06 ⚜ Versöhnung
Mystic Falls 1001
Eliza
Ich hörte erst am Abend vom Tod des jüngsten Mikaelson Bruders und ohne es zu wollen fühlte ich mich auch ein bisschen schuldig. Henrik hatte mir gesagt, dass der Vollmond anders werden würde. Hätte ich auf ihn gehört, dann wäre es vielleicht niemals soweit gekommen.
Trotz unseres Streites entschied ich mich dazu, Rebekah zu suchen. Ich wusste nicht was ich mir davon erhoffte, doch ich fühlte mich dazu verpflichtet. Immerhin ging es hier um ihren Bruder. Ich konnte es wirklich nicht fassen, dass er tot ist. Er hatte noch ein ganzes Leben vor sich gehabt.
Als ich an die Tür der Mikaelsons klopfte, erfuhr ich von Kol, dass Rebekah nicht Zuhause war. Aber ich kannte sie gut genug um ein paar Orte zu wissen, an denen sie sich aufhielt, wenn sie allein sein wollte. Schlussendlich fand ich sie an einem kleinen See, indem wir als Kinder immer gebadet hatten.
,,Bekah?", fragte ich für meine Verhältnisse ziemlich zurückhaltend und trat einen Schritt näher. Rebekah sah zu mir auf. Wie erwartet glitzerten Tränen in ihren wunderschönen blauen Augen. Ich hatte sie schon oft so gesehen und ich spürte ihre Trauer deutlich.
,,Was willst du hier?", fragte sie leise und mit zitternder Stimme. Ich biss mir auf die Unterlippe. Das bedeutete wohl, dass Rebekah immer noch auf mich sauer war. Ich wusste wirklich nicht, wieso mich das überraschte. Sie hielt mich ebenfalls für schuldig an Henriks Tod, weil ich ihr nichts von meinem Gespräch mit ihm erzählt hatte. Wie hätte ich aber auch ahnen sollen, dass seine Aussage so viel wie 'Ich gehe mich in den sicheren Tod stürzen' bedeutete?
Ich setzte mich neben sie und musterte sie von der Seite. Sie weinte wohl schon eine ganze Weile und sie tat mir Leid. Wäre Jonathan an seiner Krankheit gestorben, würde ich mich genauso fühlen. Doch Jonathan war wenigstens erwachsen, Henrik noch ein Kind. Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich.
,,Es tut mir so, so Leid", sagte ich schließlich leise. ,,Mir war nicht bewusst in welche Gefahr sich dein Bruder bringen wird. Er hat das nicht verdient. Gott, ich kann das alles immernoch nicht fassen"
Schweigend wartete ich auf eine Reaktion. Entweder sie wurde richtig sauer oder sie verzieh mir. Beides hielt ich in dem Moment für möglich.
,,Ich hasse dich", murmelte sie schließlich. Erleichterung machte sich in mir breit, denn es klang nicht ganz ernst. Vielleicht würde sie mich niemals auf diese Weise lieben, wie ich sie geliebt habe - es eventuell sogar immernoch tue -, aber wenigstens bestand unsere Freundschaft noch weiterhin. Denn das war das wichtigste.
,,Ich hasse dich auch", antwortete ich schließlich und schmunzelte leicht. Dann nahm ich sie in den Arm und drückte sie an mich. Rebekahs Haut war angenehm warm, doch ihre blonden Haare sahen sehr durcheinander aus. Sie erwiderte die Umarmung schluchzend. Ich schwieg und hielt sie einfach fest. Vermutlich brauchte sie einfach ihre Zeit, bis es ihr wieder besser ging. Die wollte ich ihr lassen.
Mir war bloß wichtig, dass ich für sie da bin und sie nicht alleine lasse. Sie hatte bereits zu viel durchgemacht.
Erst am Abend machten wir uns auf den Rückweg durch das Dorf. Rebekah beruhigte sich nach einer Weile wieder und ich versuchte sie mit anderen Themen abzulenken. Das funktionierte mal mehr, mal weniger. Doch als wir durch Mystic Falls liefen, spürte ich deutlich die Blicke auf uns. Keiner der Werwölfe wagte es, uns anzusprechen. Niemand wusste, wer den jüngsten Mikaelson getötet hatte, aber es wollte sich auch niemand angesprochen fühlen. Da es verboten war bei Vollmond hinauszugehen, fühlte sich auch offenbar kein Werwolf wirklich schuldig an dem Vorfall. Denn das bedeutete auch, sich dem Zorn Mikaels zu stellen, der seine Wut Gerüchten zufolge nicht mehr nur gegen Klaus richtete.
,,Sie starren mich an", murmelte Rebekah leise, woraufhin ich nickte. ,,Ignorier sie einfach. Ich bringe dich nach Hause und morgen machen wir, was auch immer du willst." Dabei nahm ich ihre Hand in meine und drückte diese sanft. Rebekah raffte sich gerade noch dazu auf mich schwach anzulächeln.
Ich hoffte wirklich, dass diese Ablenkungstaktik funktionierte. Ich wollte Rebekah endlich wieder glücklich sehen. Oder ihr zumindest die nächsten Tage so gut wie möglich erleichtern. Sie war nunmal meine beste Freundin. Ich wollte nur das beste für sie.
Mittlerweile gingen wir am Haus der anderen Hexe am Dorf vorbei, Ayana. Sie schien gut mit Rebekahs Mutter befreundet zu sein und war sehr mächtig.
Rebekah ignorierte das Haus und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich hörte Stimmen durchs offene Fenster. So legte ich ihr schnell die Hand auf den Mund, bedeutete ihr ruhig zu bleiben. Rebekah sah mich verwirrt an, aber ich zog sie ein Stück zur Seite, sodass wir das Gespräch im Inneren hören konnten. Die Stimmen gehörten nämlich Esther, Mikael und Ayana. Ich wusste wirklich nicht, wieso mich das interessierte, doch ich spürte, dass es wichtig sein musste.
,,Unsere Familie könnte ewig leben...", hörte ich Mikael sagen. Ich sah Rebekah nun ebenfalls verwirrt an. Wovon sprach er denn? Ewig leben? Es gab vieles auf der Welt, aber Unsterblichkeit? Mein Vater hatte hatte mir oft genug erklärt, dass es nichts unsterbliches gab, weil es gegen die Natur war. Dunkle Magie, wenn man es so sah.
,,Das werde ich nicht tun, Esther. Die Wölfe haben einen Fehler gemacht, aber das rechtfertigt nicht dieses irre Vorhaben. Die Geister der Natur werden das nicht akzeptieren", hörten wir nun Ayanas aufgebrachte Stimme in der Hütte.
,,Sie werden es akzeptieren. Bitte vertrau mir, Ayana", antwortete Esther. ,,Wir können nicht zulassen, dass den anderen dasselbe Schicksal widerfährt. Es soll nur ein Schutz gegen die Werwölfe sein, nichts weiter. Wir sind ihnen hilflos ausgeliefert, Ayana. Das kann so nicht weitergehen."
Esthers Stimme klang fordernd, fast schon verzweifelt. Mich verwirrte es nur. Einzig und allein spürte ich, dass es um einen mächtigen Zauber ging. Einen, der über alles hinauswuchs und gegen alles verstieß, was mir bekannt war. Denn sonst würde Ayana nicht so gegen Esther argumentieren. Sonst waren sich die zwei ja immer einig.
,,Das ist kein Schutz, Esther. Es ist eine Plage. Das würdest du dein Leben lang bereuen. Tut mir leid, aber ich werde dir nicht dabei helfen. Und ihr beide solltet diesen Zauber vergessen. Zum Wohl eurer Familie"
Damit schien das Gespräch für die Hexe beendet zu sein. Rasch griff ich nach Rebekahs Hand und zog sie um die Ecke, als Esther und Mikael auch schon aus der Hütte gestürmt kamen. Wir hielten beide den Atem an.
,,Was hat das zu bedeuten?", fragte ich mit deutlicher Verwirrung im Gesicht.
Rebekah wirkte etwas besorgt, doch sie zuckte nur die Schultern. ,,Ich weiß es nicht. Aber Ayana macht nicht mit, also wird Mutter nichts tun. Sie hört immer auf Ayana."
So ganz überzeugt klang sie dann aber doch nicht. Andererseits wirkte sie auch nicht so, als wolle sie das Thema weiter vertiefen. Das schien ihr gerade zu viel zu sein. Stattdessen griff sie diesmal nach meiner Hand und sah mir in die Augen. Ohne es zu beabsichtigen schlug mein Herz um einiges schneller und ein wohliges Kribbeln breitete sich auf meinem Körper aus.
,,Ich habe heute gemerkt, dass es wichtigeres gibt als diesen dummen Streit, den wir führen. Das alles kam nur ein bisschen schnell und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich... Danke, dass du heute für mich da warst, Eliza"
Ich musste unwillkürlich lächeln. ,,Du bist mir also nicht mehr böse darüber, dass ich in dich verliebt...war?"
War. Vergangenheit. Ja, das sollte auch genau das aussagen. Doch allein anhand meiner Reaktionen gegenüber ihr bekam ich Zweifel. Lagen meine Gefühle für die Blondine wirklich so weit in der Vergangenheit? Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab, sah meine beste Freundin einfach nur lächelnd an.
,,Ich war sauer, weil du es mir nicht erzählt hast, aber nein. Du weißt doch, dass ich es nicht übers Herz bringe zu lange auf dich sauer zu sein.
Wir sind beste Freundinnen und ich will dich nicht verlieren. Kannst du mir auch verzeihen, dass ich so dämlich reagiert habe?". Sie sah mich dabei wirklich voller Reue an.
,,Ich werde es in Betracht ziehen", sagte ich grinsend und musterte sie.
Plötzlich fühlte sich alles wieder gut an. Auch wenn es irgendwo wehtat, dass Rebekah in mir nur ihre beste Freundin sah und auch immer gesehen hatte. Das musste ich wohl akzeptieren.
Und als Rebekah leise lachte, machte ich mir doch wieder Sorgen um das Gespräch, dass wir mitgehört hatten. Ich traute den Mikaelsons alles zu. Als sie sich von mir verabschiedete fühlte es sich fast so an, als würde ich sie nie wieder so sehen.
Doch es war nur ein Gefühl.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro