Ausklingen lassen
Er hat es gehasst. Er hat es wirklich gehasst dass er das hier allein hat durchziehen müssen! Aber Emilia muss arbeiten und er kann sie wirklich nicht die gesamte Zeit mitnehmen. Und wenn er dann an Schottland vor einem Monat denken muss... es hat seinen Grund. Dennoch war Alucard noch nie so froh in dem Jet zurück zu sitzen wie jetzt. Zu wissen, dass da jemand auf ihn wartet der nicht nur will dass er mehr Aufträge erledigt oder die die eigene Schülerin ist. Kaum ist er gelandet und der Urvampir sieht dass sie nur noch langsam rollen, so verschwindet er im Schatten und rast so schnell wie möglich zurück zum Anwesen. Klar, er muss Lady Integra noch Bericht erstatten! Aber erst hat er noch etwas anderes zu tun. Im Zimmer angekommen, sieht er sich aber verwirrt um. Wo ist sie? Er spürt sie auch im gesamten Anwesen nicht und er merkt dann doch, wie sich eine gewisse Angst breitmacht. Geht es ihr gut? Ist ihr etwas passiert und er weiß es nicht? Mit einer großen inneren Unruhe taucht er bei Integra auf und darf sich erst einmal einen Anschiss abholen dafür, dass er mal wieder die Regeln ein wenig ausgeweitet hat. Der Urvampir kann doch nichts dafür wenn die Menschenansammlung sich für diese verdammten Vampire eingesetzt hat, oder? Außerdem ist die Welt so oder so überbevölkert und das sollte jetzt echt nichts ausmachen. Trotzdem bekommt er erst einmal Schweiz-Verbot. Außer natürlich es gibt dort einen Auftrag. Würde er sonst in ein Land gehen in welchem man in einem Porno: ‚Hascht Kondömli dabei?' sagen würde? Sicherlich nicht. „Ja, ja, ja, alles klar. Aber wisst Ihr wo Emmy ist? Sie ist nicht in ihrem Zimmer." Die Lady lehnt sich ein wenig nach vorn und schnaubt amüsiert. „Oh? Hat sie dir nicht bescheid gegeben? Sie muss heute den ganzen Tag arbeiten, weil jemand krank geworden ist und man spontan keinen Ersatz gefunden hat." Erleichterung durchflutet seinen Körper und er nickt. Wenigstens weiß er jetzt dass es ihr gut geht. Warum sie ihm aber nicht bescheid gegeben hat, dass ist ihm ein Rätsel! Den Bericht gibt er aber nun um einiges ruhiger ab und lässt es alles von ihr absegnen, ehe er sich ein wenig mit Seras unterhält und Zeit mit ihr verbringt. So erfährt er auch dass das mit Pip ihr mehr als ernst ist und sie holt sich doch tatsächlich den ein oder anderen Beziehungsrat von ihm. Er kann nicht anders als sich dann doch wie so ein Vater zu fühlen der seiner Teenagertochter Tipps gibt wie sie mit einem Jungen umzugehen hat. Alucard merkt schnell dass sie vieles weiß, es aber nicht anwendet aufgrund verschiedener Tatsachen. Bis er ihr klar macht dass sie es machen sollte, vergeht die ein oder andere Minute. „Wenn ich alter Mann es geschafft habe, dann schafft es jemand wie du erst recht. Hab vertrauen." Mit diesen Worten schnippt er ihr leicht gegen die Stirn und beobachtet, wie sie sich die Stirn reibt. „Ja, Meister." Hoffentlich tut sie es auch.
„M-hm." Emmy ist fertig, als sie von der Arbeit zurückgekommen ist und aus dem neuen Wagen steigt, den sie sich selbst gekauft hat. Deswegen ist es nichts extrem teures, aber schon hochwertig. 15.000 Pfund hat sie trotzdem hinblättern müssen, dafür ist es aber ein Neuwagen und mit Herstellergarantie. Kurz nachdem sie das Anwesen betreten hatte, hat ihre Mutter angerufen um sich zu erkunden wie es ihr gehe und was sie so macht. Seit sie Alucard kennengelernt hat, ruft sie in regelmäßigen Abständen an. Als ob sie Angst um sie hätte. „Nein, es ist immer noch alles gut." Ihre Mutter seufzt und Emmy kann erkennen dass sie wohl noch viel zu sagen hat. „Ich will nur nicht dass dir etwas passiert. Du bist mit zwei Männern in einer Beziehung, einer davon lebt in Italien, Emmy. Italien! Das ist nicht der nächste Weg! Und sie sind beide so viel älter als du..." Ja, das hält sie ihr jedes Mal vor. Die beiden haben bei der ersten Vorstellung irgendwas mit 40 Jahren gesagt, oder Ende 30. Sicher weiß Emmy das nicht mehr. Das hat ihren Vater überhaupt nicht gekümmert, ihre Mutter aber umso mehr und so geht sie immer wieder darauf ein. „Mama, wieso habe ich das Gefühl dass du etwas gegen mein Privatleben hast? Ich weiß dass du meine Mutter bist und dass du mich beschützen willst und du willst auch, dass mir nichts passiert. Ich sage auch nichts dagegen! Aber es ist mein Leben, Mama. Wenn ich hinfalle... dann ist es halt so! Gewohnt wäre ich es, so ist es nicht. Aber ich glaube nicht dass die beiden irgendetwas tun würden was auch nur ansatzweise in diese Richtung geht." Sie geht in ihr Zimmer und schmeißt die Tasche nur auf die Seite, ehe sie überrascht zusammenzuckt und dann erleichtert durchatmet. „Alu! Willkommen zurück!" Der schwarzhaarige sieht dass sie telefoniert und gibt ihr nur einen kurzen Kuss, ehe sie sich die Schuhe auszieht. „Hab dich lieb, Mama. Aber ich muss jetzt auflegen. Wir hören uns später sicherlich wieder, Tschüss!" Ohne auf die Worte ihrer Mutter zu hören, legt sie auf und lässt seufzend ihren Kopf hängen. „Hey, was ist los? Wieder Probleme mit deiner Mutter?" Er weiß dass sie nicht so ganz begeistert von dem ganzen Ding ist und scheinbar will sie es ihrer Tochter ausreden. „Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll... Ich weiß dass das alles nicht so ist wie sie es haben will! Aber-" Eine Hand an ihrer Wange lässt sie verstummen und sie sieht zu ihm hoch. „Fang nicht das Weinen an, okay? Wir sind immer für dich da und nichts und niemand wird uns daran hindern, hast du verstanden? Nicht einmal deine eigene Mutter kann etwas gegen Liebe unternehmen und sie will ihre einzige Tochter sicherlich nicht traurig sehen." Sanft streicht er ihr über die Wange und lächelt leicht. „Das ist ein verdammtes Versprechen und ich verspreche niemandem einfach so etwas wenn ich nicht weiß dass ich es nicht halten könnte. Du gehörst in mein Leben und bist für mich genau so überlebenswichtig wie Blut. Ich kann eine Zeitlang ohne auskommen, ja. Aber nicht für eine zu lange Zeit."
Es ist für ihn unbegreiflich wie man so stur sein kann, damit man seiner Tochter die Beziehung zerstören könnte. Welchen Grund könnte sie haben? Trotz seines Versuches sie aufzumuntern spürt er ihre Sorgen über das Band und nimmt sie in den Arm. „Hey, ich hätte einen Vorschlag. Du gehst duschen, du stinkst nämlich. Sorry, Dragâ, aber Wahrheit ist Wahrheit. Danach kommst du in das Zimmer zurück, ziehst dir das gemütlichste an was du finden kannst und ich besorge uns derweilen ein oder zwei Flaschen von dem guten Rotwein aus Frankreich und wir schauen uns einen Film an? Wir können beide ein wenig Entspannung gebrauchen." Ein wenig unsicher blickt sie auf die Seite und spürt, wie er seine Lippen auf ihre Stirn legt. „Nein, nur Film anschauen. Nichts anderes. Kuscheln ist drin, aber mehr... darauf habe ich zugegebenermaßen keine Lust darauf." Schon ist sie wirklich ein wenig gelassener und stimmt der ganzen Sache zu. Somit schickt Alucard sie in das Badezimmer und holt die letzten zwei Flaschen des Weins, zusammen mit den richtigen Gläsern. Er wird wohl wieder ein paar bestellen müssen! Denn sie scheint den Wein wirklich zu mögen und er will sicherheitshalber immer welchen hier haben. Auch gibt er den Söldnern die Warnung nebenbei mit, ihre verdammten Schwänze nicht in Dichtungsringe zu stecken und sich heute mit dummen Aktionen zurückzuhalten. Seras wird auch kurz bescheid gegeben dass er für heute ausgebucht ist und der einzige Grund warum er gestört werden sollte ist der, wenn etwas mit der Lady ist. Ansonsten bittet er sie sogar darum das Gröbste zu übernehmen. Alucard schaltet in ihrem Zimmer den Fernseher ein, geht auf Netflix und macht die Fenster zu, gefolgt von den Vorhängen. Wenig später kommt Emilia schon aus dem Bad, ihre Haare sind noch immer feucht aber das ist kein Problem. Er selbst hat sich zumindest den Mantel ausgezogen, sodass es ein wenig gemütlicher ist. Emmy ist in einer kurzen Hose und einem Shirt von Anderson unterwegs, welches er das letzte Mal hiergelassen hat. Dankbar, dass er ihr eine kleine Auszeit gibt, kuschelt sich Emilia an Alucard heran und lächelt, als er ihr einen Arm um die Schulter legt. „Hast du jemals jemanden angesehen und würdest am liebsten anfangen zu weinen?" Der Urvampir sieht besorgt auf sie hinunter, obwohl er wirklich nur Liebe im Augenblick spüren kann. Worauf will sie hinaus? „Nicht weil du traurig bist, sondern weil dir diese Person so unfassbar viel bedeutet und..." Sie sieht zu ihm hoch und lächelt so unschuldig und liebevoll, dass Alucard alles andere augenblicklich vergisst. „... du dir nicht vorstellen kannst ohne diese Person zu leben. Jedes Mal wenn ich dich ansehe... empfinde ich genau das." Alucard kann nicht wirklich irgendetwas darauf erwidern und so hebt er sie hoch, setzt sie zwischen seinen Beinen ab und legt seine Arme um ihren Bauch, seinen Kopf auf ihren. „Verdammt... geh bitte niemals." Sie soll nie weg sein.
Schlussendlich ist sie einfach eingeschlafen und Alucard hat den kleinen Filmabend abgebrochen, sodass sie in Ruhe weiterschlafen kann. Während sie pennt, steht er selbst auf und geht nach draußen, um erstens frische Luft zu schnappen und zweitens einen Anruf zu tätigen. „Was willst du, Blutsauger." Hach, immer wieder eine nette Begrüßung des Paters! „Es geht um ihre Mutter." Alexander steht von seinem Bett auf, die Augen skeptisch zusammengekniffen. „Was ist schon wieder mit ihr." Auch er weiß um ihre Einstellung und die einzigen zwei Gründe die sie gegen ihn verwenden kann ist der Abstand und der Fakt, dass er ein Pater ist. Mehr kann sie bei ihm schon gar nicht finden. „Sie hat wieder angerufen und Emmy kann langsam aber sicher nicht mehr. Sie stand heute kurz vorm Weinen." Der Pater reibt sich nachdenklich über seinen Bart und schüttelt leicht den Kopf. „Dass die Frau sie aber auch nicht in Ruhe lassen kann..." Wäre es eine normale Person die nicht wirklich groß eine Verbindung zu ihr hätte, dann würden sie sie einfach aus dem Weg räumen! Aber dadurch dass sie mit ihr verwandt ist und Emmy ihre Mutter eigentlich gern hat, kommt diese Option leider nicht einmal in Frage. „Wir müssen irgendwann etwas dagegen unternehmen, Pater. Aber ich persönlich wüsste nicht wie." Ach und Alex soll jetzt einen Plan haben? Spoiler, hat er nicht. „Woher soll ich wissen wie man was dagegen machen kann? Aber sieht sie nicht wie sie ihr schadet? Mutterliebe schön und gut, aber sie ist glücklich und erwachsen!" Brummend stimmt Alucard ihm zu und nickt. Baskerville kommt wieder aus dem Schatten und holt sich seinen Auslauf den er nicht bekommen hat, während ihn der Urvampir mit den Augen folgt. „Emmy stellt sich schon die gesamte Zeit quer, aber Ihr wisst wie sie ist. Das ist irgendwann psychisch so eine Belastung, sodass sie... uns zusammenbrechen könnte." Anderson presst die Lippen aufeinander und weiß wirklich nicht wie er helfen soll. Sie aus dem Weg räumen ist keine Möglichkeit und sie zu überzeugen, offensichtlich auch nicht. Welchen Mittelweg könne man nehmen? „Spontan fällt mir nur ein abzuwarten, bis sie natürlicherweise zum Herrn übergeht.", brummt der Geistliche und hört sich so begeistert an wie er aussieht. Das Gesicht genervt verzogen und die Augen geschlossen. „Es tut mir nicht leid das folgende zu sagen. Erstens wird die alte Schreckschraube so stur sein und noch ein paar Jahrzehnte leben und zweitens wird sie sicherlich nicht zu Eurem Herrn kommen!" Leicht amüsiert schnaubt Anderson und öffnet die Augen wieder. „Stimmt auch wieder, soll der Teufel sich mit ihr herumschlagen." Beide sind über diesen Austausch minimal amüsiert und finden schon wieder eine Gemeinsamkeit die sie haben. Sie sind beide keine Freunde ihrer Mutter. Schwieriges Weib. Ein wahres Wunder dass ihr Ehemann noch bei ihr bleibt und dass die Kinder so eine Engelsgeduld mit ihr haben. „Solange sie nicht spontan aufkreuzt, ist ja das schlimmste abgewendet." Der Urvampir bleckt die Zähne, ein leises Grollen ist aus seiner Kehle zu vernehmen. „Sollte ich da sein, werde ich es zu verhindern wissen." Das beruhigt Alexander dann doch so ein wenig und er nickt. „Ich hoffe, Alucard! Ich hoffe es wirklich." Denn so einen Stress können sie nicht gebrauchen.
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