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Symphonie


Langsam fuhr die Limousine durch die nasse Straße. Gedankenverloren schaute sie aus dem Fenster. Das Wasser unter den Reifen des Wagens verursachte ein leises Rauschen. Wie Musik erschien ihr der Klang. Zusammen mit dem Lachen der Kinder, die dort draußen im Regen spielten und dem Bellen eines Hundes, der eine Katze gesichtet hatte, ergab es eine herrliche Symphonie. Gedankenverloren schaute sie in die regennasse Landschaft der herbstlichen Großstadt. Sie kamen an einer Kirche vorbei, an alten Gebäuden, an hastenden Menschen, die sich mit Regenschirmen gegen das Nass von oben zu verteidigen versuchten.

In einer etwas ruhigeren Seitenstraße stoppte der Wagen. Sie schaute weiter hinaus. Der Regen hatte abgeschwächt, war nun kaum mehr als ein leichtes Nieseln. Der Fahrer drehte sich zu ihr um. Er sah genervt aus, redete vor sich hin, machte eine Bewegung Richtung Tür. Sie beachtete ihn nicht. Erst als er ausstieg und ihr die Tür öffnete, erwachte sie aus ihrer Starre. Langsam und anmutig erhob sie sich aus ihrem Sitz. Sie schenkte dem Chauffeur ein kurzes Lächeln, schulterte ihren Rucksack und machte sich gelassen auf den Weg.

Ihre schmalen Absätze klackten auf dem Kopfsteinpflaster. Sie überquerte Tram-Schienen, Straßen und Bahngleise. Hupen und Rufen der anderen Verkehrsteilnehmer hörte sie nicht. Zu versunken war sie in ihren Gedanken, in ihrer eigenen Vorstellung von der Welt. Schließlich sah sie das, wonach sie gesucht hatte. Mit dem klaren Ziel vor Augen schritt sie nun zügiger, den Laden fest im Blick. Als sie die Tür öffnete, klingelte leise irgendwo ein Glöckchen. Der ältere, rundliche Ladeninhaber blickte von seiner Tätigkeit auf. Als er sah, dass der Blick seiner Kundin fachlich über die ausgestellten Stücke glitt, widmete er sich wieder seiner Tätigkeit. Sie strich zart über einige Saiten einer Geige. Versunken ließ sie ihre Hände über das dunkle Holz eines Cellos gleiten, zupfte an den Saiten einer Gitarre, spürte die leise Vibration unter ihren Fingern. Schließlich nahm sie eine Violine zur Hand, legte sie an, strich gefühlvoll mit dem Bogen über die feinen Metallbänder. Der Ladenbesitzer schaute erstaunt zu ihr herüber. Selten hörte er so gekonnte Töne. Er sagte es ihr, sie hörte ihn nicht, lauschte nun auf die stetige Vibration der Saiten, spielte eine Melodie. So etwas Befremdliches und dennoch Schönes hatte der Alte nie vernommen. Die Töne reihten sich sanft aneinander, gingen ineinander über, spielten verträumt miteinander, liebkosten sich.

Und dann brach die herrliche Musik ab. Mit einem letzten Seufzen erlosch die unwirkliche Musik, die vertraute, längst vergessen geglaubte Erinnerungen, Wüsche, Träume und Hoffnungen in dem Mann wachgerüttelt hatte. Er löste sich von den Bildern und Stimmen in seinem Kopf und wischte sich verstohlen eine einsame Träne von der Wange. Die Frau schaute verträumt in die Leere, genoss das Ausschwingen der Töne in der Luft. Schließlich stellte sie das Instrument in den Ständer zurück. Der Greis sprach zu ihr, schaute sie fragend an. Doch sie hörte ihm nicht zu, hatte schon das nächste Stück ins Auge gefasst, auserkoren zum Hervorlocken verborgener Klänge. Das auserwählte Stück war ein schmuckvoll gestaltetes, antik anmutendes Piano, mit anmutig geschwungenen Beinen, Seiten, ornamentreicher Klappe und elfenbeingearbeiteten weißen sowie ebenholzschwarzen Tasten. Gelassen, in Gedanken schon in fernen Welten, ließ sie sich auf dem Klavierhocker nieder. Als die ersten Töne erklangen, fühlte der Alte sich zurückversetzt in die Zeit, als er als kleiner Junge, staunend auf dem Wohnzimmerboden saß und dem Spiel seiner Mutter lauschte. Eine vergessene Lektüre in den Händen, hockte er oft stundenlang da und verlor sich in der Kunstfertigkeit, mit der es seiner Mutter gelang, dem alten, grob wirkenden Klavier die zauberhaftesten Melodien, mal sanft und ruhig, mal voller Temperament und Kraft, zu entlocken. Sie spielte wie damals seine Mutter, die Frau in seinem Laden, die wortlos kam. Wie ein Engel erschien sie ihm, nicht von dieser Welt. Er wagte nicht sie in ihrem Spiel zu stören oder, schlimmer noch, gar zu unterbrechen, aus Angst, die herrliche Illusion die sie ihm schenkte zu zerstören. Er fühlte sich gerne wieder jung.

Nach einer Zeit, die ihm wie eine leichte Ewigkeit erschien und dennoch viel zu kurz war, lösten sich schließlich die letzten Töne aus dem Piano und ihre Finger sich von den Tasten. Er dankte ihr, sprach seine Bewunderung aus, suchte Worte, das zu beschreiben, was ihr Spiel in ihm ausgelöst hatte. Sie lächelte nur verträumt, nickte ihm zu, drehte sich um und ging zur Tür. Es schien ihm, als würde sie schweben, losgelöst von der Schwerkraft. Das kleine Glöckchen hinten im Laden klingelte leise, ein beinahe grobes Geräusch in der Stille. Die Frau ging die Straße hinunter, der Mann rief ihr etwas hinterher, doch sie drehte sich nicht um.

Ihre Gedanken übertönten den Hintergrundlärm der Straße, der Stadt, der Welt. Minuten reihten sich aneinander, wurden zu Stunden. Sie blieb nicht stehen, obwohl Schaufenster mit Rabatten und besonders attraktiver Kleidung lockten. Mit strammem Schritt durchquerte sie die Züricher Innenstadt, bis sie in eine ruhigere Gegend kam, mit vielen alten Gebäuden, modernen Bürohäusern und Spielplätzen. Langsam wurde sie nervös. Sie hatte das prickelnde Gefühl beobachtender Blicke in ihrem Rücken. Sie drehte sich unauffällig um. Auf der sonst leeren Straße gab ein Auto Gas und fuhr an ihr vorbei, bis außerhalb ihrer Sicht. Sie sah eben noch eine rote Cap aufblitzen. Leicht beunruhigt setzte sie ihren Weg fort, bog an der nächsten Straßenkreuzung ab. Sie geriet in ein Netzt kleinerer Gassen und Straßen. Zwei Blocks weiter hatte sie wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Langsam fuhr ein silberner Citroën neben sie. Sie erkannte ihn als den Wagen, der in der Straße ebenso schnell davon gefahren war. Das rechte Fenster fuhr langsam runter. Sie beschleunigte ihren ohnehin schon raschen Schritt noch weiter. Der Wagen fuhr beharrlich neben ihr her. Der Fahrer mit der roten Cap beugte sich zu ihr rüber, machte eine einladende Geste, er lächelte, sagte etwas zu ihr. Sie drehte sich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Immer schneller trugen ihre Schritte sie in verwinkelte Gassen, an alten Bauten vorbei und in Richtung Stadtrand. Obwohl der Fremde freundlich ausgesehen hatte, war er ihr unheimlich gewesen. Erst als sie sich absolut sicher war, dass der Mann ihr nicht gefolgt sein konnte, orientierte sie sich neu.

Ihre Flucht hatte sie in genau die Richtung getrieben, in die sie ihre Schritte ohnehin gelenkt hatte. Hinter den Mauern und Häusern ragten die schneebedeckten Alpen majestätisch in die Wolkendecke. Wie gern würde sie dort oben einmal wandern, das kalte Eis zwischen ihren Fingern schmelzen lassen. Die Sonne stand schon knapp über den Gipfeln, als sie endlich eine außerhalb gelegene, weniger befahrene Brücke erreichte. Nur selten querte hier ein Passant das tief gelegene Tal. Sie stellte sich ans Geländer und ließ ihren Blick über die weite, grüne Landschaft unter ihr gleiten. Ein Fluss bahnte sich beharrlich seinen Weg durch Wald und Gestein, suchte Abkürzungen, umging Hindernisse, spülte sie fort. So sollte das Leben sein, wie ein Fluss, der irgendwann im Meer mündet, im Nichts und Allem. Über ihr zog ein Bergvogel, ein Adler oder ein Greif vielleicht, gelassen seine Kreise. Sein Schrei hallte von den Gebirgshängen wieder. Er erreichte sie nicht.

Der Mann im Musikgeschäft hatte sie angesehen, als sei ihm ein Engel erschienen. Seit sie klein war wurde sie so angesehen. Die Leute redeten über sie, das kleine zarte Mädchen ohne Eltern. Gehört hatte sie die Worte nie, nur die Blicke hatte sie gespürt. Wie die Leute sie bedauerten und redeten.

„Engel können fliegen!" Ihre glockenklare Stimme hallte, als Echo weiter getragen, durch das Tal. Einige Vögel verließen erschrocken ihre Plätze in den weit unten gelegenen Wipfeln. Seit 15 Jahren hatte kein Mensch sie gehört. Ihr selbst waren nur die Stimmen in ihrem Kopf und die Musik darin geblieben. Der Widerhall begleitete stumm ihre Erinnerungen an die Explosion, die Verbrennungen, den Verlust vor über der Hälfte ihres Lebens. Der Steinadler begleitete sie auf dem Flug in Richtung Himmel. Die Wolkendecke brach auf und ein letzter Strahl der untergehenden Sonne beschien die Landschaft unter ihr.

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