Auswirkungen
„Lass mich los!", schrie ich so laut ich konnte. „Ach Sophie, du hast noch so viel zu lernen!", erwiderte eine gruselige Stimme. Erst jetzt konnte ich sehen, wer mich so fest hielt. Es war eine junge, wunderschöne Frau, mit schneeweißen Haaren. „Bitte! Sonst werde ich sie nie wieder sehen." „Tja, vielleicht wäre das auch besser so." Sie griff an ihren Gürtel und rammte mir einen goldenen Dolch tief in meinen Bauch.
Ich fuhr schnaufend hoch, es war wieder der Albtraum, den ich vor längerer Zeit schon mal gehabt hatte.
„Alles okay bei dir?"
Erschrocken zuckte ich zusammen. Tim stand vor meinem Bett und sah mich besorgt an.
„Wie siehst du überhaupt aus??", fragte er entsetzt.
Oh neeein. Mir trat gestern Abend in Erinnerung. Nachdem "Zwischenfall" waren alle zurück zur Schule gelaufen und ich hatte mich, so wie ich war, einfach ins Bett gelegt.
„Was hast du da an??", fragte er weiter.
„Was machst du hier?!", wollte ich wissen und wischte eine Strähe weg, die in meinem Gesicht klebte.
„Geh lieber erstmal duschen, komm danach in mein Zimmer und bring Claire mit", sprach Tim und verließ daraufhin mein Zimmer.
Was war das denn??
Nachdenklich stieg ich aus dem Bett, wo eine Welle Kopfschmerzen mich begrüßte. Ich schlurfte zum Kleiderschrank, raus in den Flur, an irgendwelchen kleinen Mädchen vorbei, die mich angewiedert anglotzen und weiter ins Bad.
Bei meinem Anblick im Spiegelbild, erschrak ich wieder mal. Boa, ich sehe wirklich scheiße aus.
Danach huschte ich in eine Duschkabine, zog meine Sachen aus und stellte das Wasser an. Es war unglaublich angenehm die warmen Tropfen auf meinen Rücken prasseln zu lassen. So entspannt hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Nachdem ich mich gewaschen hatte, trocknete ich mich mit den weichen Handtüchern ab, zog mich an und deckte meinen Fleck am Nacken ab.
Ich öffnete die Tür mit der Zahl 23. Alles was zu hören war, war lautes Schnarchen.
„Claire?", flüsterte ich. Keine Regung. „Claire!", rief ich. Immer noch keine Regung. Also ging ich auf sie zu und schmiss mich auf ihr Bett. Endlich schreckte sie hoch und verzog sofort das Gesicht. Schmerzerfüllt rieb sie ihre Schläfen.
„Kommst du mit zu Tim?"
„Schrei doch nicht so!"
„Vielleicht solltest du eine Krankenschwester nach einem Aspirin fragen", sprach ich grinsend.
„Was will Tim denn?"
„Keine Ahnung, er stand heute morgen einfach in meinem Zimmer und wollte, dass ich mit dir komme."
Jetzt nahm sie ihre linke Hand von ihrem Kopf und hielt mir ihren Zeigefinger vor den Mund.
„Wie war das noch? Leb den Moment?", flüsterte ich.
„Du bist doof", erwiderte sie.
„Hey, ich bin nicht die, die das gesagt hat."
Stöhnend vergrub sie ihren Kopf unter dem Kissen.
„Gut, dann geh ich halt alleine."
Bevor ich die Tür hinter mir schloss, warf ich noch einen kurzen Blick hinter mich, um zu sehen ob sie es sich anders überlegt hatte. Doch da ertönte wieder Schnarchen.
Seufzend verließ ich das Zimmer, ging über den Aufenthaltsflur zum Jungs Trakt und klopfte schließlich an seine Zimmertür. „Herein", ertönte es.
Als ich eintrat, war ich total verwundert, denn auch Alina und Luis waren hier.
„Was ist los?"
„Hendrik ist aufgewacht", entgegnete Tim.
„Oh mein Gott! Wieso hast du das nicht gleich gesagt?"
„So wie du aussahst, will dich niemand sehen", sprach er grinsend, „und wo ist Claire? Sag bloß, sie hat auch einen Kater?"
„Auch?"
„Emilia. Du willst sie so nicht erleben, außer du möchtest von Gegenständen beworfen werden", mischte Alina sich ein.
Sie war auch auf der Party?
„Oh, da hab ich ja mit Claire noch Glück gehabt", erwiderte ich lächelnd.
„Was war das denn für eine Party??", fragte Luis verwundert.
„Jemand meinte Abschiedsparty, ziemlich merkwürdig... ich meine wovon?? Aber das ist jetzt egal, lasst uns zu Hendrik gehen!"
~~~~~~~~~~~~~~~
„So, aber bedenkt, dass er noch erschöpft ist und Ruhe braucht", sprach die blonde Krankenschwester vom letzten Mal.
Wir nickten artig und durften daraufhin eintreten.
Als Hendrik uns sah, strahlte er erfreut.
„Wie geht es dir, Kumpel?", erkundigte sich Tim und nahm auf der Bettkante platz.
„Nicht so, als hätte ich einige Tage lang geschlafen."
„Das heißt?", fragte Alina weiter.
„Zugegebenermaßen, relativ gut."
„Das ist schön", entgegnete ich lächelnd.
„Kannst du dich noch daran erinnern?", fragte Luis interessiert.
Sein Blick verfinsterte sich „Nach meinem Schlaf, nicht auf anhieb, aber mittlerweile schon."
Der kleine Junge schwieg für eine kurze Zeit.
„Es war... es war eigentlich eine ganz einfach Wette, wisst ihr?"
Besorgt nickten wir, denn seine Stimme wurd am Ende etwas brüchig.
„Ich sollte einfach nur im, im Wasser bleiben, aber dann kam es." Jetzt klang er sogar gequält.
„Du musst es uns nicht erzählen", sprach ich in einer ruhigen Stimme.
„Nein, das, das sollte ich. Auch für mich."
Der Junge schluckte.
„Plötzlich tat mein Bein unglaublich weh. Und dann, dann wurde ich runter gezogen. Ich schrie nach Hilfe, versuchte loszukommen, wieder an die Oberfläche zu gelangen, aber ich scheiterte. Mein Blick richtete sich nach unten, wo gelbe Augen mich anlachten. Bevor ich ohnmächtig wurde, konnte ich noch sehen was es war. Ein... eine, eine Nixe."
Eine Nixe?? Wie kann das sein? Na klar, unsere neue Klassenlehrerin hat uns bereits erkärt, dass Fabelwesen exestieren, aber fassen kann ich es immer noch nicht. Zu verinnerlichen, dass es Fähigkeiten gibt, ist schon schwierig genug gewesen und dann auch noch das? Mein Leben ist ein reinster Fantasyroman...
Mit einem bemittleidigenden Ausdruck ging ich auf ihn zu, trat neben das Bett und streichelte über seine Schulter, „Es ist schrecklich, dass du das durchmachen musstest"
Hendrik sah zu mir hoch mit einem kritischen Blick, „Naja... Irgendwo war es auch meine Schuld."
„Vielleicht...", sprach Tim seufzend.
Die Tür öffnete sich plötzlich und der Kopf der Krankenschwester lugte hervor. „Kommt ihr?", fragte sie, „wenn er sich genug ausruht, kann Hendrik übermorgen wieder zur Schule gehen." Luis entgegnete ein anerkennendes Nicken.
„Na dann, bis bald Kumpel", verabschiedete sich Tim.
„Tschüs", erwiderte der verletzte Junge.
Nach einander traten wir aus dem Raum.
„Geht doch schon mal vor", sprach ich zu meinen Freunden.
Nachdem sie um die Ecke gebogen waren, drehte ich mich zu der blonden Frau um, „Entschuldigung, haben sie Aspirin?"
Sie sah mich entgeistert an.
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