einer eintreffenden Nachricht auf meinem Handy riss mich aus meinen Gedanken. Diese stammte von Hunter und enthielt folgende Worte: „Habe Backstage Pässe für euch am hinteren Eingang hinterlegen lassen. Bitte seid eine Stunde vor Öffnung da."
„Juchu! Wir können in den Backstage Bereich", freute ich mich und steckte Niall total mit meiner guten Laune an, der es jetzt wirklich kaum erwarten konnte, sein Geschenk einlösen zu dürfen. Nun mussten wir uns wirklich ein wenig beeilen, um rechtzeitig fertig zu werden. Doch wir schafften es in Rekordzeit, zu duschen, uns umzuziehen und in einem Taxi vor der Konzerthalle vorzufahren. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mich beeilen zu müssen und hetzte mit Niall an der Hand zum Eingang, wo wir unsere Tickets vorzeigten.
„Für uns sind Backstage Pässe hinterlegt worden", erklärte ich freundlich, worauf die Dame am Schalter nickte und in ihrem Computer nach unseren Namen schaute, welche ich ihr nennen musste.
„Ah, da haben wir es ja. Angel Cooper und Niall Horan."
Sie sah auf, blickte in Nialls Gesicht und meinte prompt: „Dürfte ich ein Autogramm für meine Töchter haben?"
„Aber gerne doch", erwiderte mein Freund grinsend und setzte seine Unterschrift auf das weiße Blatt Papier, das die Dame ihm nun überreichte, bevor sie unsere Backstage Pässe herausrückte.
Wir suchten schnell das Weite, nachdem Niall die Autogramme gegeben hatte und liefen zum hinteren Eingang, welcher auf unseren Tickets vermerkt war. Dort angekommen, nahm Niall alles Weitere in die Hand, indem er die Security freundlich begrüßte, und ihnen die Backstage Pässe zeigte.
Daraufhin führte man uns sofort in den hinteren Bereich, wo es nur so von Sicherheitsleuten und anderen Bediensteten wimmelte. Man geleitete uns ohne Umweg zu Hunters Garderobe, der mir sofort um den Hals fiel, nachdem wir den Raum betreten hatten. Auch Niall wurde wie ein alter Freund begrüßt, bevor Hunter uns nun herumführte und mit einigen anderen Stars bekannt machte.
Es fühlte sich aufregend an, auch für Niall, der ja sich sonst auf der anderen Seite dieser Welt befand. Aber er reagierte in solchen Momenten wie ein ganz normaler Mensch, was ich einfach nur umwerfend fand.
Wir hielten uns fast eine ganze Stunde im Backstage Bereich auf, bevor wir unsere Sitzplätze aufsuchten, welche wirklich eine ausgezeichnete Sicht auf die Bühne garantierten. Das Konzert selbst ging fiel zu schnell vorüber, wir tanzten zur Musik, klatschten und sangen mit, bis zum Schluss. Ich konnte sehen, wie viel Spaß Niall hatte und nur das war mir wichtig. Er tat so viel für mich, nun konnte ich ihm auch eine Freude machen.
Der Kurztrip nach Nashville stellte eine willkommene Abwechslung für uns beide dar, bei welcher ich festgestellt hatte, dass mein Dad Niall wirklich mochte und ihn als meinen Freund mehr als nur akzeptierte. Mit Tessa, welche er in London kennengelernt hatte, da sie nie verreiste, war er nie richtig warm geworden, im Gegensatz zu meiner Mum.
Froh darüber, dass ich diesen Teil des Lebens hinter mir gelassen hatte, stellte ich mich nun der neuen Herausforderung, als wir wieder in London eingetroffen waren: Die Vorbereitung auf den DJ Contest.
Doch zunächst galt es Angus bei Trigger abzuholen, nachdem wir in London angekommen waren. Ich konnte es kaum erwarten meinen Papagei zu sehen und beeilte mich dementsprechend, indem ich meinen Koffer unangetastet im Flur stehen ließ, bevor ich mit Niall zu Triggers Haus fuhr.
Den Transportkäfig in meiner Hand klingelte ich an der Tür, welche binnen kürzester Zeit geöffnet wurde. Ein grinsender Trigger stand vor uns und nahm uns beide gleichzeitig in seine Arme.
„Na, ihr beiden, alles fit?", erkundigte er sich liebenswürdig.
„Ja, klar, uns geht es super", sprudelte es aus mir hervor. „Wie geht es Angus? War er brav?"
„So brav wie immer. Er hat ständig gesungen und sich mit mir unterhalten", erzählte Trigger, dessen Gesicht von einem breiten Lächeln überzogen wurde.
Natürlich war ich erfreut, das zu hören.
„Kommt mit, wir gehen gleich zu ihm."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, griff Trigger nach dem Transportkäfig, welchen ich neben mir abgestellt hatte und ging voran in sein Wohnzimmer, wo der Papageienkäfig stand.
„Hallo mein Schatz!", rief ich laut und stürmte auf den Käfig zu.
„Aaaaaaaaaaangel! Aaaaaaaaaaangel!", schrie mein Papagei begeistert, als er mich erblickte.
Nialls abgrundtiefes Seufzen war nicht zu überhören. „Ich wünschte, er würde mich auch so begrüßen", murmelte er, worauf Trigger trocken von sich gab: „Er soll dich mit Aaaaaaaaaangel begrüßen? Das finde ich aber merkwürdig."
„Doch nicht mit ihrem Namen, sondern mit meinem!", erklärte mein Freund mit einem Augenzwinkern.
Angus schien jetzt bemerkt zu haben, dass Niall sich auch im Raum befand, denn er fing sofort an zu schreien: „Niall ist ein Idiot!"
„Da hast du es, er hasst mich immer noch."
Unter großem Protest und lautem Gezeter ließ Angus sich von Niall zu dessen Range Rover tragen und hielt erst seinen Schnabel nachdem wir losgefahren waren. Sein Verhalten war mir super peinlich, doch ändern konnte ich es nicht.
Seufzend stieg ich aus, als Niall vor dem Haus parkte, um dann nach dem Käfig zu greifen, damit Angus nicht schon wieder meckerte. Darauf hatte ich im Moment nämlich überhaupt keine Lust. Es herrschte auch einigermaßen Ruhe, nachdem ich meinen Papagei auf seiner Stange abgesetzt hatte, der sich sofort entspannte und nach Erdbeeren schrie. Gott sei Dank hatte Trigger mir welche mitgegeben, somit konnte ich Angus seine Lieblingsfrüchte überreichen.
Niall und ich bestellten uns Pizza zum Abendessen und während wir diese verspeisten, traf eine Whatsapp Nachricht von Liam ein. Er wollte wissen, wann wir wieder für den DJ Contest zusammen arbeiten wollten und so verabredete ich mich mit ihm für den morgigen Tag in meinem Apartment.
Meine Aufregung wuchs von Tag zu Tag, als ich nur daran dachte, und Liam, der super pünktlich auftauchte, konnte mir diese nicht wirklich nehmen.
„Hey, Angel, na wie war es in Nashville?", erkundigte er sich. „Niall hat total davon geschwärmt, als ich gestern mit ihm gesprochen habe!"
„Es war super!"
Schnell erzählte ich ihm, was wir alles erlebt hatten, bevor wir uns an meinem Mischpult austobten. Wir verbrachten mehrere Stunden damit, Musik zu mixen und die geeignetsten Titel für den Contest auszuwählen. Am Ende stand fest, dass wir auf jeden Fall noch weitere Abende dafür opfern mussten, damit alles perfekt war. Aber eigentlich handelte es sich nicht um ein Opfer, denn es machte riesigen Spaß mit dem Sänger zusammen zu arbeiten.
Meine freie Zeit verbrachte ich größtenteils damit, Songs für den Contest zusammenzustellen, doch wenn ich im Club arbeitete, begleitete Niall mich jeden Abend dorthin. Wahrscheinlich wollte er sicher gehen, dass Chad mich nicht angreifen würde, sollte er dort auftauchen. Da dies aber nicht der Fall war, verblassten der Vorfall und auch die Drohbriefe in meinen Gedanken.
Schließlich konnte ich nicht ewig in Angst und Schrecken leben, ich musste nach vorne schauen und mich auf jene Dinge konzentrieren, welche eine gewisse Priorität in meinem Leben einnahmen. Niall gehörte auf jeden Fall dazu, trotzdem hatten wir beide eine Meinungsverschiedenheit. Er wollte nämlich, dass ich bei ihm einzog, was ich aber für verfrüht hielt. Außerdem stellte ich es mir nicht gerade einfach vor, mit einem Papagei, der meinen Freund nach wie vor hasste, und Selbigem in einer Wohnung zusammenzuleben. Angus würde seinen Schnabel nicht halten können, so lange bis Niall irgendwann der Kragen platzen würde. Als ich dieses Argument anführte, schüttelte mein Freund jedoch nur den Kopf.
„Ich habe ein dickes Fell, was das angeht, Angel. Ich dachte, das hättest du bereits gemerkt", machte er seinen Standpunkt klar.
„Du würdest anders reden, wenn du ihn den ganzen Tag um dich hättest!", erklärte ich mit fester Stimme.
„Warum bist du nur so dickköpfig?", warf Niall mir vor, worauf ich meine Arme vor der Brust verschränkte, um dann zu sagen: „Ich bin nicht dickköpfig, im Gegenteil! Ich sehe die Sache klar und deutlich vor mir. Er wird dich irgendwann nerven, glaub mir!"
„Angel, ich liebe dich und dafür nehme ich sogar einen Papagei in Kauf, der mich ständig beschimpft, nur um mit dir zusammen sein zu können. Alles wäre so viel einfacher!"
Doch ich konnte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, meine Wohnung und meine Unabhängigkeit aufzugeben, jedenfalls nicht so schnell. Wie sehr hatte ich dafür gekämpft, tun und lassen zu können, was ich wollte. Nicht, dass Niall mir irgendwelche Vorschriften machte, davon war er weit entfernt, doch wenn man zusammen in einer Wohnung lebte, musste man immer Kompromisse eingehen.
Dies hatte ich jahrelang mit Tessa durchgemacht, die mich auf Schritt und Tritt beobachtete und umsorgte wie eine Glucke. Natürlich tat Niall das nicht, aber ich würde einen Teil von mir hinten anstellen müssen. Ich wollte mit diesem wichtigen Schritt noch warten, was aber nicht hieß, dass ich es nicht irgendwann in Erwägung ziehen würde. Das musste ich Niall nun begreiflich machen.
„Weißt du, es ist nicht so, dass ich nicht mit dir zusammenziehen will, aber bitte lass mir noch ein wenig Zeit", sagte ich leise, in seine blauen Augen schauend.
Daraufhin nahm er mich in seine Arme, drückte mich an sich, küsste mich sanft auf die Lippen, und sagte dann: „Es ist ok, Angel, ich habe es schon verstanden. Aber bitte bleib heute Nacht hier, ich habe in letzter Zeit so wenig von dir gehabt."
Meine Finger strichen durch seine blonden Haare, als ich zu lächeln begann.
„Ich bleibe gerne heute Nacht hier", erwiderte ich und presste mich in seine Arme.
„Das ist super", flüsterte er in mein Ohr und strich eine lange Haarsträhne aus meinem Gesicht.
Ich hob den Kopf, stützte diesen auf meiner Hand ab und fragte: „Ist irgendetwas passiert?"
„Das Management hat uns noch einen Termin in New York aufs Auge gedrückt", seufzte er leicht genervt.
„Wann fliegst du?"
„Übermorgen."
Das waren die Schattenseiten, wenn man mit dem Sänger einer berühmten Boyband zusammen war. Doch ich kam damit klar, schließlich war ich selbstständig und gehörte nicht zu jenen Frauen, die vor Eifersucht kochten, sobald sie ihren Partner mit einer anderen Dame auf einem Foto erblickten.
„Dann sollten wir die Zeit, die wir noch haben, sinnvoll nutzen", raunte ich ihm ins Ohr, womit Niall durchaus einverstanden zu sein schien.
Wir verbrachten eine wundervolle Nacht zusammen, in welcher ich erneut spürte, wie sehr er mich liebte.
Zwei Tage später befand ich mich mittags alleine in meiner Wohnung und arbeitete mit Hochdruck an meiner Playlist für den DJ Contest. Das war eine Art Battle und man brauchte für jeden Song des Gegners eine Antwort. Diese wollte ich auf jeden Fall parat haben, denn ich hatte nicht vor sang- und klanglos zu verlieren.
Mein ganzes Herzblut steckte in meinem Job, in dieser Musik, in allem, was ich dafür tat. Nichts und niemand konnte mich jetzt noch stoppen, das Preisgeld und vor allem diesen guten Ruf zu gewinnen, der mein Gehalt in die Höhe treiben würde. Aber selbst wenn Trigger mir dann mehr Geld bezahlen musste, würde ihm das zugutekommen, denn die Leute würden seinen Club stürmen.
Das Seven Eleven würde sich vor Gästen kaum noch retten können, wenn bekannt gegeben wurde, dass dort jener DJ arbeitete, der diesen wichtigen Contest gewonnen hatte. Somit gab ich ihm etwas von dem zurück, was er für mich getan hatte, und das war mir enorm wichtig.
Nach drei Stunden musste ich jedoch eine Pause einlegen, da meine Konzentration nachließ und ich dringend frische Luft schnappen musste. So beschloss ich, eine Runde um den Block zu laufen, denn zur Abwechslung schien heute in London die Sonne. Die Kälte machte mir jedoch so zu schaffen, dass ich bereits nach einer Viertelstunde nach Hause zurückkehrte, wobei ich den Briefkasten leerte, etwas, was ich am heutigen Tag noch nicht getan hatte.
Ein einziger weißer Umschlag fiel mir entgegen, auf welchem eine grüne Papageienfeder klebte. Ich hatte erneut einen Drohbrief von Chad bekommen, der nun vollkommen durchzudrehen schien. Mein Herz raste wie verrückt, als ich mit zitternden Händen versuchte, das Blatt Papier hervorzuholen, dessen Worte mich beinahe um den Verstand brachten.
„Oh Gott", stieß ich unter Tränen hervor, während ich versuchte, die Eingangstür zu meiner Wohnung zu öffnen.
„Angus!", schrie ich außer mir.
„Aaaaaaaaaaangel!", kam es sofort zurück, was mich für eine Sekunde erleichtert aufatmen ließ.
Doch jetzt war nicht die Zeit, um Atem zu schöpfen, ich musste handeln und zwar schnell. Angus in Sicherheit zu bringen, bevor man ihm etwas antat, war zunächst das Wichtigste, doch anschließend würde ich etwas tun müssen, was mein Herz in zwei Teile zerbrechen ließ.
Tränen quollen unaufhaltsam aus meinen Augen hervor, als ich die wenigen Zeilen auf ein weißes Blatt Papier schrieb, welches ich anschließend zusammenfaltete. Nachdem dies geschehen war, legte ich meinen Kopf auf die Tischplatte nieder und begann hemmungslos zu schluchzen.
Das traurige Krächzen meines Papageis holte mich jedoch aus meiner Lethargie und bewirkte, dass ich mich auf jene Dinge konzentrierte, deren Relevanz sich von Sekunde zu Sekunde mehr in den Vordergrund drängte.
Ich durfte bei meinem Vorhaben keine Zeit mehr verlieren.
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Wie werdet ihr wohl jetzt reagieren, wenn ich euch sage, dass das nächste Kapitel aus Nialls Sicht geschrieben sein wird?
Übrigens gibt es dieses Restaurant, das Aquarium wirklich. Es befindet sich in einer Shopping Mall in Nashville und ich habe dort gegessen. Es war lecker und die Fische zu beobachten, äußerst interessant. Oben habe ich ein Bild eingefügt, damit ihr eine Vorstellung habt, wie es dort aussieht.
LG, Ambi xxx
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