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19. Was zurück bleibt, ist ein Scherbenhaufen

Ich muss mit dir reden. Ruf mich bitte an.

Nach zehntausend Versuchen, ihn zu erreichen, habe ich mich schließlich entschlossen, Max zu schreiben. Ich weiß nicht, ob er meine Anrufe beabsichtigt ignoriert, aber das glaube ich nicht. Heute Morgen habe ich mein Handy angeschaltet und mir all seine SMS durchgelesen.

Er klang ziemlich aufgelöst und panisch, weil ich seit Wochen weder auf seine Anrufe, noch auf seine SMS reagiert habe. Zugegeben, es war schon irgendwie fies, aber meine Eltern müssten ihm bestätigt haben, dass es mir eigentlich ganz gut gehen würde und ich gerade einfach eine Auszeit brauche. Ich habe ihnen bei unseren Telefonaten natürlich nicht erklärt, warum ich mich so seltsam verhalte, aber Eltern sind nun mal Eltern und sie stehen immer hinter einem. Ohne also eine Erklärung zu bekommen, haben sie zugestimmt und Max angerufen.

Warum aber ignoriert er mich jetzt? Ist er sauer? Oder ist ihm vielleicht etwas passiert? Mich plagen Schuldgefühle. Ich muss mit ihm reden. So geht es einfach nicht weiter. Ich habe mich endlich entschlossen, mit Max Schluss zu machen und sobald ich das getan habe, werde ich Reece meine Liebe gestehen. Das zwischen uns ist so kompliziert, ich kann es selbst nicht ganz erklären, aber ich weiß, dass ich das Max nicht weiter antun kann.

Inzwischen bin ich mir ganz sicher, was das angeht. Ich liebe Reece und diese Liebe zu ihm, ist nicht vergleichbar mit der, die ich bei Max gespürt habe. Vermutlich habe ich Max nie wirklich geliebt, vielleicht war es Schwärmerei, aber das mit Reece, das ist so viel intensiver.

Ich weiß zwar nicht, ob Reece meine Liebe erwidern wird, aber das ist kein Grund mit Max zusammenzubleiben. Unsere Beziehung wäre nicht richtig, sie wäre nicht echt. Ich hoffe bloß, dass ich den Mut am Ende auch tatsächlich fasse, um Reece meine Liebe zu gestehen.

Seufzend lasse ich mich zurück in mein Bett fallen. Das Handy liegt auf voller Lautstärke neben mir, damit ich Max' Nachricht oder seinen Anruf auch ganz sicher nicht überhören kann.

Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen, einfach so mit ihm Schluss zu machen und Reece dann sofort meine Liebe zu gestehen, aber wie sagt man so schön? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Ich fühle mich nicht gut dabei, mit Max am Telefon Schluss zu machen, aber ich werde ihm sagen, dass wir das persönlich klären können, sobald ich wieder in Deutschland bin.

Doch auch nach mehreren Stunden kommt keine Antwort. Er hat meine Nachricht nicht einmal gelesen. Verdammt. Tja, und jetzt? Jetzt weiß ich auch nicht weiter. Ich liege auf meinem Bett und warte und warte und warte. Wo Reece ist, weiß ich nicht, aber ich glaube, mich wage daran erinnern zu können, dass Maria meinte, dass er heute was mit Madison machen wollte. Ich lächle. Reece. Oh Gott, schon alleine bei dem Gedanken an ihn, könnte ich wie eine Irre herumlaufen und vor Freude schreien. Wir waren am Strand. Wir haben uns geküsst. Er hat mir gesagt, dass ich schön sei. Noch nie in meinem ganzen Leben wurde ich schön genannt. Max hat immer nur Wörter wie hübsch oder scharf benutzt, aber schön, das klingt einfach ganz anders. Schön bedeutet in meinen Augen so viel mehr. Ich gebe einen seltsamen Laut von mir und rolle mich grinsend im Bett hin und her.

Plötzlich vibriert mein Handy. Ich zucke zusammen und setze mich ruckartig auf, dabei reiße ich das Handy an mich und starre die Nachricht an. Aber sie ist nicht von Max, sie ist von Jule.

Bitte komm auf Skype online. Es ist wichtig.

Ach super. Meine besten Freunde erinnern sich noch an mich. Was für ein Wunder. Eigentlich hatte ich vor, die Nachricht vorerst zu ignorieren, aber dann gewinnt meine Neugierde. Es ist kein schlechtes Gewissen oder so, dass mich dazu treibt, aufzustehen und an den Laptop zu gehen, sondern meine nach Antworten suchende Neugier.

Nachdem der Laptop endlich hochgefahren hat, logge ich mich ein. Der Anruf von Jule kommt sofort und zum ersten Mal, seit über einem Monat, sehe ich meine besten Freundinnen wieder vor mir. Nicht in echt, aber sehr nah dran.

Larissa sitzt mit schuldbewusster Miene neben Jule und schaut mich nicht einmal an. Ich entscheide, nichts zu sagen und die beiden reden zu lassen. Da sollen sie sich mal etwas einfallen lassen, um mich wieder milde zu stimmen. Dabei weiß ich nicht einmal, ob ich ihnen verzeihen kann, dass sie mich die letzten Monate einfach vergessen und ignoriert haben. Dazu bedürft es schon einem guten Grund und einer mindestens genauso guten Entschuldigung.

Mich von außen lässig gebend, lehne ich mich zurück in meinen Stuhl und warte.

»Emma«, sagt Jule irgendwann so leise, dass ich mich frage, ob ich mir vielleicht eingebildet habe, dass sie meinen Namen gesagt hat.

Jule seufzt. »Es tut uns leid, Emma. Es tut uns so leid. Ich weiß, keine Entschuldigung der Welt kann gutmachen, wie wir dich die letzten Wochen behandelt haben, aber-«

»Aber?«, unterbreche ich sie und hebe wütend die Stimme. »Aber? Es gibt kein scheiß Aber. Es ist nicht wieder gutzumachen.«

»Bitte, hör mir... hör uns zu. Larissa hat dir etwas zu gestehen.«

Obwohl ich schreie, bleibt sie immer noch ruhig, was mich nur noch rasender macht, aber ich ignoriere das aufschäumende Gefühl in meiner Brust und atme tief aus. Beruhig dich Emma und lass die beiden dir alles erklären. Vielleicht haben sie ja einen nachvollziehbaren Grund für ihr Verhalten, versuche ich mir einzureden.

»Dann schieß mal los, Larissa. Ich bin gespannt«, sage ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme, während ich die Arme vor der Brust verschränke und sie mit einem spöttischen Lächeln mustere.

Larissa schaut mich nicht einmal an, sie redet nicht, bewegt sich nicht. Sie sitzt einfach nur da und starrt auf dem Boden. Ich räuspere mich irgendwann, ein wenig ungeduldig. Jule boxt Larissa leicht in die Seite, die daraufhin zusammenzuckt und mit weinender Stimme sagt: »Max und ich hatten was miteinander.«

Sie hebt den Blick und ich sehe die Tränen in ihren Augen. Lange Zeit kann ich nichts erwidern, verdammt, ich kann mich nicht einmal bewegen. Alles läuft im Schneckentempo, mein Gehirn braucht Zeit, um zu begreifen was Larissa da gerade gesagt hat. Mit offenem Mund starre ich sie an. Sie erwidert meinen Blick unsicher. »Emma?«

»Du... du hattest was mit meinem Freund?«, frage ich ungläubig. Als mir der Inhalt ihrer Worte erstmals richtig bewusst wird, lache ich auf, aber es klingt kalt. »Ich glaube es nicht. Meine beste Freundin hatte was mit meinem Freund.«

Larissa sieht mich mit feuchten Augen an. »Bitte Emma, es-«

»Seit wann?«, unterbreche ich sie. Larissa senkt wieder den Blick und kaut auf ihrer Lippe herum. Oh mein Gott, ich glaube, gleich durchdrehen zu müssen.

»Schon länger... Emma, bitte-«

»Nein Larissa«, unterbreche ich sie noch einmal und schüttele den Kopf. »Sag mir genau, seit wann das zwischen euch läuft. Und was genau da zwischen euch läuft. Jetzt sofort.«

Wenn sie sich nur geküsst haben, dann muss ich es akzeptieren, denn dann bin ich selbst nicht besser als Max. Sie haben sich bestimmt nur geküsst. Nicht mehr. Larissa würde mir so etwas nie antun. Nie im Leben.

»Seit einem halben Jahr. Anfangs... anfangs waren es nur Küsse, aber es wurde irgendwann mehr und mehr und dann haben wir... naja, miteinander geschlafen. Er meinte, dass du ihn nicht ranlässt und du weißt doch, ich mochte ihn auch schon immer«, platzt es aus Larissa. Ich erinnere mich daran, dass Larissa Max auch immer toll fand, sie aber, nachdem wir zusammenkamen, aufgehört hat, von ihm zu schwärmen. Vielleicht mag das stimmen, aber das ist noch lange kein Grund, mit meinem Freund in die Kiste zu steigen. Als wer das alles nicht schon schlimm genug, geht das Ganze schon ein halbes Jahr. Ich bin erst seit drei Monaten hier. Das heißt, er hat mich schon betrogen, als ich noch in Deutschland gewesen bin. Wie konnte ich so blind sein? Und Jule wusste es. Sie wusste es vermutlich die ganze Zeit.

Ich schaffe es nicht, mich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen. Stattdessen starre ich die beiden einfach nur an.

»Du wusstest es, oder?«, frage ich und spüre, wie die Tränen meine Wangen hinabfließen, bevor mich der Zorn packt und ich aufspringe. »Scheiße, du wusstest es die ganze Zeit über und hast verdammt noch einmal nichts gesagt? Was bist du eigentlich für eine Freundin?«

»Emma-«, beginnt Larissa, aber ich starre sie wütend an, will ihre Stimme nicht mehr hören. »Sei bloß still! Von dir will ich gar nicht erst anfangen!«

Ich knalle den Laptop zu und sinke heulend auf die Knie. Es sollte mir nicht so viel ausmachen und das hätte es vielleicht auch nicht, wenn das nicht schon so lange zwischen den beiden laufen würde. Hierbei geht es mir nicht um Max an sich, aber zu dem Zeitpunkt, als er das mit Larissa angefangen hat, waren wir noch zusammen. Ich habe ihn so geliebt und die ganze Zeit geglaubt, dass auch er mich liebt. Während ich nicht einmal an andere Jungs gedacht habe, hat er mich mit meiner besten Freundin betrogen? Und meine andere beste Freundin wusste davon? Nein. Ich fasse es nicht. Das alles klingt wie aus einem schlechten Teeniefilm. Ich fühle mich belogen und hintergangen. Wie konnte ich nur so naiv sein? Gott, Emma, wer weiß wie oft sie sich hinter deinem Rücken über dich lustig gemacht haben? Ich hatte schon quälende Albträume, als ich Reece nur geküsst habe.

Die Zeit vergeht, während ich vor mich hin schluchze und wimmere, bis irgendwann die Tür hinter mir aufgeht und Reece hereinspaziert. Als er mich auf dem Boden herumkauern sieht, lacht er leise. Er kann meine Tränen, die sich hinter einem Vorhang von Haaren verstecken, nicht sehen.

»Hast du mich so sehr vermisst, Küken?«

Ohne auf seine Frage zu reagieren, springe ich auf. Als ich an ihm vorbeirenne, kreuzen sich kurz unsere Blicke, aber bevor er auf mein verquollenes Gesicht und die roten Augen reagieren kann, bin ich schon weg.

»Emma!« Reece hämmert und hämmert immer wieder gegen die Tür. »Mach die verdammte Tür auf, Emma!«

Ich ignoriere seine Worte und verkrieche mich weiter in die Ecke, in die ich mich vorhin geflüchtet habe. Seit einer halben Stunde sitze ich hier nun schon zusammen gekauert herum und heule wie eine Irre. Ich habe auf einen Schlag drei Menschen in meinem Leben verloren. Drei Menschen, die mir sehr wichtig gewesen sind und als wäre diese Tatsache nicht schlimm genug, wurde ich die ganze Zeit über von ihnen belogen und betrogen. Wie konnten sie überhaupt ruhigen Gewissens neben mir stehen, ohne mir die ganze Zeit schuldbewusst in die Augen zu schauen? Wie konnte ich nur so dumm sein und nichts merken? Vielleicht wollte ich nichts merken. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es nicht mehr wie früher ist. Dass mein Freund unbedingt Sex haben will, ich aber noch nicht bereit war. Dass meine besten Freundinnen mich angelogen haben und eine von ihnen etwas mit meinem Freund am Laufen hat.

Reece steht schon die ganze Zeit hinter der Tür und hämmert wie wild dagegen. Er ruft meinen Namen und versucht mich zu beruhigen, aber ich bin nicht zu beruhigen. Ich bin am Ende angekommen. Was passiert, wenn ich in ein paar Monaten wieder zurück muss? Max, Jule und Larissa sind immer noch an meiner Schule und ich kann schlecht einfach die Schule wechseln. Was würden sie denn denken? Wahrscheinlich würden sie mich auslachen und sich freuen, dass sie mich verscheucht haben. Dass sie es geschafft haben, dass ich wegen ihnen einfach die Schule wechsele. Aber einfach so normal in die Schule gehen, kann ich auch nicht. Mach dir jetzt noch keinen Kopf um solche Fragen, Emma! Bis dahin vergeht noch viel Zeit.

»Emma, bitte! Mach die Tür auf«, brüllt Reece und hämmert weiter gegen die Tür. Wenn er so weiter macht, dann bricht sie noch ein. »Was ist denn los? Lass mich rein und wir können über alles reden.«

Ich reiße ein Stück Klopapier von der Halterung ab und schniefe lautstark hinein. »Bist du jetzt glücklich? Du hattest Recht was Max angeht.«

»Was?«, fragt er verwirrt. Ich reiße noch ein paar Stücke ab und setze mich wieder in die Ecke. Dann wische ich mir die Träne mit dem Klopapier ab. »Max hat mich betrogen. Mit meiner besten Freundin. Ein halbes Jahr lang. Von Anfang an hattest du Recht.«

»Emma...«, sagt er mit ruhiger Stimme, aber noch laut genug, dass ich es durch die geschlossene Tür hören kann. Ich lege meinen Kopf auf die Knie und drücke die Augenlider fest zusammen. »Emma, hör mir zu. Er ist es nicht wert. Wirklich nicht. Und jetzt mach die verdammte Tür auf, damit ich dich sehen kann.«

»Nein«, sage ich schluchzend. »Ich will nicht, dass du mich jetzt siehst. Nicht so.«

»Warum denn nicht?«, fragt er und klingt dabei so verzweifelt. Ich will ihn nicht abweisend müssen, aber genauso wenig möchte ich, dass er mich so sieht. »Ich bin total verheult, Reece. So kannst du mich nicht sehen.«

»Küken«, sagt er mit leiser Stimme. »Es ist mir egal, ob du lachst oder verheult bist, ob du gute oder schlechte Laune hast. Ich will jede Seite von dir kennenlernen.«

Ich halte inne, starre die weiße Tür an. Die Tür, hinter der er steht. Was hat er da gesagt? Oh mein Gott. So etwas nettes hat noch nie jemand zu mir gesagt. Max hat immer versucht mich zu meiden, wenn ich angefangen habe zu weinen, was ich auch nachvollziehen kann. Ich meine, heulende Mädchen sind anstrengend, aber manchmal habe ich mir gewünscht, dass er einfach neben mir sitzen bleibt und mich in den Arm nimmt, vielleicht über meinen Rücken streicht und irgendetwas sagt wie Ich liebe dich, Emma. Es ist nicht viel, aber es hätte viel bewirkt.

»Emma?«

Ich antworte nicht.

»Emma, jetzt antworte oder ich komme von selbst rein«, droht Reece. Ich höre Jacks und Marias Stimme im Hintergrund. Anscheinend reden sie mit Reece, denn er antwortet irgendetwas, dass ich nicht verstehe.

Zuerst denke ich, er sei gegangen und hätte mich alleine gelassen, denn seine Stimme klingt immer gedämpfter. Ich atme erleichtert auf. Doch im nächsten Moment höre ich einen Knall. Ich zucke zusammen und schreie kurz auf. Eine Sekunde später noch ein Knall, dann noch einer und noch einer.

»Was tust du da?«, schreie ich gegen den Lärm an. Ein letzter Knall ertönt. Die Tür schwingt auf, gegen die Wand und dann steht Reece vor mir. Seine Haare sind zerzaust, sein Gesicht ist rot vor Anstrengung. Als er mich sieht, weicht die Anspannung aus seinem Gesicht. Sie macht Platz für Erleichterung. Er atmet schwer und schnappt nach Luft, dabei stützt er sich am Waschbecken ab und kneift die Augen zusammen. Ich sitze zusammengekauert da und starre ihn entsetzt an, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass er wirklich sein Wort halten und die Tür aufbrechen würde.

»Emma«, sagt er zwischen zwei tiefen Atemzügen. »Du machst mir das Leben manchmal echt nicht leicht.«

Er kommt auf mich zu, atmet noch ein paar Mal schwer und hält mir dann seine Hand hin. »Komm, steh auf.«

Entschieden schüttele ich den Kopf, doch er scheint kein Nein durchgehen zu lassen. Er greift unter meine Arme und zieht mich hoch.

Maria taucht hinter Reece auf und hält sich geschockt die Hand vor den Mund. »Oh Gott. Süße, was ist denn los? Nein warte. Reece, bring sie in die Küche. Ich mache uns eine heiße Schokolade mit Mini Marshmallows.«

Reece dreht sich zu seiner Mutter. »Ist gut, Mom. Geh schon mal runter.«

Maria nickt, bevor sie das Badezimmer verlässt und nach unten rennt. Als wir alleine sind, dreht Reece sich schließlich zu mir um und umarmt mich ganz fest.

Ich setze mich auf den Stuhl neben Maria, die mir eine dampfende Tasse vor die Nase stellt. Sie setzt sich hin und nippt dann an ihrer eigenen Tasse. Reece sitzt neben mir und hat seine Hand auf meine gelegt. Anfangs wollte ich eigentlich nicht, dass er beim Gespräch dabei ist, aber dann war es mir irgendwie egal.

Maria sieht mich lange Zeit einfach nur an, ein mütterliches Lächeln im Gesicht. Ein Lächeln, das Liebe, Fürsorge und Wärme ausstrahlt.

Unsicher rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Reece schaut mich nicht an und dafür bin ich ihm mehr als dankbar. Ich befürchte schon, dass Maria mich sofort mit dem Thema Max konfrontieren, doch dann sagt sie überraschenderweise: »Erzähl mir von Deutschland.«

Ich lächle über diese Frage, mit der ich nicht gerechnet habe und drücke sanft Reeces Hand, die auf meinem Bein liegt. Ohne ihn ansehen zu müssen, weiß ich, dass er lächelt.

»Deutschland ist ziemlich... naja, kalt.«

Maria und Reece lachen und auch ich lache leise mit. Es fühlt sich gut an. Maria schüttelt den Kopf und sagt: »Ich meine deine Stadt, deine Schule, deine Familie, deine Freunde. Erzähl uns alles.«

In Gedanken vertieft, lege ich die Stirn in Falten und tippe mit der freien Hand meine Tasse an. Dann beschließe ich, einfach von Anfang an zu erzählen, und mit Anfang meine ich auch Anfang.

Reece lässt meine Hand los, damit ich in Ruhe erzählen kann. Ich nehme einen großen Schluck, bevor ich mit meiner Geschichte beginne.

Anfangs erzähle ich ziemlich langweiliges Zeug. Wo ich geboren und aufgewachsen bin, dass ich Jule und Larissa kenne, seit wir im Kindergarten in eine Gruppe gesteckt wurden. Das war der Beginn unserer jahrelangen Freundschaft. Übernachtungen, Lästereien, Jungs, Partys, alles was Mädchen ebenso interessiert. Dann erzähle ich ihnen von Max, ohne es eigentlich zu wollen. Es ist, als könnte ich nicht mehr aufhören. Ich möchte ihnen nicht von Max erzählen. Nicht davon, woher ich ihn kenne und wann ich mich in ihn verliebt habe und auch nicht davon, wie wir zusammengekommen sind. Ich möchte nicht darüber reden, weil Reece direkt neben mir sitzt, aber die Worte und Sätze sprudeln nur so aus mir heraus.

Irgendwann, als ich von Jules und Larissas Geständnis erzähle, halte ich mitten im Satz inne. Ich atme tief ein und aus und bin wieder kurz davor zu weinen, aber ich gebe meinen Tränen keine Chance. Sie kommen nicht raus. Nicht noch einmal.

»Emma, es ist okay«, flüstert Maria mir zu und legt ihre Hand auf meine Schulter, aber ich schüttele bloß den Kopf und rede weiter. Ich erzähle davon, wie Max mich die letzten paar Monate ignoriert hat; erzähle davon, wie meine besten Freundinnen mich gemieden und meine Anrufe abgelehnt haben.

»Eigentlich habe ich die ganze Zeit über schon geahnt, dass irgendetwas faul ist, aber ich habe andauernd irgendwelche Entschuldigungen für ihr Verhalten gesucht und mir eingeredet, dass alles in Ordnung wäre«, sage ich und starre in die lauwarme braune Flüssigkeit in meiner Tasse. »Aber das hätte ich wahrscheinlich nie erwartet. Ich hätte Larissa und Jule so etwas nie zugetraut. Mir ist egal, dass Jule nichts getan hat. Nein, Moment das ist es, was mich so aufregt. Sie hat nichts getan.«

Ich atme tief ein und aus und irgendwie empfinde ich Stolz, weil ich nicht mehr weine, auch wenn ich mich gerade wirklich zusammenreißen muss. Es ist nicht einfach so zu tun, als sei man darüber hinweg, wenn man kurz vorher so einen Schlag ins Gesicht bekommen hat.

Dann spüre ich Reeces Hand auf meinem Rücken, erst oben, doch dann wandert sie immer tiefer und tiefer. Mein Körper füllt sich mit Wärme, die von Reeces Berührung ausgeht und sich auf meinen Körper überträgt. Kurz werfe ich einen Blick zu ihm rüber und lächle. Er zwinkert mir zu.

»Du solltest dich mit diesem Max treffen und reden, nicht jetzt, aber sobald du wieder in Deutschland bist. Ich will damit nicht sagen, dass du wieder mit ihm zusammenkommen sollst oder ihr nach alldem Freunde werden sollt, aber ihr solltet euch aussprechen«, sagt Maria mit einer ungewohnt autoritären Stimme. Ich sehe sie verwirrt an. Ist das ihr Ernst? Sie verlangt von mir, mit Max zu reden? Ich weiß nicht, ob ich ihm jemals wieder ins Gesicht schauen kann, ohne den Verrat in seinen Augen zu sehen. Aber ihr Blick ist so ernst, dass ich mich einfach nicht traue, ihr zu widersprechen. Deshalb nicke ich bloß und bedanke mich für die Schokolade.

~*~

Später liege ich in meinem Bett und versuche zu schlafen. Mit versuchen meine ich, dass ich mich im Bett herumwälze, während ich darauf warte, ins Land der Träume abzudriften. Reece duscht nebenan im Badezimmer.

In fast einer Woche ist mein Geburtstag, doch um ehrlich zu sein, freue ich mich nicht wirklich darüber. Ava meinte, dass sie für diesen Tag etwas geplant hat. Sie wollte auf irgendeine Party mit mir, auf die Reece uns fahren sollte und sie war schon ganz hibbelig, weil Lucian vielleicht auch mitkommen würde. Sie mag ihn sehr, das merkt man sofort, aber ob das auf Gegenseitigkeit beruht, weiß wohl nur der liebe Lucian selbst.

Wir wollten in meinen Geburtstag hineinfeiern und wie Ava sagte, mal so richtig die Sau rauslassen. Was auch immer das bedeuten mag. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich auf die Party gefreut. Darauf, sie vielleicht mit Reece zu verbringen und mit ihm, meinen Geburtstag zu feiern, aber inzwischen ist die Freude verschwunden. Ich habe keine Lust mehr auf feiern. Dabei sollte mir die ganze Sache mit Max gar nicht so nahestehen. Ich schüttele den Kopf. Dein Geburtstag steht vor der Tür und du wirst Reece bald deine Liebe gestehen. Genieße diese Zeit, sie ist nicht von langer Dauer, rede ich mir ein.

Ich höre, wie die Dusche abgestellt wird und stelle mich schlafend. Reece muss nicht wissen, dass ich noch wach bin. Immerhin weiß ich im Moment nicht, wie ich mit ihn umgehen soll und ich kann ihm jetzt schlecht meine Liebe gestehen. Ich habe Angst es zu vermasseln und einen Korb zu kassieren, so etwas wie Sorry Emma, aber du warst bloß so ein Zwischenflirt. Das würde ich nicht verkraften. Niemals. Lieber warte ich und gehe ganz sicher, als einen Fehler zu begehen und ihn mein Leben lang zu bereuen. Gebt mir Zeit. Wenigstens bis zu meinem Geburtstag. Nur noch knapp eine Woche, mehr brauche ich nicht.

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