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27 | Rauben

Es raubte ihm den Verstand, dass der Pastor wahrscheinlich noch immer dort drin lag. Auf dem kalten Boden inmitten seiner eigenen Lache. Entsetzt über sich und das Geschehen wandte er sich von der Seiteneingangstür ab und rannte los. Ohne Ziel. Es darf nicht wahr sein, waren seine letzten Gedanken, bevor er drauf losstürmte. Denselben Weg, den er herkam. An dem Schild Kirchhain vorbei. Danach setzte sein Hirn aus. Er lief immer weiter und weiter; flüchtete regelrecht. Vor sich und allem. Bis irgendwann seine Beine so sehr brannten, dass sie ihn zitternd zum Stillstand zwangen.

Er hatte alles verloren. Er hatte nichts. Zurückversetzt in den zehnjährigen Jungen irrte er um seine Identität beraubt umher. Gleichzeitig fragte er sich, ob er jemals eine gehabt hatte.

Wer war er?

Bisher war er ein Waisenkind; ein Niemand; ein ekliger Bengel; ein entstellter Nichtsnutz; ein aufgenommener stummer Junge, der geliebt wurde; einer, dem der Glauben abhandengekommen war und dem er wieder gegeben wurde; einer, der sich zur Schau stellte und ein Monster, der glaubte, dem alles genommen wurde, der sich aber in Wahrheit alles selbst zerstört und geraubt hatte.

Er war jemand voller Reue und Groll. Und jemand, der nicht wusste, was er machen sollte. Jemand ohne Ziel und Sinn.

Warum war er noch da? Und wozu?

Ihm standen keine Perspektiven oder Pläne zu. Er war ein Monster – verdammt bis in alle Ewigkeit. Sein Leben durfte keinen Sinn mehr annehmen. Der Pastor hätte ihm nie das Geschenk der Arche machen dürfen. Er hatte diese Geschichte geliebt, doch für ihn wird es kein Happy End geben. Dafür würde er selbst am allermeisten sorgen.

Wo sollte er hin?

Ihm wurde erst in diesem Augenblick klar, dass seine Beine ihn in einen Ort getragen haben, den er nicht kannte. Er drehte sich um seine eigene Achse. Er stand in einer Nebengasse eines Zentrums, wie ihm schien.

Völlig entkräftet ließ er sich auf eine der nächsten Bänke nieder. Ihm war es gleich, dass sich dort weitere Menschen aufhielten. Er brauchte eine Rast. Obwohl sie ihm nicht zustand, nahm sich sein Körper diese. Sein Anblick schien den anderen jedoch zu missfallen, denn sie erhoben sich und gingen fort.

Er wollte ihnen hinterherrufen, denn sie vergaßen ein paar ihrer Habseligkeiten, doch sie hatten sich offenbar so schnell wie möglich von ihm entfernen wollen. Sie waren nicht mehr auszumachen.

Ein weiterer Stich durchfuhr ihn. Wieder einmal wurde ihm aufgezeigt, was er war. Sieh es endlich ein, mahnte er sich selbst.

Frustriert und verzweifelt senkte er seinen Kopf, in den Händen hielt er das Heft der wegeilenden Menschen von eben. Er riskierte einen Blick darauf. Es war eine Ausgabe mit Märchen. Er hatte noch nie welche gelesen, nur mal davon gehört. Abwechslung, dachte er sich, kann nicht schaden. Somit schlug er das Heft mit den vereinzelten Märchen auf. Die Seiten fielen von allein weiter, bis zu einer Stelle, an der sich eine enorme Falzung in dem Magazin gebildet hatte. Vielleicht war dies ein besonders schönes Märchen, vermutete Leon. Wenn es, wie es schien, so oft aufgeschlagen wurde.

Konzentriert fokussierte Leon sich auf die geschriebenen Worte. Er sah sofort, dass es nur ein kurzer Text war. Wie gemacht für ihn und seine nicht geübten Lesefähigkeiten. Seine Augen suchten zunächst den Autoren und den Titel. Es war ein Märchen der Gebrüder Grimm mit dem Titel Der goldene Schlüssel.

Der Titel ließ seine Hand unmittelbar zu seiner Kette gleiten und gab ihm ein mulmiges Gefühl, dennoch begann er zu lesen. Mit jedem Wort wurde ihm wärmer, sein Atem stockte, als würde ihm die Luft dazu geraubt werden.

Dann endete der Text auf der Seite. Er schlug die nächste Seite auf, doch es ging nicht weiter. Dort fing bereits das nächste an. Er blätterte wieder zurück. Es war wirklich das Ende des Märchens. Er las es noch einmal.

Mit Wucht kam sein Groll von vorhin zurück. Er konnte nicht fassen, was er in den Händen hielt. Dies war der Beginn seiner schrecklichen Leidensgeschichte.

Wie konnte das sein?

Hatte sich jemand einen üblen Scherz mit ihm erlaubt? Er schaute sich um, doch niemand beachtete ihn. War das seine Strafe? Unbeachtet zu bleiben trotz allem, was er getan hat. Dazu die Erinnerung an seine Geschichte mit dem goldenen Kreuz-Schlüssel als Beginn. Er schaute an sich herab und nahm das Kreuz in seine Hand. Er würde auch dieses Stück als Brandmal immer bei sich tragen. Es führte ihn weg von Wolfgang und hin zu Pastor Hansen. Dem er unmenschlich Schlimmes angetan hat.

Er blieb zwar weiterhin dieser Niemand, obwohl er ein Monster war, doch er schwor sich für immer Buße zu tun.

Ein ehrlicher Mensch erntet vielfachen Segen, wer aber hastet, um sich zu bereichern, bleibt nicht ungestraft, erinnerte er sich an den Bibelvers, den er eigens für die Übergabe von Wolfgang Kästchens – mit dem schmutzigen Geheimnis – an Pastor Hansen heraussuchte. Eine Bibelstelle, die nun zu ihm selbst passte.

Nicht die anderen hatten ihn verlassen, sondern er sie. Dazu hatte er noch um einiges mehr getan. Gefrustet und voller Zorn auf sich selbst vergrub er sein Gesicht in seinen Händen. Er hatte nichts mehr. Und nun hatte er es auch verdient.

Und wenn sie nicht ... 

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