Der Fall kommt vor dem Aufstieg
„Sven?? Sven!! Sven?!"
„Wach auf!"
„Er ist doch wach, seine Augen sind offen!"
„Oh, Mann Alina! Guck doch den Blick an! Das kannst du doch nicht wach nennen!"
„Man kann auch mit offenen Augen schlafen?"
Danach folgte lautes Stöhnen und ein Geräusch, was sie anhörte wie eine Hand, die auf ein Gesicht schlägt.
Ich konnte nur hoffen, dass jemand diesen Klang bei sich selbst erzeugte und nicht bei Alina... MOMENT Alina??
Ich blinzelte ein paar mal.
„Er bewegt sich!"
„Ja und er ist kein Zootier", erwiderte ich, richtete mich auf und sah mich um.
„Wenigstens hat sie nicht es gesagt."
Noch immer saß ich im Schlamm und vor mir hatten sich zu meiner Verwunderung meine alten Freunde, Tyler, Logan, Kathrin und der Lauch gestellt.
Sie hatten erfreute oder nachdenkliche Blicke aufgesetzt und befanden sich vor 2 Zelten verteilt.
„Es war schon wieder Finn oder?", fragte der gepiercte Junge.
Ich erwiderte mit einem kurzen Nicken.
„Er geht auf unsere Schule und ist auch da als angsteinflößend und aggressiv angesehen", entgegnete Tim.
Claire sah ihm intesiv zu, „Fragt sich, wie lange er da noch bleibt"
„Jetzt holt ihn doch einer aus dem Schlamm raus! Das ist ja unerträglich!", mischte Emilia sich ein.
Tyler und der Lauch zogen mich auf meine Beine.
„Danke"
„Greif das bitte nicht falsch auf, aber müsstest du nicht eigentlich schon fort sein?", wollte der Sunnyboy wissen.
„Wieso das?", fragte Kathrin verwirrt.
„Ja... ich, äh wurde rausgeschmissen."
Alle, abgesehen von Logan sahen mich mit großen Augen an.
„Das ist möglich??", fragte Alina erstaunt.
Über Emilias Lippen huschte ein Lächeln „Fragt sich, wieso du noch nicht raus bist."
Ich musste Grinsen, während der Lauch sogar lachte.
„Anscheinend bin ich zu schlecht, aber ich hatte da eine Idee und äh eure Hilfe könnte nicht schaden."
Durch das aufeinandertreffen von den Leuten, die ein Stückchen näher an mein Herz gewandert waren, stieg wieder ein kleiner Hoffnungsfunken in mir auf.
~~~~~~~~~~~~~~~
„Jetzt verstanden?", fragte ich erneut nach. Abgesehen von Alina nickten mir auch alle zu.
„Doch ob das so eine gute Idee ist, ist eine andere Frage", entgegnete Logan.
Ich zog eine Augenbraue hoch, „fällt dir etwas besseres ein?"
Er schüttelte den Kopf, was seine tollen Locken hin und her wackeln ließ.
Luis hatte mal wieder seinen Denkerblick aufgesetzt „Es könnte klappen."
Tyler seufzte „dann los!"
Zusammen als kleine Gruppe stapften wir zwischen Bäumen entlang durch das Matsch-Gras. Ich kam mir vor wie ein voll Depp, da ich immernoch von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt war. Wenigstens begann er teilweise zu trocknen und so konnte ich ihn etwas abklopfen.
Mein Blick streifte hinter mich. Alina hielt nicht ganz mit unserem Tempo mit und lag etwas zurück. Das war meine Gelegenheit.
Ich ließ mich etwas zurückfallen, was kurz verwirrte Blicke der anderen auslöste.
„Hey"
Sie sah mich verwundert an „Hallo?"
„Alles klar?"
„Äh, joa"
„Du, ich brauch deine Hilfe."
Vor Staunen vergaß das Mädchen für einen Moment weiterzulaufen, was sie sofort aber wieder aufholte.
„Sicher?"
Ich nickte ihr lächelnd zu.
„Es ist so... ähm weißt du wer ich bin?"
Man konnte förmlich ein riesiges Fragezeichen in ihrem Gesicht erkennen.
„Nein... ok, äh wie soll ichs sagen? Ich bins, Sophie."
„Also heißt du mit zweitem Namen Sophie? Ziemlich weiblich für einen Jungen... aber was ein Zufall! Weil... WARTE MAL."
Sie blieb stehen.
Ich lächelte sie an.
„Sophie!! Du hast es geschafft!", schrie das dunkelblau äugige Mädchen überwältigt.
„Pssssst!", erwiderte ich und hielt meinen Zeigefinger an den Mund.
Begeistert schloss sie mich in eine tiefe Umarmung.
Doch so schön es auch war, musste ich mich leider schnell wieder daraus lösen,
„Wir müssen weitergehen! Und äh naja... du hast Schlamm an dir."
Aber da das Mädchen nicht mal an sich herab sah, kümmerte es sie wohl gerade weniger. Wir liefen weiter.
„Was kann ich für dich tun?"
„Es geht um... mein äh... das grüne Fläschchen."
„Was ist damit?"
„Es ist weg"
„Wie weg?!"
„Futsch, kaputt"
„Oh nein, oh nein..."
„Was?? Sag mir bitte, ich kann mich wieder zurückverwandeln!"
„Ich wüsste nicht wie."
„Es gibt keinen Ersatz?!"
„Nein...", murmelte sie.
Ich war den Tränen nahe. Das durfte nicht wahr sein!
Alina streichelte mir über die Schulter,
„Sei ein Mann und heul nicht!"
Sehr aufbauend.
„Ich meine, wie hieß das Sprichwort noch? Der Fall kommt vor dem Aufstieg?"
„Ähhh, also ich kenn nur, 'Hochmut kommt vor dem Fall'..."
Sie grinste, „ja, sag ich doch!"
Jup, aaalles klar!
Innerlich spürte ich, wie der Hoffnungsfunken langsam wieder verblasste.
„Wir sind da!", rief Tim.
Sofort stellte ich mich wieder dem hier und jetzt.
Ich sah hoch und entdeckte den Stachel.
„Machen wir es wie geplant"
Alle nahmen ihre Positionen ein, was bedeutete, dass sie sich nacheinander, jeder ein Stückchen höher, an das Gestein hängten.
Abgesehen von Luis, der unten darauf wartete, im Notfall jemanden mit seinen Telepathie Kräften abzufangen. Oder wohl eher gesagt abzubremsen, da er sie nicht annähernd so gut wie die Leiterin beherrschte. Aber das sollte genügen.
Jetzt lag es an mir, mich an ihnen entlang hoch zu erarbeiten.
Ich atmete tief ein und aus.
Jetzt oder nie!
Meine Hände suchten sich zwei versetzte Einkerbungen, an denen ich mich nacheinander hochzog, um dann weiter mit meinen Beinen zu machen.
Selbst mit der Hilfe der anderen, war es ein langer und harter Weg. Besonders für jemand wie mich, der Unsportlichkeit in Person war.
Wieso mache ich das hier nochmal?? Ah ja, um nicht vom Camp zu fliegen...
Meine Hände schmerzten und mein Anzug sowie auch meine Haut, wurden an scharfen Kanten aufgeschnitten.
Dann kam die letzte Person, Claire, die mir noch halt geben konnte.
Doch irgendwie lehnte ich mich zu sehr an ihr auf, denn man hörte Steine knirschen und dann dieses Geräusch, welches in Filmen immer übertrieben laut war.
Wenn eine kleine Steinspitze, auf der man gerade stand, abbricht, ist das Geräusch nämlich eigentlich relativ leise. Naja, vielleicht kam es mir auch einfach nur so vor, weil mein Herzpochen so unglaublich laut war.
„Ahhhh!", rutschte Claire kreischend ab.
SCHEIßE. Es tut mir so leid!!!
Ich konnte mich nichtmal umdrehen, um zusehen, ob Luis sie hatte auffangen können. Dafür war keine Kraft mehr da, ich musste weiter.
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