21 ⚜ Letzter Wunsch
Mystic Falls 1001
Eliza
Den Weg zum See gingen wir schweigend nebeneinander her. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. In Wahrheit fühlte ich mich weder tot noch lebendig.
Wieso ich an den See wollte wusste ich auch nicht. Möglicherweise, weil ich zu viele Erinnerungen mit diesem Ort und Rebekah verband.
Oder aber weil es ein guter Ort zum Nachdenken war.
Doch wozu? Um eine unmögliche Entscheidung zu treffen? Bei Rebekahs Verwandlung erklärte Mikael ihr das simple Prinzip sogar in meiner Anwesenheit. Entweder sie trank Blut oder sie starb erneut. Endgültig.
Rebekah hatte nie eine Wahl bekommen, aber ich wusste, dass sie sie mir deshalb lassen musste. Immerhin war es allein ihre Schuld, dass ich auch tot bin. Seltsamerweise wusste sie selbst nicht wie sie das machte. Kein anderes von ihren Opfern stand plötzlich wieder auf und lebte.
Meine Gefühle gegenüber ihr blieben unverändert. Der Streit hing auch mir ziemlich nach, ich war durchaus wütend auf meine Mörderin und auch enttäuscht. Gleichzeitig wollte ich mich jetzt nicht scjin wieder mit ihr streiten, weil das nichts brachte. Es half keinem von uns weiter.
Ich befand mich in einem Zwiespalt. Einerseits wollte ich ihre Nähe und ihre Hilfe, aber andererseits wollte ich ihr Gesicht am liebsten nie wieder sehen müssen.
Vor allem aber wollte ich mich nicht in die eine Sache verwandeln, die Rebekah von innen heraus zerstörte.
Blut fand ich eklig, in die Sonne ging ich eigentlich wirklich gerne und die Kontrolle zu verlieren hasste ich. Außerdem brauchte ich wirklich keine erhöhten Gefühle. Meine Sinne spielten sowieso schon verrückt.
Andererseits wollte ich auch nicht mein Leben in wenigen Stunden einfach davonwerfen. Wo bliebe mein Ehrgeiz, wenn ich es nicht wenigstens versuchte? Immer bedenken musste ich jedoch auch die vielen unschuldigen Menschen, die ich eventuell ermorden könnte. Es sei denn ich lernte die Kontrolle, die Rebekah seit Monaten fehlte. Sie und ihre Familie konnten nicht einmal die Kontrolle behalten sobald sich jemand auch nur minimal schnitt und Blut floss. Ich könnte es besser machen.
Wir setzten uns ins Gras vor das Wasser. Die Sonne spiegelte, die Bäume bewegten sich leicht im Wind und der Ort wirkte einfach so ruhig und idyllisch, dass ich beinahe vergaß, dass neben mir meine Mörderin saß.
,,Hast du dich schon entschieden?", fragte Rebekah nach einer Weile. Mittlerweile lagen wir im weichen Gras und starrten zum Himmel hinauf.
Nachdenklich sah ich in den Himmel und versuchte aus den Wolken Formen zu erkennen. Leider erkannte ich nichts als Blutstropfen. All meine Gedanken drehten sich nur darum und das machte mich irre.
,,Nenn mir einen guten Grund, wieso ich mich in ein blutsaugendes Biest verwandeln sollte", brummte ich und drehte meinen Kopf in ihre Richtung. Ihre blauen Augen sprachen Bände. Sie wollte mich unbedingt überzeugen zu leben. Und sie war kurz davor zu weinen. Mitleid empfand ich dabei nicht viel. Sie tötete mich, also konnte sie sich gerne schlecht fühlen.
Auf Rebekahs Lippen zeichnete sich ein schwaches Lächeln ab. ,,Sag nicht, du hattest noch nie heißen Vampirsex", sagte sie, um die Stimmung aufzulockern.
,,Mit wem denn? Klaus, Elijah, Kol? Finn ist nicht mein Typ. Und wenn wir miteinander geschlafen hätten, dann würde ich mich daran erinnern."
Andere Vampire gab es nämlich nicht in diesem Dorf. Soweit ich wusste war Rebekah auch dagegen, dass ich etwas mit ihren Geschwistern anfing. Aber da konnte ich nur zustimmen. Der Gedanke an Nathaniel und Rebekah zusammen löste ähnliche Gefühle in mir aus.
Dennoch... eins musste man Esther und Mikael... oder Esther und ihre kleine Affäre lassen: Sie machten wirklich gutaussehende Kinder.
,,Wenn du ein Vampir wirst, dann kannst du selbst heißen Vampirsex besorgen", fuhr die Blondine fort. Das erinnerte mich daran, wie ich diese Art von Gespräch doch vermisste.
,,Warte... Du hast seit der Vampirsache tatsächlich mit jemandem geschlafen? Niemals. So viel Kontrolle wie du über dich hast, hast du den mit einer Hand zerquetscht", erinnerte ich mich. Niemals lebte der noch.
,,Ihm geht's gut", versicherte sie mir. ,,Ich habe ihm versehentlich eine Rippe gebrochen, aber halb so wild."
Diese Worte brachten mich tatsächlich zum Lachen. Meine Emotionen spielten wirklich verrückt, aber das tat gut. Und als Rebekah auch ins Lachen einstieg, fühlte es sich wirklich gut an. So wie früher. Ich hatte leider keine Ahnung ob sie diese Aussage wirklich ernst meinte, doch ich wollte es auch nicht wissen.
Rebekah legte sich zur Seite und musterte mich. ,,Hör zu, es tut mir ehrlich Leid was passiert ist. Könnte ich es ändern, dann würde ich keine Sekunde zögern. Es ist vollkommen in Ordnung, dass du mir nicht verzeihst. Was du in der Höhle vorhin über mich gesagt hast war zwar gemein, aber es stimmt. Du bist wirklich meine einzige Freundin und der Gedanke dich schon wieder zu verlieren macht mich wahnsinnig. "
Ich ließ diese Worte einfach kommentarlos so stehen. Immerhin klangen sie ernst. Wenn sie sich schlecht fühlte, dann umso besser. Sie verdiente es immer noch.
,,Du kannst es nicht wieder gut machen. Vielleicht werde ich heute sterben und wenn ich mich entscheide mich zu verwandeln, dann breche ich dir aus Rache beide Beine. Aber du kannst eine Sache für mich tun, die du mir mittlerweile wirklich schuldig bist...", antwortete ich nach einer Weile. Die Sache zwischen uns war noch lange nicht geklärt. Sollte ich Blut trinken und die Verwandlung vollenden, dann brauchte Rebekah eine Lektion.
Aber jetzt in diesem Moment wollte ich einfach nicht darüber nachdenken. Ändern konnten wir beide diese Situation nicht mehr.
,,Was schulde ich dir denn, abgesehen von neuen Klamotten?", fragte sie und starrte dabei mein blutverschmiertes Kleid an.
,,Einen Kuss."
Nun, sie schuldete es mir nicht direkt. Aber nach dem ganzen Drama, schuldete sie es mir indirekt schon.
Ich wusste selbst nicht wieso ich das wollte. Eigentlich hatten meine Gefühle für Rebekah immer nur Ärger gebracht.
Müsste ich heute sterben, dann wollte ich wenigstens ein einziges Mal ihre Lippen auf meinen spüren. Ein einziges verdammtes Mal. Wenn sie trotz ihren Fangzähnen wieder irgendwelche Männer in ihr Bett bekam, dann sollte das ein Kinderspiel für sie sein.
,,Wieso? Hast du nicht vorhin noch gesagt, dass sie mich alle nur wegen meinem Aussehen wollen und dass ich keine Ansprüche hätte?"
Ja, diese Worte kamen aus meinem Mund und selbst Rebekah konnte nicht leugnen, dass ihre Ansprüche ungefähr bei 'männlich' und 'einigermaßen gutaussehend' lagen. Zudem verliebte sie sich genauso schnell in diese Typen. Dabei sah man denen meistens schon an, dass es sich um komplette Vollidioten handelte. Dennoch reichte ein Lächeln und Rebekah war hin und weg.
,,Du hast mich getötet, verdammt. Das ist wirklich das mindeste was du für mich tun kannst. Außerdem hast du noch nie ein Mädchen geküsst und weißt deshalb auch nicht, dass niemand besser küsst als ich. Du kannst nicht ernsthaft glauben, dass der armselige Typ mit seiner gebrochenen Rippe besser ist als ich."
Ich konnte es nicht fassen. Ausgerechnet hier zögerte sie? Während sie dem Typen mit der angeblich gebrochenen Rippe wahrscheinlich ohne ein geringes zögern die Zunge in den Hals gesteckt hatte.
,,Weißt du was? Vergiss es einfach. Ich habe keine Lust, dass es nacher so eine Mitleidsnum..."
Ich bekam den Satz nicht mehr zu Ende gesprochen, denn in diesem Moment küsste sie mich. Ich konnte es kaum glauben und fühlte mich einfach nur überwältigt. Ihre schnelle Reaktion kam wirklich unerwartet. So unerwartet, dass ich sie zuerst schockiert anstarrte.
Es dauerte kurz bis ich mich in der Situation zurechtfand, aber dann erwiderte ich den Kuss und hieß ihre weichen Lippen willkommen. Es stimmte, dass sie wunderbar küsste. Ich fühlte mich sofort, als befände ich mich irgendwo in einer anderen Welt, wo sie einfach nur Rebekah Mikaelson blieb - ein unschuldiges Mädchen mit wirklich einladenden Lippen. Meine Beki.
Ihre übermenschlich schnellen Bewegungen überraschten mich immer wieder. Bald schon saß sie überraschenderweise auf meinem Schoß und ich schlang die Arme um sie, um sie näher an mich heran zu ziehen. Rebekah ließ es zu. Tatsächlich ging sie mehr darauf ein als erwartet. Möglicherweise entsprach ich abgesehen von 'männlich' doch ihren Vorstellungen.
Es wäre gelogen zu behaupten, dass ich den Kuss nicht genoss. Mein Herz schlug schneller vor Aufregung und mein Kopf wollte es immer noch nicht glauben, dass das wirklich passierte. Doch meine Konzentration lag ganz allein bei der hübschen Urvampirin auf meinem Schoß.
Meine Finger glitten zu ihrer Hüfte, doch meine Lippen verblieben auf ihren. Selbst wenn ich wollte... Ich konnte mich nicht mehr von ihr lösen. Nicht einmal die Tatsache, dass sie mich ermordete, konnte mich noch von dazu bringen, mich zu lösen. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, bis Rebekah sich plötzlich löste und mich atemlos anschaute.
,,Was soll das?", fragte ich beleidigt und griff nach eine ihrer blonden Haarsträhnen. Nachdenklich wickelte ich sie mir um den Finger.
,,Ich will dich nicht nochmal verletzen. Du weißt ja wie viel Kontrolle ich über mich habe. Außerdem schuldest du mir jetzt auch etwas", murmelte sie leise und sah mir in die Augen.
Fragend hob ich meine Augenbraue. Was meinte sie damit.
Lange wartete sie mit der Antwort nicht. ,,Ich weiß, dass es egoistisch ist. Ich habe kein Recht es von dir zu verlangen, aber ich bitte dich... trink das Blut. Ich will dich kein zweites Mal sterben sehen."
,,Wieso bist du dir sicher, dass ich nicht so werde wie..."
,,Ich?", unterbrach sie mich. Ich nickte. Rebekah lächelte schwach. ,,Weil du schon immer besser darin warst, für dich selbst zu kämpfen."
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