Kapitel 4
Hope
Ich bekomme ein Kissen ins Gesicht geschlagen und werde davon wach. Böse funkle ich Faith an. „Was sollte das?" Sie grinst „Du hast schon zweimal den Wecker aus gemacht. Du musst jetzt endlich aufstehen, sonst kommen wir zu spät und ich will heute etwas früher da sein. Schließlich will ich alles mitbekommen." Stöhnend stehe ich also auf und mache mich fertig. Da ich mich nicht schminke, geht das auch relativ fix und ich sitze unten am Esstisch.
Ich liebe es mit meiner Familie zusammen zu essen. Nie ist es ruhig, alle reden durcheinander und das, obwohl wir nur zu fünft sind. Naja, Dad ließt morgens immer die Zeitung, wodurch er sich solange raus hält, trotzdem hört er mit einem Ohr zu oder eher sein Wolf, da ihn die Zeitung nie interessiert. Tara wandert unruhig in meinem Geist herum. Ihre Aufregung wirkt sich auch auf mich aus, wodurch mein Vater schließlich die Zeitung zusammen faltet und mich anschaut. Ich versuche mich möglichst normal zu verhalten, aber es bringt nichts. „Was ist los Kleine?" Fast sofort verstummen die Gespräche von meinen Geschwistern und Mom und alle schauen mich an. Unruhig rutsche ich etwas auf dem Stuhl herum, bevor ich es aufgebe und erzähle „Tara ist irgendwie unruhig. Das war sie gestern auch schon, aber heute ist es nochmal schlimmer." Besorgt schauen mich alle an. Bevor ich mich in eine Omega wandelte, war ich auch eher wie Faith. Ich habe ihr sogar teilweise bei den Streichen geholfen. Doch seitdem bin ich viel ruhiger geworden und unsicherer. Und dieser letzter Punkt ist einfach nur nervig.
„Oh Schatz, das kommt bestimmt, wegen dem anderen Rudel. Tara ist es nicht gewöhnt mit Rudelfremden Wesen zusammen zu sein. Lass ihr etwas Zeit und sie wird sich an den Gedanken gewöhnen." sagt Mom. Ich nicke langsam und schaue zu Dad. Er wirkt nicht gerade beruhigt. „Soll ich euch hinbringen und abholen?" Ich überlege, ob ich sein Angebot annehme oder nicht. Doch ich will nicht so ängstlich sein, also schüttle ich den Kopf und lächle ihn an. „Danke Dad, aber ich glaube das wird nicht nötig sein. Das Rudel ist ja immer da." Er nickt langsam, immer noch nicht ganz überzeugt. „Sobald etwas ist, werde ich mich bei dir melden." Nun nickt er es beruhigter ab und steht auf. Mit einem Kuss verabschiedet er sich von Mom und streicht mir beim gehen über den Kopf. Ich habe dich lieb. Höre ich es von ihm über Mind-Link. Lächelnd schaue ich zu ihm und auch er lächelt mir zu, bevor er ganz aus der Tür geht. Ich dich auch Dad.
Wenig später machen auch Faith, Jacob und ich uns auf den Weg. Wenn meine Mom ihr Auto nicht braucht, dürfen wir es ausleihen. Faith und ich haben beide unseren Führerschein, aber ich fahre so gut wie nie, da ich es nicht so gut finde, dass wir schon mit 16 den Führerschein haben. Ich finde, dass die Jugendlichen meist noch nicht reif dazu sind. Aber wenn ich bedenke, dass man in einigen Staaten auch schon mit 14 Jahren begleitet Fahren darf, wird mir anders.
Während also meinen üblichen Gedanken, wenn Faith fährt, sind wir auf dem Parkplatz der Schule angekommen. Da wir ungewohnt früh da sind, hat Faith genügend Platz und kann sich aussuchen, wo sie parkt. „Sollen wir dich wieder mitnehmen Jacob?" Er schüttelt den Kopf. „Meine letzte Stunde fällt aus. Ich werde den Weg durch den Wald zurück nehmen." „Sei aber vorsichtig ja?" bitte ich ihn. Und wieder nickt er, ehe er sich verabschiedet.
Faith und ich gehen nun auch los. „Willst du auf Max warten oder mit mir kommen?" Dabei grinst sie und ich weiß, dass sie was plant. „Ich werde warten. Ich habe mich schon mit dem Alpha angelegt, da werde ich mich nicht noch mit dem Rudel anlegen." Faith muss lachen „Das war echt zu lustig, wie Dad Mom überrascht angesehen hat, als sie es ihm erzählt hat." Ich grummle nur vor mich hin. „Na gut, dann sehen wir uns später in Deutsch ja?" Ich nicke und sie verschwindet in der Schule. Ich stelle mich an die Seite und warte auf Max.
Währenddessen beobachte ich die ankommenden Schüler. Rudelmitglieder grüßen mich freundlich und einige, mit denen ich Kurse zusammen habe, stellen sich zu mir. Durch Dads Fürsorge hat es sich so herausgebildet, dass aus unserer Stufe die Hälfte bei mir sind und die anderen eigentlich bei Faith. Doch meistens flüchtet sie vor ihnen. Nur wenn Faith bei mir ist, akzeptiert sie diese Bodyguards, wie sie die Rudelmitglieder in der Schule nennt. Dadurch dass wir dann eine riesige Gruppe sind, sind wir alle angesehen in den Schule. So ganz verstehe ich das nicht, aber so richtig interessiert hat es mich wiederum auch nie. Ich habe meine Freunde und Rudelmitglieder und das reicht mir.
Tara wird noch unruhiger als eh schon und nach einem Blick auf den Parkplatz erkenne ich auch wieso. Es sind einige neue Autos aufgetaucht, die ich nicht kenne. Die anderen um mich herum versteifen sich. „Leute, ganz ruhig. Wir haben einen Friedensvertrag mit ihnen. Sie dürfen keinen Streit anfangen, ansonsten müssen sie wieder verschwinden. Jedenfalls hat mir das so mein Vater erklärt." versuche ich sie zu beruhigen und es klappt auch. Die Erklärung war zwar wesentlich komplizierter, aber im groben war dies der Inhalt. Da wir seit Generationen schon hier leben, haben wir irgend so ein Vorrecht und wenn es zu größeren Problemen kommen sollten, müssen sie sich einen anderen Ort suchen. Wie gesagt, so genau zugehört hatte ich nicht.
„Hope!" werde ich gerufen und drehe mich zu der Stimme. Ich muss grinsen als ich Max auf mich zu kommen sehe. Seine braunen Haare stehen in alle Richtungen ab und sein Hemd ist falsch geknöpft. Ich renne auf ihn zu und springe ihm in die Arme. „Uff, womit habe ich denn das verdient?" fragt er lachend und wirbelt mich einmal im Kreis. „Das Wochenende war viel zu langweilig ohne dich." erkläre ich mich. Er setzt mich wieder ab und fragt dann „Wie sehe ich aus? Da wir erst heute Nacht wieder von meiner Oma angekommen sind, habe ich etwas verschlafen und es musste dann alles schnell gehen." Ich lache und sage „Du machst deine Haare und ich knöpfe dir dein Hemd. Es müsste auch jederzeit klingeln." Er nickt und fährt sich hektisch durch seine Haare. Ich will gerade seinen ersten Knopf öffnen, als ich einen Blick in meinen Rücken spüre. Tara dreht nun völlig ab.
Langsam drehe ich mich um und fast sofort sehe ich in dunkle Augen. Auf der anderen Seite des Parkplatzes, dort, wo die neuen Autos parken, steht eine Gruppe von vielleicht 8 Personen. Und der eine starrt mich förmlich nieder. Über die Entfernung kann ich nicht sagen, welche Augenfarbe er hat, doch muss es etwas dunkles sein. Tara in mir schreit und singt die ganze Zeit: Mate, Mate, wir haben unseren Mate gefunden. Dabei hüpft sie ganz aufgeregt. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, als die Schulklingel ertönt und er den Blickkontakt abbricht. Er legt den Arm um eine Blondine, lächelt ihr zu und gemeinsam gehen alle in die Schule.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mich fühle. Was war das? Er sollte es doch auch gespürt haben oder etwa nicht? Doch warum ist er dann einfach gegangen? Ich verstehe das nicht. Und wer war die Blondine? Akzeptiert er uns nicht? Höre ich Tara winselnd fragen. Ich weiß es nicht Tara. Er hat nichts gesagt, er hat uns nur ignoriert. Aber auch das war irgendwie, wie ein Stich ins Herz.
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