Ich zog überrascht die Luft ein. Maddie?!?

Lilias POV.

Sie sah überrascht auf und entdeckte mich. "Lil?!?"

Ich stand stocksteif dort, ebenso wie sie es gerade tat. Das konnte nicht sein oder? Das wäre unmöglich. Wir starrten uns einfach an.

Plötzlich verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem breiten Lächeln und ich merkte wie es meine ihren gleich taten. Wir lächelten uns einfach an bis ich bemerkte, was das hiess.

"Du bist meine Stiefschwester?" Ich war überrascht aber überglücklich. Meine beste Freundin von damals ist jetzt meine Stiefschwester. Ich konnte es nicht fassen.

"Ja, sieht so aus," sagte sie und lachte.

Wie ich ihr Lachen vermisst hatte. Ich bemerkte erst jetzt wie fest sie mir all die Jahre gefehlt hat. Wir haben leider irgendwann den Kontakt verloren durch diese dumme Entfernung. Sie hatte sich schon ein wenig verändert. Ihre braunen, glatten, schulterlangen Haare sassen perfekt und ihre braunen Augen strahlten mich an. Sie hatte jetzt weiblichere Gesichtszüge bekommen und ihr Körper erst. Wow! Meine beste Freundin von damals ist eine richtige Granate geworden, dachte ich grinsend.

Ich sah wie sie auf mich zustürmte. Ich zog sie in eine feste Umarmung.

"Süsse du hast mir so gefehlt!" sagte sie. Ich drückte sie noch fester an mich, als Bestätigung, dass ich sie ebenso vermisst habe. Als wir uns dann gelöst haben, entdeckten wir Mom und Patrick die grinsend an der Haustür standen.

"Wir dachten wir sagen euch noch nichts, um euch zu überraschen," sagte meine Mom kichernd.

"Die Überraschung ist dann wohl gelungen," sagte ich und Maddie und sahen uns strahlend an.

"Aber jetzt möchte ich unbedingt mein Zimmer sehen!" Sagte ich begeistert, als mir der Grund für meine Hektik vorher wieder einfiel. Ich rannte schon fast zur Treppe. Darauf, wie sollte es auch anders kommen, übersah ich natürlich die erste Treppenstufe und fiel krachend hin.

Ich hörte im Hintergrund lautstarkes Gelächter. Ich rappelte mich auf und Maddie sagte gerade lachend: "Yup, sie ist noch ein Tollpatsch wie eh und je." Ich schaute sie gespielt böse an bis ich mich dann dazu entschloss doch mal raufzugehen.

Als ich oben ankam, erstreckte sich ein langer, heller Flur vor mir. Ich öffnete die zweite Tür von links und blickte in ein wunderschönes, gemütliches Zimmer. Es war grundsätzlich in Lila gehalten und ich musste bei der Anspielung auf meinen Namen schmunzeln. Es war ein relativ grosses Zimmer und sehr hell. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein riesiges Fenster. Und wow! Man konnte das Meer und den Strand von hier aus sehen. Es war unglaublich. Neben dem Fenster stand ein riesiges, gemütlich aussehendes Bett. Links entdeckte ich noch einen grossen Kleiderschrank und rechts ein paar leere Regale und ein Schreibtisch. Dann hatte ich ja auch genügend Platz für meine vielen Bücher und Kleider. Das war super. Ich denke ich werde mich hier sehr wohlfühlen. Ich lief zum Fenster und staunte über die schöne Aussicht.

"Es ist toll, nicht wahr?" sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. Maddie hat es sich auf meinem Schreibtischstuhl bequem gemacht und schaute ebenfalls raus.

"Ja, es ist wunderschön." bestätigte ich und liess mich auf mein Bett plumpsen.

"Also, wie geht es dir? Was habe ich verpasst? Und wann seid ihr bitte in dieses riesige Haus gezogen?" fragte ich sie auffordernd. "Ach ja, und wie geht es deinem Bruder Liam? Er ist jetzt ja in diesem Fall mein Stiefbruder. Und unseren anderen früheren Freunden? Wie geht es denen?"

"Ganz Langsam," sagte sie und lachte. Danach seufzte sie aber traurig. "Glaub mir es hat sich alles verändert seit du weg bist. Und dann fing sie an zu erzählen."

Ich war geschockt, als sie mir mit Tränen in den Augen erzählte, dass ihre Mutter vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben war. Ich nahm sie darauf hin tröstend in den Arm. Karen war wirklich ein Schatz. Sie war so eine herzliche Frau. Es tat mir so Leid. Was musste diese Familie in den letzten Jahren bloss durchmachen? Und ich konnte nicht einmal für sie da sein.

Maddie erzählte mir, dass sie den Tod ihrer Mutter den Umständen entsprechend relativ gut verarbeitet hatte. Ganz im Gegenteil zu ihrem Bruder Liam. Er war zwar ein Jahr älter als wir, gehörte aber trotzdem so wie Alice und Alejandro, die auch ein Jahrgang über uns waren, zu unserem früheren Freundeskreis. Er war früher auch einer meiner besten Freunde. Wie konnte das nur passieren?

Sie erzählte mir, dass er seit dort ein richtiger Player geworden war. Jede Nacht hatte er eine neue im Bett, die sich dann morgens leise verdrückte. Er fing an viel zu viel zu trinken und ist auf jeder Party dabei. Ausserdem war er in zahlreiche Schlägereien involviert. Es schmerzte mir, dass zu hören. Früher war er nämlich ein richtiger Gentleman und immer glücklich. Er musste sich sehr verändert haben. Wegen dem Tod ihrer Mutter sind sie dann schliesslich auch zwei Strassen weiter gezogen. In diesem Haus erinnerte sie einfach alles an sie und das hielten sie nicht mehr aus.

Ich erfuhr auch, dass die Gruppe nach meinem Umzug nicht mehr die selbe war und Carla, die auch in unserer Gruppe war, versuchte meinen Platz in überall einzunehmen. Das überraschte mich aber nicht sonderlich. Ich konnte sie noch nie richtig leiden, obwohl sie in unserem Freundeskreis war. Sie war aus irgendwelchen Gründen immer eifersüchtig auf mich und wollte überall besser sein. Sie wollte alles was ich hatte und das nervte mich mit der Zeit tierisch. Auf jeden Fall wurde sie aus unserem Freundeskreis geschmissen und verbringt ihre Zeit jetzt mit den Schulschlampen. Ich sage nur passt.

Es erschütterte mich aber zu hören, dass sich unsere Freundesgruppe immer weiter auseinanderlebte. Sie machten zwar immer noch Dinge zusammen, aber es war nicht mehr dasselbe. Trotzdem konnte ich es kaum erwarten meine damaligen Lieblingsmenschen wieder zu sehen.

Unsere frühere Gruppe bestand aus meiner besten Freundin Maddie und mir, Liam, seinem besten Freund Ian. Dann war da noch Anastasia kurz Stacy die Freundin von Ian. So wie ich gehört habe sollen sie immer noch zusammen sein. Das wunderte mich aber nicht gross, die zwei passten zusammen wie Yin und Yan. Nicht zu vergessen Alice und Alejandro. Die beiden sind beste Freunde und unzertrennlich. Alejandro ist übrigens schwul und hat sich bereits mit 14 geoutet. Dafür hat er meinen grössten Respekt. Die zwei waren einfach nur lustig. Zum Schluss war da noch Carla, doch die gehörte ja jetzt nicht mehr dazu. Ich kann nicht sagen, dass mich das besonders stört.

Als sie fertig erzählt hat, habe ich noch von der schlimmen Zeit in New York erzählt. Als ich fertig war hat sie mich einfach nur in den Arm genommen und tröstete mich. Sie sagte mir Dinge wie: " Ich verstehe es nicht, waren die so eifersüchtig? Ich mach die fertig," und "Du musst mir versprechen so etwas nie mehr zu glauben, okey? Du bist das schönste und heisseste Mädchen, dass mir je begegnet ist. Ich meine schau dich an. Zudem hast du ein Charakter aus Gold."

Ich liebte dieses Mädchen einfach. Wie konnte ich es so lange ohne sie aushalten? Als wir uns dann alles erzählt hatten und noch eine Zeit lang über belanglose Dinge geredet hatten, gingen wir nach unten und assen mit unseren Eltern zu Abend.

Maddie sagte mir vorher noch, dass ich Liam heute vermutlich nicht mehr sehen werde, weil er garantiert erst viel zu spät nach Hause kommt. Er wollte heute nämlich "wieder einmal" auf eine Party erklärte sie mir augenrollend.

Ich bedankte mich natürlich noch bei Patrick für dieses tolle Zimmer und der sagte nur schmunzelnd: "Kein Problem, das habe ich gerne gemacht."

Nach dem Essen gingen wir wieder nach oben und Maddie half mir all meine Sachen einzuräumen.

"Wie kann ein einzelner Mensch nur so viele Bücher haben? Das ist doch nicht mehr normal," sagte sie und lachte.

Ich zuckte nur grinsend mit den Schultern und räumte weiter ein.

Als wir fertig waren, beschlossen wir noch einen Film zu schauen. Danach gingen wir dann auch schon bald schlafen. Da heute Samstag war, haben wir morgen noch einen freien Tag bevor die Schule anfängt. Zum Glück, dachte ich bevor ich auch schon langsam in den Schlaf abdriftete.