68.
68.
Rain
So etwas nannte man ein perfektes Chaos.
Elvira hatte Cohen ein Messer an die Kehle gedrückt, Trish hatte Jem in ihrem Visier, diese wiederum wurde von Ian bedroht, Éd war kurz davor Emilio mit einem Elektroschocker einen Stromschlag zu verpassen und ich war dabei, mich entspannt in Jeremy's festen Griff ein zu kuscheln, der mit fast das Blut in den Handgelenken abschnitt.
Für einen Moment, sah ich Jem an.
Er wirkte im ganzen so ... verloren.
Meine Augen weiteten sich, als er meinem Blick ruhig standhielt.
Ich wollte den Mund öffnen, als es schon passierte.
„NEIN!", schrie ich, als Ian sich auf Éd warf.
Ich ruckte an Jeremy's Armen, aber er hielt mich eisern fest.
„Ian – hör auf!"
Éd wehrte sich noch nicht einmal, als Ian ihn ins Gesicht schlug. Es knackte einmal laut.
Trish ging dazwischen.
„Du Scheißkerl!", brüllte Ian.
„IAN – HÖR AUF!"
Er fuhr zu mir herum. „Du wusstest es!", zischte er. „DU WUSSTEST ES!"
Ich schüttelte heftig den Kopf. „Ian, hör mir zu -"
„Na klar. Natürlich. Wie lange – wie lange hast du es uns verheimlicht?"
Er kam ganz nah an mich heran und ich drückte mich gegen Jeremy. „Gar nicht! Ich wusste es nur, weil ihr mich im Unklaren darüber gelassen habt, was der Zirkus hier WIRKLICH soll!"
„DANN HÄTTEST DU ES UNS SAGEN SOLLEN!", brüllte er.
„Euch? EUCH? Ich hab doch schon nicht mehr dazu gehört, als ihr uns auf diese blöde Mission geschickt habt!"
„Rain...", sagte Éd.
„Stimmt doch! Woher sollte ich wissen, was ihr vorhattet?"
„Ach? Und dann ist es besser, alleine nach Illéa zu gehen?"
„Du warst in Illéa?", fragte Jem leise.
Ich schloss die Augen.
„Ach, wie interessant Ihr wusstet, dass ich dort war? Dann hättet ihr mich ja heute Morgen suchen können."
Ian's Augen verdunkelten sich.
„Das hat überhaupt nichts mit der Situation zutun?"
„IAN HÖR AUF!", brüllte Éd.
„Ach, das ist das Einzige, was du mir zu sagen hast, du ARSCHLOCH!"
„Sei sauer auf mich, Ian, aber nicht auf sie!"
„Das bin ich auch. Du hast nie daran gedacht – zurückzukehren? NEIN?"
„WIESO? WIESO HÄTTE ICH DAS TUN SOLLEN? WIESO? Ist das nicht offensichtlich, Ian? Nein? Denk mal nach! Als ich damals verletzt wieder bei den Südrebellen aufgewacht bin, hab ich geglaubt, dass ich deine Freundin – Leslie UND deine Cousine in die Luft gejagt hätte! Glaubst du, da konnte ich nicht einfach zurückkehren. Außerdem hab ich drei Monate gebraucht wieder zu genesen. Ich wurde für tot erklärt. Ich hab mir geschworen, den Maskenmann aufzuspüren. Als ich ein Jahr geforscht habe, bin ich zu Rain's Haus zurückgekehrt. Ich wusste, dass du dich beim Hof beworben hast. Und Rain hatte auch endlich mal die Ruhe. Also habe ich mich ferngehalten.Das war der einzige Weg, euch ein Leben ohne die Nordrebellen zu ermöglichen!"
„Von Illéa.", sagte Ian kalt. „Von Illéa! Ich werde mich nie von Illéa loslösen können!"
„UND JETZT ZWINGST DU DEINE COUSINE DAZU?", schrie Éd. „DU ZWINGST SIE DAZU?"
Bevor Ian sich wieder auf Éd stürzen konnte, rannte ich los, nachdem Jeremy mich ruckartig losließ.
Ich zerrte ihn zurück. „Das,", zischte ich. „Das hast KEINER von euch zu entscheiden. HABT IHR KAPIERT?"
Sofort ließ Ian los.
Ich sah zu Cohen. Er sah ungläubig zu Éd.
„KEINER VON EUCH! Weil das MEIN Leben ist. Versteht ihr? HEY!"
Ich riss meinen Cousin erneuert zurück.
„Hier geht es jetzt wirklich nicht um mich oder um euch – ES REICHT!"
Eine betretene Stille entstand.
„Es geht hier gerade nur um eine Person. Und von dir, Ian, hätte ich mehr erwartet." Ich griff in die Tasche und warf ihm die Uhr zu.
„Schau zu, dass Jem ein Teil von dem Ganzen wird. Er hat es mehr als jemand sonst verdient, ein Teil von dem hier sein."
Jem
Sie stand mit dem Rücken zu mir.
Ian atmete schwer und schien mich erst jetzt wahrzunehmen.
Er ließ den Kopf sinken.
„Was willst du wissen?", fragte er schließlich schroff.
Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder.
Als ich endlich was sagte, bemerkte ich, wie Elvira sich unruhig bewegte.
„Gar nichts."
Alle starrten mich an – außer Rain. Doch ich bemerkte, wie sie ein wenig zusammenfuhr.
„Was?", fragte Ian.
„Du hast richtig gehört. Nichts. Es gib nur zwei Dinge die ich wissen muss: Erstens – gibt es eine Gefahr für das ganze Land? Ja gibt es, aber da ich gerade bemerke, dass ihr das lösen wollt, dann habe ich etwas getan. Inklusive alle Dinge, die das Land betreffen. Zweitens : Alles was mich betrifft.
Und da du aber gerade nach persönlichen Dingen gefragt hast – möchte ich bezüglich dem nichts wissen. Was zwischen dir und dem da -" Ich wies auf den Jungen mit der blutenden Nase. „ ...läuft geht mich nichts an. Oder wieso Emilio oder Trish oder Elvira dort mitmischen. Aber es gibt etwas, was mich schon betrifft." Ich versuchte meine Stimme nicht allzu scharf klingen zu lassen.
„Wieso hast du mich angelogen, Rain?"
Sie drehte sich nicht um. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du eine Nordrebellin bist? Ich hätte es verstanden. Besonders auch in dieser Situation."
Es dauerte so lange, bis sie antwortete, dass ich schon fürchtete, dass sie es mir nicht sagen wollte.
„Weil ich keine Nordrebellin mehr bin. Schon lange. Ich habe für sie gearbeitet – und zweitens hätte ich dir dann noch einen Grund gegeben, mich auszuwählen."
„Wieso? Wieso willst du das nicht?"
„Ich kann nicht."
Ian atmete zischend ein.
„Weil Ian das will?"
Sie drehte sich um. „Ich sagte, ich wollte es nicht – bis heute vor ein paar Stunden – aber das ist etwas persönliches und das geht nur mich und dich an. Nicht Ian und auch nicht Cohen."
„Du willst es machen?", fragte Ian leise.
Sie hob eine Augenbraue. „Ich sagte: Ich würde Jem heiraten. Aber ob ich ein Kind will, Ian, habe ich nicht gesagt."
„Rain – was soll das?", fragte ich.
„Wie schon gesagt, ob ich dich heiraten will oder sonst was geht nur mich etwas an. Und was das mit dem Kind angeht, solltest du deinen Leibwächter fragen."
Sie durchbohrte mich fast mit ihrem Blick.
„Außerdem, liegt es nur in deiner Hand, Jem."
Dann wandte Rain sich an Cohen. „Wollen Sie mir mal nicht helfen, es aufzuklären? Oder muss ich
alles selber machen?"
Ich taumelte ein wenig und musste zur Wand zu gehen, um mich abzustützen. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir im Portrait – Raum waren. Hier hingen alle Portraits von mir und meinen Eltern, meiner Schwester und Fotos.
Eigentlich war er zum besichtigen da.
„Sie wissen von den Uhren?"
Ich nickte benommen.
„Man benötigt alle Uhren." Er sah zu Trish. „Sie haben ein paar. Bitte."
Trish sah ihn aus schmalen Augen an, doch als Rain ihr zunickte, zog sie aus einer Tasche unter ihrem Kleid eine Schatulle hervor.
Als sie den Deckel öffnete, begriff ich. „Ihr sammelt die alle!"
„Mit der Illéa – Uhr haben wir jetzt alle."
Ich sah auf die Uhr in Ian's Hand. „Ist das...Maxon's Uhr?", fragte ich entgeistert.
Ian schnaubte. „Frag mal da unsere Rainy Day – frage sie bitte mal, ob sie zufälligerweise etwas über eine Violet weiß."
Ich verstand es nicht, doch ich akzeptierte die Antwort.
„Um die Dateien öffnen zu können, benötigt man Blut eines Illéas und das eines Jélas."
Ich sah verwirrt zu Ian.
„Du hast noch gefragt, ob ich Geschwister habe. Ja habe ich. Sag dir der Name August etwas?"
Ich riss die Augen auf.
„Sag es doch direkt.", schnaubte Trish plötzlich höhnisch. „Du willst, dass Jem Rain heiratet! Fertig! Das Kind wäre der Schlüssel und alle von euch wären happy!"
Ian's Augen verengten sich. „Du hast keine Ahnung!"
„Das, meine lieben Freunde, zeigt, dass ihr keine Ahnung von der Realität habt.", ertönte Rain's Stimme.
„Du bist... eine Illéa." Das war eine Festellung.
Rain zuckte noch nicht einmal mit der Wimper. „Das ist aber nicht euer Problem. Ihr habt ja jetzt alles was ihr braucht. Wir müssen uns mal mit dem Problem beschäftigen."
Alle sahen zu ihr.
In meinem Kopf wirbelte es.
Es ergab alles Sinn es -
„Ob ich es darauf ankommen lasse oder nicht ob das geht oder nicht – es würde neun Monate frühestens dauern. Aber konzentriert euch jetzt bitte auf das hier und jetzt."
Ich sah sie an.
„Hast du etwas vom Maskenmann gehört, Jem?"
Ihre Stimme war absolut sachlich.
„Ja.", flüsterte ich.
„Vor dreißig Jahren. Sechzig Tote. Vor fünfundzwanzig Jahren. Dreiundzwanzig Tote bei einer Schießerei. Vor zehn Jahren. Sechzehn Tote. Unzählige Angriffe. Er ist der Anführer der Südrebellen. Heute. Über hundert Tote. Darunter das Königspaar von Illéa." Ich schien das wie im Traum zu sagen.
Alles war betäubt.
„Gut. Dann solltet ihr bei dem ganzen Trubel nicht mitbekommen haben, dass wir in diesem Raum eingesperrt sind. Und das zweite: Da ist eine Nachricht für uns da. Vielleicht schaut ihr mal hinten an die Wand."
Ein Schauder lief mir über den Rücken.
Als ich mich umdrehte, ergriff mich die Angst.
Über dem Bildschirm, wo normalerweise die Nachrichten liefen, stand in roten Lettern:
WAS DAS DAMALS WAR EIN LOHN – IST DES ILLÉA SEIN TOD.
Klopf.
Klopf.
Klopf.
Klopf.
Es war als würde die Zeit stehen bleiben.
Klopf.
Klopf.
Klopf.
Trish stieß einen Schrei aus und Ian schnappte sich sein Messer.
Klopf.
Klopf.
Klopf.
Mein Herz schlug lauter denn je.
Klopf – Klopf – Kl - „Bleibt ruhig Leute.", durchdrang Rain's Stimme meine Starre.
„WIESO HAST DU ES UNS NICHT VORHER GESAGT?", brüllte Ian.
„Weil ich auch mit der Situation beschäftigt war."
Ich sah zu ihr.
„Er hat uns gefunden – das hatte er auch schon vorher."
„VERDAMMTE SCHEIßE!", brüllte Éd.
„Bleibt ruhig. KEINER BEWEGT SICH!"
Rain drehte sich im Raum um.
„Lasst mich bitte hier in Ruhe schauen!"
Ihre Augen flackerten hin und herausfinden.
Links, rechts.
Schließlich holte sie tief Luft. „Dann begegnen wir uns hier wieder einmal."
Sie drehte sich wieder zum Fernseher um.
„Allerdings unter anderen Umständen und den richtigen Personen – wirklich clever. Wie Sie das eingefädelt haben."
Sie schlug einmal gegen die Wand.
„Gut, wenigstens sind wir hier. Also wieso kommen wir nicht gleich zur Sache. Netter Raum hier. Lauter ... Portraits."
Ich zuckte zusammen, als neue Buchstaben über den Bildschirm flimmerten:
EINE VIELFALT VON PERSONEN.
„Ratespiele sind wirklich – sehr amüsant. Habe ich nie gemocht.", sagte sie gelassen.
Wieder flimmerte es.
DEINE KLEINE FREUNDIN AUCH NICHT.
Was ging hier vor?
„Sie Arschloch.", flüsterte Rain.
LESLIE WAR AUSGESPROCHEN HARTKNÄCKIG.
Ian stieß ein Gebrüll aus, doch Rain hielt ihn zurück.
WAR JA AM ENDE EGAL. SCHLIEßLICH MUSSTE ICH ALLE BEWEISE VERNICHTEN, BEVOR COHEN UND SEINE TRUPPE ANKAM.
Die Buchstaben erschienen einzeln mit einem Klicklaut.
WIE SIE ZUM BEISPIEL.
Ich schluckte.
FREUNDE WIE DIESE, FINDET MAN SELTEN, NICHT WAHR RAIN?
Sie biss sich vor Wut auf die Zähne. Was ging hier vor? Was ging hier vor?
SIE HAT DICH NÄMLICH NICHT VERRATEN – AUCH BIS ZUM TOD NICHT.
„Sie können nicht ahnen, wie sehr ich Sie verabscheue, doch diese Methode funktioniert bei mir nicht. NIE!" Ihre Stimme bebte.
NUN GUT.
„Hören Sie auf!", ertönte Cohen's Stimme.
ACH JA.
Klick, Klick. Klick. Klick.
MIT IHNEN HABE ICH AUCH NOCH EIN HÜHNCHEN ZU RUPFEN. ABER ERST MAL – WIE HAT DAS MISS DAY SO SCHÖN AUSGEDRÜCKT? WOLLEN WIR ZUM WESENTLICHEN KOMMEN.
Ich schluckte.
WIE NETT, DASS SIE MIR IN SO KURZER ZEIT DIE UHREN BESORGT HABEN. NUN JA WAS IN DIESEM SCHLOSS VORGEHT, GEHT SELBSTVERSTÄNDLICHERWEISE AUCH MICH ETWAS AN.
Der Knoten in meinem Bauch wurde größer.
WIE SCHON GESAGT ICH BIN BESTENS INFORMIERT.
„Sie wissen – alles?"
Ich sah Rain verwirrt an.
Es dauerte ein wenig, bis die Antwort erschien.
DAS GANZE GELABER. AUCH DIESER UNGLAUBLICH UNPRAKTISCHE PART MIT DEN ZWEI BLUTGRUPPEN, DIE VEREINT WERDEN MÜSSEN.
„Sie Psychopath.", flüsterte ich.
ACH. BIN ICH DAS WIRKLICH?
„Ja. Sie bringen Leute um! Ohne Skrupel zu haben! Sie haben keine Hemmungen -"
WIE AMÜSANT.
ABER DU HAST DICH AUCH WIRKLICH SEHR UNPRAKTISCH ENTWICKELT, JEMIRAH. ABER DAS IST EINE ANDERE SACHE.
„Ach ja?"
JA. NUN, MEIN LIEBES KIND.
Klick, klick, klick.
ICH HABE DIE ZÜGEL IN DER HAND. IHR WISST NICHT, MIT WEM IHR ES ZU TUN HABT. NICHT WAHR?
„Ach – ich habe nur noch eine Frage." In Rain's Augen blitzte irgendetwas auf. „Sie wollen die Dateien öffnen, nicht wahr?"
JA.
„Und was müssen wir dafür tun?"
Was war das für eine Frage – das war doch offensichtlich!
ICH DACHTE, DASS SIE DAS SCHON WISSEN, MISS DAY. WIR BENÖTIGEN DAS BLUT DES KINDES VON JEMIRAH UND DIR. ICH HÄTTE SIE FÜR SCHLAUER GEHALTEN, MISS DAY.
Ich sah mir Rain genauer an. Ihre Augen waren geweitet.
„Nun, Sie haben da einen Fehler gemacht, Maskenmann. Doch eine Frage habe ich noch: Kann ich Sie erschießen? Ich denke solch einen Kopfschuss würden Sie überleben. Was sagen Sie?"
„Rain – was zur Hölle soll das?", fragte Ian.
DA BIN ICH MAL GESPANNT – NUN GUT DANN BIN ICH JA GESPANNT, WIE SIE SICH GEWALTIG TÄUSCHEN – UND ICH KANN IHNEN VERSICHERN, DASS ICH DIESEN SCHUSS ÜBERLEBEN WÜRDE.
„Nun gut." Rain packte Jeremy und entwand ihm die Pistole.
„Rain spinnst du?", schrie Trish,
Sie hob den Arm und richtete die Pistole auf mich.
Ich sah nur noch, wie Elvira versuchte Rain aufzuhalten, als sie schon auf mich schoss.
Und trotzdem wusste ich noch in dieser Sekunde, dass die Kugel nicht mich treffen würde.
Rain
(zwei Jahre zuvor)
Alles war verschwommen.
„Lauf!"
Immer und immer wieder ertönte Leslie's Stimme in meinen Ohren. „Lauf!"
Ich war irgendwo eingeengt.
Ein Schach?
Unbewusst fuhr meine Hand an meinen Hals.
Die Einstichstelle war noch zu spüren.
Etwas summte in meinem Kopf.
Ein Teil von mir sagte: Geh nicht – geh nicht. Du darfst nicht gehen.
„Rain – lauf!" Leslie's Stimme war panisch. „Er darf nicht kriegen."
In ihrer Hand war irgendetwas Kleines. Ein Röhrchen? Alles war so...unklar. Als wäre ich betäubt.
Eine Spritze.
„Du musst laufen – sofort!"
Wieso war ich gegangen?
Das wollte ich gar nicht!
Ich kroch weiter. Einen Zentimeter. Zwei.
Da war ein Gitter.
Männerstimmen.
Etwas silbernes. Da war etwas silbernes,
Als ich den Kopf drehte, sah ich jeden Millimeter einzeln.
Da war etwas silbernes, dort auf dem Tisch.
Woher kannte ich es?
Es kam mir bekannt vor!
Es war wichtig!
„Lauf!"
Was war das? Es war so bekannt – konzentrier dich!
Mir war ganz schwummrig.
Etwas silbernes.
Es sah aus wie...ein Gesicht.
Eine Maske.
Ich kniff meine Augen zusammen. Weiter.
Maske? Was sagte mir dieses Wort?
„Lauf!" Diese Stimme – Leslie's Stimme hallte immer und immer wieder in meinem Kopf.
„Ich muss hier bleiben – ich muss.", flüsterte ich.
Meine Hände schienen gar nicht mir zu gehören.
Da war noch so ein kaltes Licht.
Es beschien den ganzen kleinen Raum.
Und eine Hand. Eine Männerhand.
„Lauf weg – bevor er dich kriegt!"
Mein Herz klopfte schneller.
Beweg dich!
Ich kroch weiter über das Gitter.
Es war groß – und so lang.
„Lauf! Bitte – lauf!"
Mit schwerem Atem zog ich mich weiter.
Weiter durch den engen Schacht.
„Du musst los! Komm schon!"
Kurz bevor ich wieder in die Dunkelheit kroch drehte ich mich um.
Dreh dich nicht um!, schrie meine innere Stimme.
Schritte erklangen von weitem.
Ich drehte mich um. Als ob mit irgendjemand den Befehl geben würde.
Und in dem Bruchteil der Sekunde, in der er wieder seine Maske aufsetzte, sah ich durch die Gitter sein Gesicht.
Jem
Sie traf mich nicht.
Natürlich traf sie mich nicht.
Rain wusste wer er war.
Sie musste es gewusst haben.
Denn erst, als Elvira aufschrie und Trish entsetzt nach Luft schnappte, setzte die Wirklichkeit wieder ein.
Und bevor ich mich umdrehte, wusste ich, wer der Maskenmann war.
Nicht ich war das Ziel der Kugel gewesen.
Das war ein Täuschungseffekt gewesen.
Sondern das Portrait hinter mir.
Sie hatte sich genau in den Kopf des Mannes gebohrt, der dort gezeichnet war.
Des egoistischen, immer abwesenden Typs.
Den Typ, über den ich nur drei Dinge wusste.
Es war das Portrait meines Vaters.
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