Kapitel 2
Hope
Aufgeregt stehe ich an der Seitenbühne und beobachte wie sich der Vorhang hebt und die Musik anfängt. Ich genieße diesen Moment, wie die Magie beginnt und alles zusammenkommt, die Musik, Kostüme, Bühnenbild, Darsteller*innen und der Gesang.
"Hope?" wird neben mir geflüstert. Ich drehe mich um und sehe den Darsteller von Raoul, also der Ehemann von Christine Daaé, die ich spiele. "Hallo." "Ich hätte dich beinahe für deine Mutter gehalten, mit der Schminke." Ich lächle ihn an. "Na dann hat Crissy ja erreicht, was sie wollte." Nun schmunzelt auch er. Crissy hat mich älter geschminkt und durch die dunkelbraune Perücke, gleiche ich meiner Mom in dem Kostüm wohl sehr. Zudem muss ich, genau wie meine Mom eine Kontaktlinse tragen, damit ich gleichfarbige Augen habe. Ich liebe mein grünes und mein blaues Auge, aber leider haben einige Stücke strikte Regeln, an die man sich halten muss, wenn das Theater es aufführen möchten. Dazu gehört eben auch, dass die Darstellerin gleichfarbige Augen hat, bestmöglich braun, aber das ist nicht so wichtig. Total bescheuert wenn ihr mich fragt, aber damit wollen die Macher des Stückes sichergehen, dass egal wo man es sieht, man die gleichen Erfahrungen macht.
Jacob holt mich aus meinen Gedanken, als er meine Hand ergreift und mich zu unserer Position zieht. Du musst dann bis dort gehen und von da aus, kannst du dann improvisieren. Erklärt er mir über den Mind-Link. Ich nicke ihm verstehend zu und achte wieder auf meine Umgebung. Die Reporter stürmen die Bühne und warten, dass Christine Daaé das Schiff verlässt. Ich atme nochmal tief durch und gehe dann auf die Bühne.
Das schwarze Nichts, wo das Publikum ist, ist für mich der Hafen in Manhattan. Ich bin in einer ganz anderen Welt und Zeit.
Fliegend vergehen die Minuten und wir befinden uns im Hotelzimmer. Raoul ist schon gegangen und ich singe Jacob alias Gustav das Gute-Nachtlied "Frage dein Herz" vor. Jacob geht von der Bühne und ich freue mich auf das nächste Lied. Zusammen mit der Arie sind es meine Lieblingslieder.
https://youtu.be/a6NXAsd2JMk
https://youtu.be/LrFajDUf_6c
(Das zweite ist auf Deutsch)
Viel zu schnell geht es dann weiter und wir haben Pause. Mit strahlenden Augen gehe ich zu Crissy und wechsle die Kostüme. "Na dir scheint es ja sehr zu gefallen." empfängt sie mich lachend. "Ja. Es ist herrlich wieder hier zu stehen und zu singen." "Warum machst du es dann so selten Liebes?" fragt sie mich nun gedämpfter. Ich seufze traurig. Da Crissy ein Mensch ist, weiß sie den wahren Grund natürlich nicht. "So ist es das Beste für mich Crissy." sage ich traurig. Sofort höre ich Tara winseln, Es tut mir Leid Hope, dass du wegen mir deine Leidenschaft nicht mehr ausleben kannst wie früher. Alles ist gut Tara, dafür habe ich dich kennengelernt. Außerdem schaffst du es, dass ich ab und zu auf die Bühne kann, dafür danke ich dir. Ich spüre, wie sich ihre traurige Haltung in eine Stolze verändert. Das bringt mich wieder zum lächeln und ich genieße den Tag heute umso mehr.
Auch die zweite Hälfte verfliegt nur so und ich stehe in der Mitte der Bühne, mit diesem unglaublichen Kleid. Diese Einzelheiten sind einfach nur atemberaubend. Ich fühle mich fast wirklich so, als würden die kommenden Sekunden mein zukünftiges Leben entscheiden. Singe ich oder singe ich nicht? Ich gehe in der Rolle auf und beginne das Lied "Liebe stirbt nie".
https://youtu.be/knvOnWAPWpg
https://youtu.be/JYzRnquQB-E
(Und auch einmal verkürzt auf Deutsch)
Als es endet, bin ich froh, dass ich es geschafft habe. So schön es auch ist, so schwer ist es zu singen. Dann kommt es zur ersten Kuss-Szene für mich und Onkel Ben. Ich bin froh, dass er Das Phantom spielt, da er es schafft es so aussehen zu lassen, als würden wir uns küssen, auch wenn wir es nicht tun. Während also genau dem Kuss, spüre ich, wie Tara unfassbar unruhig wird. Besorgt will ich nachfragen, als ich aus dem Augenwinkel etwas rotes im Publikum aufleuchten sehe. Was war das?
Ich kann mir keine weiteren Gedanken machen, denn die Szene geht schon weiter.
Wenig später schließt sich der Vorhang zum letzten Mal. Total beseelt mache ich mich auf den Weg in die Umkleide. Ehe ich aber weit komme, bemerke ich ein Gespräch. "Von wegen Luna. Das war nur eine billige Omega. Uns wurde versprochen, dass wir dann mit der Luna reden können, nach der Vorstellung. Und was müssen wir erfahren? Stattdessen ist es ein Omega. Omega sind nur fürs Putzen gut." Ich balle meine Fäuste zusammen und versuche mich zu beruhigen. Fast hätte Tara es auch geschafft, doch dann höre ich die nächsten Worte. "Schatz, beruhige dich. Es gibt bestimmt für alles eine Erklärung." "Erklärung?!? Ich will keine Erklärung. Ich will mit dem nichtsnutzigen Omega nichts zu tun haben. Die Omegas bei uns können froh sein, dass ich sie dulde. Ihre Unterwürfigkeit gegenüber anderen wird noch zum Verhängnis. Sobald ich den Raum betrete, neigen Sie ihre Köpfe und machen sich so klein wie möglich, ehe sie aus dem Raum regelrecht flüchten. Was sollen sie außer putzen denn schon tun? Sie können nicht kämpfen, da sie zu schwach sind, sie können nicht auf die Kinder aufpassen, da sie sich nicht durchsetzen können. Also frage ich dich, für was sind sie sonst gut?" Dies lässt meine eigentlich sehr lange Zündschnur verpuffen. Ich drehe mich um und folge den Stimmen. Zum Vorschein kommt ein großer Mann, mit leicht grauen Haar. An seinem Arm steht eine Frau und versucht ihn zu beruhigen. Während ich immer weiter auf sie zugehe, versucht Tara mich aufzuhalten, doch ich ignoriere sie.
Vor ihnen angekommen, schauen sie mich überrascht an. "Was fällt ihnen eigentlich ein, so über Omegas zu reden? Sie können froh sein, wenn sie welche in ihrem Rudel haben, denn sie fördern die Harmonie im Rudel, wenn es ihnen gut geht. Nicht jedes Rudel ist mit ihnen gesegnet. Ja wir sind schwächer als andere Werwölfe, aber Menschen sind genauso stark und die behandelt ihr nicht wie Putzfrauen? Jeder Omega hat seine Stärken, ein gutes Rudel zeichnet sich dadurch aus, dass sie eben jene finden und fördern. Je glücklicher die Omegas, desto glücklicher und zusammenhaltender das Rudel." lasse ich meinen Frust raus. Erstaunt schauen mich beide an, ehe sich der Mann wieder fast. "Ach ja? Und wer sind sie bitte, dass sie das beurteilen könnten?" Ich öffne schon meinen Mund für eine Erwiderung, als ich eine kleine Hand in meiner spüre. Ich schaue zu Jacob. "Sie ist meine ältere Schwester und somit die Tochter vom Alpha und Luna. Wenn sie sie beleidigen, beleidigen sie das gesamte Rudel." sagt er und klingt wie ein Erwachsener. "Von so einem kleinen Möchtegern-Alpha lasse ich mir doch nichts sagen." "Also wirklich Duncan. So kannst du nicht mit den Alphakindern reden. Was würdest du tun, wenn ein fremder Alpha so mit deinen Kindern redet?" rügt die Frau ihren Mann. Schuldig blickt er nach unten und murmelt eine Entschuldigung. Mates, das müssen Mates sein, so wie er auf ihre Worte reagiert.
"Tut mir Leid meine Lieben. Ich werde zu Hause ihm noch ein paar Manieren beibringen müssen. Der ganze Stress mit dem Umzug setzt ihm zu. Irgendwann platzt bei jedem der Kragen und man lässt seinen Frust über alles und jeden aus. Normalerweise ist er nicht so. Aber sagt, ist Luna Aimee eure Mutter? Wir waren eigentlich mit ihr hier verabredet? Eigentlich auch mit unserm Sohn, aber er ist leider schon direkt zurück gefahren, da er morgen Geburtstag hat und 18 wird." Ich lächle nun auch sanft "Ja, sie musste zu einer Geburt, weshalb sie mich überredet hat, einzuspringen." Verstehend nickt die Frau. "Ich bin Luna Sarah und das ist mein Mate Duncan." Luna? Meine Augen werden groß. Heiliger Bockmist. Dann muss das der Alpha sein. Oh verdammt, ich bin den Alpha des neuen Rudels angegangen. Und ich dachte Faith würde als erstes Probleme mit dem anderen Rudel machen. Jetzt ist diese blöde Kräutersalbe doch nicht so vom Vorteil.
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