06 - Was soll schon passieren?
In Lora's Zimmer starrte ich auf die Nummer auf meinem Display. Eingespeichert hatte ich sie bereits und doch war ich mehr als einmal kurz davor sie wieder zu löschen.
„Ich weiß nicht ob du dem Kerl trauen solltest. Ich mein er taucht hier auf, schmeißt ne Party und sagt dir er weiß wie du leicht an Geld kommst? Da kann doch was nicht stimmen", kam es von Lora.
„Aber ich brauch das Geld", sagte ich unsicher, „die Rechnungen müssen bezahlt werden, meine Mum wurde gefeuert und gibt alles für Alkohol aus und wo sollen wir dann hin? Ich kann schlecht mit ihr hier einziehen."
„Und was ist mit Jay? Der kennt doch immer irgendwen der irgendwas braucht", seufzte sie.
„Dem kleben die Bullen am Arsch, er will sich erstmal zurückhalten", erklärte ich, „ich hab keine Wahl L."
Seufzend ließ sie sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke: „Wann willst du dahin?"
Ich schaute auf die Uhr: „Gleich."
„Alleine?", fragte sie weiter.
„Ich bitte dich, was soll schon passieren?"
„Du kennst den Kerl nicht, er könnte ein Vergewaltiger sein oder will dich einsperren", fing sie an.
„Du weißt wo er wohnt", erinnerte ich sie, „und würde er mich vergewaltigen wollen hätte er bereits 2 Mal die Chance dazu gehabt also."
„Du kennst die Gegend hier", murmelte sie beleidigt.
„Und du kennst mich", lachte ich und stand vom Stuhl auf, „ich komm schon klar okay?"
Lora setzte sich auf und sah zu mir: „Schreib mir wenn du da bist und wenn du gehst. Wenn ich bis morgen nichts von dir höre tauch ich da mit den Jungs auf."
„Ich weiß", grinste ich, „deshalb hab ich dir ja davon erzählt."
Zum Abschied drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange und ging aus dem Zimmer. Sie rief mir ein „Pass ja auf" zu und kurz danach befand ich mich auch schon auf dem Weg zu Devin.
Mit gemischten Gefühlen lief ich die Straßen lang und spielte Möglichkeiten in meinem Kopf ab bis ich vor seiner Tür stand.
Ich sah nochmal auf mein Handy, ich hatte ihm Bescheid gesagt bevor ich aus dem Haus war und nun stand ich hier. Zu Lora's Beruhigung schickte ich ihr eine Nachricht das ich da bin und dann verschwand mein Handy auch wieder in meiner Jackentasche und meine Hand klingelte wie von selbst.
„Komme!", hörte man Devin's Stimme und dann lief jemand die Treppe runter.
Im nächsten Moment ging die Tür auf und ein oberkörperfreier Devin stand vor mir: „Komm rein."
Er ging sich durch die nassen Haare und nahm ein Shirt vom Treppengeländer. Stumm folgte ich ihm ins Haus und schloss die Tür hinter mir.
„Also?", fragte ich nach einer Weile.
Er ging in die Küche und nahm sich was zu trinken. Dann musterte er mich: „Läufst du immer so rum oder hast du auch was... freizügigeres?"
„Wie bitte?", fragte ich gereizt.
Devin lachte: „Ruhig Kätzchen. Ich weiß nur wie man Geld macht."
„Ich soll mich also verkaufen ist es das?", zischte ich.
Wieder ein Lachen: „Irgendwie schon, aber nicht so wie du es gerade denkst."
Er ging um die Theke und schob die Jacke etwas von meinen Schultern, dann legte er meine Haare nach hinten.
„Du bist selbstbewusst Maia, das kannst du auch anders nutzen", es schien als würde er jeden Zentimeter scannen.
„Für was?", fragte ich noch immer gereizt.
„Wie gut kannst du flirten?"
„Ich bin ziemlich gut darin Leuten die Knochen zu brechen und wenn du mir nicht endlich ne verdammte Antwort gibst brech ich dir gleich was", zischte ich.
Devin lachte und zog meine Jacke wieder zurecht: „Du bist echt reizbar was?"
„Besonders dann wenn ein Fremder Idiot mir dumme Fragen stellt."
Wieder ein Lachen. Er lehnte sich an die Theke und sah wieder zu mir. Mit verschränkten Armen wartete ich auf meine Antwort. Je länger er mich anstarrte um so genervter wurde ich.
„Das ist sinnlos", kam es letztendlich von mir, „ich werd gehen."
Gesagt, getan. Ich drehte mich um und wollte gerade auf die Haustür zu, als Devin mich am Handgelenk zurück zog. Überrascht von dem Ruck verlor ich das Gleichgewicht und wäre fast zu Boden gefallen. Devin hielt mich fest und konnte sich sein Grinsen wohl nicht verkneifen.
„Na komm", sagte er und ließ mich los, nur um aus der Küche zu gehen.
„Wohin?", fragte ich.
Anstatt einer Antwort, schloss er eine Tür auf. Hinter der Tür befand sich eine Treppe. Erst als er das Licht für die Treppe anschaltete sah man unten einen Flur.
„Du erwartest nicht ernsthaft das ich da runter geh oder?", schnauzte ich.
„Dann tus nicht", gab er lachend zurück und ging die Treppe runter.
Ich kann nicht nachvollziehen wie mein Gehirn in diesem Moment dachte es sei eine gute Idee diese Treppe runterzugehen. Es wurde dunkel draußen, der Kerl war gerade mal seit ein paar Tagen hier, hatte aus dem nichts eine Party geschmissen und bot mir seine Hilfe um Geld zu verdienen. Irgendwas konnte daran nicht stimmen und doch bewegte ich mich wie ferngesteuert die Treppe runter in den dunklen Flur.
Ein weiteres Licht am Ende des Flurs ging an. Devin stand im Türrahmen und sah zu mir.
„Bist ja doch hier", grinste er zufrieden und hielt mir die Tür auf.
Unsicher wie ich die ganze Situation finden sollte, betrat ich den Raum und sah mich um. Auf beiden Seiten befanden sich Regale voll mit Päckchen.
„Und was vertickst du?", fragte ich.
„Verschiedenes, aber die bessere Frage ist wie ich an das Zeug rankomme", er lehnte sich an die Wand und beobachtete mich.
„Und die Antwort wäre?"
„Ich hols mir von anderen."
Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn fragend an.
„Das ganze Zeug hier ist geklaut. Verschiedene Leute natürlich", fasste er zusammen.
„Und was soll ich bei dem ganzen tun?"
„Zwei Möglichkeiten. Die eine wäre du bleibst bei deinem können und verkaufst es für mich, dabei kommt nur nicht viel für dich bei rum", erklärte er.
„Und die zweite?", fragte ich.
Er kam auf mich zu und schob die Jacke von meinen Schultern: „Die Zweite bringt dir mehr Geld ein, ist aber auch riskanter."
„Genauer?", ich sah ihn an.
„Du hilfst uns bei nächsten Mal, dafür musst du aber leider was anderes anziehen."
„Ich soll eine Ablenkung spielen?", fragte ich.
„Eine gute Ablenkung, denn du musst von mehr als einem Mann die Aufmerksamkeit haben", erklärte er.
„Wie viel kommt da für mich raus?"
„Kommt immer drauf an wie viele Leute wir sind. Jeder kriegt gleich viel", er strich mir die Haare aus dem Gesicht, „sind wir zu fünft kriegt jeder 20%, sind wir nur vier 25 und so weiter."
„Und wann wäre das nächste Mal?"
Devin grinste und ließ von mir ab: „Ich meld mich dann bei dir."
Er ging zum Ende des Raums und zog das Regal zur Seite, dahinter befand sich ein Safe, den er öffnete.
„Wie viel brauchst du?", fragte er.
„Was meinst du?", fragte ich verwirrt.
„Geld. Wie viel brauchst du?", er sah zu mir und man konnte erkennen was in dem Safe war.
„So viel kann ich nicht annehmen. Wieso solltest du mir das überhaupt geben?"
„Sag mir eine Zahl Maia, ich hab mehr zu tun als mit dir zu diskutieren ob du das Geld nimmst oder nicht. Wie viele Schulden hast du?", fragte er.
„3.480", nannte ich ihm endlich eine Zahl.
Er sah mich nochmal an: „Und die richtige ist?"
„34.800", seufzte ich.
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