51.
Liebe Leser, die nächsten Kapitel werden ein bisschen komplizierter, aber zur Not einfach ein zweites mal lesen. ;-)
51.
Georgia
Hastig stopfte ich ein Buch in den Sack. Verdammt! Wir waren viel zu langsam gewesen. Ich sah mich hektisch um.
Überall war Chaos und ich hörte ein paar Menschen schreien.
Eine Uhr – wenn du eine Uhr siehst, dann versuch sie ebenfalls mitzunehmen. Rain. Rain und ihre unberechenbaren Arten wann und wie Informationen zu beschaffen.
Sie hatte es mir nicht genau erklärt – und würde es nicht weiter tun, aber wenn sie erpicht darauf war sie zu bekommen, dann war das so.
Aber eine kleine Taschenuhr in der Menschenmenge? Unmöglich.
Ich hatte nur noch ein paar Minuten. Meine Finger gingen die Bücherreihe entlang. Nichts, nichts und wieder nichts.
Was war das für eine Organisation? Und eine Uhr sah ich ebenfalls nicht – und bestimmt nicht in einem Bücherregal.
Es war zum Verzweifeln.
Schon das dritte Mal hier und nichts gefunden.
Wütend fegte ich eine Vase vom Tisch, die mit einem lauten Scheppern herunterfiel. Ich war schon in der Nordbibliothek – und fand wieder nichts.
„Rückzug.", August Stimme erklang scharf in meinem Ohr – ich warf Jeremy einen Blick zu, der eine hektische Handbewegung machte.
„Rückzug, Georgia, sofort!"
„August, deine Cousine hat..."
„Das ist egal, Rückzug Georgia, sofort!"
Ich stieß einen Fluch aus, schmiss das Bücherregal um und begann herauszurennen. Jeremy war mir dicht auf den Fersen.
„Wenn du zurück nach Jéla gehst, richte Rain aus, dass sie ihren Scheiß selber machen soll, Jer.", sagte ich zu Jeremy, der wortlos hinter mir herrannte.
„Darauf kannst du dich verlassen!", fauchte er und sah nach links. Mit einer schnellen Bewegung schlug er den Wachen neben uns nieder. „Wir müssen uns trennen Georgia!", brüllte er und wich einer schreienden Zofe aus. „Sofort!" Ich nickte und bog ab. „Wir treffen uns wieder im Wald!"
Hastig ging ich langsamer, damit ich nicht auffiel. Trotz dem Rucksack auf dem Rücken. Schnell versteckte ich mich in einer Nische, als ein Soldat vorbeiging.
Gleich würden alle Tore verschlossen sein – ich musste hier raus, denn ich war schon sowieso viel zu spät dran.
Ich rannte los, ungeachtet, dass mir sofort ein paar Wachen folgten.
„Ergreift sie!", brüllte jemand und ich sprintete weiter.
Meine Lungen brannten und ich schaffte kaum die Kurve, wegen der rutschigen Schuhe.
Ich stellte dem, auf mich zukommenden Soldaten ein Bein und schaffte es in letzter Sekunde aus dem Tor.
Als ich panische Stimmen hörte, bückte ich mich.
Einige Erwählte wurde sofort in das Schloss gebracht – im Gewusel konnte ich sie kaum unterscheiden.
Ich erblickte Prinz Maxon, der einige Befehle bellte, sowie unzählige Soldaten.
Ein Aufschrei ließ mich aufsehen.
„Amercia nein – verdammt schießen Sie nicht!" In Maxon's Stimme erklang Todespanik.
Was? Was war verdammt noch mal passiert?
Ich sah gerade nur noch ein rotes Haar, dass in voller Geschwindigkeit auf den Wald zuflatterte. Verdammt. Sie würden das Mädel suchen gehen.
Der Prinz musste von ein paar Wachen festgehalten werden. Als ein Soldat an seinem Arm zog, erblickte ich etwas für eine Sekunde am Handgelenk aufblitzen. Eine goldene Uhr.
„Yes!", flüsterte ich.
Sofort waren ein paar Soldaten da, die loszogen.
Es war nur ein Bruchteil von einer Sekunde, aber eine kleine Stimme sagte mir, dass es die war, die Rain gemeint hatte.
Behalte es nur für dich Georgia – ich flehe dich an.
Ich konnte jetzt unmöglich den Prinzen überfallen.
Noch ein Trupp Wachen zog los.
Das war meine Chance.
Mit einem letzten Blick auf den Prinzen sprintete ich geduckt zwischen den Büschen los.
So schnell ich konnte rannte ich durch das Gebüsch und betete, dass mich keiner sah.
Es war, als wäre ich Stunden gelaufen. Nur einmal wäre mir fast ein Wache über den Weg gelaufen.
„Officer Leger, Rückzug!"
Ich hatte nur noch schwarzes Haar gesehen - er war so nah an meinem Baum gewesen, dass ich fast seinen Schuh hätte berühren können.
Dieser verfluchte Leger war übereifrig.
Er war mir ein paar Mal verdammt nah gekommen und langsam wurde ich sauer.
„Georgia?" Ich zuckte zusammen, als ich merkte, dass es Rain war. Ich schwieg und hätte Officer Leger mal gerne zusammengeschlagen, aber das wäre nicht mir der Geheimhaltung meines Aufenthaltsortes vereinbar gewesen.
Das war das vierte Mal und er wäre fast auf einen Baum geklettert – womit ich aufgeschmissen gewesen wäre. Vielleicht waren es die geheimen, unsichtbaren Giftblitze gewesen, die ich auf seinen Rücken abgefeuert hatte.
Ich hatte Jeremy's Kontrollruf zum zweiten Mal nicht geantwortet und Rain ebenfalls nicht.
„Aspen komm zurück!"
„Leger – Rückzug!"
„Alles klar sie ist hier nicht!", antwortete Leger.
Meine Güte!
Erst als ich seine Schritte nicht mehr hörte schlich ich weiter.
„Sorry Rain aber so eine blöde Wache sucht ein Mädchen, dass vor Angst in den Wald gelaufen ist, was meine Tortur hier nicht angenehmer macht."
„Alles klar. hier sind auch ein paar Kameras installiert.", antwortete sie ungeniert.
„Streberin.", murmelte ich sauer.
Meine Jacke war schon total verdreckt.
Eine leichte Brise wehte und ich sah besorgt zu den dunklen Wolken die aufzogen. Früher war es hier mal verdammt heiß gewesen aber durch die starke Klimaveränderung wurde es schon mal ein paar Grad kühler.
„Ich hab sie gesehen -" Ich verstummte als ich ein Rascheln hörte, das glücklicherweise vom Eichhörnchen über mir stammte.
„...die Uhr Rain! Sie ist an Maxon's Handgelenk – da kam ich natürlich nicht ran!"
Rain fluchte. „Egal, jetzt wissen wir ja wo sie ist."
„Geheimhaltung oberste Stufe – wirklich?", fragte ich sie.
„Tut mir leid Georgia, aber ich kann dir wirklich nicht mehr sagen."
Ich holte tief Luft. „Ist okay."
Ich klemmte mir den schweren Sack unter den Arm.
„Schon mit den Tagebüchern weiter gekommen?"
„Nope. Denke nicht – und das Zeug ist super schwer." Mit einem Stöhnen bewegte ich meine linke Schulter.
„Das wird schon."
„Hoffentlich nicht zu spät."
Daraufhin schwieg ich.
Jeremy's Ruf erklang wieder und ich pfiff zurück.
Mit einem Ruck ließ ich den Rucksack wieder sinken und machte für eine Minute Pause.
„Außerdem..." Ich ließ meinen Kopf kreisen. „Läuft dieses Mädel hier herum – wäre dumm wenn sie zu einem Problem werden würde."
Ich ging mit schnellen Schritten weiter. Der Waldboden knirschte unter meinen Schuhen. Ich mochte den Geruch von den Zapfen der Tannen.
Hier war die Luft auch noch am saubersten und es war schön still. Nur das Geräusch des Windes – sonst nichts.
Ich pustete mir die Haare aus dem Gesicht. Dieser Job hier war echt knochenhart. Und anstrengend.
Mein Schnaufen wurde immer lauter, was ich unmöglich verhindern konnte. Meine Ausdauer war nicht besonders gut gewesen.
Und Rain diese kleine Fratze konnte natürlich eins und eins zusammenzählen.
„Unsere Wanderliebhaberin Georgia."
„Halt die Fresse Rain!"
„Oh es ist schon besonders schlimm!"
„Lass es!"
Meine Stimme wurde gereizter und ich verstummte. Schlechter Ort um sauer zu werden. Oder laut.Wütend riss ich am Riemen meines Rucksacks, als plötzlich alle Bücher mit einem Scheppern zu Boden fielen, weil dieser dumme Riemen gerissen war.
Wie beschissener konnte der Tag eigentlich noch werden?
Mit einem Stöhnen hob ich die Bücher wieder auf und versuchte sie notdürftig unter den Arm zu klemmen. Der Rucksack war hoffnungslos kaputt.
Mit schweren Beinen bückte ich mich und begann mühsam jedes einzelne Buch aufzuheben. Das war echt frustrierend. Unter dem einen Arm waren jetzt zehn Bücher. Als ich aufstehen wollte, fielen sie mir wieder runter.
Ich zuckte zusammen als ich Rain's leise Stimme hörte.
„Erschrick dich nicht Georgia, aber sieh mal hoch"
Ganz langsam ließ ich den Blick zur Baumkrone gleiten.
Und sah in ein paar blaue, ängstliche Augen.
Wir starrten uns gefühlte Stunden an.
Sie hatte flammend rotes Haar, weiße, pfirsichfarbene Haut und zwei klare, eisig blaue Augen.
America, nein – nicht schießen!, ging mir Maxon's Stimme durch den Kopf.
America Singer.
Die Favoritin.
Maxon's panischer Blick als sie in den Wald rannte. Er war anders. Der Blick war echt gewesen.
America passte gut zu ihm.
Und war wahrscheinlich die zukünftige Königin Illéas.
Als ich sie weitersah, bemerkte ich, dass in ihren Augen noch etwas anderes brannte.
Kampfwille.
Ein Gedanke formte sich in meinem Kopf und ich musste lächeln.
Perfekt.
Sie war perfekt.
Und die Frau die Maxon liebte.
Vielleicht war sie die neue Hoffnung.
Oder der größte Untergang eines ganzen Landes.
Ihr Kleid war völlig zerrissen und sie hielt ihre Schuhe in der Hand.
Noch immer starrte sie mich bewegungslos an.
Schließlich lächelte ich breiter. Als sie keine Anstalten machte zu schreien, hob ich meine Fußspitze und sank langsam in einen königlichen Knicks.
Überraschung blitzte auf ihrem Gesicht auf – und so etwas wie...Respekt?
Mein Herz pochte in meinem Ohren.
Jeremy's Pfiff erklang wieder.
Er musste ganz nah sein – vielleicht ein paar hundert Meter entfernt.
Ich antwortete ihm, ohne sie aus den Augen zu lassen.
„Ich komme Jeremy."
Und dann rannte ich weiter.
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