Training und.... Training
„Runter!", hieß es.
„Schneller!", hieß es.
„Höher!", hieß es.
„Weiter!", hieß es.
Alles Begriffe die nur noch an meinen Kopf geworfen wurden. Begriffe, die verstanden werden mussten. Begriffe, die umgesetzt werden sollten.
Den Schlag blocken, diesen Ausweichen, den kontern und immer so weiter.
„Nochmal! Nochmal!", brüllte Jessica angespannt.
Nicht zusammen brechen, nicht zusammenbrechen.
Ich war am Ende mit meinen Kräften. Die letzten Wochen beraubten mir all meine Energie, aber erweckten gleichzeitig auch etwas in mir, was ich noch nie vorher Empfunden hatte.
Die Motivation, etwas zu bewirken, etwas zu verändern. Und ob man es glaubt oder nicht, begann der Muskelkater langsam schwächer oder einfach zu etwas alltäglichem zu werden.
Unsere Aufgabe gerade befasste sich mit den großen Bäumen innerhalb des Waldes, etwas westlich gelegen vom Camp. Wir mussten das Klettern üben, ein sehr wichtiger Teil für das Verstecken oder der Flucht vor Feinden. Auch der Absprung und Aufprall, Gleichgewicht und richtige Haltung waren hier von Bedeutung.
„Na los, hoch mit euch!", rief die Leiterin uns zu und fuchtelte wild mit ihren Händen.
Mein Herz dröhnte, meine Atemzüge erfolgten unglaublich schnell und meine Hände waren völlig aufgeschürft und trugen auch andere Verletzungen wie Blasen mit sich, die allerdings teilweise von anderen Übungen stammten.
Meine Hände umfassten die raue Rinde und meine Füße suchten halt auf kleineren Unebenheiten. Klettern fiel mir merkwürdigerweise erstaunlich leicht. Während des Trainings war mir aufgefallen, dass ich diese Sportart am besten beherrschte.
Angestrengt zog ich mich hoch. Ich streckte meine Hände nach den Ästen aus und kletterte immer weiter.
Plötzlich spürte ich eine unnatürlich auffällige Brise, die sich durch meine kurzen Haare schlängelte und ein Kitzeln auf meiner Haut hinterließ.
Und sofort darauf folgte eine gigantische Böe, die mich fast vom Baum gefegt hätte. Nur noch mit den Händen hing ich an einem dicken Ast, während meine Füße durch die Luft gezerrt wurden und ich meine Umwelt beobachten konnte.
Riesige Mengen an Blättern, Zweigen und anderen Dingen wurden durch die Luft geschleudert, wie auch ein paar Gaitasunos, die weniger Glück als ich gehabt hatten.
Doch so schnell und unerwartet dieser Windstoß gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.
Was zur Hölle war das?
Alle liefen aufgebracht im Laub umher, jeder plapperte nervös drauf los und die, die weggeflogen waren, humpelten Richtung Jessica. Auch wenn es schön und friedlich gewesen war, hier bloß zu hängen und das Treiben zu beobachten, fiel es meinen Armen langsam schwer, mein Gewicht zu halten. Ich kniff meine Augen angestrengt zusammen, bis ich einfach nicht mehr konnte und mich zwischen den anderen fallen ließ. Mein Auftritt war wohl etwas auffälliger gewesen, als gewollt, denn alle hielten abrupt inne und schauten mich erschrocken an. Bevor irgendjemand noch etwas nerviges anmerkte, sprach ich aus, was mir auf der Seele brannte, „Was war das?"
Jessica musterte mich angewidert. Erst in dem Moment fiel mir auf, dass sie blass angelaufen war. „Das.... das Training ist für heute beendet."
„Warum?", „Was bedeutet das?", „Was hat es damit auf sich?", „Was passiert hier?", waren die Sätze, die ich aus dem Gemurmel aufschnappte, welches in Sekundenschnelle ausgebrochen war.
Doch Jessica antwortete nicht, sie zeigte gar keine Reaktion, sondern kehrte uns einfach ihren Rücken zu und begann zum Camp zu gehen.
„Sven!"
Ich erwachte aus meinen Träumerein und sah mich verwirrt um.
Kathrin, Tyler und der Lauch kamen auf mich zu gelaufen.
„Wisst ihr was das war?", fragte ich sofort.
„Nein... aber was mich viel mehr fasziniert, ist, dass du dich fest halten konntest!", erwiderte die Brünette.
„Ach, das war doch nur..."
„Nein", unterbrach mich Tyler „die Böe war so stark...das wäre eigentlich nicht möglich gewesen."
Überrascht sah ich in die Gesichter der Drei. Sie machten keine Witze, es war sein ernst.
Aber wieso hätte gerade ich Haltung bewaren sollen? Und was hat es bitte damit auf sich?
„Vielleicht sollten wir auch mal zum Camp gehen, Informationen rausbekommen", sprach Kathrin.
Ich erwiderte ein nachdenkliches Nicken.
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