01 ⚜ Elizas Geheimnis
Rebekah
Mystic Falls, 1001
,,Komm schon, Bekah. Ich warte schon ewig auf dich!", hörte ich die Stimme meiner besten Freundin Eliza, die ungeduldig an die Tür klopfte. Ich stand noch im Schlafzimmer und versuchte mein langes blondes Haar irgendwie ansehnlich zu machen.
Klaus saß auf dem Boden und beobachtete mich dabei. ,,Wenn du noch länger mit deinen Haaren beschäftigt bist, schlägt Eliza die Tür ein, Schwester", bemerkte Klaus kopfschüttelnd und grinste.
Ich warf ihm nur einen giftigen Blick zu, aber wahrscheinlich hatte er Recht. Eliza klopfte erneut gegen die Tür.
,,Schon gut, ich mache dir gleich auf", sagte ich laut und präsentierte mich meinem Bruder. Für das heutige Dorffest trug ich ein langes blaues Kleid, das Mutter mir zum 17. Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte es noch nie getragen, fand aber den heutigen Abend perfekt.
,,Du siehst schon wieder aus, als ob du heute Abend schon wieder jemanden aufreißen willst", kommentierte Klaus das Kleid und ich verdrehte nur die Augen. ,,Und jetzt öffne die verdammte Tür. Das ständige Geklopfe nervt."
Ich verdrehte erneut die Augen, ging aber zur Tür und schloss sie wieder auf. Sofort stürmte Eliza hinein und warf die Arme um mich.
Ich lachte und erwiderte die stürmische Umarmung selbstverständlich.
,,Ihr tut fast so, als hättet ihr euch jahrelang nicht gesehen", kommentierte Klaus die Begrüßung und schüttelte nur den Kopf. Wieder verdrehte ich die Augen.
,,Mehrere Stunden haben wir uns nicht gesehen", antwortete Eliza.
,,Gehen wir. Mein lieber Bruder ist heute wieder Mal übertrieben nett. Kommst du nacher auch noch?", fragte ich und ignorierte Klaus Kommentar.
,,Keine Ahnung", kam die Antwort von Klaus und ich nahm das so hin und ging mit Eliza nach draußen.
Wie jedes Jahr fand das Fest der Wölfe auf dem Dorfplatz statt, dessen Mitte von einer hochgewachsenen Weißeiche geschmückt wurde. Viele Wölfe versammelten sich bereits auf dem Platz und tanzten oder tranken Alkohol.
Selbstverständlich wählten wir die Seite, auf der der Alkohol ausgeschenkt wurde. Eliza reichte mir ein Glas und hob es feierlich hoch. ,,Auf... ein erfolgreiches und alkoholisches Fest", sagte sie grinsend und ich stieß mit an und trank einen Schluck. Kurz verzog ich das Gesicht. Der Alkohol der Werwölfe war nicht unbedingt der beste und stark noch dazu.
Eliza schien das nicht zu stören. Im Gegensatz zu mir kippte sie das Glas hinunter und nahm sich sofort Nachschub.
,,Na dir schmeckt es heute wohl besonders gut", stellte ich mit einem schmunzeln auf den Lippen fest und trank einen weiteren Schluck. Je mehr man trank, umso besser schmeckte es. Immerhin etwas.
Eliza lächelte nur. ,,Oh Bekah, eine Party bei den Wölfen überlebst du nur in einem Zustand und der ist betrunken."
Tatsächlich machte sie ihre Worte wahr. Während ich etwas angetrunken durch die Gegend lief und mich ab und an mit ein paar Dorfbewohnern unterhielt, war Eliza etwas... mehr betrunken als ich. Ich entdeckte sie nämlich auf der Tanzfläche und eilte schnell zu ihr hinüber. So konnte ich sie auf keinen Fall unbeaufsichtigt lassen.
,,Bekah komm schon! Tanz mit mir!", sagte Eliza begeistert und übertrieben laut. Das war das beste Zeichen um zu merken, dass sie betrunken war.
Ich seufzte leise, grinste dann aber. ,,Na schön, tanzen wir", gab ich nach und Eliza ließ sich das nicht zweimal sagen. Überhaupt nicht schüchtern legte sie eine Hand an meine Hüfte und griff mit der anderen meine Hand. Glücklicherweise konnte ich tanzen. Mutter hatte es mir schon als kleines Kind beigebracht, also hatte ich es Eliza gelehrt. So schaffte sie es auch betrunken, die Tanzschritte mehr oder weniger perfekt auszuüben. Schließlich legte ich meine Hand ebenfalls an ihre Hüfte und zog sie etwas an mich heran.
Eliza grinste die ganze Zeit, wirkte aber auch etwas nachdenklich.
,,Was ist los?", fragte ich sie also neugierig und lächelte etwas.
Eliza beugte sich nach vorne als wolle sie nicht, dass es sonst jemand hörte. Ich konnte deutlich den Alkohol riechen und sie stolperte etwas gegen mich. ,,Ich weiß nicht ob das möglich ist, aber... Ich glaube, ich hege zu Frauen dieselben Gefühle wie zu Männern", sagte sie kichernd und ich starrte sie überrascht an. Um ehrlich zu sein warf mich dieses Geständnis komplett aus der Bahn, denn Eliza hatte so etwas noch nie mir gegenüber erwähnt. Allgemein wusste ich, dass so etwas nicht gerne gesehen wurde.
,,Wirklich?", fragte ich also überrascht. ,,Wie kommst du denn plötzlich darauf?"
Wieder stolperte sie, aber ich hielt sie fest. ,,Einfach so", sagte sie lallend und lachte vergnügt.
,,Eliza..."
Sie verdrehte die Augen und beugte sich noch ein Stück weiter nach vorne. ,,Ich glaube, ich hatte mit 16 eine Zeit lang mehr für dich übrig als normalerweise. Also viiiiel mehr. Ich wollte es dir niemals sagen, aber... jetzt weißt du es trotzdem. Das macht dir doch nichts aus oder?"
Nun hatte sie mich wirklich komplett überrascht. Meinte sie das etwa ernst? Betrunkene Menschen sagten bekanntlich immer die Wahrheit.
,,Das ist...", begann ich zu reden, noch immer schockiert, wurde aber von einem Werwolf unterbrochen, der uns etwas zu trinken anbot. Noch immer suchte ich nach den richtigen Worten. Es machte mir nichts direkt aus, es kam nur... unerwartet. Sehr unerwartet. Eliza jedoch wirkte, als hätte sie all das bereits vergessen, denn sie griff sich ein Glas und grinste nur.
,,Ist schon gut, Beki", versicherte sie mir lachend. ,,Mach dir keine Gedanken darüber. Wir sind beste Freunde und - Oh, mein Gott! Da ist ein süßer Kerl, ich bin dann mal weg"
Mit diesen Worten verschwand sie in der Menge und ließ mich zurück. Mit Tausenden von Fragen, auf die ich keine Antwort wusste.
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