29 - Kurz Raus
Aiden stand noch immer vor dem Club als wir rein kamen. Am liebsten wäre er gleich mit gegangen, doch Lora hatte ihm mehrmals klar gemacht das er nicht erwünscht sei. Ich hoffte der Mädelsabend würde mir gut tun und mich, wenigstens für ein Paar Stunden, meine Sorgen vergessen lassen.
Es dauerte nicht lange da drückte mir das Mädchen auch schon ein Glas in die Hand, stieß mit ihrem kurz dagegen und kippte den Inhalt in sich hinein.
„Komm, Shot's sind nur eine Stunde gratis und wir sind pleite", lachte Lora und bestellte gleich noch zwei.
Ihre gute Laune steckte mich tatsächlich an und auch ich kippte den Inhalt hinunter ehe ich das nächste Glas in die Hand nahm.
So ging es eine ganze Weile bis wir die nächsten bezahlen mussten und meine beste Freundin mich in die Menge zog und anfing sich zur Musik zu bewegen. Gut angetrunken wie ich bereits war musste sie nicht lange warten bis auch ich mich bewegte.
Ich hatte das Gefühl wir würden bereits seit Stunden tanzen und Luft im Club wurde immer schlechter.
„Ich werd kurz raus gehen", schrie ich Lora ins Ohr da sie mich sonst nicht verstand.
Sie nickte nur und schloss wieder ihre Augen, ihr Körper bewegte sich noch immer zur Musik, als wäre es ihr Sauerstoff zum atmen.
Kopfschüttelnd quetschte ich mich durch die Menge. Draußen angekommen konnte ich endlich durchatmen. Die kalte Nachtluft umhüllte ich mich und ich wusste mit Sicherheit ich würde morgen krank sein, da ich meine Jacke drinnen gelassen hatte.
„Hey", grinste ein Kerl und hielt mir seine Kippe hin, „auch mal ziehen?"
Ich musterte den Fremden kurz, in meinem Zustand besaß ich kein richtiges Urteilungsvermögen und zog an der fast aufgerauchten Zigarette.
„Alleine hier?", fragte er weiter.
Ich schüttelte den Kopf und pustete den Rauch aus: „Wer geht denn schon alleine in so einen Club?"
Er nickte etwas: „Stimmt auch wieder."
„Macht die Party Spaß?", stellte er die nächste Frage.
Ich nickte und gab ihm die Zigarette zurück: „Ich werd dann wieder rein gehen."
Mit den Worten verschwand ich auch schon in dem Gedrängel und suchte drinnen nach Lora. Ich rechnete nicht damit das sie an der Bar stand, sah aber trotzdem nach bevor ich mich erneut durch die Menschenmenge drückte um zur Stelle zu kommen an der ich sie gelassen hatte. Auch dort war keine Spur von ihr.
Mit einem Mal erklang ein Schuss und im nächsten Moment wurde die laute Musik von Schreien übertönt. Das Gedrängel breitete sich auf die Tanzfläche aus und man hörte einen weiteren Schuss.
Die Musik ging aus und eine Stimme erklang:
„Ich will das ihr alle die Klappe haltet oder ich knall euch alle ab!"
Ruhe.
„Das hier kann relativ friedlich ablaufen oder auch auf brutalste Weise!", hörte man die Stimme erneut.
Manche suchten nach dem Ursprung der Stimme und der Schüsse die vorher gefallen waren, andere ging langsam zu den Ausgängen.
Der Mann erklärte sein Motiv ehe ein weiterer Schuss fiel und erneut schreie erklangen. Jemand wurde erschossen.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, eine Nachricht erschien auf meinem Bildschirm: Aiden hat mich abgeholt, konnte dich nicht finden. Bitte sag mir das es dir gut geht.
Lora war also nicht mehr hier.
~~~
Mittlerweile saßen die meisten Leute auf dem Boden, man hörte schluchzen und konnte auch den schwarz gekleideten Mann sehen der mit seinem Gewehr durch den Club lief.
Es war so ruhig seit dem letzten Schuss. Niemand verstand was der Grund für den nächsten war bis der Fremde zu Boden ging und die Polizei endlich ins Gebäude stürmte.
Erleichtert standen die erste Leute auf und wurden auf die Straße gebracht, niemand kümmerte sich um die Leute am Boden bis alle draußen waren.
„Können Sie jemanden anrufen?", fragte die Polizistin vor mir.
Ich nickte abwesend, mein Blick lag auf der Krankenliege die eine abgedeckte Person transportierte. Erst als sich die Türen des Krankenwagens schlossen realisierte ich was gerade alles passiert war. Mit der Decke, die fast jeder bekommen hatte, ging ich zu der nach draußen verlegten Garderobe um meine Sachen zu holen und ging dann die Straße entlang, weg von dem Club in dem vor einigen Stunden noch jemand erschossen wurde.
Ich holte mein Handy aus der Tasche, wie so oft in dieser Nacht und wählte eine Nummer. Es dauerte bis endlich die Stimme am anderen Ende ertönte.
„Kannst du aufhören böse auf mich zu sein?", fragte ich leise.
Keine Antwort.
„Und mich bitte abholen?"
„Wo bist du?", seufzte der Mann am anderen Ende.
Ich nannte ihm die Adresse und kurz danach hörte ich schon wie sein Motor startete.
„Ist alles okay?", fragte er mich.
Ob alles okay war? Meine beste Freundin war verschwunden ohne mich überall zu suchen, ich saß die letzten 3 Stunden in einem Club fest und hätte erschossen werden können und lief jetzt alleine durch eine Stadt in der ich mich kaum auskannte.
„Nein", gab ich zu, „ich brauch dich wirklich."
„Bin gleich da Kleine."
~~~
Sein Auto hielt am Straßenrand und er stieg aus. Bevor ich was sagen konnte zog er mich schon in seine Arme.
„Warum hast du nichts gesagt?! Es lief die ganze Zeit im Radio", er löste sich und musterte mich überall, „bist du verletzt? Hat er dir was getan?"
„Kol!", ich sah ihn an, „bitte bring mich einfach nur hier weg."
Er sah mich ebenfalls an bevor er nickte: „Klar."
Der Mann öffnete mir die Tür und stieg dann selber wieder ein. Die ganze Fahrt über sprachen wir kein Wort und auch das Radio hatte ich ausgeschaltet, ich wollte nichts über den Vorfall hören, die Tante im Radio hätte mir nichts sagen können was ich nicht miterlebt hatte.
„Soll ich dich bei Jay lassen?", fragte Kol vorsichtig.
Ich sah zu ihm: „Kann ich bei dir bleiben?"
Kol zögerte, nickte aber. Wieder Stille, bis er das Auto in der Einfahrt parkte und ausstieg.
„Ist Lora zuhause?", fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf: „Schläft bei Aiden."
Ich nickte etwas und folgte ihm ins Haus. Kol bot mir sein Bett an und wollte selbst auf dem Boden schlafen.
„Ich will grade echt nicht alleine sein. Kannst du einfach neben mir bleiben?", fragte ich ihn.
„M ich...", fing er an.
„Bitte", flehte ich schon fast.
Er gab nach und legte sich hin.
Der Kerl war für mich wach geworden, ohne zu zögern in sein Auto gestiegen und hatte mich ohne zu hinterfragen irgendwo abgeholt. Und ich hatte ihn gerufen, ohne auch nur eine Minute darüber nachzudenken wen ich anrufen würde.
Auch ich legte mich hin und hielt noch immer an der Polizeidecke fest. Seit man mir das Ding um die Schultern gelegt hatte hatte ich die Decke nicht losgelassen, ich klammerte mich daran.
Der Moment in dem ich merkte das es vorbei war, war der in dem Kol mich an sich zog. Er schlief bereits, oder tat zumindest so, und ich beruhigte mich ins Sekunden. Erst jetzt konnte ich meine Augen schließen, ohne wieder Schüsse in meinem Kopf zu hören, und schlafen.
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