Mein neues zu Hause
Der Regen hatte endlich aufgehört, als wir aus dem Auto stiegen. Vor mir erstreckte sich ein großes helles Haus, was einer Villa ähnelte, mit den unterschiedlichsten Blumen, Büschen und sogar Bäumen im Vordergarten. Unglaublich, in so etwas werde ich Leben!
„Willkommen in deinem neuen Zuhause", sagte der Mann strahlend. Wir gingen einen kleinen Weg entlang, während ich die Umgebung aufgeregt musterte. Alle Häuser sahen ähnlich elegant aus, was für ein reiches Viertel sprach.
Er hatte gerade die Haustür aufgeschlossen, da umarmte mich jemand von der Seite. Als diese Person mich losließ, stand eine zierliche Frau mit blonden gelockten Haaren und einem grünen Kleid vor mir: „Mein Name ist Helena, was für eine Freude dich endlich kennenzulernen. Hast du vielleicht Hunger? Möchtest du etwas zu knabbern haben? „Danke, äh, gern.", antwortete ich etwas überwältigt. Wow sie ist mir jetzt schon total sympatisch und ich meine hallo? Sie bietet mir was zu Essen an! Bei den Gedanken konnte ich mir ein grinsen nicht verkneifen. „Jetzt kann dich Lennard ja erstmal rumführen." Kurz danach verschwand sie hinter einer anderen Tür. Erst jetzt konnte ich meine Umgebung mustern. Ich befand mich in einem großen Raum, rechts von mir war eine Treppe, links war eine kuschelige Sitzecke mit einem großen Fernseher und überall hingen schöne Gemälde von der Natur herum. Über der Couch hing zum Beispiel ein großer Wasserfall, umrandet von einem düsteren Wald. Ein sehr schönes Bild, wie ich fand. Gegenüber von mir und gleich links neben mir waren zwei Türen. Auch wenn es unfassbar schön hier ist, ist es doch eine sehr ungewohnte Umgebung... Ich vermisse die anderen jetzt schon. „Am besten zeige ich dir zuerst mal dein Zimmer." Erschrocken zuckte ich auf, da ich völlig vergessen hatte, dass Lennard hinter mir stand. Er führte mich die weiße Treppe hoch, rechts an einer Zimmerpflanze vorbei. Dann drückte er die Türklinke runter.
Als ich das erste Mal in mein Zimmer trat, fühlte ich mich gleich wohl. Geradeaus vor einem riesigen Fenster stand ein Schreibtisch, davor ein Drehstuhl. Links war ein weißes Doppelbett, an der einen Seite stand ein Nachttisch, an der anderen ein Bücherregal. Rechts war ein Kleiderschrank, daneben ein großes Sofa und auf dem Boden ein flauschiger Teppich in beige. Während ich mich zu ihm drehte schwärmte ich: „Es ist wunderschön." „Das freut mich, dann lass ich dich mal alleine", entgegnete Lennard, stellte die Tasche ab und ging aus meinem neuen Zimmer. Ich machte mich auf dem Bett breit und rollte begeistert von einer Seite auf die andere. Schon immer hatte ich davon geträumt so ein Bett zu besitzen, das alles fühlte sich an, wie der beste Traum meines Lebens.
Danach schaute ich mir die Bücher an. Plötzlich kam Helena herein „Und, gefällt es dir?", wollte sie wissen und stellte Kakao und Kekse mit Schokostückchen auf meinen Nachttisch. „Ja, es ist unglaublich, vielen Dank", sagte ich und lächelte sie an. Sie erwiderte mein Lächeln und schloss die Tür geräuschlos hinter sich. Sofort nahm ich die graue Tasse in die Hand, nippte am Kakao und nahm mir einen Keks. Daraufhin wendete ich mich Iris' Geschenk zu, das auf dem Teppich stand. Vorsichtig packte ich die Sachen aus, verstaute sie im Schrank und legte die Tasche unter mein Bett.
Den nächsten Tagen folgte weiterhin schönes Wetter, weshalb ich viel Zeit im Hintergarten verbrachte. Er war noch viel schöner als der Vordergarten. Mit Helena machte ich oft Gartenarbeit, sie half mir bei den Hausaufgaben und wir spielten Spiele. Doch immer freute ich mich, wenn Lennard abends nach Hause kam. Auch guckte ich immer wieder nach meinem grünen Fleck, zum Glück wurde er nicht größer, deswegen deckte ich ihn bloß mit starkem Makeup ab. Irgendwann würde ich es ihnen erzählen, wahrscheinlich würden wir zum Arzt gehen, aber jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunk dafür.
Einen Monat lang lebten wir glücklich zusammen, ich hatte auch auf der neuen Schule einige Freunde gefunden und dann kam mein Geburtstag, er sollte ein ganz besonderer Tag werden.
„Wo ist Helena?", fragte ich aufgeregt. „Das darf ich dir leider nicht sagen", antwortete Lennard. „Bitte!" „Nein" „Ach komm schon!" „..., sie kauft einen Kuchen für dich." „Oh cool!"
Er konnte echt schlecht Geheimnisse für sich behalten.
Nach vier Stunden war sie jedoch immer noch nicht da und ich sah wie sich im Gesicht meines Vaters Sorgenfalten bildeten. Er sagte immer: „Wahrscheinlich ist der Kuchen noch nicht fertig." Oder „Vielleicht steckt sie im Stau fest." Doch dann klingelte das Telefon. „Hallo? Lennard Jackson hier. Was? Ich verstehe ni... Nein wie, was!? Das ist doch nicht ihr Ernst oder?! NEIN!" Für eine lange Zeit waren dies die letzten Worte, die ich von ihm hörte. Tage vergingen an denen ich ihm Fragen stellte, aber Antworteten tat er nie.
Den ersten vollständigen Satz sprach er erst wieder, als wir vor ihrem Grabstein standen „Helena Jackson, geliebte Frau und Mutter", las er mit zerbrechlicher Stimme vor und sah mich an „... Sie hatte einen Autounfall". Meine Augen brannten, „Danke, dass du mit mir redest!", schrie ich beinahe. Ohne irgendwas zu sagen wanderte sein Blick wieder zu dem hübsch verzierten, grauen Stein.
Seit diesem Tag an kam er oft spät und betrunken nach Hause. Dauernd stritt ich mich mit ihm, bis ich eines Tages so lange auf seine Rückkehr gewartet hatte, dass ich vor Sorgen nicht einschlafen konnte. „Wo warst du?", fragte ich besorgt, „hör damit auf, ich vermisse sie doch auch so sehr, aber wir könnten zusammen einen Neustart machen." „Einen Neustart?!" , brüllte er mich an, „Es ist alles deine Schuld! Erst deine Eltern, jetzt Helena. Du bist ein fettes Biest! Ich schicke dich auf ein Internat. Das ist das Beste für dich und mich." Weinend rannte ich auf mein Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und heulte in meine Kissen. Was ist bloß los mit ihm?! Als ob ich nicht traurig wäre! Nicht nur dass ich mit meiner Frustration kämpfen muss, er lässt mich durch seine, doppelt so viel Last tragen. Vielleicht ist es besser so... Vielleicht sollte ich wirklich gehen. Hoffentlich kommt er allein klar.
Am nächsten Tag, nachdem wir schweigend gefrühstückt hatten und ich meine Sachen gepackt hatte, fuhren wir los. Wir fuhren und fuhren, und auf dieser Fahrt, dachte ich über einiges nach. In mir verbreitete sich eine scheinbar unendliche Traurigkeit aus. Nur kurz hatte ich gestern Abend noch mit meinen Freunden telefonieren können. Aber einen wirklichen Abschied hatte ich nicht. Ich fühlte mich schrecklich, alles was ich wollte war wieder zurück im Waisenheim zu sein. Und da war noch diese Frage die mir im Kopf rumspukte. Wie kann es sein, dass ich so schnell an dieser Schule angenommen wurde? Aber ich hatte keine Lust nur ansatzweise ein Wort mit Lennard zu wechseln.
Nach ungefähr vier Stunden hielten wir dann schließlich auf einem Parkplatz irgendwo im Nirgendwo in einem Wald an. Ausgestiegen holte ich gleich meine Tasche aus dem Kofferraum. Als ich mich umdrehte, erschien vor mir ein unglaublich riesiges Gebäude aus grauen Ziegelsteinen, welches mir glatt die Sprache verschlug. Es besaß vier Türme, in jeder Ecke einer und diese trugen prachtvolle weiße Dächer. Unten waren zwei hübsche Eingangstüren.
Vor der linken, auf steinernen Stufen, stand eine schmale Frau mit schwarzem zurückgegelten Haar. Sie ging auf uns zu und begrüßte uns lächelnd „Sie sind dann wahrscheinlich Herr Jackson und du Sophie? Schön dich kennenzulernen. Ich heiße Olivia Greenwood, willkommen auf unserem Internat, Ability School." „D-danke, äh, es ist wunderschön hier!", gab ich erst stotterig, aber dann glücklich von mir. „Es freut mich, dass es dir gefällt. Du wirst dich bestimmt schnell einleben." Zu Antwort nickte ich nur. Daraufhin führte sie uns in ihr Büro, vorbei an ziemlich alt aussehenden, aber auch schönen golden eingerahmten Gemälden und dann eine Treppe hoch.
Ein blauer Vorhang hing halb vor dem großen Fenster, was sich geradeaus hinter dem Pult befand. Dazwischen saßen Frau Greenwood auf einem Stuhl, und Lennard und ich in zwei blau abgestimmten Sesseln gegenüber von ihr. Eine Weile schaute ich runter auf meine Füße, die sich leicht ich dem weißen Teppichboden vergruben. Ich frag mich wie sie den sauber hält. Kurz darauf sah ich wieder hoch zu Lennard, der die Formulare ausfüllte. „Kannst du mir bitte dein Handy geben?", fragte die Frau mich freundlich. „Elektronische Geräte sind hier nicht gestattet" Zögernd nahm ich es aus der Hosentasche und überreichte es ihr. „Danke" Nachdem er mit den Blättern fertig war, sah er mir tief in die Augen und verabschiedete sich. Kurz begab ich mich in eine Schockstarre. So viel war in kürzester Zeit passiert, gerade erst hatte ich ein neues zu Hause und schon wurde ich wieder weg geschickt. Hoffentlich wird hier alles besser. Voller Wut und Traurigkeit, die ich verspürte, schaffte ich es nicht ihn zu umarmen. Es war zu schwierig. „Sophie", sprach Olivia „Ich muss dir noch ein paar Dinge erklären bevor du auf dein Zimmer gehen kannst." Nachdem Lennard gegangen war, begann sie zu sprechen.
"Erstens, diese Schule ist in zwei Hälften eingeteilt, du musst es dir so vorstellen, es sind zwei Schulen in einem Gebäude und dir ist es ausdrücklich verboten die andere zu betreten! In die andere Hälfte wirst du in einem Jahr, also mit 16 versetzt. Du wirst dort Unterricht haben aber hier weiterhin wohnen.
Zweitens, die Klassen sind nach Alter und nicht nach Begabung aufgeteilt.
Drittens, ab 21.00 Uhr ist Nachtruhe, dann musst du dich auf dem Mädchentrakt befinden und um 22.00 Uhr musst du dich in deinem Zimmer befinden, am Wochenende und in den Ferien zwei Stunden später.
Viertens, du darfst nur das Schulgelände verlassen, wenn es dir von einem Lehrer schriftlich genehmigt wurde.
Fünftens, klauen ist strengstens verboten! Wenn du aus einem anderen Zimmer klaust und herausgefunden wird, dass du es warst, fliegst du von der Schule, außer es gibt eine Erklärung dafür.
Sechstens, es gibt klare Mahlzeiten, um 6.20 Uhr bis 7.40 Uhr gibt es Frühstück, um 13:20 Uhr bis 15:00 Uhr gibt es Mittagessen und um 18:30 Uhr bis 19:45 Uhr gibt es Abendessen. Außerdem gibt es rund um die Uhr einen Kühlschrank, in dem sich frisch gepresste Säfte, Milch, Wasser, Jogurt und geschnittenes Obst und Gemüse befinden.
Übrigens, die Essenszeiten sind am Wochenende etwas anders, das steht aber alles nochmal ganz genau auf diesem Zettel und hier ist noch dein Stundenplan, wenn du dich nicht an die Regeln hältst bekommst du Arrest und das können ziemlich schlimme Strafen sein."
In dem Moment kam ein Junge mit roten Haaren und Sommersprossen herein. Er ging geradewegs auf Olivia zu, weswegen ihm gar nicht auffiel, dass ich neben ihm in einem Sessel saß. „Mrs. Greenwood, wer genau ist jetzt eigentlich für das Sportfest verantwortlich?" „Dazu äußere ich mich morgen im Unterricht nochmal", antwortete sie genervt, „Außerdem solltest du klopfen wenn du reinkommst, ich war gerade mit unserer neuen Schülerin beschäftigt. Aber wo du schon mal hier bist, führ sie doch bitte in der Schule herum." Erstaunt guckte er zu mir runter „Entschuldigung, ja mach ich." Also nahm ich die Zettel, meine Tasche und folgte ihm hinaus.
„Ich heiße Tim und du?", fragte er mich lächelnd. „Sophie", entgegnete ich. „Und, wie findest du es so?" „Naja, scheint echt schön hier zu sein, allerdings habe ich noch nicht viel gesehen" „Stimmt, aber das wird sich gleich ändern." Er ging mit mir die Treppe nochmal nach unten und dann gerade aus. „Das ist der Speisesaal" Es war ein schicker Raum mit einem Kronleuchter. Am Rand standen mehrere Theken, wie in einer Mensa. Hinten an einer Wand befanden sich die Kühlschränke. In der Mitte waren viele Tische mit Stühlen. Die Einrichtung passte nicht zum Gebäude, denn sie war weiß, im Gegensatz zum Rest, der in dunklem oder hellem Holz eingekleidet war. „Ganz schön groß was?" Stumm nickte ich. Dann führte er mich wieder raus und deutete auf zwei Türen, „die linke ist die öffentliche Toilette und die rechte die Bibliothek, wir können ja kurz mal da rein gehen."
Ein besonderer Geruch aus Holz und Zimt stieg mir sofort in die Nase. Überall standen Bücherregale, und in der Mitte Sofas, Sessel und Tische. In einer Ecke stand der Schreibtisch der Bibliothekarin, die gerade nicht da war.
Die Treppe wieder hoch, führte er mich vorbei an vielen Klassenräumen. Danach gingen wir eine Wendeltreppe hoch. Es wurde immer lauter. „Hier halten wir uns oft auf", sprach er und zeigte auf den Flur, in dem wir uns befanden. Da standen Couches, Stühle, Tische und Regale beladen mit Spielen herum. „links geht's zum Jungs Flur, rechts zum Mädchenflur, die haben jeweils zwei eigene Badezimmer und das hier nennen wir den Aufenthalts Flur, deswegen sind hier auch so viele."
Plötzlich nahm ich jemanden in meinem Augenwinkel war. Die Person kam ziemlich schnell auf mich zu und ehe ich reagieren konnte, rannte sie gegen mich und ich viel zu Boden. Auaa „Alles ok bei dir?", fragte ein großer Junge lächelnd und half mir hoch, bevor er wieder verschwand. „Nein", murmelte ich und rieb meinen Rücken. „Oh", sprach Tim und sah mich besorgt an. „Nein, nein alles gut... ich sollte dann mal zu meinem Zimmer gehen... vielen Dank für alles Tim." „Kein Problem, war nett dich kennengelernt zu haben" „Die Freunde ist ganz meiner Seits", erwiderte ich, weshalb wir kurz kicherten, bevor ich mich schließlich auf den Weg machte.
„Nummer 18... Nummer 18", murmelte ich, „Ah, hier." Nur ein Bett, einen Nachttisch, ein Fenster und einen Schrank, in weiß besaß es, sonst nichts, stellte ich fest, nachdem ich das Licht angeschaltet hatte. Wie cool, ich habe ein eigenes Zimmer! Ich schaute auf meine Armbanduhr und bemerkte, dass es schon 21 Uhr war. Draußen hörte ich wie jemand „Nachtruhe", rief, darauf folgten viele laute Schritte. Schnell verstaute ich die Zettel in der hellblauen Tasche und meine Klamotten im Schrank. Erst jetzt bemerkte ich, dass auf meinem Bett ein gelber Rucksack lag. Vorsichtig legte ich ihn auf den Boden, da darin wahrscheinlich meine Schulsachen waren. Zufälliger weise, was ich jetzt ganz und gar nicht bereute, hatte ich einen Wecker mitgenommen, den ich gleich auf halb sieben stellte.
Als ich fertig war, ging ich Zähneputzen in dem ersten Badezimmer, das ich fand. Es war recht groß, links waren 6 Duschkabinen, geradeaus 10 Toiletten und rechts 12 Waschbecken. Zum Glück war gerade ein Waschbecken frei. Niemand beachtete mich wirklich, aber auf dem Weg zurück in mein Zimmer sprach mich eine Stimme von der Seite an: „Wer bist du?" Nachdem ich mich umgedreht hatte, stand ein schlankes blondes Mädchen mit bauchfreiem Top vor mir. „Ich heiße Sophie und du?", fragte ich. „Claire, bis dann." Ehe ich etwas erwidern konnte, hatte sie sich schon umgedreht, ging fort und verschwand im Zimmer Nummer 23. Okay... Bis dann Zurück auf meinem Zimmer packte ich noch schnell meine Schultasche, bevor ich mich dann erschöpft schlafen legte.
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