17 - Du gehörst hier her
Ich lehnte an der Wand und sah mir das Chaos an was ich kreiert hatte. Erst als die Tür zu fiel und ich die Absätze meiner Mutter auf dem Holzboden hörte sah ich auf.
„Was hast du getan?!" , schrie sie aufgebracht.
„Ich geb auf", flüsterte ich, „ich kann das alles nicht mehr. Ich weiß nicht wie ich das durchstehen soll. Ich brauch eine Mutter die sich für mich einsetzt, einen Vater dem ich nicht egal bin und doch sitze ich hier und bin alleine."
Sie sah verwirrt zu mir, die Frau in dem roten Kleid hatte mich so noch nie gesehen.
„Er hat mich verkauft", brachte ich sie auf den laufenden, „er hatte Schulden wegen seiner Drogen und hat mich die abzahlen lassen."
Noch immer brachte sie kein Wort über ihre Lippen. Ich sah in ihre Augen.
„Er hat mich verkauft und du wirst nichts tun, weil ich dir egal bin. Ich wohne nur hier weil Grandpa dir gesagt hat das es deine Pflicht ist und er ist tot", wieder stiegen Tränen in meine Augen, „das einzige Familienmitglied dem ich irgendwas bedeutet habe ist tot! Und ich habe das letzte zerstört was ich noch von ihm besaß."
„Maia ich...", fing die Frau überfordert an und hockte sich zu mir, „ich hatte keine Ahnung."
„Wie auch? Du bist zu sehr damit beschäftigt dich zu betrinken und dich selbst als Opfer darzustellen. Das warst du immer", ich sah zu ihr, „weißt du wie oft ich in meinem Zimmer geweint habe wenn ihr gestritten habt? Wie oft ich mich in den Schlaf geweint habe weil ich für Dad nur eine Bank war?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Grandpa schon", murmelte ich, „Grandpa und Ella."
Ich stand auf, nahm den Hausschlüssel aus dem Schlüsselbund und legte ihn auf die Theke: „Das alles hier ist jetzt allein dein Problem. Ich bin fertig damit, mit Dad, mit dir."
Mit den Worten ging ich aus dem Haus. Meine Mutter schrie hinter mir ich solle zurück kommen und wie viel sie doch für mich getan hätte, doch nach dem Zusammenbruch den ich gerade hinter mir hatte fühlte ich mich endlich als hätte ich abgeschlossen, als wäre das vorbei und ich könnte neu anfangen.
Als ich zurück in Jay's Garten ankam saßen die vier noch da. Ohne ein Wort setzte ich mich wieder auf den Stuhl auf dem ich vor ein paar Stunden schon saß und nahm die bereits warme Cola ohne Kohlensäure und trank etwas. Eine Weile lang war es still, die vier sahen mich und sich gegenseitig nur stumm an. Bis Lora das Schweigen brach.
„Wie geht es dir M?", fragte sie vorsichtig.
Ich überlegte etwas und sah zu meiner besten Freundin: „Scheiße."
Es hatte keinen Sinn zu lügen, es zu beschönigen oder zu unterdrücken.
Ich erklärte meinen Freunden was passiert war und trotz deren Mitgefühl und dem Versuch mir zu versichern das sie immer da sein werden gab ich meine Pläne ebenfalls bekannt.
"Ich zieh hier weg", erklärte ich, „es macht mich fertig hier zu bleiben und wenn Devin nicht geht", kurz stoppte ich, „wenn er nicht geht werde ich das nie vergessen können."
Lora schüttelte den Kopf: „Du kannst nicht einfach gehen."
Auch Kol und Jay hatten Einwände.
„Wo willst du überhaupt hin? Du hast alles für eure Schulden ausgegeben", fragte Kol.
„Du gehörst hier her", sagte Jay.
Nur Aiden saß stumm da und hörte dem ganzen Gespräch zu. Erst als die Anderen nach stundenlangem argumentieren nachgaben sprach Aiden. Die anderen drei hatten angefangen aufzuräumen, sodass wir zu zweit am Feuer saßen.
„Ich versteh das du fertig bist und keinen Sinn darin siehst hierzubleiben", sprach er, „aber diese Leute, die dir gerade stundenlang Gründe gegeben haben, sind die drei besten Gründe hierzubleiben. Das ist deine Familie Maia, nicht die Leute denen du egal bist."
Aiden stand auf und klappte den Gartenstuhl zusammen: „Vergiss nicht wer da war."
Der Braunhaarige räumte den Stuhl zu den anderen und ging zu den anderen Drei ins Haus um zu helfen. Ich sah zu dem kleinen Haus in dem Jay mit seinem Bruder wohnte und dachte über Aiden's Worte nach.
Natürlich hatte er recht, Lora nahm jeden meiner Anrufe ab, jeder Zeit. Sie hörte sich alles an und versuchte es immer besser zu machen.
Obwohl das mit Kol und mir nicht geklappt hatte, hatte er mich nie allein gelassen. Wenn ich irgendwo festhing fuhr er los nur um sicher zu sein das ich sicher zuhause ankam.
Jay machte jede scheiß Situation zu einer Party und suchte nur das Positive, auch wenn es noch so klein war.
Diese Leute waren alles für mich und ich wollte das zurück lassen?
Ich löschte die Flamme, die mittlerweile ziemlich klein war, dann räumte auch ich meinen Stuhl weg und ging zu den anderen rein. Ich umarmte meine beste Freundin von hinten.
„Ich hab euch alle so lieb", flüsterte ich.
Sie drehte sich zu mir und nahm mich in den Arm: „Wir dich doch auch."
~~~
Nach langen überlegen hatte ich Jay's Angebot angenommen bei ihm einzuziehen, jedoch nicht ohne etwas beizusteuern. Ich zahlte ein Teil der Miete und half wo ich konnte. Jay's Bruder, Marlon, kannte mich, wirklich wohl fühlte ich mich die ersten Tage trotzdem nicht.
Es war bereits zwei Wochen her das ich eingezogen war, nur kurze Zeit später hatte Jay mir geholfen einige meiner Sachen zu holen. Nun saß ich in dem Shirt, in dem ich geschlafen hatte, in der Küche und trank meinen Kaffee.
„Morgen", gähnte der Schwarzhaarige, „ist er schon weg?"
Ich nickte: „Arbeiten."
Jay nickte, füllte eine Tasse mit Kaffee und setzte sich zu mir: „Geht's dir besser?"
Mein Blick ging zu dem verschlafenen Jungen und ich musste lächeln: „Ja danke."
Jay nickte und widmete sich dann seinem Handy.
„Ich werd duschen gehen", ich nahm den letzten Schluck aus meiner Tasse, „und geh dann zu Lora, willst du mit?"
„Ne muss noch ne Lieferung holen", lehnte er ab, „brauchst du neuen Stoff?"
Ich nickte: „Jap."
Ich verschwand im Bad, zog mich aus und ging duschen. Das warme Wasser prallte ungleichmäßig auf meine Haut und doch genoss ich es für einen kleinen Moment. Mit einem Handtuch um den Körper ging ich aus dem Bad.
„Du wurdest angerufen", setzte mich Jay in Kenntnis, übergab mir das Handy und verschwand selbst im Bad.
Mit dem Handy in der Hand ging ich in das Zimmer das man mir gegeben hatte und schaute auf die Fremde Nummer auf meinem Display. Ich zog die Mitteilung zur Seite und stellte den Lautsprecher an während ich mich anzog.
„Maia?", hörte ich Devin's Stimme und stockte.
„Bitte antworte."
Ich starrte auf das Smartphone auf dem Bett und brachte kein Wort über meine Lippen.
„Falls das hier kein Versehen war und du mich hörst. Ich will es gut machen, wenn es geht eine zweite Chance, aber ich will nicht das du mich weiterhin hasst", kam es aus den Lautsprechern, „du kannst es dir ja überlegen. Ich geb am Wochenende ein Party, ich hoffe ich seh dich da."
Dann legte er auf und ich merkte erst jetzt das ich die Luft anhielt. Die Uhrzeit leuchtete auf den Bildschirm auf und als ich auf das Datum sah wurde mir klar, das das Wochenende schon am nächsten Tag anfing.
„Scheiße", murmelte ich und ließ mich auf das Bett fallen.
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