Blutroter Schleier
Wie warme Glut umschlossen die Arme des Zwerges den Halbling. Bilbo glaubte vor Erstaunen, Erleichterung und Glück förmlich zu schweben. Er sog Thorins Duft nach Rauch und Erde ein, während er durch sein langes Haar fuhr. Sie verweilten selig in dem zweisamen Augenblick. So selig, dass sie das Donnergrollen nicht bemerkten. Nein, kein Donnergrollen, ein Poltern. Ein Zischen. Ein Fauchen. Mit aller Kraft löste sich Bilbo aus ihrer innigen Umarmung.
»Sag mal, träume ich?«, fragte der Lockenkopf undeutlich.
»Ich hoffe doch nicht, Amrâlimê«, erwiderte Thorin hell aus strahlenden Augen.
»Ich auch«, lächelte Bilbo verträumt. Thorin wollte sich wieder vorbeugen und streckte die Hand nach seinen Haaren aus, da schüttelte der andere freudig, doch kokett den Kopf. »Aber das meine ich nicht.«
Der Hobbit konnte mit seinen großen Ohren feiner hören als ein Zwerg, und so vernahm er das Aufschlagen von riesigen Pfoten bereits aus einer Meile Entfernung. »Warge!«, entglitt es ihm schwankend. »Das sind Warge!«, krächzte der einstige Meisterdieb.
Von Überraschung ergriffen schmiss der Zwerg den Blick mit herum wehenden Haaren in die Ferne, dann sprintete er flink zurück zu Bilbo. Der einstige König spottete: »Orks. Dieser verfluchte Abschaum!« Schließlich zog er die Hand des Hobbits an sich heran. »Komm! Weg hier!«, forderte er ihn auf; dieses Mal blieb seine Stimme hell. Thorin wollte gerade losstürzen, da prallte sein Fußaufschlag gleich wieder zurück.
»Wo willst du denn hin? Wir sind mitten in der Wildnis Thorin, hier existiert kein Unterschlupf im Umkreis von fünfzig Meilen!« Der Zwerg brummte erkennend. »Lass uns die anderen aufsuchen. Sie müssen gewarnt werden!«, schlug der einstige Meisterdieb vor. Thorin wusste, dass es immer weiser war, Bilbos Rat zu befolgen.
Hand in Hand liefen die beiden zurück zum Lagerplatz. Das Feuer warf nur noch vereinzelte Funken und Bomburs Schnarchen ließ sie ruckartig zusammenzucken, denn es ähnelte dem Fauchen von Wargen. Rasch tauschten Thorin und Bilbo einen sehnsüchtigen, vielsagenden und bekümmerten Blick.
»Na los! Wecken wir sie!« Thorin reagierte verzögert auf Bilbos Worte, denn er sann noch immer ihrem zweisamen Moment nach. Kopfschüttelnd widmete sich der Anführer der mühsamen Prozedur. Zwerge aus dem Schlaf zu reißen, konnte ebenso schwierig sein, wie einen Menschen aus dem Koma zu wecken. Manches Mal dauerte es bis zu zehn Minuten, doch heute musste es schnell vonstattengehen.
»Zum Drachen mit dir!«, jammerte Bombur, nachdem ihm ein letztes Schnarchen entflohen war. »Ach, du bist's nur«, setzte er Augen reibend hinzu.
»Bei meinem Bart, was geht hier vor sich?«, klagte Bofur. Da sprang Bilbo auf, lief zu einem mächtigen, hohlen Baumstumpf und trommelte mit einem Stein dagegen. Ein ungeheuerlicher, durchdringender Laut zerschnitt die Stille und erweckte hunderte, klagende Zwergstimmen.
»Orks!«, schrie Bilbo. »Hier sind Orks! Ihr müsst augenblicklich verschwinden, allesamt!«
»Was! Wohin denn?«, brüllte eine Zwergenfrau trotzig.
»Ja! Seht ihr hier etwa eine Mine? Und wem wollt ihr eigentlich etwas vorgaukeln? Ich für meinen Teil erkenne jedenfalls keine Orks!« Bilbo musste sich fürchterlich zusammenreißen, keinen Frustrationslaut auszustoßen.
»Deswegen müsst ihr ja auch fort hier! Ehe sie euch erreichen!« Doch die Zwergen-Sippe missachtete die Worte des Halblings geflissentlich. Sie tuschelten und tratschten angeregt darüber, ob es sich lohnte, einem Auenland Bewohner Glauben zu schenken, und ob es nicht gesundheitsgefährdend sei, direkt nach dem Aufwachen loszustürzen. Da entflammte eine reißende, tiefe, ehrfurchtgebietende Stimme die eiserne Nacht:
»LOS! Habt ihr nicht gehört, was Bilbo gesagt hat? Befolgt seinen Rat!« Thorin bewegte sich rasend zu Bilbos Posten.
»Was können wir auf seine Meinung geben? Er ist doch bloß ein Halbling!«, hallte es plötzlich zischelnd aus der Menge hervor. Bilbo senkte bestürzt das Kinn. Thorin biss die Zähne zusammen. Dann hob er die Brust und trat direkt neben den Benannten - während er seine Hand ergriff.
»Was tust du?«, wisperte Bilbo erstaunt. Ein kleiner Funke erstrahlte in den Augen des Zwerges, als er bedeutend näher an seinen Halbling rückte - nicht länger bemüht, dies vor der Menge zu verstecken. Bestimmt sprach er: »Zügel dein Mundwerk, Dunja! Er ist nicht bloß ein Halbling, und wenn schon« Bilbo öffnete den Mund, »so ist er mein.«
Der Hobbit wusste nicht, ob er in Freudentränen ausbrechen oder den Kopf schütteln sollte, da Thorin sich einen recht ungünstigen Zeitpunkt für die Offenlegung ihrer wahren Beziehung ausgesucht hatte. Doch jetzt gerade, da konnte er nicht anders, als bis über beide Ohren zu strahlen.
»Dein? Dein was?«, zischte Dunja.
»Er ist mein«, wiederholte Thorin und sah lächelnd zu Bilbo. »So wie ich der seine bin.« Der Hobbit vergaß die Menge für den Augenblick. Er vergaß den Ausruf der Orks, oder das hörbare Klappern der Blätter und des bebenden Untergrunds. Durch den blutroten Schleier der Nacht war weniges zu erkennen, doch hätte er es gekonnt, so hätte Bilbo gesehen, wie Dunja buchstäblich die Kinnlade herunterfiel.
Und darauf geschah es: Während die Hände des Halblings und Zwerges sich ineinander verschränkt hielten und jedes einzelne Augenpaar die Bedeutung dessen erkannte, erschallte ein Knacken. Erst ganz leise wie das Vergehen von Feuerscheiten; dann ganz laut, wie das Fallen eines übergroßen Steinhauers aus Metern Höhe einer Zwergenmine.
Ein riesiger Aufschrei durchbiss die seltsame Brise der Offenbarung und jagte anschließend jeden einzelnen Zwerg. Statt eines strategischen Laufes ertönte gellendes Geschrei. Das Zwergenvolk raste in alle Richtungen. Einige taumelten, einige purzelten gegeneinander, andere stolperten über Baumstümpfe und nur wenige fanden den Weg von der Lichtung hinter den Schutz eng stehender Eichenbäume. Das alles geschah so rasant, dass Bilbo und Thorin, die sich so eben noch gemeinsam im Licht ihrer Offenbarung gesonnt hatten, nicht reagierten.
Erst als ein keifendes, zutiefst reißerisches Fauchen hinter ihnen ertönte, drehten sie sich Hand in Hand um. Das Maul des Wargen stand sperrangelweit, seine spitzen Zähne ragten wie Speere hervor. Speichel tropfte dickflüssig aus seinem Maulwerk. Sein Reiter trug einen Kettenmorgenstern. Sogleich zog der Ork den Arm zurück und holte tief aus. Daraufhin flog die spitze Kugel direkt auf die Köpfe der kleineren zu. In letzter Sekunde zog Thorin Bilbos Kopf in die Tiefe. Schützend legte er die Arme um ihn.
Doch die Gefahr war noch lange nicht gebannt. Der Ork stapfte direkt auf die kauernden Geschöpfe zu und versuchte, ihre Schwäche auszunutzen. Die Kugel flog ein weiteres Mal in die Tiefe. Bilbo streckte die Hände nach oben, obgleich er wusste, dass es keinen Zweck hatte. Bereit in die Dunkelheit zu gehen, quietschte er; sich an Thorins Hand fest klammernd. Doch da prallte die Kugel hohl klingend ab.
Thorin hatte ein Eichenschild gezückt. Mit einem Keuchen richtete er sich auf und presste das Holzschild gegen den Oberkörper des Orks. Gerade hätte man meinen können, der kleinwüchsige Zwerg wäre tatsächlich stark genug, das Monstrum eigenständig gegen einen Baum zu befördern; da entstand ein Umkehreffekt. Der Ork schob den rechten Arm nach vorn, holte ein weiteres Mal noch viel kräftiger aus - und rammte dem Zwerg die Holzspitze direkt in die Brust und den Bauch.
Ein Blut gefrierender Klagelaut zerriss die Nacht. Thorin sank wie ein Stein zu Boden. Bilbo schnellte auf. Samt eiskalten Händen, zitternden Knien und einem wehleidigen Blick auf seinen Gatten hob er schluckend beide Schultern an. Nun fixierte der Ork zwar den Halbling, doch es war leicht zu erkennen, dass seine Aufmerksamkeit noch immer dem Zwerg galt. Hätte Bilbo die Sprache der Orks verstanden, so hätte er gehört: »Ist das etwa Thorin Eichenschild? Dieser Pflegel der Azog zur Strecke gebracht hat?« Das graue Monstrum mit entstelltem Gesicht lachte auf, doch für Bilbo klang es mehr wie ein Ersticken.
»Was, glaubst du, ist der Lohn für seinen Kopf? Der Thron?«, sprach der Ork verlockt zu sich selbst. Er leckte sich die Zähne, während er eine lange, breite Klinge hervorzog. Panisch beobachtete der ahnungslose, kleine Hobbit das Geschehen.
Flink zog Bilbo sein Schwert Spitz hervor. Das blaue Licht entflammte, während er es bedeutend hin und her wedelte. Dies rührte das Monstrum jedoch nicht mehr als ein Mückenstich. Achselzuckend widmete sich der Ork seinem Vorhaben. Er umklammerte gehässig die Klinge, platzierte sie zwei Meter über Thorins reglosem Kopf und hob die Arme. Dann ließ er los. Ein schriller Laut erklang.
Bilbo rollte sich mit Thorin den kleinen Hügel hinab. Doch als er unten aufkam, traf sein Kopf einen unbemerkten Felsen. Auch der Hobbit sank nun von Schwärze eingenommen in sich zusammen. Eine Minute strich ins Land. Der Zwerg war durch die Bewegung wach gerüttelt worden.
Das rote Mondlicht kratzte in Thorins Augen, das intensive Brennen in seiner Lunge und Bauch raubte ihm nahezu die Atemfähigkeit. Doch als er Bilbos leblos anmutende Gestalt erhaschte, zupfte kein eigenes Wehklagen mehr an seinem Leib. Da geschah es: Die Visionen der Vergangenheit nahmen ihn von Neuem ein. Sie umkreisten ihn wie Schatten, lachten über ihn wie der Ork und trieben ihn wie der Balrog in die Ecke. Sie prangten vor ihm wie das detaillierste Gemälde, welches ein Lebender erblicken konnte. Sie tadelten ihn wie der Tod das Leben.
Plötzlich erschallte im Außen ein Fauchen. Die speerartigen Zähne eines Warg schwebten direkt über Bilbos Kopf. Aber dann schoben sich erneut die Visionen davor. Thorin blinzelte hektisch. Immer wieder wechselte sein Fokus zwischen den Vorstellungen und der Realität, ehe er sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden wusste. Von seinen vergangenen Gefühlen der Trauer geplagt, entglitt ihm jegliche Handlungsfähigkeit. Immer wieder und wieder schlug er mit den Augen auf, versucht den Fokus auf das einzig Wesentliche zu legen - Bilbo, der soeben von einem Monster niedergestreckt zu werden drohte. Aber die Bilder vor Thorins innerem Auge überragten die Gefahr der Gegenwart, holten ihn ein wie Schatten des Lichts. Ja, ironischerweise drohten sie in das Jetzt einzudringen, als Prophezeiung zu fungieren und sowohl die Gegenwart als auch Zukunft mit sich zu reißen.
Mit aller Kraft stemmte sich Thorin ihnen entgegen. Mit aller Kraft bewegte er die linke Hand. Doch er verlor erneut den Fokus, driftete ab in all seine finstersten Albträume. Träume.
Plötzlich erschütterte im Außen ein jämmerlicher Klagelaut die Lichtung. Ruckartig schnellte Thorin herauf. Die Zähne des Monsters hatten Bilbos Schulter erwischt; dunkelrotes Blut vermischte sich mit dem Braun steinharter, bröckeliger Erde. Wiederkehrend blinzelte er. Zuerst brachte Thorin mühselig die rechte Hand herauf, dann die linke. Sich gegen die Visionen wehrend, strich er beruhigend über Bilbos rechte Schulter, doch spürte Übelkeit aufsteigen, als er das frische Blut an seiner Hand erhaschte. Sein Brustkorb schien hinabzusinken vor Schmerz. Erneut wechselte der Fokus zum Rabenberg und die Rinnsale Blut auf der Brust des vollends geschwächten Halblings. Seine leblosen Augen. »Nein«, hauchte Thorin wimmernd.
Urplötzlich traf eine spitze Zahnkante Thorins Arm. Er keuchte auf, stieß scharf Luft zwischen den Zähnen hervor und sank in sich zusammen. Da erkannte er Bilbos halb geöffnete Augen. Unter blassem Angesicht stierte der Hobbit ihm entgegen. Seine Stimme war kaum hörbar, doch sie sprach mit aller Kraft:
»Ich bin hier, Thorin. Ich lebe! Du lebst! Bitte, gib jetzt nicht auf.« Ein Schimmer vermischte sich wie ein Wassertropfen mit Thorins eisblauer Iris.
»Du darfst jetzt nicht aufgeben«, erklang es in seinem Geiste, am Rande des geheimen Eingangs zu Erebor. Es war Bilbos Stimme gewesen, die ihn veranlasst hatte, umzukehren. Es war seine Stimme gewesen, die ihm Hoffnung verliehen hatte, wenn alles verloren schien. Immer.
Mit einem Mal hörten die Schatten auf, an Thorins Seele zu nagen. Wie Sonnenlicht, das Trolle in Steine verwandelte, lähmte das Licht der Hoffnung die Dunkelheit in ihm. Bewegung kroch in seine Füße, seine Beine und schließlich Arme. Der Zwerg rollte sich auf den Rücken und stützte den linken Arm am Untergrund ab, während er mit der rechten bestätigend Bilbos Hand suchte.
Gerade da flog der dreieckige Kopf mit den knochenweißen Speeren herab. Geschickt rollte sich Thorin zur Seite und zog Bilbo mit sich. Nun, mit den Händen kniend, hob er angriffsbereit den Kopf, und schließlich den Körper hinauf. Nach einem Eichenholz greifend, presste er den Kiefer zusammen und öffnete drohend die Lippen.
»Euch durstet es nach Blut?«, fragte er rau, während er einen Fuß aufstellte. Wie zur Antwort fletschte der Warg die spitzen Zähne. Daraufhin wurde auch sein Reiter auf die Ausrufe Thorin Eichenschilds aufmerksam.
»Nun, das meines Gatten werdet ihr nicht bekommen. Rührt ihr ihn an, verreckt ihr im selben Moment.« Ein erstickendes Lachen vonseiten des Orks erschallte. Es bedurfte keiner Sprachkenntnisse, um die Forderung des Monstrums zu verstehen.
»Dein Kopf«, raunte der Ork und lehnte sich bereit nach hinten. »Dein Kopf für den Halbling.« Der Zwerg hob ahnend beide Brauen, während er eine Hand auf seine blutende Brust legte. Hustend ergriff er Orcrist, hob es an und nickte herausfordernd. Gerade wollte der Ork zum Angriff übersetzen, da brüllte Thorin: »Nein!« Das Monstrum hielt gehässig den Kopf schief. Der Zwerg wusste um seine Naivität und darum, dass er Bilbo seinen Verlust nicht zumuten konnte. Doch er konnte ihn ebenso wenig sterben lassen. Also brachte er zutage: »Besiegt ihr mich, so rafft meinen Kopf. Doch solltet ihr versagen, verschwindet ihr allesamt - und lasst mein Volk in Frieden.«
Der Ork senkte überlegend die Stirn. Es war selbsterklärend, dass Orks nichts von Bedingungen hielten, schon gar, wenn es ihm ein leichtes gewesen wäre, den mickrigen Zwerg augenblicklich niederzustrecken. Doch solch ein wichtiges Duell sagte seinem Ego zu. Also nickte er hastig und hob überschwänglich die Todeskugel.
Thorin vernahm Bilbos taube Worte nicht, als er ein Bein nach hinten setzte. Thorin vernahm nicht sein zutiefst besorgtes Flüstern, als er brüllend und gellend nach vorn lief. Ein Duell war das Letzte, was Bilbo gewollt hatte, und der Hobbit wusste, dass Thorins Chancen in seinem gebrechlichen Zustand gleich null standen. Wenngleich Bilbo schon vielfache Milliliter Blut eingebüßt hatte, wenngleich seine Beine kribbelten und sein Oberkörper in jeder Sekunde nachzugeben drohte, richtete er sich mühselig auf.
Mit Stich vor seiner Brust watschelte er mehr als rennend auf den Ork zu. Die Augen schließend, einzig die Tritte kontrollierend, bewegte er sich Meter um Meter. Dann brachte er einen letzten Funken Energie zustande. Bilbo nutzte den Moment, in welchem sich der Ork abgelenkt von Thorins verzweifelten Schwertstichen nach vorn beugte. Das Monstrum umfasste die breite Klinge, beugte den Ellbogen nach hinten, setzte zu einer Kreisbewegung an und fixierte den Zwergenkopf.
Der Ork schnellte hervor. Thorin keuchte auf. Ein gefrierendes Aufprallen hallte in der bitterkalten Luft wider. Jetzt umschloss Bilbo die Schwärze wie ein alter Bekannter im düsteren Gewand, während sein Flehen jedem verschwindenden Gedanken vorauseilte - die einzig Thorin galten. Es waren schmerzhafte, düstere Gedanken der Reue. Der Hobbit knallte mit seitlichem Kopf und schlaff zur Seite gestreckten Armen auf das steinharte Erdreich - zwei Meter neben ihm der leblose Körper.
Ein Winseln raschelte ohrenbetäubend. Die fletschenden Zähne verblassten, als der Warg einen Schritt zurücksetzte. Flennend sprintete das Untier hinfort, zwischen dem Blätterdach der Eichen in die weitreichende Ferne; es besaß keinen Reiter. Auch die anderen Orks stellten augenblicklich ihre Ausführungen ein. Als wären sie vom Blitz getroffen, erstarrten die Bestien zwischen den Stichen der Zwerge.
Einigen gelang es zu fliehen, doch die meisten wurden von den Kriegern bezwungen. Siegesschreie und glorreiche Ausdrücke zogen durch die sich nunmehr verfinsternde Nacht, als sich eine Wolke vor den fahl roten Vollmond schob. Zum tausendsten Male legte sich Stille über das vorige Gemetzel einer Schlacht Mittelerdes und bedeckte die leblosen Gestalten aller, die einst Freunde genannt worden waren. Oder Familienmitglieder. Oder aber Gattinnen und Gatten.
»Oh nein!«, war Balins Ausruf zu vernehmen. Ihm entrann ein erschütterndes Aufschluchzen. Auch die anderen Zwerge von Thorins Gemeinschaft plagten sich mit schockierten Gesichtern oder feuchten Augen. Bofur versuchte, Bombur zu trösten, während er selbst eine Träne unterdrückte. Doch am lautesten war der Aufschrei des einen, der sich nun kriechend wie ein Wurm am Grund hervor hievte.
»Nein!«, brüllte er. »NEIN!«, entfloh es ihm heftig, als er die bitterkalte Hand des einen mit seiner verschränkte und zu seinem Mund zog. Er beugte sich über seine Brust, legte eine Hand darauf und unterdrückte den Würgereiz bei dem nunmehr strömenden Blut. Jeder Schmerz vermischte sich mit der Taubheit des Verlustes.
Manch einer nannte es ein Deja-Vú. Doch dieser Augenblick verdiente eine solche Bezeichnung nicht. Denn ein Déjà-vu war eine Erinnerung, die sich wiederholte - wie Thorins Visionen. Er legte den Kopf auf seine Brust. Ein Wimmern durchdrang den finsteren Wald. Nur ein seichtes Klopfen erfüllte die trauernde Stille.
_________________________
Hallo :)
es ist jetzt zwei Wochen her, seit ich das letzte Kapitel veröffentlicht habe. Momentan fällt mir das Überarbeiten etwas schwer, und so habe ich mich einfach nicht dazu durchringen können, das Kapitel vorher zu veröffentlichen.
Ich habe nun auch endlich die Beschreibung überarbeitet. Und da fällt mir gerade auf, dass mein erster Teil »A Second Chance« bald schon fünf Jahre alt wird - am 16. Januar. Ich kann gar nicht glauben, dass das so lange her ist! Und, dass er inzwischen über 17k reads hat - wow 🥺
Auch, wenn so viel Zeit vergangen ist, schreibe ich noch immer so gerne an diesen Fanfictions, was mich manchmal selber schon etwas erstaunt, haha. Ich glaube, meine Liebe für Mittelerde und Bagginshield wird einfach (zum Glück) nie vergehen.
An diesem Punkt - und auch wenn ich es oft sage - danke euch - die kleine aber feine Community, die diese Geschichte tatsächlich liest. Ihr seid super!
Noch einen schönen Abend/Tag euch (ja, ich weiß, nett zu sagen nach diesem Kapitel - aber es geht weiter)
und bis bald ^^
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro