31 ⚜ wahre Feindin
Mystic Falls 1001
Eliza
,,Was hab ich nur getan?", flüsterte ich entsetzt und starrte Nathaniel fassungslos an. Dafür hasste er mich ewig. Damit ermordete ich offiziell jedes einzelne meiner Familienmitglieder. Jetzt durfte ich mich offiziell auch als Monster bezeichnen.
Rebekah neben mir starrte mich an. Ihre hinreißend blauen Augen weiteten sich vor Schreck und vor purem Entsetzen. Wir beide rechneten nicht damit, dass Nathaniel heute ernsthaft starb. Ich wusste, dass es nicht gerecht war, aber meine eigene Schuld konnte ich mir nicht eingestehen. Stattdessen drehte ich mich zu Rebekah, um die Leiche meines eigenen Bruders nicht ansehen zu müssen. ,,Musstest du so mit Ihm streiten? Es war doch klar, dass er verliert", fuhr ich sie an.
Rebekah hob eine Augenbraue, als könne sie meinen Vorwurf nicht fassen. Das verstand ich sogar. ,,Bitte? Hab ich ihn geschubst oder du?", meinte sie schnippisch und hob die Hand. ,,Anstatt mich wieder für alles verantwortlich zu machen, solltest du einmal in den Spiegel sehen, Eliza."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte davon. Ich sah ihr hinterher. Sah, wie die goldblonden Haare hinter ihr herwehten und wie sie das Kleid hochhalten musste um nicht zu stolpern. Fast wünschte ich mir, dass sie sich umdrehte und mich anlachte- so wie früher. Sofort fühlte ich mich schuldig. Egal wie sehr sie sich mit Nathaniel stritt, war es ganz alleine meine Schuld.
Mein Blick glitt wieder zu Nathaniel. Esther kniete immer noch neben ihm und nahm ihn ganz genau unter die Lupe. Langsam bewegte ich mich auf die beiden zu. Mit jedem Schritt wurde mir bewusst, wie das Chaos in Mystic Falls von Tag zu Tag mehr wurde. Vielleicht sollte ich Nathaniel einfach mitnehmen und uns wirklich anderswo ein Leben aufbauen. Weit weg von hier. Ich könnte Rebekah vorschlagen mitzukommen, aber wenn sie nein sagte, dann war es meine Aufgabe es zu akzeptieren.
Schon der Gedanke sie zurückzulassen tat weh. Ab und an mussten wir jedoch alle Opfer bringen. Vielleicht wäre es besser auf Nathaniel zu hören. Ich verschwendete mein Leben damit einem Mädchen hinterherzuträumen, die meine Gefühle eventuell nie erwiderte.
Frustriert lachte ich auf und sah wieder zum Wald. Genau an der Stelle, an der Rebekah verschwand, sah ich uns beide vor meinem inneren Auge. Wir waren noch Kinder und spielten oft am Waldrand. Ihr glockenhelles Lachen blieb mir bis heute so deutlich in Erinnerung, dass ich es mir gut vorstellen konnte. Diesmal sah ich auch eine schemenhafte Gestalt am Wald, die uns beobachtete und dann hineinrannte. Nathaniel. Es passte ihm nie, dass ich immer mit Rebekah spielte
,,Er wird nicht lange tot sein", sagte Esther mit ihrem ruhigen Stimme und blickte zu mir auf. In diesem Moment kümmerte ich mich nicht, ob Rebekah ihr verzieh. Es konnte sein, dass sie einst eine gute Mutter war. Mittlerweile brachte diese Frau nur Unheil und Verderben. Ich begriff, dass Rebekah wirklich keine Schuld trug. Esther verlangte von ihr, meinen Bruder zu verwandeln. Und das alles nur für ein paar blöde Tests an ihrer Vampirschöpfung. Esther belegte Klaus mit einem Zauber. Esther tötete ihre Kinder um sie In Monster zu verwandeln.
Erst jetzt erkannte ich den wahren Feind. Es war nie Rebekah, ihre Geschwister oder gar Mikael gewesen.
Die wahre Feindin stand vor mir.
Esther Mikaelson.
Die Mutter, die nach Henriks Tod wortwörtlich den Verstand verlor.
Esther Mikaelson täuschte mich nicht. Niemals würde ich das zulassen.
,,Geh weg von meinem Bruder", knurrte ich bedrohlich. ,,Geh einfach weg von ihm und fass ihn nicht an."
Meine Emotionen gerieten außer Kontrolle. Ich verspürte nur Hass gegenüber dieser Frau. Meine Augen färbten sich dunkler und ich zeigte der verrückten Hexe meine scharfen Zähne. Esther schreckte etwas zurück. Das geschah ihr recht. Sollte sie doch Angst vor ihrer eigenen verdammten Kreation haben.
,,Wenn du Nathaniel noch ein einziges Mal zunahm kommst, dann werde ich dich töten. Es ist mir egal, dass du Rebekahs Mutter bist. Du bist für alles verantwortlich, was in Mystic Falls geschieht!"
Meine Stimme schwoll an und wurde lauter. Tränen rannen mir über die Wangen und die Emotionen überwältigten mich. Seltsamerweise fühlte es sich gut an all das zu fühlen. Es machte mir klar, dass ich trotz allem eine menschliche Seite besaß. Ich musste auch Rebekah helfen sie zu finden.
,,Würde dir ernsthaft etwas an Rebekah liegen, dann würdest du sie nicht ihrem Schicksal überlassen! Du bist ihre Mutter, verdammt noch mal. Sie liebt dich über alles und du tust ihr das alles an!"
Bislang wollte ich es nicht einsehen, aber Rebekah brauchte Esther. Esther verdiente sie nur nicht.
Esther legte den Kopf schief, als sie mich ansah. Ihre Stimme klang ruhig wie immer. Diese Ruhe nervte mich mehr, als wenn sie mich angeschrien hätte. ,,Ich mache, was getan werden muss. Für die Familie", erklärte Esther scharf.
Ich ließ sie nicht ausreden. Meine Hand strich die Tränen zur Seite, meine Augen blieben dunkel und ausdruckslos. Meine Stimme klang aufgebracht. ,,Zur Hölle mit der Familie!" Fest biss ich mir auf die Lippe. Diese Ausrede konnte ich mir nicht mehr anhören. Meine zitternden Hand deutete auf das Haus. Dahinter lag Henriks Grab, um das sich die Hälfte der Familie nicht einmal mehr kümmerte. ,,Dort liegt Henrik. Du hast deine anderen Kinder nicht beschützt. Du hast nur dafür gesorgt, dass dort bald noch mehr unschuldige unter der Erde liegen, deren Tode man hätte verhindern können. Deine Kinder sind am leben, aber wie viele Leben werden sie zerstören müssen, bis du begreifst was du getan hast?"
Wieder sah ich Nathaniel an. Glücklicherweise rechtfertigte Esther sich nicht mehr. Wieso auch? Sie wusste, dass ich Recht behielt. Ich sah sie nicht einmal mehr an. Dieser Frau sah ich gewiss nie wieder in die Augen. Stattdessen hob ich meinen Bruder hoch und trug ihn fort.
Zuhause angekommen legte ich ihn sanft auf sein Bett und raste nach draußen, um einer Frau Blut abzuzapfen. Ich ließ es in eine Tasse laufen. Ich brauchte nur so viel, dass Nathaniel die Verwandlung überlebte. Dann ging alles von vorne los wie ein nie endender Kreis. Immer und immer wieder dasselbe Elend.
Es dauerte Stunden, bis er wieder wach wurde und seine Augen öffnete. Erleichterung durchströmte meine Adern. Bislang hatte ich selbst Zweifel gehegt, ob er überhaupt wieder aufwachte.
Ohne ein Wort zu sagen sah er mich ausdruckslos an. Ich wusste wieso. Nicht Esther oder Rebekah töteten ihn. Ganz allein ich. ,,Es tut mir Leid", flüsterte ich.
Bei Nathaniel konnte ich nie einschätzen, wie er reagierte. Alles war möglich. Wut, Verbitterung, Enttäuschung, Freude? Manchmal verstand ich meinen Bruder nicht.
Nathaniel atmete langsam, als ob er es verlernt hätte. Vielleicht überwältigte ihn die Sache auch einfach. Dennoch zweifelte ich keine Sekunde, dass er es durchzog. Schon immer plante er mächtig zu sein. Er stand immer im Schatten des Geminizirkels und plötzlich standen ihm alle Möglichkeiten offen. Nach den Mikaelsons und mir würde er das aktuell mächtigste bekannte Wesen sein. Das klang in Nathaniels Ohren verdammt verlockend, so gut kannte ich meinen Bruder.
,,Was ist das für ein Geruch?", fragte Nathaniel leise und schloss die Augen. Ohne nachzufragen wusste ich, was er meinte. Mein Blick glitt auf die Tasse mit dem Blut. Wortlos reichte ich sie ihm.
Nathaniel nahm sie in die Hand, aber bevor er sie gierig an seine Lippen hob, hielt ich sein Handgelenk fest und drückte seine Hand nach unten. ,,Bist du dir sicher, dass du das willst? Jetzt wäre der Moment, indem du Nein sagen kannst."
,,Nein sagen? Bist du verrückt, Eliza? Ich wollte wie du sein und jetzt habe ich endlich die Gelegenheit. Das ist das beste, was mir je passiert ist!"
,,Also bist du nicht sauer?"
,,Doch. Ich bin verdammt sauer auf dich. Ich bin dein Bruder und du hast mich einfach getötet!", warf er mir vor. Es stimmte, aber ich wollte das ernsthaft nicht.
Er ließ mir keine Zeit etwas zu erwidern, stattdessen trank er jeden Tropfen Blut aus der Tasse und sah mich an. Ich beobachtete, wie seine Augen sich schwarz färbten. Ich sah, wie seine spitzen Zähne voller Blut glänzten. ,,Es ist Zeit für einen Neuanfang", hörte ich Nathaniels ausdruckslose Stimme sagen. Aus irgendeinem Grund lief es mir bei seinen Worten kalt den Rücken runter. Wenn mein Bruder außer Kontrolle geriet, dann wäre das entgültig das Ende von Mystic Falls. Blut. Tod. Zerstörung.
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