54. Kapitel
Grace McCormac
Ich öffne meinen Spind und bin heilfroh, dass ich gerade die letzte Stunde hatte. Marvin konnte heute sein Versprechen halten, sich nicht auf Jace zu stürzten, wenn er ihn sieht. Ich spürte zwar deutlich die Anspannung, wenn er ein paar Tische weiter in der Cafeteria saß, aber ich konnte ihn gut ablenken.
Ich verstehe nur nicht, warum der Hass zwischen den beiden immer größer wird, obwohl Jace alles dem Direktor gestanden hat. Marvin ist aus der Drogensache gut raus gekommen, trotzdem vernichtet er Jace mit seinen Blicken.
Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass da noch etwas unter der Oberfläche brodelt. Irgendetwas ist noch zwischen den beiden, aber je mehr ich darüber nach denke, umso mehr sind meine Gedanken völlig durcheinander.
Ich weiß, wenn ich Marvin darauf anspreche, macht er dicht und wird wütend. Also habe ich entschlossen zu Marvin nichts zu sagen, und zu versuchen es selbst herauszufinden.
Mit einem langen Seufzer lege ich meine Bücher in meinen Spind und starre gedankenverloren hinein.
„Erde an Grace?", ertönt Chris sanft stimme neben mir. Ich blicke zu ihm hoch und blinzle ein paar Mal.
Freundlich lächelt er mich an und lehnt sich an den Spind, während er seine Hände locker in seinen Hosentaschen vergräbt.
Ich erwidere nur schwach sein lächeln, weil mich die Gedanken in meinem Kopf völlig fertig machen.
„Alles okay bei dir?",fragt er sofort, als ich keinen Ton von mir gebe.
Doch ich nicke sofort. „Ja es ist alles gut.",antworte ich zu schnell und wende den Blick von ihm.
Ich krame weiter in meinem Spind herum und spüre die stechenden Blicke von Chris auf mir. Er mustert mich und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.
„Also du und Marvin?",sagt er schließlich und klingt enttäuscht.
Ich wusste, dass er Marvin anspricht.
Ich schließe meinen Spind und blicke zu ihm hoch. „Ja, ich und Marvin.",bestätige ich eine Vermutung und mustere seinen Ausdruck in seinem Gesicht.
Er presst seine Lippen aufeinander und nickt. „Warum?"
Ich zucke mit meinen Schultern. „Warum nicht?", kontere ich und gehe an ihm vorbei. Natürlich folgt er mir und geht neben mir her.
„Wir beide wissen wie er ist, dass er völlig wütend um sich schlägt. Und ich finde bloß, ...",er stoppt, da ich stehen bleibe und ihn ansehe.
„Was findest du?",hake ich nach und drücke mein Buch an meine Brust.
„Ich finde, bloß, dass du etwas besseres verdient hast.",gibt er schließlich von sich.
Bis vor fünf Minuten dachte ich, ich könnte Chris echt mögen, aber der Gedanke verliert sich gerade. Chris ist nett, ja, aber nicht wenn es um seinen Stiefbruder geht. Ich kann es ihm zwar nicht verübeln, weil ihn Marvin ziemlich fies anfährt, wenn sie sich begegnen. Aber so etwas zu sagen, dass er nicht gut genug für mich ist, ist echt fies von ihm.
„Er schlägt deshalb um sich, weil sich alle gegen ihn stellen. Ich bin die einzige, die auf seiner Seite steht und an ihn glaubt. Und außerdem rede nicht so schlecht von ihm, du kennst ihn nicht.",sage ich und gehe weiter. Chris holt mich sofort wieder ein.
„Du kennst ihn doch auch nicht. Hast du nicht noch vor ein paar Wochen gesagt, dass du nichts mit ihm zu tun haben willst.",seine Stimme wird lauter und wieder bleibe ich stehen.
„Doch ich kenne ihn, vielleicht sogar besser als alle anderen.",kontere ich und blicke wütend zu ihm hoch. Chris erwidert nichts darauf, sondern blickt mich nur enttäuschend an.
„Chris was willst du eigentlich?",frage ich ihn schließlich und werfe eine Hand zur Seite.
Kurz wendet er den Blick von mir, fährt sich durch sein kurzes Haar und sieht mich wieder an.
„Das spreche ich jetzt besser nicht laut aus, sonst haben wir ein Problem.",sagt er leise und blickt mir genau in die Augen.
Überrascht sehe ich ihn an und richte mich auf.
Was hat er gerade gesagt?
Als würden wir beide Marvins Anwesenheit spüren, blicken wir gleichzeitig hoch und den Gang entlang. Marvin steht ein paar Meter von uns entfernt und beobachtetet uns. Ich kann seine Wut fast bis hier her spüren, seine Augen sind fest auf uns geheftet.
Ich sehe wieder zu Chris. Auch Chris wendet den Blick wieder von seinem Steifbruder und sieht mich verzweifelt an.
„Ich hoffe, du tust das richtige.",flüstert er und wendet sich von mir ab.
Ich sehe ihm zu, wie er genau auf Marvin zu geht. Marvin funkelt ihn wütend mit seinen stechenden grünen Augen an. Leichte Panik macht sich in mir breit, dass Marvin ihn am Kragen packt. Doch Chris schafft es an ihm vorbei zu gehen, ohne dass ihn Marvin an die nächst beste Wand presst.
Ich senke den Blick von Marvin als er mit großen Schritten auf mich zu kommt. Sofort steht er dich vor mir und sieht mich an, ich hingegen meide seinen kontrollierten Blick.
„Wollen wir nach Hause?",frage ich und versuche locker zu bleiben und nicht an Chris' Worte zu denken.
„Was hat er gesagt?",fragt Marvin natürlich sofort. Seine Stimme ist keineswegs besorgt, sondern streng.
Nichts, wir haben bloß über das Projekt gesprochen.",antworte ich ihm und sehe ihn nun endlich an. Er weiß ganz genau, dass ich lüge, aber Marvin tut mir den Gefallen und gehz nicht weiter darauf ein.
Stumm nickt er.
Als wir fast an meinem Auto ankommen, beliebe ich stehen und sehe zu Marvin auf. Als er merkt, dass ich nicht nach komme, dreht er sich irritiert zu mir um und blickt mich an. Ich gehe auf ihm zu und schließe den Abstand zwischen uns.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln, ich lächle den Gedanken an Chris und sein Geständnis förmlich weg und strahle meinen Freund an.
Zärtlich lege ich die Arme um seinen Hals und drücke meinen Körper leicht an seinen. Verwundert mustert er mich.
„Was ist, wenn wir den Nachmittag zusammen verbringen und an keinen anderen denken. Nur du und ich, sonst niemand.",schlage ich vor.
Marvins Lippen formen sich langsam zu seinem umwerfenden Lächeln und ich spüre wie er ebenfalls die Arme um mich schlingt.
„Ja, das hört sich gut an. Nur du und ich.", wiederholt er und beugt sich vor um mich zu küssen.
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Marvin und ich sitzen schweigend im Auto und als mir klar wird, dass er nicht den Weg zu mir nach Hause einschlägt, sehe ich zu ihm. Kurz mustere ich ihn bevor ich den Mund aufmache.
„Wo fährst du hin?",frage ich ihn sanft.
Ich sehe, wie er das Lenkrad fester umklammert, so fest, dass seine Fingerknöchel schon weiß hervor treten. Er ist völlig angespannt.
Marvin räuspert sich und blickt kurz zu mir. „Zu mir nach Hause."
Überrascht sehe ich ihn an, als er wieder den Blick auf die Straße richtet.
Anfangs wollte ich ihn immer darum bitten, dass er mir zeigt wo er lebt, aber als ich mehr über ihn erfahren habe, wollte ich ihn nicht dazu drängen. Also habe ich diesen Gedanken beiseite gedrängt und ihn nie darum gebeten. Ich dachte, er schämt sich vielleicht dafür, also habe ich ihm Zeit gegeben.
Ich bin froh, dass er es von sich aus tut, und ich ihn nicht darum bitten muss.
Ich wende den Blick von ihm und sehe aus dem Fenster. Kleine Häuser ziehen an mir vorbei und ich muss gestehen, dass ich auf dieser Seite der Stadt noch nie war.
Hoffe ich habe euch den Sonntag mit einem neuen Kapitel versüßt. Viel Spaß beim Lesen. Voten und kommentieren nicht vergessen.
PS: Mein neuse Cover habe ich STYLESTI zu verdanken. Danke nochmal, habe ich mich sehr über das Cover gefreut.
Küsschen
SummerOF_Love
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