43 ⚜ der Geist des Jägers
ELIZA
,,Sie wird dich niemals lieben", sagte Alexander weise. Ich fragte mich, ob er wirklich immer noch mit mir redete oder ob ich mir das gerade nur einbildete. Seit dem Kuss sagte keiner von uns ein Wort. Wir entfernten uns in diesem unangenehmen Schweigen voneinander und seither sah ich meiner besten Freundin dabei zu, wie sie Kiste nach dem Grimoir durchwühlte.
Obwohl ich mir Sorgen um meinen bevorstehenden Tod machen sollte, dachte ich nur an den Kuss. Noch immer fühlte ich den Geschmack von Rebekahs Lippen auf meinen, roch ihren angenehmen Duft und musste mir eingestehen, nach wie vor unsterblich in sie verliebt zu sein. Das tat mehr weh als Alexanders Tricks aus dem Jenseits.
,,Du und sie, ihr seid Monster aus der Hölle. Deshalb solltest du dich töten. Willst du ein Leben lang alleine bleiben?"
Ich atmete hörbar laut ein. Wäre Alexander kein Geist, bekäme er jetzt meine Faust ins Gesicht gerammt. Wieder ignorierte ich ihn. Allerdings schien der Typ einfach seine Klappe nicht halten zu können. ,,Weißt du, wieso du mich wirklich hasst, Eliza? Nicht weil ich dich töten will, nein. Du weißt ganz genau, dass deine naive Freundin sich nochmal für mich entscheidet, wenn ich auferstehen und ihr meine ewige Liebe gestehen würde."
,,Na dann hoffen wir mal, dass du für immer tot bleibst", konterte ich langsam genervt.
,,was?", fragte Rebekah verwirrt. Oh, ich hatte nicht gemerkt die Worte laut ausgesprochen zu haben.
,,Nichts, ich spreche mit deinem Lover", antwortete ich. Als ich nochmal in die Ecke sah, stand Alexander nicht mehr dort. Hoffentlich ließ er mich für ein paar Stunden in Ruhe.
Plötzlich stieß Rebekah einen triumphierenden Schrei aus und hielt freudestrahlend ein ziemlich ranziges Buch in der Hand. ,,Ich habs gefunden. Darin finden wir bestimmt einen Hinweis darauf, wie wir Alexander loswerden."
Endlich! Ich riss ihr das Buch regelrecht aus der Hand und blätterte durch die Seiten. So lange, bis Rebekah plötzlich mit dem Finger auf ein Symbol zeigte, dass sich auch auf Alexanders Schwert befunden hatte, das wir bei ihm begruben. Als sie das tat berührte ihr Arm sachte dem meinen und sofort schlug mein Herz schneller. Verdammt, ich brauchte dringend einen Anti-Verliebtheit Zauber. In den Jahren, die Rebekah und ich getrennt voneinander verbrachten, konnte ich meine Gefühle gut kontrollieren. Erst seit ich wieder bei ihr war, überwältigten sie mich.
Möglichst konzentriert versuchte ich das geschriebene zu entziffern. Es war irgendeine alte Sprache, die ich nicht beherrschte. ,,Zeitverschwendung. Wir brauchen erst einen Übersetzer", entschied ich dann nach etwa zwei Minuten und stand schnell auf, um ein bisschen Abstand zwischen Rebekah und mich zu bringen. Sonst fiel ich demnächst noch über sie her.
Eigentlich war ich eine Heuchlerin. Seit Jahren machte ich mich über Rebekahs Liebesgeschichten und ihre Naivität im Bezug auf Männer lustig, aber inwiefern unterschied ich mich denn von ihr? Ich fing vielleicht nicht mit jedem dahergelaufenen Typen was an, aber Rebekah nahm sich wenigstens was sie wollte. Vielleicht war sie mir einen Schritt voraus.
,,Unsinn."
Verwirrt blickte ich Rebekah an und wartete auf eine Erklärung. Sprach sie jetzt auch noch seltene Sprachen? Die Flucht vor Mikael schien den Mikaelsons zur Weiterbildung zu helfen. ,,Ich bin mir nicht ganz sicher, aber im Grunde steht hier, dass der Fluch mit deinem Tod zuende ist, aber..."
,,Hoffentlich! Ich will nicht das Jenseits mit deinem Ex verbringen."
Rebekah schenkte mir einen finsteren Blick und setzte nochmal neu an. ,,ABER es gibt einen anderen Weg. Der Fluch endet, sobald ein neuer Vampirjäger Alexanders Platz eingenommen hat."
Das klang auch nicht besser. Klaus und ich töteten alle fünf Jäger. Wie zur Hölle sollten wir auf die Schnelle einen neuen finden. Wenn ich das richtig verstand, verlangte das Buch von uns, uns einen neuen Feind zu machen, um unseren alten loszuwerden.
,,Steht in deinem Buch auch, wo wir den herbekommen?", fragte ich deshalb sinnvollerweise. Ich wollte mir ausrechnen wie viele Jahre Alexander mir beim schlafen zusah.
Rebekah schüttelte den Kopf. ,,Nein, aber das werden wir rausfinden."
Natürlich stand es nicht in diesem Buch. Vielleicht klang ich paranoid, aber mir blieb nicht genug Zeit, um es rauszufinden. Klaus war unsterblich, aber ich nicht. Trotzdem tat mir der Urhybrid leid. Er wurde von vier solcher Geister heimgesucht. Wir hatten nicht ewig Zeit.
,,Wie willst du das anstellen?"
,,Du bist eine Häretikerin. Dieses Buch hat der Hexe gehört, die den Vampirjägerzauber erschaffen hat. Heute Nacht wirst du damit einen neuen potenziellen Jäger auftreiben."
,,Heute Nacht?", fragte ich verwirrt.
,,Ich werde nicht riskieren, dass du dir unterwegs deinen Tageslichtring vom Finger ziehst."
Sie hatte Recht. Bei Nacht gab es weniger Möglichkeiten für mich, zu sterben. Seufzend schmiss ich das Buch zur Seite und legte mich aufs Bett des toten Vampirjägers. Hoffentlich nahm dieser Wahnsinn bald ein Ende.
Rebekah legte sich neben mich. Ich schlang meinen Arm um sie und hielt sie fest an mich gedrückt. Hier mochte ich sie am liebsten: in meinen Armen. Nachdenklich strich ich ihr durch ihr goldblondes Haar und dachte über unsere Zukunft nach. Ich glaubte der Urvampirin nicht, dass sie überhaupt nichts für mich fühlte. Sie verliebte sich in jeden Idioten, der nicht bei drei auf dem Baum saß. Entweder sie wollte unsere Freundschaft nicht ruinieren oder sie hielt immer noch an ihrer bescheuerten menschlichen Traumvorstellung fest, dass sie eines Tages einen gutaussehenden Mann heiratete und ein Kind von ihm bekam. Eine perfekte Familie.
Irgendwann würde dieser Traum wie eine Seifenblase zerplatzen. Eigentlich wollte ich stets eine positive Lebenseinstellung bewahren, aber in diesem Falle musste man einfach die Fakten sehen. Rebekah war kein Mensch, weit davon entfernt einer zu sein und ihre Familienidylle wurde vielleicht nie wahr. Ich brachte es nur nicht über mich, sie in die kalte Realität zu holen. Ihre Augen leuchteten immer, wenn sie mir von ihren naiven Träumen erzählte.
,,Früher oder später wirst du dich umbringen, Mörderin."
Der schon wieder...
Leider verspürte ich jedes Mal wenn er redete wirklich das Gefühl, mich umbringen zu wollen.
Ich sollte dringend eine Suizidberatung aufsuchen. Gab es sowas in Italien?
Ich sah zu Rebekah, die in meinen Armen eingeschlafen war. Ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig und sie wirkte friedlich.
,,Kannst du mir eine Frage beantworten? Ehrlich?", fragte ich Alexander. Jetzt versuchte ich schon, vernünftige Gespräche mit ihm zu führen. Bestimmt lag das an dieser Jägerfluch-Sache.
Alexander nickte und setzte sich auf die Bettkante. Obwohl er ein Geist war, gefiel mir seine Nähe nicht. Sofort schlang ich meinen Arm etwas fester um Rebekah.
,,Hast du sie jemals geliebt?", fragte ich. ,,aufrichtig?"
Ich hoffte es.
Alexander sah ehrlich überrascht von meiner Frage aus und sah zu Rebekah. ,,Ich habe sie geliebt, aber das Monster habe ich verabscheut. Liebe und Hass sind nicht so weit entfernt, wie du denkst. Du bist ein schlimmeres Monster als sie."
Natürlich war ich das.
Wie nett, dass er mich immer wieder daran erinnerte.
,,Wieso?"
,,Rebekah hat erkannt, dass sie ein Monster ist und wollte es ändern. Du liebst es, ein Vampir zu sein. Du liebst es, abscheulich zu sein. Deshalb musst du sterben."
,,Warum hast du Rebekah dann erdolcht, du hinterhältiger Mistkerl? Du hättest das Heilmittel suchen können, um all ihre menschlichen Träume zu erfüllen.", bemerkte ich. Aus Alexanders Mund kam nichts als Unsinn. Ich wusste nicht, wieso ich meine Zeit mit ihm verschwendete. Vielleicht sollte ich mir lieber lebende Gesprächspartner suchen.
Alexander zuckte die Schultern. Seine Gestalt verblasste langsam wieder. ,,Die Urvampire waren eine Gefahr für die Vampirjäger. Wir dachten, dass wir die Vampire ausrotten, wenn wir sie töten."
Es ging also nur darum, dass Rebekah ein Urvampir war? ,,Liebe alles an ihr oder du hast sie nicht verdient!", rief ich ihrem Exfreund zu. Er verdiente sie nicht. Wenn er seinen Rachefeldzug gegen Vampire über die Liebe stellte, dann verdiente er Rebekah einfach nicht.
Ich beugte mich vor und küsste sie auf die Stirn. ,,Er war es nicht wert. Ich werde dich immer lieben, versprochen."
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