38 ⚜ ewige Liebe
Italien, Toskana 1114
Eliza
Rebekahs Zimmer sah sehr geräumig und ordentlich aus. Das Bett nahm einen guten Teil des Raumes ein und an der Seite stand der Kleiderschrank und andere Kommoden. Selbst die Bücher standen fein säuberlich einsortiert im Regal. Auf dem mittleren Brett stand außerdem der kleine Ritter aus Holz, den Klaus ihr vor vielen Jahren schenkte.
Nur Rebekahs Blick passte nicht zum friedlichen Zimmer in weiß und hölzernen brauntönen. Ich kannte diesen Blick. ,,Was ist dein verdammtes Problem?", fragte Rebekah wütend, sobald ihre Zimmertür ins Schloss fiel. All die vorgeheuchelte Freundlichkeit am Esstisch eben war verschwunden. Stattdessen kochte die Blondine fast über.
,,Du fragst ernsthaft was mein Problem ist?", fragte ich und lachte leise. ,,Alexander hier, Alexander da. Oh Eliza, hast du schon gehört, dass Alexander am liebsten Spiegelei zum Frühstück isst obwohl er keine Eier in der Hose hat? Hast du schon gehört, dass Alexander schon in neun verschiedenen Ländern war? Weißt du schon, dass Alexander die längste Zunge der Welt hat?"
Die Worte sprudelten aus mir heraus wie ein Wasserfall, der die Klippen hinabrutschte und das Wasser tosend auf die Steine klatschte. Ich äffte Rebekah viel zu übertrieben nach, aber es fühlte sich gut an das alles auszusprechen. ,,Dein gesamter Wortschatz besteht nur noch aus einem einzigen Wort: Alexander."
Bitte erinnert sich jemand, dass ich meine nicht existenten und niemals vorhandenen Kinder nicht Alexander nennen werde. Wenn man den Namen oft hintereinander sagte, dann klang es nicht einmal mehr wie ein Name.
,,Das stimmt nicht! Du bist doch nur eifersüchtig! Du kennst ihn nicht!", verteidigte sie sich. Das stimmte. Ich würde lügen es zu verneinen. Ich fand den Kerl in jeder Hinsicht seltsam. Es mochte sein, dass ich Alexander erst heute kennenlernen durfte und meine Eifersucht deshalb wirklich nicht gerechtfertigt war, aber mein Gefühl trügte selten. Alexander löste keinerlei gute Gefühle in mir aus.
,,Er gibt mit seinen Reisen an, spielt dem großen Helden und betatscht deinen Oberschenkel als wärst du seine beschissene Trophäe. Vielleicht ist er kein schlechter Mensch, das will ich nicht einmal bestreiten. Aber du hast definitiv etwas besseres verdient."
Vielleicht sollte ich einfach mehr sein wie Rebekah. Mein beschränkter Glaube wollte nicht einsehen, dass Rebekah diesen Mann liebte. Ich kaufte es von ihrer Seite ab, aber nicht von seiner. Es tat weh zu wissen, dass Rebekah in jemanden verliebt war. Es würde aber noch mehr wehtun, wenn sich mein mieses Gefühl bestätigte und er Rebekah wirklich nur benutzte.
,,Wieso kannst du nicht akzeptieren, dass ich glücklich bin? Sogar Klaus hat es akzeptiert!", sagte sie laut, aber ihre Stimme verriet sie. Rebekah stand den Tränen und der Verzweiflung nah. Ich begriff, dass sie wollte, dass ich ihre Verlobung akzeptierte und mich für sie freute.
Eine richtige beste Freundin würde es akzeptieren und sie ihr Leben leben lassen. In dieser Hinsicht war ich wohl eine beschissene beste Freundin. ,,Weil ich nicht glücklich bin, Bekah. Es ist egoistisch und dir gegenüber nicht fair, aber Alexander steht zwischen dem, was ich wirklich will..."
,,Was willst du wirklich?"
Als ob das nicht offensichtlich wäre..
,,Dich. Ich wollte immer nur Dich."
REBEKAH
Stille herrschte zwischen uns. Ich wusste es die ganze Zeit über. Elizas Eifersucht, ihre Hassreden gegen Alexander und der Blick, mit dem sie mich ständig ansah.
In hundert Jahren kam Eliza immer noch nicht über mich hinweg. Sie liebte mich so sehr wie früher in Mystic Falls.
Die Erinnerungen an unseren ersten Kuss und die wenigen darauffolgenden spielten sich in meinem Kopf ab. Als wäre es gestern gewesen...
Ich wusste ganz genau, dass ein Teil von mir unsere Zeit zusammen nie vergaß. Wir liebten uns, wir stritten gern, aber im Grunde stellte sich niemals etwas zwischen uns. Aber im Gegensatz zu Eliza lebte ich weiter. Ich lernte jemand anderes kennen, den ich genauso lieben lernte wie sie.
,,Ich dachte immer, dass ich die sentimentale von uns beiden bin", brach ich endlich die Stille zwischen uns. Ausnahmsweise schwieg Eliza daraufhin und starrte mich unergründlich an. Ihre grünen Augen fixierten mich und sie streckte langsam ihre Hand aus, um sie an meine Wange zu legen.
Völlig perplex sah ich sie an, als sie mich plötzlich an sich zog und ihre Lippen den Weg auf meine fanden. Wie immer gestaltete Eliza den Kuss fordernd und leidenschaftlich. Wir beide konnten verdammt stur sein und das spiegelte sich gerade wieder. Nur, dass Eliza diesmal die vollkommene Kontrolle übernahm. Vor allem lag es daran, weil ich außerstande war überhaupt etwas zu machen. Ich sehnte mich so sehr danach einfach die Arme um sie zu schlingen, den Kuss zu erwidern und sie nie wieder loszulassen. Auf der anderen Seite sah ich dann meinen Lebenstraum platzen. Die Hochzeit, das Heilmittel, meine eigene Familie und ein festes Zuhause.
Hastig schubste ich Eliza von mir weg, bevor ich noch in Versuchung geriet auf ihren Versuche einzugehen. ,,Hast du den Verstand verloren? Ich heirate nächste Woche", wollte ich Eliza wütend anfahren, aber es klang leider überhaupt nicht wütend. Es klang nicht einmal furchteinflößend.
,,Spiel nicht die Heilige, Bekah. Ich habe dir angesehen, dass du es wolltest. Sonst hättest du mich schon viel früher weggestoßen. Du hast die Wahl zwischen einem langweiligen und kurzen spießigen Leben mit deinem Sexspielzeug oder einer Zeit voller Abenteuer und Leidenschaft mit mir."
Eliza klang provokant und selbstgefällig. Sie durchschaute mich ein kleines bisschen. Ich wollte diesen Kuss mehr als alles andere. Ich wollte Eliza berühren, Abenteuer mit ihr erleben und keinen Regeln folgen müssen. Ich wollte sie NICHT wegstoßen.
Es gab einen Grund, wieso ich es trotzdem tat. Einen sehr einfachen Grund.
,,Wärst du wirklich meine beste Freundin, dann würdest du mich so akzeptieren wie ich bin. Das hast du noch nie getan. Ständig versuchst du mich zu ändern oder du redest genau denselben Mist über mich wie dein gestörter Bruder."
Ich könnte Eliza tausende Beispiele dafür nennen.
Ich will ein Mensch werden. Eliza will es mir ausreden.
Ich liebe jemanden. Eliza versucht mir das Gegenteil einzureden.
Ich gebe jemandem eine Chance. Eliza bezeichnet mich als naiv.
Ich will eine Familie. Eliza meint, dass das sowieso keiner braucht.
Die Liste ging endlos weiter, aber wir befanden uns immer im selben Kreislauf.
Ich ließ Eliza keine Gelegenheit, um Widerspruch einzulegen. Stattdessen redete ich weiter über die Fakten.
,,Dein Kuss gerade eben war egoistisch. Er wird nichts daran ändern, dass ich Alexander nächste Woche heirate und anschließend mit ihm das Heilmittel suche. Du bist herzlich eingeladen, aber solltest du vorhaben dich daneben zu benehmen, wird das üble Konsequenzen für dich haben. Und jetzt verschwinde aus diesem Haus und lass meine Familie in Ruhe essen."
Mehrere Sekunden lang starrten wir uns gegenseitig an. Keiner sagte noch ein Wort. Dann verschwand Eliza in Vampirgeschwindigkeit aus dem Zimmer und ließ mich dort stehen. Meine Worte vertrieben sie aus dem Haus, aber ich fühlte mich trotzdem schuldig. Sie konnte nichts für ihre Gefühle für mich. Sie sollte nur lernen, besser damit umzugehen
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