25. Die Rache kann beginnen
Inzwischen ist Sonntagabend und ich sitze neben Reece auf meinem Bett. Wir küssen uns, als ich plötzlich eine Nachricht bekomme. Ich seufze kurz und drücke ihn sanft von mir, doch seine Küsse werden dadurch nur noch intensiver.
»Reece«, stöhne ich und versuche ihm klarzumachen, dass ich an mein Handy muss. Er löst seinen Mund von meinem, fährt sich mit der Zunge über seine Lippen und sagt: »Vergiss das Scheißding doch mal, Em.«
»Aber-«
»Komm schon, wenn es wichtig ist, wird derjenige dich wohl nicht so einfach davonkommen lassen. Du kannst später nachsehen«, flüstert er mir ins Ohr. Bei der Berührung seiner Lippen an meinem Ohrläppchen, stellen sich mir die Nackenhaare auf.
In den letzten Tagen habe ich ziemlich viel vernachlässigt, aber ich schaffe es einfach nicht, mich von Reece fernzuhalten. Ich schaffe es nicht, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Schule und mein Leben in Deutschland rücken in den Hintergrund, wie ein unbedeutendes Ereignis in der Vergangenheit. Jeden Tag versuche ich nicht daran zu denken, wie es zwischen uns weitergeht, wenn ich wieder nach Deutschland muss. Wird unsere Beziehung so etwas überstehen? Von Fernbeziehungen habe ich noch nie viel gehalten. Wie soll ich es denn überleben, am anderen Ende der Welt seine Stimme zu hören, und zu wissen, dass ich ihn weder küssen, noch berühren noch sonst etwas mit ihm machen kann?
Mein Handy vibriert erneut. Ich ignoriere es und gebe mich Reece Berührungen voll und ganz hin. Seine Hand, die sich unter mein T-Shirt schiebt und seine Lippen, die meinen Hals, meine Schultern erkunden. Doch spätestens als mein Handy anfängt im Dauerzustand zu vibrieren, gehen wir seufzend auseinander.
Er geht sich beim Aufsetzen durch die zerzausten Haare, um sie wenigstens ein bisschen in Ordnung zu bringen.
»Welcher Idiot schreibt dir so viel?«, fragt er gereizt. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und drücke ihm einen letzten Kuss auf die Lippen, bevor ich nach meinem Handy greife, das auf meinem Nachttisch liegt und vor sich hin blinkt. Ich sehe, dass Ava mir einige Nachrichten geschickt hat - da haben wir wohl den Übeltäter.
Ich schaue grinsend zu Reece, der daraufhin einen Blick auf mein Handy wirft und schnaubt. »Sie hätte keinen besseren Zeitpunkt finden können.«
»Sei nicht so launisch«, lache ich und stupse ihn in die Seite, bevor ich ihre Nachrichten öffne. Während ich den Blick über die vielen Kurznachrichten schweifen lasse, verrät mir mein Handy, dass sie schon wieder am Tippen ist.
emma??
emma!!!!
komm bitte auf skype. ich muss mit dir reden.
JETZT!!!!
wegen dem plan!!!
es ist wichtig NA LOS JETZT!!!
DU SAU GEH AN DEIN HANDY!!!!
HÖR AUF MIT REECE RUMZUMACHEN EMMA UND SEI FÜR DEINE ALLERWELTBESTE FREUNDIN DA!!!
OH MEIN GOTT KEIN SEX VOR DER EHE, HAT EUCH DAS NIE JEMAND GESAGT?!
ich will ja nichts sagen, aber teeniemütter werden immer alltäglicher heutzutage, also sei vorsichtig
.... oder lass es lieber ganz sein
..... und geh jetzt endlich an dein VERDAMMTES HANDY
wenn es sein muss spam ich dich voll, bis reece die nase voll hat und mittendrin aufhört
ich kenne dich gut genug und weiß, dass du dein handy immer auf vibration geschaltet hast
MUHAHAHA
DU BIST ENDLICH ONLINE
JETZT GEH AUF SKYPE
LOOOOOS!!!!!
Erst als ich die letzte Nachricht überflogen habe, denke ich daran, dass Reece vermutlich mitliest und drücke mir mein Handy hastig an die Brust, um noch zu retten, was zu retten ist. Ich schaue ihn mit hochrotem Kopf an und versuche irgendetwas entschuldigendes zustande zu bringen, mir fällt aber leider nichts ein, deshalb halte ich schlussendlich einfach den Mund. Reece lacht leise neben mir, als ich vorsichtig nach dem Laptop greife und ihn hochfahre.
»Warum schämst du dich, Küken?«, flüstert er leise in mein Ohr. Ich presse bloß die Lippen aufeinander und schüttele langsam den Kopf. Ich kann sein Grinsen förmlich vor mir sehen, ohne ihn anzuschauen.
»Du musst dich nicht schämen«, meint er leise vor sich hin lachend und legt seinen Kopf auf meine Schulter. »Du musst dich für gar nichts bei mir schämen, Em.«
Ich drehe mich zu ihm um und lächle ihn an. Darum mache ich mir keine Sorgen. Eher darum, dass Reece vermutlich denkt, ich würde Ava von unseren Bettgeschichten erzählen, was ich nie tun würde.
»Ich weiß. Denk aber bitte nicht, dass ich Ava von unserem... naja, Liebes-Leben erzähle. So etwas intimes würde ich nie mit jemandem teilen«, antworte ich leise.
»Das weiß ich doch.«
Im nächsten Moment geht auch schon Avas Anruf ein. Ich klicke auf den grünen Button und direkt taucht Avas roter Haarschopf auf. Sie hüpft aufgeregt hin und her und sieht uns beide erwartungsvoll an.
»Hi«, sage ich verwirrt, denn ich habe keine Ahnung, worauf sie zu warten scheint.
»Hallihallo. Ich weiß was ihr getan habt und es tut mir leid, euch dabei stören zu müssen... oder vielleicht tut es mir auch nicht leid, weil ich echt keine Lust auf kleine Emmas und Reeces hätte, die den lieben langen Tag- Oh Gott, Reece du siehst scheiße aus.«
Ich hebe eine Augenbraue und sehe Reece irritiert an. Oh.
Er hat zwei kleine rote Kratzer im Gesicht und seine Haare stehen in alle Richtungen ab. Habe ich ihn etwa aus Versehen im Gesicht gekratzt, als wir uns geküsst haben? Ach du scheiße.
»Danke Ava«, meint er mit einem falschen Grinsen. »Das kann ich nur zurückgeben.«
Avas Dutt sieht aus, als hätte sie mehrere Tage darin geschlafen und ihre Augenringe sind tief und dunkel, die Lippen sehen trocken und kaputt aus. Sie öffnet fassungslos den Mund, doch bevor sie etwas sagen kann, entschuldige ich mich schnell: »Reece ist gerade bloß schlecht drauf, weil du... naja, weil eben... du weißt schon.«
»Weil ich euch beim Sex gestört habe? Oder wart ihr noch beim Vorspiel? Oder- oh nein warte, das geht gar nicht, sonst wäre er ja nicht so launisch«, redet sie ohne Punkt und Komma. Eigentlich haben die Beiden ja nichts gegeneinander, sie können sich ja auch ziemlich gut verstehen, aber ich glaube den Umständen entsprechend, kann man ihnen ihre Launen verzeihen.
»Wir hatten kein-«
»Kann mir ja auch egal sein«, unterbricht sie mich. Ich seufze. Sie benimmt sich gerade wie ein Biest, aber ich schätze jeder geht anders mit Trennungen um und solange das kein Dauerzustand bleibt, ist alles in Ordnung. Ich bin gnädig, weil ich verstehe, was sie momentan durchmacht.
»Reece hat einen Plan«, erkläre ich. Ein Lächeln breitet sich in ihrem Gesicht aus und sie fängt wieder an wie ein Gummiball auf und ab zu hüpfen. »Oh super! Erzählt mir davon. Bitte.«
Und das tun wir. Naja, Reece erklärt und ich bin für die Special-Effects zuständig. Ihr wisst schon, hier und da mal ein BOOM oder YES dazwischen rufen um das Ganze anschaulicher und interessanter zu gestalten. Am Ende von unserer kleinen Vorführung, die wir versucht haben mit Fingern nachzustellen, klatscht Ava begeistert in die Hände.
»Super! Spitze!«, ruft sie und küsst uns, beziehungsweise ihre Laptopkamera. »Ich liebe euch! Ich glaube, ich weiß auch schon, wer unseren Köder spielt.«
»Wer?«
»Meine Schwester. Die ist sowieso die totale Schlampe und hätte wahrscheinlich nichts dagegen, mal mit jemand heißem wie Lucian rummachen zu dürfen. Im Vergleich zum Rest, den sie sonst so mit nach Hause bringt«, lacht Ava. Dann wird sie wieder total ernst. »Reece, Emma - tut mir leid, dass ich vorhin so giftig war. Ich bin im Moment ein giftiger Haufen. Ich kann verstehen, dass ihr sauer auf mich seid, aber sobald dieser Racheplan aufgegangen ist, schwöre ich euch, wird es mir wieder besser gehen und ich werde wieder die alte Ava sein.«
Ich lächle und stupse Reece in die Seite, damit er es auch tut.
»Alles okay, Süße. Der Plan wird aufgehen«, sage ich.
»Dann techtelmechtelt mal weiter, ihr Turteltäubchen«, meint Ava und winkt uns grinsend zu.
»Wir haben nicht-«
»Bye«, lacht sie und im nächsten Moment ist der Bildschirm schwarz.
Ich versuche - die Betonung liegt auf versuche - gerade mit Ava zu skypen, während Reeces Lippen an meinem Hals kleben. Seine Berührungen hinterlassen immer noch diesen wohligen Schauer in mir. Selbst nach fast einem Monat habe ich noch das dringende Bedürfnis zu explodieren, sobald er mich berührt, denn das Gefühl, das er auf meiner Haut hinterlässt, ist unbeschreiblich.
Ava und ich wollten noch die letzten wichtigen Dinge wegen heute Abend besprechen, die anstehen, damit wir Lucian auch ganz bestimmt eins auswischen können. Aber Reece vermasselt unser Vorhaben, denn ich fange alle paar Sekunden zu kichern an. Ava verdreht sichtlich genervt die Augen. »Ich wusste es. Ihr seid eins dieser nervig-extrem-süßen Pärchen, die nicht voneinander loslassen können.«
Kichernd werfe ich den Kopf in den Nacken, als Reece sanft in meine Schwachstelle beißt. Er hat diese Schwachstelle, die sich zwischen dem Übergang von meinem Nacken zu meinem Rücken befindet, vor ein paar Wochen entdeckt und nutzt sein Wissen schamlos aus.
»Reece! Beherrsch dich doch bitte einmal«, klagt Ava und ich höre ihn hinter mir lachen. Er macht das extra, um sie und mich auf die Palme zu bringen und macht einfach weiter. Ich muss mir ein amüsiertes Grinsen verkneifen.
»Ich weiß, dass Emma unwiderstehlich ist und du sexgeil bist, aber bitte konzentriert euch«, mahnt sie, aber ich kann sehen, dass selbst sie sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Schließlich seufzt sie ergebend. »Okay, ich bin in einer halben Stunde bei euch und bringe mein Kostüm und alles mit. Ich muss euch unbedingt etwas erzählen. Ihr seid unglaublich nervig, wisst ihr das? Okay, ihr hört mir eh nicht zu. Pff..«
»Okay«, kichere ich, als sich Reeces Hand unter mein T-Shirt schiebt.
»Seid bitte angezogen, wenn ich da bin«, seufzt sie und legt auf.
»Weißt du was? Manchmal würde ich dich wirklich gerne aufs Bett werfen und dir deine Klamotten vom Leib reißen. Einfach so«, flüstert er an meinem Ohr. Seine Stimme ist rau und tief, so wie ich sie kennen und lieben gelernt habe.
»Und dann?«, flüstere ich zurück, einen leicht angriffslustigen Unterton in der Stimme. Mein Herz klopft bis zum Anschlag. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Bedürfnis es zu tun. Ich will es auch. Ich will ihn. Ich will alles von ihm. Bei Max hatte ich immer Angst davor, doch bei Reece habe ich das Gefühl, keine Angst haben zu müssen. Er wird warten und alles akzeptieren, er wird mich akzeptieren wie ich bin und nicht anders. Mit all meinen Fehlern und Makeln, er wird alles an mir lieben, selbst die Dinge, die nicht einmal ich liebe. Dinge, die ich verabscheue und für die ich mich hasse. Denn das ist Liebe.
»Dann...«, flüstert er nach einem innigen Kuss und grinst frech. Seine Augenlider senken sich, wobei seine Wimpern mich leicht kitzeln. »Dann werden wir ein wenig Spaß haben.«
»Ava hatte recht«, kichere ich und spiele auf ihren vorherigen Kommentar an. Doch dann werde ich total ernst und sehe ihm direkt in die Augen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und kaue unsicher darauf herum. Bevor ich schließlich den Mut verliere, öffne ich schnell den Mund und sage, was mir die ganze Zeit über auf der Seele liegt. »Ich wäre bereit.«
Er schaut mich verwirrt an. »Bereit wofür?«
»Bereit... naja«, sage ich und verliere langsam an Mut. »Ich wäre bereit es zu tun.«
»Oh«, meint er und öffnet etwas überrascht den Mund. Plötzlich löst er den Griff von mir und dreht sich weg. Was ist denn jetzt auf einmal los?
Ich starre ihm hinterher, als er durchs Zimmer läuft, sichtlich aufgewühlt. Anscheinend habe ich wieder irgendetwas falsches gesagt. Vielleicht hätte ich doch den Mund halten sollen. Meine Augen folgen ihm. Hin und her. Rechts und links, links und rechts. Minuten verstreichen, in denen ich ihm einfach nur mit meinen Blicken folge und verunsichert auf meiner Unterlippe herumkauere. Diese Eigenschaft sollte ich mir ernsthaft abgewöhnen, damit tue ich weder mir noch meinen Lippen einen Gefallen. Meine Stimme klingt unendlich weit und fremd als ich seinen Namen flüstere.
»Wir können keinen Sex haben«, platzt es aus ihm heraus. Er bleibt kurz stehen und starrt mich aus smaragdgrünen Augen an, dabei kneift er sie leicht zusammen, als könnte er mich dadurch besser sehen. Ich bin wie vor den Kopf gestoßen und schüttele den Kopf, denn seine Worte ergeben in meinen Ohren keinen Sinn. »Was? Wieso nicht?«
»Ich kann keinen Sex haben«, sagt er, schaut mich dabei aber nicht an und geht stattdessen einfach weiter. Mein Mund steht offen, während meine Augen immer noch jeder seiner Bewegungen folgen.
»Du verwirrst mich«, flüstere ich und schaue ihm nach, während er durchs Zimmer auf und ab geht. Warum kann er nicht einmal sagen, was los ist? Ich möchte endlich Klartext. »Bist du vielleicht noch Jungfrau? Du brauchst dich dafür nicht zu schämen, ich bin doch auch-«
»Nein. Nein, das ist es nicht«, unterbricht er mich lachend. »Ich bin keine Jungfrau mehr, aber ich... es geht nicht.«
»Bist du vielleicht-«
»Nein.« Er lacht und schüttelt heftig den Kopf. »Egal was für perverse, abartige Gedanken dir wahrscheinlich gerade im Kopf herumschwirren, es ist nichts davon. Es hat nichts mit... meinem Geschlecht zu tun. Oh Gott, Emma, das ist... Können wir nicht über etwas anderes reden?«
»Nein, ich will endlich wissen, was nicht mit dir stimmt«, bestehe ich auf mein Recht. Er setzt sich grinsend neben mich und legt den Arm um mich. Sein Grinsen wirkt jedoch Welten von einem Grinsen entfernt, das seine Augen erreichen würde. Mich überkommt ein Schauer.
»Ich hoffe doch sehr, dass du mich nicht nur wegen dem Sex wolltest. Ich weiß, ich weiß... es spricht sich herum, dass ich ziemlich gut im Bett sein soll und das stimmt vermutlich auch, aber du solltest mich wegen anderen Dingen lieben. Such dir was aus«, meint er und breitet lächelnd die Arme aus. »Schließlich habe ich genug liebenswürdige Seiten.«
Ich lächle schwach. Immer wenn es ernst wird, versucht er die Stimmung durch Witze herumzureißen, aber so langsam werde ich ungeduldig. Ich will unbedingt wissen, was nicht mit Reece stimmt. Wenn er es mir nicht sagen will, muss ich es eben selbst herausfinden. Wie genau das gehen soll, das muss ich noch sehen.
»Es gibt da ein kleines Problem«, erklärt Ava, als sie eine Stunde später bei uns aufkreuzt. Ich weiß, ich weiß, sie hat behauptet in einer halben Stunde da zu sein, aber leider gehört Ava zu der Sorte Mensch, die einfach immer und überall zu spät kommen muss.
Seufzend lasse ich mich auf Reeces Bett fallen. Schlechte Nachrichten. Als gäbe es in meinem Leben nicht schon genug Probleme, die ich zu lösen versuche. Da bin ich aber gespannt, was Avas kleines Problem ist.
»Was gibt es?«, fragt Reece und setzt sich neben mich, als sei nie etwas zwischen uns gewesen. Als hätten wir nicht gerade das seltsamste Gespräch geführt, das ich je in meinem ganzen siebzehnjährigen Leben geführt habe. Nach diesem Gespräch bin ich kein bisschen schlauer geworden, ganz im Gegenteil, mir stellen sich nur noch mehr Fragen, aber ich bin immer noch genauso schlau wie zuvor.
»Meine Schwester, die kleine Schlampe«, jammert Ava und lässt sich auf den Stuhl uns gegenüber fallen. »Sie macht doch nicht mit. Sie meinte, sie hätte schon andere Pläne. Könnt ihr das glauben? Andere Pläne? Und das nur ein paar Stunden vor dem genialsten Racheplan, den die Menschheit je gesehen hat. Sie ist so ein verdammtes Flittchen. Am liebsten würde ich ihren Kopf abreißen und-«
»Ist okay, Ava«, sage ich beruhigend und lege meine Hand sanft auf ihre Schulter, bevor sie sich hier noch in Rage reden kann und ihre Schwester verflucht, wobei ich selbst der Meinung bin, dass es nicht okay ist, einfach so kurzfristig abzusagen. Aber meine Meinung interessiert hier wohl eh keinen, denn jetzt ist es daran, eine Lösung für das Problem zu finden.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe Reece an, auch wenn sich gerade alles in mir dagegen sträubt mit ihm zu reden. Zu wissen, dass er mir etwas anscheinend so Großes verheimlicht und mir nicht vertraut, verletzt mich schon. Aber ich liebe ihn immer noch und kann einfach nur hoffen, dass er irgendwann den Mut fasst, mir alles zu erzählen. »Und jetzt? Was sollen wir tun?«
»Ich schätze wir brauchen einen anderen Köder«, meint er und zuckt mit den Schultern. Er sieht Ava mit hochgezogenen Brauen an. Sie reißt die Augen auf und zeigt ungläubig auf sich. »Du willst doch nicht wirklich, dass ich den Köder spiele? Wie soll das gehen? Lucian kennt mich! Meine Stimme, mein Aussehen, meinen Geruch, einfach alles.«
»Beruhig dich mal«, versuche ich auf sie einzureden, als ihre Augen ganz feucht werden. Ich drücke sie fest an mich und sage zu Reece: »Ich spiele den Köder.«
Sein Unterkiefer klappt auf und er starrt mich gefühlt zehn Minuten einfach nur so an, bevor er den Mund wieder schließt und heftig den Kopf schüttelt. »Das wirst du nicht tun, Emma.«
»Wieso denn nicht?«, zische ich aufgebracht. Zugegeben, vielleicht bin ich noch ein ganzes Stück aufgewühlt und verletzt wegen dem Gespräch, das wir vorhin geführt haben. Wir schauen uns mehrere Minuten einfach nur so an. Irgendwann kneift er die Augen zusammen und unterbricht unseren Blickkontakt.
»Emma, du wirst nicht diesen scheiß Köder spielen«, zischt er wütend und funkelt mich zornig an. Ich halte seinem Blick stand, bis sich Ava schluchzend zwischen uns und unserem Streit stellt. »Reece, Emma kann doch mal für fünf Minuten diesen verfluchten Köder spielen. Was ist denn schon dabei?«
»Spinnst du? Meine Freundin wird ganz bestimmt nicht mit einem anderen Typen rummachen«, knurrt er und funkelt jetzt Ava zornig an. »Wenn es sein muss, dann verkleide ich mich als Mädchen und verführe ihn selbst.«
Mir wird ganz warm, als mir klar wird, dass Reece so reagiert, weil er eifersüchtig ist. Ich kann nicht anders, als zu lachen und mich in seine Arme zu werfen, womit er nicht gerechnet hat. Meine Wut ist verpufft. Ich schlinge die Arme um seinen Hals, nachdem ich mich gegen ihn geworfen habe. Reece, den ich ein wenig überrumpelt zu haben scheine, taumelt kurz, hält mich aber fest und findet kurz darauf wieder Halt.
»Manchmal«, sage ich lachend und küsse ihn, »da bist du ein richtiger Idiot. Aber manchmal bist du auch einfach nur unglaublich süß.«
Er wirkt zuerst noch ziemlich verwirrt, doch dann grinst er. Ich weiß nicht, wahrscheinlich habe ich selbst Stimmungsschwankungen, aber Reece kann ich einfach nicht lange böse sein, denn dafür liebe ich ihn zu sehr. Das gehört einfach dazu – dass man sich streitet und versöhnt, meine ich.
»Ich werde trotzdem den Köder spielen, Reece, und mir ist egal was du dazu sagst«, flöte ich und springe auf, um an meinen Kleiderschrank zu gehen.
»Emma-«
»Keine Angst, Reecelein, ich werd schon nicht mit Lucian rummachen«, sage ich und zwinkere ihm zu. »Ich werde einfach so tun, als würde ich ihn küssen. Bevor es dazu kommen kann, dass unsere Lippen sich berühren, werde ich zurückschrecken und ihn dazu bringen sich auszuziehen, währenddessen renne ich leise weg und ihr kommt mit den Fotos. So wie du geplant hast.«
Reece kaut sich auf seiner Unterlippe herum. »Aber-«
»Der Plan ist idiotensicher«, sage ich schnell und sehe die Sorgenfalten, die sich langsam auf seiner Stirn bilden. Er sieht mich unsicher an und kaut auf seiner Unterlippe herum. »Und wenn er versucht dich zu berühren?«
»Dann trete ich ihm zwischen die Beine.«
»Und wenn du nicht schnell genug bist?«
Ich verdrehe die Augen. »Reece, ich bitte dich. Ich bin kein scheues Reh, ich kann schon auf mich aufpassen. Und wenn es dich unbedingt glücklich macht, dann darfst du auch gerne aus deinem Versteck springen und ihm eine reinhauen, wenn es hart auf hart kommt.«
»Und dann darf ich alles mit ihm machen? Mir sind keine Grenzen gesetzt, oder?«
»Nein, aber du darfst auch wirklich nur herauskommen, wenn Gefahr besteht. Solange ich alles alleine meistere, hast du Spielverbot.«
Sein Mundwinkel hebt sich zu einem zaghaften Lächeln. Ich lasse meine Finger über seinen Arm wandern und sehe ihn dabei lächelnd an. Ich bin glücklich, ihn lieben zu dürfen und noch viel glücklicher darüber, von ihm geliebt zu werden.
»Bist du fertig?«, fragt Ava, nachdem ich zehn Minuten gebraucht habe, um mir das Kostüm, das Ava mir mitgebracht hat, überzuziehen. Ich betrachte mich im Spiegel und drehe mich mehrmals um. Meine schwarzen Haare passen perfekt dazu, da das Katzenkostüm an sich schon schwarz gehalten ist. Ich streiche meine Haare glatt und rücke noch einmal die Katzenohren zurecht.
Ohne meine Antwort abzuwarten, stürmt Ava ins Badezimmer herein. Mein Fehler, ich habe vergessen abzuschließen. Sie stampft wütend auf mich zu, eine kleine Kiste in den Händen und bleibt vor mir stehen. Da sie sowieso schon größer als ich ist, kann ich einfach so stehenbleiben und warten, bis sie mich zu Ende geschminkt hat.
Nach etwa zehn Minuten ist sie fertig. Sie hat mich nicht nur geschminkt, sondern mir auch unechte Wimpern aufgeklebt und mich mit Parfüm eingesprüht. Ich fühle mich wie eine Katzen-Prostituierte, eine schlampige Katze oder ein katziges Flittchen. Okay, ich höre schon auf.
Jedenfalls bin ich eigentlich ganz zufrieden mit dem Ergebnis, denn ich glaube, ich sehe so aus, wie Mädchen aussehen, auf die Lucian stehen würde.
Als ich aus dem Badezimmer trete, steht Reece schon in seinem Piratenkostüm da und wartet. Seine Augen mustern mich, meine Kleidung und mein Aussehen, bis er schließlich in schallendes Gelächter ausbricht. Ich stehe da, wartend, mit der Fußspitze auf den Boden tippend und seufze schließlich.
»Hast du's bald?«, frage ich ungeduldig. Ich weiß wirklich nicht, was so lustig daran ist. Er wischt sich lachend über das Auge und sieht mich amüsiert an. »Ja, ich glaube schon.«
»Na dann«, strahle ich und drehe mich mit einer ausladenden Geste einmal um mich selbst. »Wie sehe ich aus?«
»Naja, du siehst aus wie ein ziemlich freizügiges Kätzchen«, meint er lachend.
»Lass dich mal ansehen, Captain Baldon«, necke ich ihn und mustere ihn. Ich lege eine Denker-Pose ein und lasse meinen Blick über sein Kostüm gleiten. In diesem Kostüm hat er große Ähnlichkeit mit Jack Sparrow aus dem Film Fluch der Karibik. Naja, Jack Sparrow in Zombie-Version. Er sieht verdammt sexy aus in diesem Kostüm. Dabei ist mir auch egal, dass Ava ihm die Augen geschminkt hat, denn das gehört einfach zum Kostüm, aber witzig ist es trotzdem. Durch die schwarze Umrandung, kommen seine Augen nur noch mehr zur Geltung.
Ich lächle zufrieden. »Siehst gut aus.«
»Also so wie immer«, meint er und zwinkert.
Ich schüttele lachend den Kopf und boxe ihn leicht in die Seite. »Du bist echt unmöglich.«
»Ach komm, Em, du weißt doch, dass du für mich immer verdammt heiß aussiehst, egal was du trägst oder auch nicht trägst«, flüstert er mir ins Ohr. »Ich finde es aber immer noch nicht okay, dass du das ernsthaft durchziehen willst. Aber ich kann dich ja eh nicht umstimmen, oder?«
»Nein«, sage ich und küsse ihn auf die Nasenspitze. »Kannst du nicht.«
Nachdem Ava ein wenig getrunken hat, setzen sich die beiden in eine Ecke und lassen mich alleine an der Theke sitzen und warten. Reece hat nichts getrunken, weil er uns noch zurückfahren muss und ich habe diesmal abgelehnt, weil die beiden letzten Male nicht sehr gut ausgegangen sind.
Inzwischen ist es ziemlich dunkel geworden, das Meer ist ruhiger als am Tag, die Wellen rauschen leise vor sich hin. Musik dröhnt durch die Boxen. Ich wippe mit meinem Fuß zum Takt der Musik und schaue mich um.
Der Barkeeper grinst mich alle fünf Minuten an und fragt ob er mir nicht doch ein Getränk mixen soll. Ich lehne jedes Mal ab, bis ich mich irgendwann komplett wegdrehe, um ihm zu signalisieren, dass er mich in Ruhe lassen soll.
Ich lasse den Blick über die tanzenden Menschen wandern und sehe Reece, der weiter hinten neben Ava auf einem Felsen sitzt. Er schaut zu mir herüber und grinst, als sich unsere Blicke kreuzen. Ich lächle zurück. Mein Blick klebt an ihm, als er stumm das Wort »Liebe« mit den Lippen formt und auf mich zeigt. Ich grinse breit und möchte gerade den Mund öffnen, um ihm zu antworten, da setzt sich jemanden neben mich. »Einen Zombie.«
Mein Blick gleitet zu der Person und ich höre das Adrenalin wortwörtlich durch meinen Körper fließen. Es ist Lucian! Ich schaue mich panisch um und überlege, was ich jetzt tun soll. Zuerst sollte ich mich vielleicht einmal beruhigen, entscheide ich. Das ist schon einmal eine gute Idee. Dann entscheide ich mich für eine anzügliche Pose.
Ich drehe mich in meinem Barhocker um und lege mich beinahe auf den Tisch. Zuerst habe ich mir vorgestellt, dass das vielleicht sexy aussieht, aber jetzt, als mich Lucian und der Barkeeper anstarren, als hätte ich mich auf der Stelle in einen Fisch verwandelt, fällt mir auf, wie lächerlich das aussehen muss. Gott, Emma du bist einfach nur peinlich. Vielleicht bin ich einfach nicht zum Verführen gemacht. So etwas kriege ich nicht hin.
Hastig schiebe ich meine Gedanken beiseite und lächle Lucian von meiner Pose auf dem Tisch an. Sein Blick trifft kurz auf mich, dann schaut er schnell weg, bevor er schließlich wieder zu mir schaut, dabei löst er seine Lippen kein einziges Mal von seinem Getränk. Er schlürft an seinem Becher und schaut mich dabei verwirrt an.
»Hey Süßer«, schnurre ich und schäme mich im nächsten Moment einfach nur. Das bin ich nicht, aber das muss ich ja auch nicht sein. Ich muss das einfach nur spielen. Mein Lächeln wird breiter, in der Hoffnung, dass er endlich anbeißt. Er dreht sich leicht zu mir und sieht mich an. Sein Blick wandert meinen Körper rauf und runter, während in meinem Kopf ein Stimmchen immer wieder wiederholt, dass Reece da hinten sitzt und alles mit beobachten kann. An seiner Stelle würde ich wahrscheinlich gerade ausrasten. Also gebe ich mir alle Mühe so viel Abstand wie möglich zu halten.
»Hi, du... Raubtier?« Er grinst mich an. Zum ersten Mal am heutigen Abend nehme ich sein Kostüm genauer unter die Lupe und zwar ein ziemlich schlechtes. Er trägt einfach nur einen Umhang und ein paar Plastikzähne.
»Katze«, korrigiere ich ihn.
»Scharf.«
Smalltalk scheint nicht seine Stärke zu sein, aber ich gebe mir alle Mühe das Gespräch ins Laufen zu bringen, also lächle ich und rufe dem Barkeeper zu: »Ich glaube Graf Dracula hier könnte noch ein paar Drinks vertragen.«
»Und du?«
Ich schüttele grinsend den Kopf. »Ich habe schon genug getrunken.«
Sein Blick fällt auf meine Lippen, als sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln heben. Ich habe das dringende Bedürfnis zu Reece zu schauen, aber wenn ich das tue, wird Lucian ihn vermutlich auch noch sehen und dann ist alles umsonst gewesen.
Lucians Hautfarbe gleicht der von Reece, einen sanften olivfarbenen Ton, einfach die perfekte Bräune. Im Gegensatz zu Reece hat er goldbraune, fast schon gelbe Augen und seine Haare sind dunkler als Reeces. Schwarz, genauso wie meine. Strähnen fallen ihm ins Gesicht. Mein Blick wandert weiter hinab. Er hat sich die Arme fast komplett tätowiert.
»Wie heißt du?«, fragt er mich plötzlich. Oops, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich kann ihm wohl kaum einfach meinen echten Namen sagen, oder? Kurz denke ich nach, während er schon das dritte Glas in sich gießt. Seine Augen lassen mich kein einziges Mal los, während er ein Glas nach dem anderen in sich hinein kippt.
»Mia«, sage ich lächelnd. »Ich heiße Mia. Und du, Sexy-Latino?«
Er lacht und wirft dabei den Kopf in den Nacken, als würde er meine Bezeichnung für ihn sichtlich genießen. Seine vollen Lippen ziehen sich schließlich zu einem amüsierten Grinsen, als er antwortet: »Lucian. Aber Mr. Sexy-Latino fände ich auch nicht schlecht.«
Ich lache gezwungen, habe das Gefühl, dass er näher an mich herangerückt ist. Sein Gesicht ist so unglaublich nahe, dass ich Angst habe, dass er mich gleich küssen wird. Lucian leckt sich über die Lippen. »Lust zu tanzen, Prinzessin?«
»Nein«, antworte ich grinsend und zwinkere ihm zu. »Ich hätte da aber was anderes im Sinn.«
»Achja?« Er lacht, als ich nach seinem Arm greife, vom Hocker hüpfe und ihn hinter mir herziehe zu dem abgelegenen Ort, den ich vor etwa einer dreiviertel Stunde erst mit Reece und Ava ausgesucht habe. Dieser Plan wird aufgehen. Der Plan muss einfach aufgehen. Ich habe Lucian dazu gebracht genug zu trinken und hoffentlich auch dazu sich auf mich einzulassen.
Ich laufe durch den Sand und ziehe den betrunkenen Jungen hinter mich her, was schwerer ist, als es sich womöglich anhören mag. Langsam steuere ich auf eine einsame kleine Stelle hin, die von ein paar Büschen und Felsen abgeschattet ist. Hinter einem dieser Büsche warten Reece und Ava, um aufzuspringen und das Foto zu schießen. Jedenfalls schätze ich, dass Ava sehnsüchtig auf das Foto wartet, während Reece nur darauf brennt, dass alles vorbei ist und nichts schiefgeht.
»Also, am besten ziehst du dich jetzt aus und-«
»Was denn, jetzt schon, Prinzessin?«, meint er schelmisch und schüttelt grinsend den Kopf. »Kein Vorspiel, Liebste?«
»Vorsp-«
Im nächsten Moment werde ich gegen die Felswand gedrückt und stöhne vor Schmerzen auf. Lucian beugt sich vor und presst seine Lippen auf meinen Hals, hinterlässt Küsse auf meinem Nacken und Hals, auf meinem Schlüsselbein und meinem Ausschnitt. Ich versuche ihn von mir wegzudrücken und etwas zu sagen, doch im nächsten Moment drückt er seine Lippen auf meine. Entsetzt reiße ich die Augen auf und versuche zu schreien, was nicht klappt, da er jeden Schrei mit seinem Mund erstickt. Vermutlich sehen Reece und Ava wegen der Dunkelheit nicht genau was passiert.
Lucians Hand wandert unter mein Kostüm. Ohne wirklich darüber nachzudenken, beiße ich ihm fest in seine Zunge, die sich versucht in meinen Mund zu bohren.
Er jault laut auf. Sein Mund löst sich von meinem und ich sehe meine Chance und schreie. Ich schreie Reeces Namen, der sofort aus seinem Versteck aufspringt. Ich schreie seinen Namen so laut, dass wahrscheinlich der ganze Strand mich hören kann. Immer wieder wiederhole ich ihn, bis ich ein Rascheln höre und Lucian im nächsten Moment auf dem Boden liegt und aus dem Mund blutet.
Reece steht neben mir und zittert am ganzen Körper, er sieht mich an und ich kann puren Zorn in seinen Augen lodern sehen, als er brüllt: »Verdammt, Emma! Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass das eine beschissene Idee ist! Was hast du dir dabei gedacht? Ich wusste, dass-«
»Reece?«, höre ich einen völlig benebelten Lucian von unten fragen. Reece und ich schauen auf Lucian herunter, der auf dem Boden liegt und den Kopf hin und her bewegt. Vielleicht glaubt er, dass er träumt.
Reece dreht sich ein letztes Mal wütend zu mir um, dann stellt er sich neben den liegenden Jungen und knurrt: »Du verfluchter Bastard!«
Und im nächsten Moment hört man Lucian laut aufschreien, nachdem Reece ihm zwischen die Beine tritt. Ich schaue mit offenem Mund zu.
Ava kommt aus dem Busch gehüpft, die Kamera in der Hand. Sie sieht geschockt aus. »Alles okay, Emma?«
»Emma geht es bestens«, zischt Reece. »Ich hoffe du bist jetzt glücklich, Ava. Dein Ex-Freund hat meine Freundin belästigt.«
»Er ist nicht mein-«
»Mir scheißegal«, unterbricht er sie wütend, hebt dabei die Stimme. »Das wäre alles nicht passiert, hättest du Emma nicht so vollgejammert. Vielleicht hättest du dich erst gar nicht auf so einen Typen einlassen sollen.«
»Reece-«, versuche ich zu schlichten, aber er ist gerade auf hundertachtzig und will sich anscheinend nicht beruhigen lassen. Lucian liegt immer noch stöhnend auf dem Boden.
»Ich will nichts mehr hören«, unterbricht er mich und funkelt mich zornig an.
»Ich-«
Reece schaut Ava, die versucht etwas zu sagen, wütend an. »Wenn du unzufrieden mit dem Ergebnis bist, dann zieh ihm doch sein scheiß Kostüm aus und schieß ein Foto davon. Oder tritt ihm so oft in die Eier, bis sie ihm abfallen.«
»Aber-«
»Sei einfach leise.« Er greift nach meiner Hand, um mich hinter sich herzuziehen. »Wir gehen, Emma.«
»Reece!« Ich bleibe stehen und entziehe mich seinem Griff. »Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber sieh dir doch mal Ava an. Hör dir wenigstens an, was sie zu sagen hat.«
Ava steht da, mit Tränen in den Augen, zitternd und schaut mit großen Augen zu uns. Reece verdreht die Augen. Der Zorn verschwindet aus seinen Gesichtszügen und macht Platz für Reue. Er seufzt schwer und presst die Lippen aufeinander, als würde er warten. Ich stelle mich neben ihn und lächle Ava aufmunternd an.
»Es tut mir leid, Reece. Es tut mir leid, Emma«, meint sie und ihre Lippen zittern.
»Bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen, Ava«, sage ich lächelnd. Dann schaue ich rauf zu Reece und sehe ihn schuldbewusst an. »Ich schätze, es war ziemlich dumm zu glauben, dass ich das schaffe. Du hattest recht.«
»Darf ich euch umarmen?«, fragt Ava, immer noch heulend, und kommt mit ausgestreckten Armen auf uns zu. Sie legt die Arme um uns beide.
»Ey Leute«, stöhnt Lucian von weiter hinten, im Sand liegend. »Kann mir mal einer hoch helfen?«
Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, genauso wie Ava und Reece.
Ava entscheidet, dass das genug Rache für sie war und wir Lucian da liegen lassen. Verbluten wird er schon nicht, immerhin hat Reece nur einmal zugeschlagen und sobald Lucian seinen Rausch ausgeschlafen hat, wird er schon von alleine nach Hause finden.
Mir fällt etwas ein. Wenn ich zu Hause bin, muss ich mir unbedingt den Mund mit Desinfektionsmittel auswaschen.
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