Feuerschimmer
Alex betrat nach Hiram das Haus und sah sich neugierig um.
Vom ersten äußeren Eindruck hatte er einen großen Eingangsbereich erwartet, aber der stellte sich als relativ klein heraus.
»Da vorne geht es ins Bad«, sagte der Vampir und stellte das Gepäck erst einmal ab. »Links durch den Durchgang geht es in den Wohnbereich, von da in die Küche und dort geht eine Tür ab in einen weiteren Flur, wo die Treppe zum oberen Stockwerk ist. Da ist nur das Schlafzimmer sowie ein weiteres Bad.«
»Man muss durch Wohnzimmer und Küche, um zur Treppe nach oben zu gelangen?« Alex zog eine Augenbraue hoch. »Wie praktisch.«
»Ja! Alles etwas verwinkelt. War nicht meine Idee.« Hiram zuckte mit den Schultern. »Ich hab das Haus vor knapp einem Jahr gekauft und war noch nicht so oft hier. Ob ich es noch umbauen lasse, richtet sich danach, ob ich es behalte. Mal schauen.«
Der junge Hexer ging an ihm vorbei und betrat das Wohnzimmer. Große Fensterfronten und eine zweiflüglige Terrassentür erstreckten sich über die eine Seite, gegenüber standen zwei dunkle Sofas, nebst Sessel und Couchtisch vor einem riesigen, gemauerten Kamin. Eichefarbene Schränke und Regale bedeckte den Rest der Wand.
Etwas weiter hinten im Raum befanden sich eine Essecke und der Durchgang zur Küche – wie Alex schlussfolgerte.
Nachdem er einen kurzen Blick in den relativ kleinen Raum geworfen hatte, ließ er sich auf eins der Sofas fallen.
»Also mir gefällt, was ich bisher gesehen hab.«
»Na, dann bin ich aber erleichtert«, erwiderte Hiram schmunzelnd. »Ich bring dann mal eben unsere Koffer rauf. Willst du mit?«
Der junge Hexer streckte sich und schüttelte den Kopf. »Nein, nach oben komm ich noch früh genug. Wieso machst du das überhaupt selbst? Du sagtest doch was von Personal.«
»Welches ich angewiesen habe, nicht mehr hier herumzulungern, wenn wir kommen. Sonst hättest du die beiden vorhin bei der Ankunft schon kennengelernt. Eigentlich brauche ich sie hier nur, wenn ich nicht da bin. Ansonsten hab ich gerne meine Ruhe. Versorgen kann ich mich gut alleine. Mache ich ja sonst auch.«
»Na, umso besser«, schnurrte Alex. »Ich hab nichts gegen ungestörte Zweisamkeit.«
Der Vampir lachte leise. »Das kann ich mir vorstellen.«
Damit holte er das Gepäck und machte sich auf den Weg zum Obergeschoss.
Einen Moment blieb Alex auf dem Sofa liegen und beobachtete den Feuerschimmer auf den Holzscheiten im Kamin. Doch schließlich stand er auf und ging hinüber zur Terrassentür. Er öffnete diese und trat hinaus auf eine große Veranda, die von einer halbhohen Mauer umgeben war. Ein Stück entfernt auf dem Rasen stand ein beleuchteter Tannenbaum.
Na, wenn es drinnen schon keinen gibt, dann wenigstens hier.
Alex nahm sich vor, Hiram danach zu fragen. Für ihn gehörte ein Baum in der Stube einfach dazu. Tief atmete der junge Mann die kalte Luft ein und hob den Blick gen Himmel, der von dunklen Wolken überzogen war. Schnee würde es vermutlich hier keinen geben. Zumindest sah es nicht danach aus und es roch auch nicht danach.
»Ist dir das nicht zu kalt?«
Alex zuckte zusammen, als er Hirams Stimme an seinem Ohr vernahm und der Vampir zeitgleich die Arme um ihn legte. Er hatte ihn wieder einmal nicht gehört.
»So schreckhaft?«, schnurrte Hiram und küsste den Nacken seines Freundes.
»Ich war in Gedanken und hab dich nicht bemerkt«, erwiderte Alex und drehte sich in der Umarmung um. »Mir ist aufgefallen, dass wir drinnen gar keinen Baum haben.«
»Möchtest du einen?«
»Hm, ja schon. Ich find's komisch ohne. Und wir sind doch ein paar Tage hier ... Denke ich. Also wäre das schon toll.«
»Gut, dann besorgen wir morgen einen oder ich sag meinem Butler Bescheid. Der freut sich, wenn er was zu tun hat.«
»Gibt es irgendwas, das du nicht für mich tust?« Zufrieden seufzend lehnte Alex sich an Hiram.
»Nicht viel, schätze ich. Aber ein paar Dinge gibt es bestimmt. Das merkst du dann schon«, brummte der und zog den jungen Mann näher an sich. »Lass uns wieder hineingehen. Du bist ganz kalt.«
Damit hob er Alex kurzerhand hoch und trug ihn zurück ins Haus.
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