Instinktive Führung
„Huh, Ihr wart schneller als erwartet." Alucard lädt seine Pistolen nach, während Alexander zufrieden nickt. „Und du langsamer als erwartet, aber was solls. Irgendetwas interessantes? Das kann sicherlich noch nicht alles gewesen sein." Das weiß Anderson genau, denn die paar Vampire hätte selbst Seras zum Frühstück verputzt. Innerhalb von 20 Minuten und mit einer Hand auf den Rücken gebunden. Doch der schwarzhaarige zuckt nur mit den Schultern und winkt ab. „Meh, nur ein bisschen schwarze Magie mit eventuell größeren Ausmaßen als man sich vorstellen könnte, direkt unter uns." Und was hält ihn jetzt davon ab dem Blutsauger seine Klingen reinzurammen weil er denkt daraus einen Witz machen zu müssen? „Ich hoffe dir ist bewusst dass Emmy da draußen auch tief in der Scheiße steckt wenn es wahr ist was du gerade vor dich hin gebrabbelt hast." Der verdammt ernste Ausdruck Alucards hält ihn aber davon ab dies als Spaß aufzufassen. Na ganz toll, schwarze Magie. Als ob man mit der Vampirplage nicht auch schon genug am Hals hätte, nein! Auch noch der Mist. „Unter uns?" Der Urvampir nickt und Alex dreht sich um, ehe er ihn seufzend zu sich winkt. „Komm mit, ich hab den Abgang zum Keller schon gefunden." Auf seiner kleinen Erkundungstour ist er auf so einiges gestoßen, unter anderem eben die Kellertreppe. Überraschend gut versteckt, das Ding! Eigentlich wollte er es sich ansehen wenn die obere Ebene soweit in Ordnung ist, doch nun scheint es von größter Bedeutung und Wichtigkeit zu sein, dort hinunter zu gelangen. Schwarze Magie... wie lange hat Alexander schon davon nichts mehr mitbekommen? Vielleicht schon 20 Jahre? Er hatte seine Ruhe davor und das war ihm auch lieb und recht, da der Umgang mit solch einer Magie anstrengend ist und zum Schluss mehr kosten kann als nur Energie. Alucard folgt dem Pater weiterhin durch die Gänge und sieht auch hier die ein oder andere menschliche Leiche, die man nur noch schwer als solche identifizieren kann. Für ungeübte Augen würde es sich mehr als ein Haufen Knochen und komische Masse herausstellen. Also er hat ja mit human relativ wenig am Hut, aber das ist selbst für Alucard einfach nur noch ekelhaft. „Da hinten." Anderson deutet mit einem der Bajonette auf ein Treppenhaus, abgesichert nur mit einer Glastür die man ohne weiteres aufmachen kann. „Alter vor Schönheit.", gibt der Geistliche von sich und hält dem Urvampir die Tür auf. Dieser mustert ihn kurz, ehe er hindurch geht. „Zu 50% stimme ich Euch zu, werter Pater." Leicht amüsiert schüttelt dieser den Kopf, geht selbst in das Treppenhaus und schließt die Tür hinter sich. Stille, zumindest für Alexander. Er kann nichts hören und selbst für ihn ist es schwer etwas zu erkennen. Alucard hingegen sieht und hört alles in perfekter Qualität und verzieht deswegen auch leicht das Gesicht. „Sie sind unten, ich höre dieses wirre singsang." Zur Sicherheit bleibt Alexander trotzdem hinter Alucard, der einfach besser sehen und somit auch schneller reagieren kann. Der Pater möchte so gut es geht vermeiden irgendwie in Bedrängnis zu kommen. Immerhin wird auf ihn, beziehungsweise sie beide, gewartet.
Er darf nach dieser Sache auf jeden Fall seine Schuhe wechseln. Alucard will nicht wissen in was für eine Pampe er gerade gestiegen ist und vielleicht könnte er darüber schweben! Aber dafür ist es schon zu spät. Ein kalter Schauer des Ekels überkommt ihn und gleitet seinen Rücken hinab, während er mit dem Pater die Treppen in den Keller bezwingt. Der Stein ist an manchen Stellen abgebrochen und der ein oder andere Riss zeigt sich. Kein Wunder dass man das hier verlassen hat und dass es bald abgerissen werden sollte. Sicherheit wird hier nicht mehr lange gewährleistet werden können. Ein Geruch nach Eisen, vermischt mit Schwefel und noch irgendeinem leicht säuerlichen Geruch welchen ihn an Galle erinnert, steigt dem Urvampir in die Nase. Dass er überhaupt noch etwas riechen kann nachdem was er schon alles gerochen hatte, das ist wahrlich ein Wunder. So eine gute Regenerationsfähigkeit zu haben hat dann doch so seine Nachteile wenn man darüber nachdenkt. Unten angekommen spaltet sich der Gang in zwei weitere Gänge, die beide spärlich mit an der Decke befestigten Glühbirnen beleuchtet werden. Fragend blickt Alex zu Alucard, der nur nach rechts deutet und voran geht. Der große Pater muss aufgrund seiner Größe aufpassen wo er hingeht. Denn die Rohre, die in der Mitte der Decke entlang laufen, haben zwar keinen Inhalt mehr! Können aber noch sehr gut als Objekte dienen an denen sich Anderson den Schädel stoßen könnte. Da er darauf keine Lust hat, geht er so oder so ein wenig seitlich. Alucard ist gerade noch so unterhalb dieser Grenze und kann darunter entlang gehen ohne sich Sorgen machen zu müssen. Mit einem Mal hebt der schwarzhaarige seine Hand und beide bleiben abrupt stehen. Alucard starrt nach vorn, die Augen skeptisch zusammengekniffen. „Sie werden wach." Anscheinend ist die Sonne untergegangen und somit erwachen die restlichen Vampire, die sich noch nicht gegen ihren Willen aufgezwungen haben. „Dann sollten wir sie schnell wieder ins Bett schicken." Alucard runzelt die Stirn und dreht langsam seinen Kopf zu dem Pater, der ihn aber wiederum verwirrt ansieht. „Was." Für einen Moment starrt der schwarzhaarige ihn weiterhin an, ehe leicht den Kopf schüttelt. „Euch ist schon bewusst dass das erwachsene Vampire sind und keine unartigen Kinder, oder?" Ein wenig entrüstet schnaubt der Pater dann doch und verdreht die Augen. „Kinder würde ich auch nicht umbringen!" Bevor diese Diskussion aber wieder unnötige Züge annehmen kann, was bei den beiden nichts neues wäre, knallt eine metallene Tür gegen die steinerne Wand und kippt scheppernd auf den Boden. Beide Männer sehen dort hin und sehen sich dann selbst wieder an. „Das hätte man anders auch lösen können.", brummt Alexander und Alucard nickt zustimmend. „Die Dinger haben Klinken. Das weiß selbst ich und ich nutz die Dinger ziemlich selten." Da muss der Geistliche aber einhaken. „Außer sie ist abgeschlossen! Dann wäre das eventuell doch eine Möglichkeit." Auch da muss ihm Alucard wieder recht geben und die beiden ignorieren die vier Vampire erst einmal, die direkt auf sie zukommen.
Doch das ‚Problem' ist so schnell beseitigt wie es aufgetaucht ist und so können die beiden weiter. Alucard fühlt sich unwohl. Ja, schon fast unsicher was das weitere vorgehen anbelangt. Er sollte sich keine Sorgen machen, doch ob Emilia weit genug entfernt ist? Würde sie etwas von dieser Magie abbekommen sollten sie zu spät auftauchen? Nicht viel später erreichen sie eine Tür, bewacht von zwei weiteren Vampiren die aussehen als wären sie gerade erst aus ihrem Schlaf erwacht. Beide noch relativ müde, weswegen es nicht viel Krach gibt als man sie umbringt. Sicherheitshalber lädt Alucard noch einmal nach, was Alexander den Hinweis gibt dass es nun vielleicht gleich richtig losgehen könnte. „Was spürst du." Er muss sich nun auf den überaus wachen Spürsinn des Vampirs neben sich verlassen was eventuelle Gefahren angeht. Er selbst hört nur dumpfes Murmeln durch die Stahltür, welche sie nun wohl von ihrem Ziel trennt. „Vampire die ein Ritual mit schwarzer Magie durchführen wollen für den..." Alucard stoppt kurz und seufzt. „Für den Lord und Herrscher Baal." Ein wenig überrascht über diese Genauigkeit der Information mustert Alexander den Schwarzhaarigen, der aber nur neben die Tür deutet. Dort hängt ein Plakat mit genau der Aussage, die Alucard getroffen hat. Es sieht frisch genug aus als dass es nicht von irgendwelchen Jugendlichen aufgehängt worden sein kann. Huh, wer lesen kann ist klar im Vorteil wie es scheint. „Baal. Ugh, lass uns das einfach nur hinter uns bringen und dann zu Emmy zurückkehren." Da ist der Urvampir voll seiner Meinung und lässt sich seinen Vorteil ein klein wenig heraushängen, in dem er im wahrsten Sinne des Wortes durch die Tür geht. Anderson schüttelt nur leicht den Kopf, die hätte er jetzt auch einfach öffnen können! Also macht er es selbst und tritt neben Kerl der dem ganzen Ding vor sich keinen Sinn abgewinnen kann. Für einen Moment stehen sie einfach da, bevor Alucard ein kalter Schauer über den Rücken fährt und in ihm tatsächlich so etwas wie Angst aufkommt. „Wir müssen das Ritual unterbrechen. Sofort." Alexander will zwar fragen was los ist, aber das wird ihm der Vampir nachher noch erklären können. „Ich rechts, du links." Mit diesen Worten beginnt er schon nach rechts zu laufen um mit seinen Bajonetten die ersten Gegner niederzuwälzen, die überraschenderweise aber auch aus Werwölfen bestehen! Hätte der verdammte Blutsauger aber auch einmal sagen können. Alucard würde sich am liebsten um die Leute in dem Zirkel selbst kümmern, sieht aber eine kleine, fast durchscheinende Kuppel die sie wohl schützt. Wie sie da durchkommen ist ihm noch ein Rätsel, aber sie werden es schon schaffen. Die Schüsse knallen und die Angst, welche sich bei ihm immer weiter ausbreitet, wandelt sich langsam aber sicher in Panik. Alucard weiß nicht einmal wieso er solche Angst hat! Es ist sein Instinkt der ihm sagt dass er zwei Möglichkeiten hat. Das Ritual beenden bevor höchstwahrscheinlich die Hölle auf Erden losgeht, oder abhauen. Und da Emmy draußen wartet und von nichts eine Ahnung hat, wird Möglichkeit Nummer zwei sofort gestrichen. Sie müssen es stoppen. Komme was wolle!
Angst. Emilia spürt die Angst und nun auch leichte Panik aufkommen, was ihr selbst ein wenig Unwohlsein bereitet. Denn wann hat Alucard, der Urvampir und mächtigste Mann den sie kennt, jemals wirklich solch richtige Angst? Ihr Blick geht von dem Haus zu dem Kerl auf dem Fahrersitz, welcher auf sein Handy starrt. „Ich... bin mal kurz draußen. Ich muss pinkeln.", gibt sie von sich und lächelt ihn kurz an, ehe sie aussteigt. Er hat ihr gesagt dass er sie nicht hinein lässt und dass ihm Pater Anderson diesen Auftrag gegeben hat. Aber Emmy hat ein mieses Gefühl in der Magengegend und wenn sie eines in der Zeit bei Hellsing gelernt hat, dann ist es der Fakt dass sie auf ihren Bauch hören sollte. Die Waffe hat sie bei sich und sie schlägt sich in die Büsche, ehe sie einen Moment wartet und sich ein wenig weiter in den umliegenden Wald begibt, sodass sie den Waldrand an sich noch sehen kann. Erst dann begibt sie sich langsam in Richtung der alten Fabrik. Durch das Haupttor kann sie nicht, sie wäre sofort sichtbar für den Kerl da der Wagen kurz davor parkt. Aber seitlich kann man sicherlich irgendwie rein. Stumm entschuldigt sich die junge Frau immer wieder bei dem Fahrer, Alexander und auch irgendwie Alucard, da sie sich wissentlich selbst in Gefahr bringt. Aber etwas stimmt nicht mit Alucard und sie muss ihm helfen. Es führt kein Weg daran vorbei! Zu der Angst und der leichten Panik gesellt sich so etwas wie Verzweiflung hinzu. Was wohl dort los ist? Was ist so schlimm dass Alucard verzweifelt ist? Sie weiß nichts davon, dass er nun wirklich mit aller Macht versucht durch die aufgestellte Schutzkuppel zu kommen, die ihn aber nicht durchlässt. Emmy findet an der hinteren Seite einen Zugang in der Mauer, bei dem sie nur kurz ein wenig klettern muss um rein zu kommen. Auf der anderen Seite landet sie auf weichem Gras und richtet sich auf. Ungefähr 150 Fuß weiter rechts gibt es eine Tür, zu welcher sie auch hingeht. Graffiti schmückt die Außenwand und auch die Tür, welche sich schlussendlich als offen herausstellt. Tief atmet sie ein und wieder aus, ehe sie die Waffe herausholt und sie entsichert. Sie geht in ein Gebäude mit potenziell tödlichem Inhalt. Sie wird ihre eigene Dummheit irgendwann bereuen, so viel steht fest. Mit der Pistole in beiden Händen und in einer leicht geduckten Haltung geht sie rein und sieht sich sofort um. Die Fabrik wirkt komplett verlassen. Doch sie hat das Gefühl, etwas böses in der Nähe zu haben. Ihre Nackenhaare stellen sich auf und auch ihr Herz pumpt schneller als gewöhnlich. Emmy schluckt, geht aber weiter und passt auf ihre Schritte auf. So leise wie es geht. Auch ihren Atem kontrolliert sie so weit es ihr möglich ist und bei jeder Abzweigung wird erst einmal überprüft ob sich etwas dahinter befindet, oder ob sie weitergehen kann. Fühlt sie sich wie ein Agent? Ja! Fühlt sich das großartig an? Teilweise! Hat sie Angst? Scheiße, ja! Doch etwas zieht sie in eine bestimmte Richtung und zwar schon fast physisch. Als ob sie mit einer Schnur gezogen wird, so folgt sie ihrem eigenen Körper und ihrem Instinkt, obwohl dieser neben dieser Schnur auch noch brüllt, dass sie hier abhauen sollte.
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