Raubtier
Draußen war es noch dunkel, als Alex wach wurde. Gähnend streckte er sich und sah auf sein Handy. Es war kurz nach fünf. Was zum Teufel hatte ihn geweckt?
Er leuchtete hinüber zur anderen Bettseite. Diese allerdings war leer. Irritiert setzte sich Alex auf und hielt sich im selben Moment den schmerzenden Kopf, bevor er in die Stille der Wohnung hineinhorchte. Er schien tatsächlich allein zu sein.
Wo trieb Hiram sich herum?
Der Hexer rieb sich über das Gesicht und knipste die kleine Nachttischlampe auf seiner Seite des Bettes an. Er schwang die Beine über die Kante und sein Kopf beantwortete diese schnelle Bewegung sofort mit einem heftigen Pochen.
»Shit«, fluchte Alex und massierte sich die Schläfen. Etwas langsamer erhob er sich und schaute über die Balustrade der Empore, wo sich Hirams Schlafzimmer befand. Im Rest des Lofts war es dunkel, außer den beiden Lichterketten, die die Fenster an der Vorderseite des Hauses erhellten.
Seufzend machte Alex sich auf den Weg nach unten, in der Hoffnung, dort irgendwo eine Kopfschmerztablette zu finden. In einer Schublade des Küchenschrankes hatte er tatsächlich Glück. Alex nahm zwei Ibuprofen und spülte sie mit einem halben Glas Wasser herunter. Anschließend verschwand er im Bad, um der Natur nachzugeben und sich dann das tote Tier aus dem Mund zu putzen, bevor er sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen ließ.
Wo steckte der verdammte Vampir nur?
*
Während Alex sich diese Frage stellte, war Hiram unterwegs nach Hause. Er hatte sich, kaum dass sein Freund eingeschlafen war, auf den Weg hinaus in die Straßen der Stadt gemacht. Der Vampir brauchte Blut. Das bisschen, dass er sich während des Sex von Alex genommen hatte, war nicht genug gewesen – lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber es hatte das Raubtier in Hiram geweckt. Er konnte gar nicht anders, als loszuziehen und diese Gier zu befriedigen. Zum Glück gab es Menschen, die sich freiwillig zur Verfügung stellten, die den Kick des Bisses mochten. So musste er nicht lange herumstreunen, auch wenn er die gelegentliche Jagd eigentlich liebte, sondern suchte gezielt eines der Bluthäuser in Englands Hauptstadt auf, um sich zu holen, was das Raubtier begehrte.
Nachdem es befriedigt war, machte Hiram sich wieder auf den Heimweg. Nicht, ohne an einer Bäckerei Zwischenstation zu machen und Brötchen fürs Frühstück mitzunehmen.
Wieder vor seinem Zuhause angekommen, konnte er spüren, dass Alex wach war, dass er unruhig war.
Offenbar hatte er den Zettel, den Hiram ihm neben das Kopfkissen gelegt hatte, nicht gefunden.
Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, stand Alex vor ihm.
»Wo kommst du denn bitte her?«
Der Vampir hielt ihm die Brötchentüte unter die Nase. »Ich hab etwas zum Frühstück besorgt und vorher etwas anderes für mich.«
»Du warst jagen?« Alex blickte Hiram mit hochgezogener Augenbraue an.
»Kann man so sagen«, murmelte der und küsste seinen Hexer.
»Du bist verrückt. Das nächste Mal sag mir vorher Bescheid. Okay?«
»Wird gemacht«, erwiderte der Vampir und salutierte grinsend vor Alex, der ihn daraufhin in die Seite boxte.
»Idiot! Lass uns frühstücken und danach wieder ins Bett gehen.«
»Nichts lieber als das, Darling.«
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro