Kapitel 1, Teil 2: ein Zuhause
Die Luke knallte hinter mir zu. Ich befand mich in einem Raum mit einem riesigen Fenster. Dahinter wiegten sich die Baumkronen im Wind. Von dem Raum zweigten sich vier Türen ab.
Aus einer davon schaute ein blasses Mädchen mit glatten, kupferfarbenen Haaren und einem Outfit das förmlich Langweiler schrie. "Öh, hi! Ich bin Robin! So wies aussieht deine neue Mitbewohnerin." sagte ich und hielt ihr die Hand hin. Sie schüttelte sie zaghaft und sagte: "Lucy. Lucy Wilson. Freut mich.". Dann zog sie ihre Zimmertür wieder zu. Wohl nicht so der gesprächige Typ. Aber das würde sich bestimmt noch ändern.
Voller Tatendrang sucht ich nach der Tür mit meinem Namen und beobachtete fasziniert wie sich der Schlüssel von selbst darin drehte. Das Zimmer dahinter war cool, aber irgendwie ein bisschen langweilig. Kaum hatte ich den Gedanken zu ende gedacht, fiel mir die Kinnlade runter. Vor meinen Augen verschoben sich die Möbel, mehr Pflanzen poppten auf und die Fenster wurden größer. Jetzt sah es eher aus wie ein Gewächshaus. Überall waren Pflanzen und eine weiße Hängematte spannte sich durchs gesamte Zimmer. Deutlich mehr mein Geschmack!
Zufrieden trat ich ein, legte die Panflöte die Richard, dieses ulkige kleine Baumwesen, mir gegeben hatte, auf dem Schreibtisch ab und warf dann einen Blick auf den Klamottenstapel der am Boden lag. Hauptsächlich dunkelblau und schwarz, eher sportlich und immer mit dem Schullogo darauf. Sehr cool!
Ich hatte gerade die Fenster geöffnet um ein wenig frische Luft hereinzulassen, als die Luke ein zweites mal knallte. Neugierig ging ich nachsehen und fand mich einem braunhaarigen Mädchen mit langen Braids und Sommersprossen gegenüber. Ihre grünen Augen funkelten und ihr ärmelloses, grünes Top war verdreckt und bedeckt von schwarzen Hundehaaren. In ihren Haaren steckten eine schwarze Federn. "Hi! Ich bin Jamie. Pronomen sie/ihr. Und du?" sie streckte mir ihre Faust entgegen. Ich stieß meine dagegen und sagte: "Robin, auch sie ihr.". Plötzlich klopfte es gegen unsere Luke. Oder eher krachte. Jamie quiekte auf und mit einem mal saß an ihrer Stelle ein kleiner schwarzer Hase, der sich auf der Stelle hinter reinem Stapel Bücher verkroch. Verwundert darüber, was meine Mitbewohnerin so verschreckt hatte, öffnete ich die Luke und blickte einem Mädchen mit goldenen Augen, langen schwarzen Haaren und Drachenflügeln auf dem Rücken entgegen. "Ich soll euch bescheid sagen dass es gleich Abendessen gibt. Killiana Morag, eine Etage unter euch. Wo ist Jamie?" etwas irritiert beobachtete ich, wie das Mädchen sich an mir vorbeischob und in unser Zimmer kletterte. Seelenruhig lief sie zu dem Bücherstapel und packte das Kaninchen blitzschnell am Nackenfell. Jamie schien vor Schock erstarrt, aber Killiana starrte ihr in die Augen und murmelte: "Menschlich denken Jamie. Du bist kein Hase.". Das schien zu wirken. Das Kaninchen schien zu wachsen und dann stand wieder Jamie im Raum. Sie blinzelte einen Moment verwirrt, ehe sie "Danke!" murmelte und ihr Oberteil mit einem Ruck aus Killiana's Griff befreite. "Gibt Abendessen. Man sieht sich!", damit war das Drachenmädchen verschwunden. "Was war das denn?" fragte ich und meinte damit gleichzeitig Killiana und ihre Hasennummer. "Ist so ne Macke von mir. Mrs. Greenwood meinte das dass normal ist, wenn Magie zu lange unterdrückt wird." erklärte Jamie. "Aber kannst du dich dann nicht einfach zurück verwandeln?". Jamie zog eine Grimasse. "Schön wärs. Schon geplant ist es schwierig, das menschliche Denken beizubehalten, wenn man ein Tier ist, aber ungeplant- keine Chance. Bevor du hier angekommen bist, musste immer jemand in meiner Nähe sein, um mich im Notfall dazu zu zwingen mich zurück zu verwandeln. Erst hat sich Fawn angeboten, aber versuch mal mit Hufen schnell ne Leiter hochzukommen. Also ist es halt Killiana geworden und inzwischen hat sie einiges an Übung. Aber egal, wir müssen ja zum Abendessen. Ich geh mir noch schnell was frisches anziehen. Kannst du so lange Lucy holen?" fragte Jamie. "Ja klar! Warte, Hufe?" hakte ich nach, aber Jamie war schon in ihrem Zimmer verschwunden.
Naja, ich würde es bestimmt demnächst herausfinden. Vorsichtig klopfte ich an die Zimmertür mit dem Namen: Lucy Wilson. Kurz darauf wurde sie aufgezogen und Lucy stand mir gegenüber. "Was gibts?" fragte sie und trat nervös von einem Bein aufs andere. "Abendessen." erklärte ich knapp. Lucy nickte, "Einen Moment". Sie schloss die Tür wieder und als sie heraus kam saß auf ihrer Schulter eine kleine Eule. "Die ist ja süß!" quietschte ich, was Lucy zum ersten mal ein lächeln entlockte. "Ladys, wir müssen los!" rief kurz darauf Jamie. Sie lächelte Lucy kurz zu und stellte sich vor, ehe sie sich die Leiter von unserem Zimmer herunterhangelte. Dort blies sie in ihre Panflöte. Wind kam auf, Blätter wirbelten umher und dann stand ein kleiner Baumgeist mit gelb glühenden Augen vor uns. "Das ist Elfie." sagte Jamie und die Baumgeistin verbeugte sich. Dann lief sie los und wir folgten ihr. Zur Essenzeit war die Akademie viel belebter als, als ich angekommen war. Die verschiedensten Fabelwesen liefen durch die Gänge, einige wurden von Baumgeistern begleitet. Einige von ihnen sahen aus wie normale Menschen, andere wiederum waren offensichtlich magisch. Einmal trampelte mir beinahe ein Zentauer über die Füße, ein anderes mal zischte eine Fledermaus nur knapp über meinen Kopf hinweg, um dann weiter hinten zu einem Mädchen mit spitzen Eckzähnen zu werden. Die gesamte Zeit über stand mir der Mund offen. Die Schüler der Akademie benutzen ihre magischen Fähigkeiten ohne sich darum zu kümmern dass jemand sie sah. Es juckte mir in den Fingern und so konzentrierte ich mich kurz und beobachtete dann wie mein Arm plötzlich verschwand. Der Rest meines Körpers blieb sichtbar, genau wie ich es geplant hatte. Jamie hatte das Ganze grinsend mit angeschaut. Dann schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich. Als sie sie wieder öffnete waren sie tiefschwarz, wie zwei dunkle Löcher. Schwarzes Fell spross auf ihrem Körper, ihre Hände wurden zu Pfoten und ihre Zähne zu messerscharfen Reißzähnen. Neben mir stand ein rabenschwarzer Irischer Wolfshund, der freundlich mit dem Schwanz wedelte. Fließend glitt Jamie zurück in ihre menschliche Form und klopfte sich Hundehaare von der Latzhose. Lucy hatte das ganze etwas skeptisch mit angeschaut, doch als Jamie ihr zunickte, zog sie ein Samenkorn aus ihrer Tasche und legte es sich auf die flache Hand. Sie konzentrierte sich und dass Korn fing an zu keimen, wuchs in die Höhe und in ihrer Hand blühte eine wunderschöne Blüte auf. Ein breites Grinsen breitete sich auf Lucys Gesicht aus. Ermutigt von diesem Erfolg. Machte sie eine schnelle Handbewegung und die Blume ging in Flammen auf. Innerhalb von Sekunden war nur noch ein Aschehaufen in ihrer Hand übrig. Ein Windstoß stieß ein Fenster in unserer Nähe auf und wirbelte die Asche nach draußen, wo der Regen für einen Moment schlagartig aufhörte. Lucy lies die Hände sinken. Jamie applaudierte. Lucy grinste breit. Ich ebenso. ein Glücksgefühl breitete sich in mir aus. Das hier war die Akademie of the Magic. Ein Zuhause für alle magischen. Ein Zuhause für mich.
Bilder zu diesem Teil:
Elfie
Robins Zimmer
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