
Ablenkung
Claire schaufelte eine Gabel voll Reis, nach der anderen in ihren Mund. Angewidert schob ich meine Schüssel ein Stückchen von mir weg. Durch diesen Anblick, die ganzen Fragen und Finn, der plötzlich in den Saal trat, verging mir der Appetit. Wenn ich den Jungen sah, breitete sich Gänsehaut auf meinem Körper aus. Denn es war, als würde ich den Moment erneut leben, als würde er wieder auf mich eintreten, als würde mir erneut bewusst werden, dass ich so einen tollen Menschen schon längst verloren hatte.
„Sophie?"
„Mmh?", ich drehte meinen Kopf zu Tim.
„Alles in Ordnung?", fragte er.
„Äh, jaja..."
„Ich glaube wir brauchen alle mal ne Ablenkung. Wie wäre es mit Ekkel? Wie trommeln einfach ein paar Leute zusammen und dann spielen wir einige Runden. Vielleicht dürfen wir ja danach Hendrik besuchen."
„Ja, hört sich gut an", entgegnete ich, auch wenn ich letzteres bezweifelte.
„Aber erst sollte Sophie noch was essen", erwiderte Claire, „gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig bei Kräften zu bleiben"
Ich lächelte sie an und quälte mir ein bisschen von dem Bratreis runter. Irgendwie hatte das Mädchen ja schon recht, auch wenn mich die Aussage „Zeiten wie diese(n)" beunruhigte.
Wir brachten unsere Tabletts weg und trafen uns draußen mit Freunden und Mitschülern. „Lasst uns abzählen, so entscheiden wir wer in welchem Team ist", sprach Theo.
„1", begann eine quietschige Stimme. „2" „1" „2" „1", war ich dran. Mal wieder Verteidiger. Als jeder seine Zahl genannt hatte, stellten wir uns gegenüber von einander auf und begannen das Spiel. Innerhalb der ersten 5 Minuten flog ich schon raus, da ich angeblich zu lange gebraucht hatte. Was ne blöde Regel. Also setze ich mich auf die Wiese und beobachtete das Geschehen. Hin und wieder feuerte ich meine Freunde an. Aber es dauerte nicht lange, bis mein Kopf von all den Sorgen wieder gefüllt war. Dennoch war ich froh, dass Tim diese Idee gehabt hatte. Wenigstens etwas Zeit hatte ich damit verbringen können, an etwas anderes zu denken.
Gerade als sich das leicht feuchte Gras begann, an meinem Hintern bemerkbar zu machen, gewannen die Angreifer, woraufhin eine Revanche folgte. Es war meine Gelegenheit aufzustehen und schneller zu sein.
Also gab ich alles, was zwar dafür sorgte, dass ich nicht rausgeworfen wurde, wir dennoch wieder verloren.
„Hey" Diese Stimme... Ich drehte mich um und suchte meine Umgebung ab. Da entdeckte ich ein paar Meter von mir entfernt Jacob, der mich angrinste. Fröhlich lief ich auf ihn zu „tut es gut dich zu sehen!", rief ich erfreut. „Ach, ich weiß" „Hey!", ich boxte ihm gegen die Schulter. Auaaa Schmerzerfüllt versuchte ich meine Finger zu bewegen. Wieso nur muss er Superstark sein und wieso habe ich das schon wieder vergessen? Ich seufzte. „Wie ich sehe bist du die Alte geblieben", sprach er amüsiert.
„Ja, mach dich nur lustig."
„Uhh höre ich da etwa ne Drohung?"
„Was wenn?", erwiderte ich grinsend.
Wir lachten.
„Wie läuft's?", erkundigte er sich schließlich.
„Ach naja, langsam verliere ich den Glauben, dass ich ein Gaitasuno bin und dauernd tauchen zig verwirrende Fragen auf."
„Hm, hört sich an, als bräuchtest du mal ne richtige Ablenkung."
„Worauf willst du hinaus?", fragte ich misstrauisch.
„Hast du Lust auf eine Party?"
„Ich weiß nicht..."
„Samstag nach Mitternacht auf der Lichtung, bring nen Freund mit, wenn du willst", sprach er, bevor er sich von mir abwendete und Richtung Gebäude ging."
Hmm vielleicht ist das ja gar keine schlechte Idee...
„War das gerade Jacob?", Claire stand plötzlich neben mir. Ich zuckte zusammen „Wow, kannst du bitte aufhören dich so anzuschleichen?"
„Sorry", sie grinste.
„Ja, er hat mich zu einer Party eingeladen"
„Echt? Und?"
„Weiß nicht..."
„Hört sich doch gut an"
„Ja?"
„Wieso denn nicht?"
„Zum einen wegen den ganzen Schulregeln, die wir damit brechen würden..."
„Seit wann bist du denn so ein Moralapostel?"
„Keine Ahnung...also meinst du wir beide sollten gehen?"
„Ja! Das nenne ich doch mal ne Auszeit"
„Also gut"
„Super!"
Langsam setzte der Sonnenuntergang ein. Wir sechs verabschiedeten uns von den anderen und gingen rein. Bevor wir jedoch zum Speisesaal schlenderten, bogen wir unter der Treppe ein, wir wollten nach unserem kleinen Freund sehen.
„Dürfen wir Hendrik besuchen?", fragte Tim eine blonde Krankenschwester.
„Besuchen nicht, aber folgt mir."
Also liefen wir ihr hinterher und blieben irgendwann vor einer Glastür stehen.
Die Glascheibe gab uns Sicht auf Hendrik. Man könnte meinen, dass er friedlich in dem Bett schlief, aber für mich sah es einfach nur schlimm aus.
Der Junge war übersäht von blauen Flecken, Kratzern und sah dazu ziemlich blass aus.
„Wie geht es ihm?", fragte ich besorgt.
„Naja, er hat bessere Zeiten hinter sich, aber in ein paar Tagen wird er wieder auf den Beinen sein."
Ich sah zu meinen Freunden, die ungefähr den gleichen Gesichtsausdruck wie ich besaßen.
„Danke, das erleichtert uns", sprach Claire lächelnd.
„Gerne, dann würde ich euch jetzt bitten zu gehen"
„Natürlich", erwiderte Luis.
Nachdem wir uns von der Frau abgewendet hatten, begann ich zu sprechen „Mich beunruhigt es immer noch sehr, zu wissen, dass so etwas, was jemanden so zurichten kann, in einem ganz normalen See haust."
Emilia schaute mich besorgt an „Das tut es uns alle."
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