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Three

Three

Rose lief in ihrem Zimmer auf und ab. Sie hatte Bedenken, dass der Plan scheitern könnte. Und sie sorgte sich darum, was Daren dann mit ihrer Schwester machen würde.

Jacob war bereits gegangen, damit er alles vorbereiten konnte. Eine weitere Sorge in ihr, die aufkeimte. Daren war skrupellos und hinterhältig. Er würde gefährlich für Jacob Frye sein können – und dann riss sie einen Menschen in den Tod. Das wollte sie sich gar nicht erst vorstellen, doch unweigerlich tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf.

Sie atmete tief ein, setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schminktisch.

Sie kannte zu wenig über die Rooks und seinen Namen hatte sie zuvor nur einmal gehört. Sie hatte nichts mit dem Namen Jacob Frye assoziieren können, bis sie Jacob selbst kennenlernte. Und er kam ihr nicht wie ein Ganganführer rüber. Er war freundlich, hilfsbereit. Sie konnte ihre Gedanken zu ihm und über ihn nicht mit dem Mann vereinbaren, der eine brutale Gang anführte, die über London ihre Kreise zog und in deren Schattenwelt herrschte.

Und vor allem konnte sie ihre Angst um den fremden jungen Mann nicht verstehen.

Rose atmete nochmal tief ein, griff nach ihrer Puderquaste und der cremigen hautfarbenen Masse in ihrem Döschen daneben um ihren Kratzer und das bläuliche Auge ein wenig abzudecken. Natürlich funktionierte es nicht vollständig, aber sie fühlte sich dadurch ein wenig besser. Sie frischte ihr Rouge gleich nochmal auf ihren Wangen auf und gab sich etwas Gloss auf die Lippen, schaute sich im Spiegel eine Weile an.

Sie fragte sich, wann sie von Teestunden mit ihren Freundinnen zu der Frau vor dem Spiegel geworden war.

Rose brauchte einige Zeit. Sie musste sich für heute Abend fühlen. Sie musste heute Abend für sich selbst stark sein. Für sie und Elisé. Ihre Eltern kamen bereits um vor Sorge – so wie sie.

Sie begab sich zu ihrem Kleiderschrank, zog ein Spitze besetztes Jäckchen hervor und schlüpfte hinein. Danach tauschte sie ihre gemütlichen Pantoffel gegen leichte Schuhe mit Absatz. Flache Schuhe besaß sie nicht mehr, außer ihrer Pantoffel – Daren hatte alle weggeschmissen. Laut ihm sollte seine Zukünftige nur auf Absätzen laufen. Rose hatte schon Schmerzen, wenn sie ihre ganze Schuhauswahl nur anblickte. Zunächst hatte sie in den ersten Monaten in London Blasen bekommen. Ganz viele und schmervoll. Mittlerweile waren ihre Knöchel daran gewöhnt und es gefiel ihr nicht.

Als Rose das Schloss der Zimmertür zu hören vermerkte spannten sich ihre Rückenmuskeln an. Sie war dankbar dafür, das Daren nicht im selben Zimmer wie sie schlafen wollte und sie ein eigenes hatte. Doch er hatte zu ihrem Zimmer die Schlüssel – um zu beweisen, dass sie ihm jederzeit zur Verfügung stehen müsste, für was auch immer er wollte. Sie hatte Angst vor dem Tag an dem er von ihr körperlich etwas verlangen würde. Schon als sie ein kleines Mädchen war hatte sie sich gewünscht, einen gutmütigen und freundlichen Ehemann abzubekommen. Einen, der sie auf Händen tragen würde, stets mit Respekt behandelte. Das hier war weitab von ihrem Traum.

Rose zuckte deutlich vor Angst als die Tür ins Schloss knallte noch bevor sie sich umgedreht hatte. Daren war diesmal leise gewesen.

Sie spürte wie sich ihre Atmung beschleunigte.

„Und?" Sie drehte sich zu ihrem Zukünftigen um. Sein blondes Haar hatte er zur Seite gekämpft, eine Faust war geballt – auf die Rose blickte. „Ich hoffe für dich, du hast die Zeit genutzt, Darling", meinte der Mann schroff und kam auf die junge Frau zu.

Rose atmete tief ein. „Ja." Roses Stimme klang nicht annähernd so stark wie sie es sich vorgestellt hatte und ihr Kopf zuckte ein Stück zurück als Daren vor ihr stehenblieb und die Hand hob, um ihr eine Strähne ihres welligen Haares aus dem Gesicht zu streichen.

Er strich mit seinem breiten Daumen über ihren Kratzer, den er ihr mit der Gartenschere zugefügt hatte, nachdem sie ohne seine Erlaubnis das Haus für einen Mittagsspaziergang auf dem Markt verlassen hatte. Rose hatte es in seinen Augen herausgefordert. Niemand in diesem Haus tat etwas, ohne seine Zustimmung erhalten zu haben – er dachte das wüsste sie schon längst.

Darens Mundwinkel zuckten und er legte den Kopf schief, griff ihr unters Kinn. „So still", kommentierte er, ehe sich seine Augenbrauen zusammenzogen und sie wimmerte, weil er sie am Kinn packte und in die Nähe seines Gesichts zog. Da sie zwei Köpfe kleiner als er war, zwang er sie, sich auf ihre Zehenspitzen zu stellen und in diesen Schuhen verspürte Rose Schmerzen in ihren großen Zehen, auf denen sie balancierte. „Schon viel besser." Er packte sie noch kräftiger und Rose versagte das Schlucken als er herumgriff und sie am Hals packte. Sie keuchte auf. „Also", forderte Daren mit einer drohenden Stimme und hob seine Augenbrauen, strich mit seinem Daumen über ihre Halsschlagader. „Wie lautet sein Name?"

Panik machte sich in ihr breit. „Ich..." Sie schnaufte, gab einen verquirlten Laut von sich als er sie am Hals noch höher zog. „Keine... Luft", hechelte sie ihm zu und er beugte sich zu ihren Lippen vor.

„Rose,d u sagst mir nun besser, was ich wissen will, sonst wird es für dich unangenehm."

Sie quietschte. „Ich... krieg keine Luft", sagte sie. „Kann so nicht... antworten."

Er seufzte entnervt, rollte mit den Augen und ließ sie schlagartig los.

Sie stolperte nach hinten, stützte sich mit einer Hand an ihrer offenen Schranktür ab und die andere wanderte zu ihrem Hals.

„Also?" Er war ungeduldig. Er war von ausgegangen, sofort eine Antwort zu erhalten von diesem langweiligen und trostlosen Weib. Für nichts war sie ihm gut, außer für den Status, den sie hatte, dank ihrer Eltern. Mit ihr an seiner Seite würde er noch höher in der Gesellschaft aufsteigen. Und vielleicht war sie ihm eines Tages auch gut genug im Bett.

„Hm", machte Daren, legte den Kopf schief. „Darüber habe ich noch nie nachgedacht."

„Wie bitte?" Rose atmete tief ein und wurde blass als ihr Verlobter breit zu grinsen begann. „Ich... also sein Name", sagte sie, ehe sie aufschrie als er sie am Haar packte, ihr Haarnadeln von letzter Nacht herausriss, die sie sich noch nicht hervorgeholt hatte.

Sie zählte die Sekunden, betete, ehe sie weichen Untergrund fühlte und auf ihre Tagesdecke blickte. Sie nuschelte, bekam kaum noch Luft als er ihren Kopf in die Decken drückte.

„Wir machen es jetzt ganz schnell, Rose", knurrte ihr Daren ins Ohr und ihr Bein zuckte. Sie strampelte aus Reflex als sie spürte, dass er ihr Kleid hochzuschieben begann. „Sag mir seinen Namen oder ich behandle dich noch heute wie die Hure, die du doch eigentlich bist." Ihr schossen Tränen aus den Augen und ihr Puls hämmerte ihr in den Ohren als er seine Hand in ihren Hintern krallte. Noch nie hatte sie sich so wertlos und respektlos behandelt gefühlt. Er hatte ihr sogar früher einst gesagt, vor der Hochzeit würden er und sie nicht miteinander verkehren – aus Gründen ihrer Reinlichkeit.

Sie gab weinerliche Laute von sich, versuchte ordentlich die Worte in ihrem Mund auszusprechen und schluchzte auf als er sie schmerzhaft am Haar hochzog, um sie verstehen zu können.

„Bitte", schluchzte sie mit verschwommener Sicht.

„Einen Namen!", sagte Daren ungeduldig.

„Ichweiß i-ihn nicht." Sie schrie auf als er ihr so kräftig auf den Hintern schlug, dass sie sich sicher war, er würde blau werden. Sie versuchte sich mit ihren Armen zu wehren als er sie herumdrehte, sich auf sie setzte. „Nein, b-bitte-e", flehte sie und drückte mit ihren schmalen Handgelenken gegen seine großen Pranken.

Er drückte sie daran nieder auf ihr Bett und sie wimmerte, schniefte und schluchzte auf als er sich mit seiner halbharten Erektion an ihr rieb. Ihr war noch nie etwas so unangenehm gewesen wie dies hier.

„Du lässt mir also keine Wahl." Sie schrie, wehrte sich dagegen, dass er versuchte, ihren Rock hochzukrempeln. Sie hörte seine Gürtelschnalle und wie sie aufsprang, bewegte ihren Körper mit vollem Körpereinsatz aus Reflex und Selbstverteidigung.

„One Tun", rief sie und hechelte, spürte das er inne hielt. Er schob ihren Stoff zurück, sah von ihr und ihrem verquollenen Gesicht hinunter auf ihr Geschlecht, das, was nur ihm gehörte. Er könnte es sich jeder Zeit nehmen – sogar jetzt.

„Wie war das?"

„One Tun Pub." Rose schluchzte, sah ihn verängstigt an. „Ic-h bin ihm da begeg-net. Nachdem d-du mich gestern", sie holte tief Luft, schluchzte auf, „Rausgew-worfen hast."

Er zog seine Augenbrauen zusammen.

Die Stille zwischen ihnen war zum Entzünden scharf und gerade als Rose dachte, sie müsste wirklich um ihre Unschuld gegen einen Mann ankämpfen, der ihr körperlich überlegen war, schob er ihren Rock und den dazugehörigen Stoff hinunter, verdeckte ihre Mitte.

Daren interessierte sich nicht für den weinerlichen Ausdruck seiner Verlobten.

„Erinnerst du dich auch wie er aussah?", fragte Daren brummend und die junge Frau nickte stumm. Rose hatte fürchterlich Angst was als nächstes geschehen würde. „Zieh dich an." Er seufzte, ließ ruckartig von ihr ab und stand auf, starrte auf sie hinab. „Du hättest dir das ersparen können, Rose." Sie sah ihm mit ihren Augen nach, wie er ihr Zimmer durchquerte. „Eine Stunde." Danach verließ er ihr Zimmer, schlug die Tür zu und sie hörte, wie er den Schlüssel herumdrehte.

Ihre Augen wanderten gen Decke und ein paar Minuten saß sie da, atmete von Mal zu Mal hektischer ein – bis sie in Tränen ausbrach und ihr Gesicht verdeckte.

Noch nie war sie so gedemütigt, so herabgewürdigt worden. Er würde keinerlei Rücksicht auf sie nehmen, niemals und in keiner Hinsicht.Das würde also ihr Leben sein – sollte sie sich nicht wehren können, sollte Jacob heute Abend keinen Erfolg haben.


Jacob war inzwischen wieder bei Frederick Abberline und diskutierte - und der junge Assassine war kaum zu bremsen.

„Jacob, das kann ich nicht machen", entgegnete der Polizist. „Außerdem hörte ich, das Miss Dupont wieder aufgetaucht sei. Der Suchtrupp wurde bereits aufgelöst."

Sein Freund reagierte nicht so wie Jacob erhofft hatte nachdem er von seinem Plan erzählt hatte. Er reagierte so, wie Männer heutzutage nun mal reagierten. In seinen Augen war eine Frau nur eine Frau. Nicht gleichgestellt mit ihm. Jacob war die reine Ausnahme, Jacob war aber auch nicht wie der Rest erzogen worden.

„Komm schon, Freddie, du hast mir vierundzwanzig Stunden gegeben, die sind noch nicht vorbei", erwiderte Jacob und warf Abberline einen Blick zu. „Alles was du tun musst, ist, mich zum One Tun Pub begleiten und dort wird sich dann alles aufklären", bat der Assassine nun und blickte seinen Freund hilfesuchend an. Jacobs Stimme klang nach mehr als das es nur eine einfache Bitte sein konnte.

Abberline zog seine Augenbrauen zusammen. „Hast du was mit der Kleinen? Denn dann kann ich dir nicht weiterhelfen, mein Freund."

„Nein!" Jacob schüttelte den Kopf und verzog die Miene. „Herr Gott nochmal, Abberline, sie ist ein Kind! Sie muss vor ihm beschützt werden, deswegen tu ich es." Jacob wusste nicht genau warum sich diese Worte für ihn wie eine Lüge anfühlten. Doch das taten sie.

Abberline konnte sehen das es etwas in Jacobs Augen gab, das etwas „funkelte", was er zuvor noch nie wirklich gesehen hatte. Ihm entkam ein Seufzer.

„Du sorgst dich anscheinend wirklich sehr um sie", stellte er fest und fluchte innerlich. Er dachte daran als Jacob und Evie ihm geholfen hatte, einen Anschlag auf die Königin zu verhindern. Danach wurden Jacob und Evie sogar zu Rittern geschlagen. Er schuldete Jacob Frye zu viel, als dass er seine Bitte ablehnen konnte. „Na schön", gab er seine Zustimmung. „Ich komme mit", verkündete er. „Aber dies ist die letzte Chance, Jacob." Er erhob sich aus seinem Stuhl.

Jacob war überglücklich und hätte Freddie umarmen können – aber er schaffte es, sich mit dieser Geste zurückzuhalten. „Das Einzige was du nun benötigst, ist eine deiner Verkleidungen", lachte der Assassine und klopfte ihm brüderlich gegen die Schulter.

„Ich hoffe wirklich sehr, dass ich es nicht bereuen werden, Jacob", meinte Abberline und schüttelte seinen Kopf.


Währenddessen hatte Rose es geschafft, sich erneut frischzumachen und sich etwas anderes anzuziehen. Sie trug ein etwas einfacheres Kleid in blassen Blautönen. Ihre Korsett hatte sie abgelegt. Durch die Tat von Daren hatten sich die Drähte in ihre Haut gebohrt und dunkle Flecken hinterlassen. Sollte er es nochmal versuchen wollte sie vermeiden, sich selbst dadurch noch mehr zu verletzen. Abgesehen davon mochte sie diese Dinger nicht.

Als sie vorsichtig und langsam die Treppe herabstieg, konnte sie ihre kleine Schwester Elisé sehen. Sie sah sehr eingeschüchtert aus und man konnte kaum glauben, dass sie erst zwölf Jahre alt war. Rose schaute in den Flur, dort stand ihr Verlobter und zog selbst seinen braunen Mantel an.

Rose blickte nochmal zu ihm, dann ging sie hastig zu ihrer kleinen Schwester – kniete sich vor sie hin – und versuchte ihr Mut zu machen. „Ich verspreche dir, es wird alles gut." Elisés Unterlippe, die weitaus voller als ihre Oberlippe war, schob sich ein kleines Stück vor. „Dir wird nichts passieren", flüsterte sie. Hinter den beiden Schwestern standen zwei stämmige – finster dreinblickende – Wachmänner, die wohl auf Elisé aufpassen sollten.

Rose keuchte vor Schreck auf – und Angst durchströmte ihren Körper – als sie spürte, wie Daren sie packte. „Genug, wir haben noch etwas zu erledigen", meinte er grob und zog Rose mit sich in den Flur. „Weib." Er packte sie bei der Hand, zog sie mit sich heraus. Im Vorbeigehen legte die Hausdame ihr ihren Mantel in die Armbeuge.

Bei der Kutsche angekommen drängte er sie schnell hinein.

Rose war klug genug sich nicht zu wehren. Wer wusste, wann Daren sie wieder schlagen würde?

„Ihr passt auf, das hier keiner rein oder raus kommt!", befahl Daren seinen Männer grob und stieg auch in die Kutsche. Rose spürte wie sich die Kutsche in Bewegung setzte. Nun gab es kein Zurück mehr.

Sie versuchte ihren zitternden Atem unter Kontrolle zu bekommen, solange sie gegenüber Daren saß. Mit ihm auf diesen engen Raum zu sein bereitete ihr Unbehagen. Sie wollte stark wirken und nicht schwach oder hilflos, doch glaubte genau so auszusehen.

Sie waren auf dem Weg zum Devils Acre, denn dort befand sich der One Tun Pub. Daren fragte sich, was sie dort gesucht haben konnte. Er wusste, was sich dort für Gestalten herumschlugen. Das war kein Ort für eine Frau wie Rose. Jeder dort hätte gewusst, sie würde dort allein anhand ihrer Kleidung nicht hineinpassen. „Jetzt schau nicht so traurig, Schatz." Rose schloss kurz die Augen. „Du solltest froh sein, das ich dich nicht gleich auf die Straße geworfen habe." Daren lachte finster über seinen eigenen Scherz und Rose blieb stumm. Sie hoffte sehr das Jacobs Plan wirklich aufging, denn wenn er es nicht tat würde es noch so viel schlimmer für sie werden. Sie wollte sich nicht im Entferntesten vorstellen, was Daren dann mit ihr– oder ihrer Schwester – machen würde.

Es blieb still in der Kutsche und die junge Frau hatte auch Zeit ein wenig nachzudenken. Nur, solange sie immer noch ein Auge wachsam auf ihren Verlobten gerichtet hatte.

Ihre Gedanken fingen an zu wandern – sie wanderten zu dem Mann auf den sie hoffte. Wahrscheinlich hätte Jacob sie niemals so behandelt – oder auch nur irgendein anderer Mann. Ein anderer, vielleicht sogar Jacob, hätte sie bis zur Hochzeit mit Respekt behandelt, sie erst danach aus dem Elternhaus geholt und er hätte sie respektvoll im Schlafzimmer behandelt. Nicht wie Daren. Vermutlich würde Jacob so viel mehr auf sie eingehen.

Roses Wangen färbten sich rosa bei dem Gedanken. Noch nie hatte sie daran gedacht. Und das Jacob der war, an den sie dabei dachte, ließ ihren Bauch kribbeln. Ein warmes Gefühl machte sich breit in ihrem Bauch und sie presste unter ihrem Kleid die Beine zusammen. Hatte sie ihre Periode bekommen? Oh nein, nicht jetzt!

Panisch blickte Rose auf ihren Schoß. Sie betete, jetzt nicht ihre Periode bekommen zu haben.

„Was?!"

Rose blickte sofort auf, schüttelte den Kopf. „Nichts", sagte sie hastig.

Daren beäugte sie skeptisch, wanderte von ihrem Gesicht hinab zu ihren Füßen. Er ließ ihr Verhalten für eben unkommentiert. Es war ihm egal, woran sie dachte.

Vor Rose inneren Augen tauchten Jacobs haselnussbraune Augen auf und sie unterdrückte es, zu seufzen. Sie empfand sie als beruhigend. Seine Augen strahlten eine Wärme aus, von der Rose sie noch nie bei einer anderen Person gesehen hatte. Sie dachte an seine schmalen Lippen –fragte sich, wie sich seine Lippen anfühlen würden. Oder wie es sich anfühlen würde, wenn er statt Daren ihren Rock raffen und ihr Kleid hochschieben würde. Wenn es seine Hände wären, die sie in der Nacht warm halten würden.

Als sie merkte was für ein Gedanke ihr in den Kopf stieg erschrak sie und schämte sich sofort. Solch ein Bedürfnis durfte sie unter keinen Umständen entwickeln! Es war falsch! Daran durfte sie nicht denken. Sie war Daren versprochen – und ihm gegenüber verpflichtet, den Aufgaben einer Ehefrau nachzugehen.

Ihre Eltern wären enttäuscht, wüssten sie um Roses Gedanken und Gefühle. Sie würden sich für sie schämen. Und das nicht nur wegen ihrer Fantasien, viel mehr auch, weil Jacob ein Niemand war, in ihren Augen. Er hatte keinen gesellschaftlichen Rang und er würde für Rose nicht gut genug sein. Niemals.

Sie wusste, dass sie stets anders gedacht hatte. Rose war es egal, was andere Familien ihres Status' dachten. Als sie ein junges Mädchen war wollte sie immer aus Liebe heiraten und nicht weil sie musste - aber dies war nicht möglich, das war sie sich bewusst. Rose war die älteste von zwei Mädchen und da ihre Mutter ihrem Vater keine Söhne geschenkt hatte, musste sie einen geeigneten Ehemann finden und die Linie der Duponts fortführen. Es war an ihr, der Familie einen Erben zu schenken – auch wenn es ihr davor graute.

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen bis sie Devils Acre erreichten. Die Kutsche hielt mit einer groben Bremsung. Rose erschrak ein wenig. War sie so tief in ihren Gedanken versunken?

Daren stieg als erstes aus, danach zog er Rose aus dem Wagen und schob sie grob voran. „Na, los." Sie atmete tief ein. „Lauf schon", stellte er klar. „Ich will nicht zu viel Zeit in diesem Rattenloch verbringen." Er wies seine Männer an, ihm zu folgen.

Sie nickte verängstigt und spürte, wie ihr Herz immer lauter schlug, je näher sie dem Pub kamen.


Im One Tun Pub waren inzwischen alle, die zu Jacob gehörten, in seinen Plan eingewiesen und auf ihren Positionen.

Jacob war nicht dumm und hatte vorgesorgt. Einige Rooks waren dort und behielten alles genau im Auge. Auch Frederick Abberline saß an einem Tisch weit hinten. Er hatte eine seiner vielen Verkleidungen hervorgeholt, damit man ihn nicht gleich erkennen konnte.

Jacob saß genau in der Mitte des Pubs an einem Tisch, hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und trank ruhig sein Bier, während Rico vor ihm die Karten austeilte, mit denen sie gerade um die nächste Runde spielten und sich beschäftigten, solange alles noch auf sich warten ließ.

Jeder im Raum – auch die, die nichts von Jacobs Plan wussten und nicht zu ihm gehörten – spürten, dass eine gewisse Anspannung in der Luft lag. Jacob versuchte seine Gedanken ruhig zu halten – doch innerlich kochte er vor Wut, sobald er an diesen Mistkerl dachte.

Er kämpfte gegen den Gedanken an, ihm sofort seine versteckte Klinge in den Hals zu rammen – ihn ausbluten lassen. Seine Knochen knackten hörbar als er sie zu einer Faust zusammenschloss. Nein, nicht jetzt, dachte er sich und schloss die Augen.

Wie meinte sein Vater stets zu ihm? „Lasse nicht zu, das persönliche Gefühle die Mission gefährden." Und er hatte damit verdammt recht. Selbst jetzt schienen ihn die elenden Lektionen seines Vaters– die er stets hasste – zu verfolgen.

Jacob nahm noch einen Schluck aus seinem Krug und das Bier floss seinen Hals hinab – ein angenehmes Gefühl, im Gegensatz zu dem, was er heute vorhatte. Denn er zettelte wegen einer Frau das erste Mal eine Prügelei an, nur um sie in Sicherheit zu wissen.

Ein leises Pfeifen ging durch den Pub und Rico atmete tief ein, sah nicht von seinen Karten auf, während sich seine Schultern anspannten. Jacob wusste, dass dies das Zeichen war. Dass sie hier waren.

Der junge Ganganführer überprüfte schnell und heimlich nochmal seine Waffen und atmete angespannt aus – alles war an Ort und Stelle. Er musste den Blick nicht heben, um zu bemerken das Pitsbur, Rose und zwei weitere Männer den Pub betraten. Ab nun durfte nichts schiefgehen - keine Ablenkungen, keine dummen Gefühle die seine Sinne benebelten.

„Ich hoffe für dich, dass er hier ist", knurrte Daren und kam ganz nah an ihr Ohr. Rose versuchte ruhig zu atmen und sah zu ihm hoch, zögerte einen Moment.

Dann wandte sie ihren Blick ab und ließ ihn schweifen. Sie musste zweimal schauen, um Jacob zu erkennen. Durch seinen Mantel hätte sie ihn beinahe nicht erkannt. Doch da war er. Bereits ein leichtes Lächeln unbewusst auf seinen Lippen tragend.

Das war ihr Zeichen, sie musste auf Jacobs Plan vertrauen.

Zitternd hob sie leicht ihren Arm und deutete kurz auf den jungen Attentäter, der sich nichts anmerken ließ und scheinbar keine Notiz von den Neuankömmlingen genommen hatte. „Er, mit der Kapuze tief im Gesicht", sagte Rose leise.

Daren atmete tief ein. „Ihr beiden passt auf sie auf und ich kümmere mich um diesen Bastard", meinte er zornig und ging zu dem Tisch an dem Jacob saß.

„Wir sollten reden, Mistkerl." Darens Stimme war gegenüber dem Assassinen respektlos, zornig und gespannt – und eine Note von Ekel gegenüber Jacob trug er in sich.

Dieser trank gemütlich aus seinem Krug und antwortete ihm nicht.

Normalerweise würde Jacob etwas sagen, denn er ließ sich nicht gern blöd von der Seite anmachen. Oder aber er ließ seinen Gegenüber sofort den Tisch mit dem Gesicht knutschen, wenn er schon einen schlechten Tag gehabt hatte - aber nicht dieses Mal.

Dies war ein Plan, der perfekt ablaufen musste – nicht für sich, sondern für Rose.

Die Wut kochte in Daren, er verstand nicht wie dieser Bursche es wagen konnte, ihn herauszufordern. Blasse blaugraue Augen – die bereits von leichten Falten umgeben waren – starrten den Jüngeren an.

Daren konnte es nicht fassen, wie ein solcher Typ wie Jacob ihm einfach die kalte Schulter gab. Allein seine Kleidung reichte ihm aus, um für ihn festzustellen, dass dieser Mann aus keinem guten Haus kommen konnte.

Wer war dieser Mann? Wie konnte er es wagen, sich an seiner zukünftigen Frau zu vergreifen? Er würde dafür büßen und zur Rechenschaft gezogen werden, dachte Daren sich. Dafür würde er schon Sorgen, mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung standen.

Jacob stellte den Krug nun ab und schenkte ihm ein fast schon spöttisches Lächeln. „Verzeihung." Jacob legte sich eine Hand auf die Brust, zog sich seine Kapuze vom Kopf. „Meinten Sie mich?" Er zog einen Mundwinkel provokativ höher. Er liebte solche Spielchen – er war ein Meister darin, den Leuten schnell auf die Nerven zugehen.

Jacob erkannte dass der ältere Mann sowohl empört als auch erzürnt war. Wieder fragte sich Daren, wie er nur wagen konnte?

„Wer denn sonst?!", entgegnete Pitsbur. „Ich weiß, du warst das gestern Abend, bei mir im Haus!" Der andere Mann schlug den halbvollen Krug vom Tisch und einige Rooks bewegten sich ruckartig und hoben ihre Kopf – oder hielten angespannt inne.

Rico bewegte sich ebenfalls, sodass Jacob ruckartig zwei Finger hob und er innehielt.

Es war noch nie eine gute Idee, ihrem Boss so etwas anzutun. Oft war dies der letzte Fehler, den eine Person getan hatte. In ihren Kreisen galt das Fortschlagens eines Bierkrugs als eine schlimme Beleidigung.

Jacob atmete tief ein. Er wollte erst noch ein wenig Schabernack betreiben.

„Sind Sie sich da sicher? Ich habe Ihr Gesicht noch nie gesehen", entgegnete der Assassine entspannt und legte seinen Kopf ein wenig schief.

Manchmal fragte er sich, woher er diese lockere Art hatte. Vielleicht lag es an seinem Alter, dachte Jacob. Er war vor ein paar Monaten gerade erst einundzwanzig geworden.

„Ich warne dich, forder mich nicht heraus oder es war dein letztes Bier, was du je getrunken hast", drohte Daren ihm und schlug auf den Tisch aufgebracht auf.

Wie überaus freundlich, dachte Jacob sich.

Wenn der arme Kerl doch nur wüsste, wen genau er hier bedrohte. Die meisten Leute, die Jacob Frye bedrohten, lebten für gewöhnlich nicht länger als einen Tag.

Rose beobachtete besorgt die Situation. Sie war in Sorge darüber, wie das hier für sie und auch für Jacob ausgehen würde. Sie fand es töricht von Jacob, sich so locker zu benehmen. Daren war gefährlich, das hatte sie ihm gesagt. Sie hoffte wirklich, dass dies alles kein Fehler ihrerseits gewesen war – und ihre Gedanken wanderten noch besorgter zu ihrer kleinen Schwester.

Hoffentlich hatten Jacobs Leute sie schon befreien können. Sie wollte ihm helfen, aber sie wusste auch, dass sie keine Möglichkeit hatte – nicht solange sie überbewacht wurde. Und auch sonst. Was sollte Rose als Frau schon großartig unternehmen können? Daren war so vielstärker als sie.

Auch fragte sich Rose, wo sich der sogenannte Freund von Jacob befand – der Polizist von dem er gesprochen hatte. War er hier im Pub? Oder kam er noch? Wenn dies der Fall war sollte er sich beeilen.

Denn es schien als würde sich die Situation in eine nicht angenehme Richtung entwickeln.

„Ich habe genug davon, Bursche." Nun packte Daren den Attentäter am Arm und zog ihn von seinem Stuhl.

Ein wenig überrascht stolperte der junge Attentäter nach vorne – geradeso fing Jacob sein Gleichgewicht. „Oh, ho, ho." Jacob lachte auf. „Spielen wir also jetzt dieses Spiel, ja?", forderte Jacob ihn – noch immer lachend – auf und Rose konnte deutlich erkennen, wie wütend Daren wurde. Seine Ader an der Schläfe pochte, das hatte sie bisher nur, wenn er auf sie losgegangen war.

Sein Gegenüber hob die Fäuste, zum Kampf bereit.

Also gut, dann zeig, was du kannst, dachte Jacob sich vergnügt und belustigt.

Er glaubte kaum das er gegen jemanden – wie Pitsbur es war – verlieren würde. Also warum schien Rose so besorgt und schaute so auch die gesamte Zeit über drein? Es lief doch alles nach seinem Plan. Provozieren, ablenken, ausknocken.

Ein wenig Stolz schwoll in der Brust des Assassinen an – als nun auch er die Fäuste hob. Jetzt könnte er auch Rose gegenüber zeigen, welche Kraft er besaß.

„Du hast einen großen Fehler begangen", knurrte der Ältere der beiden.

„Oh, nein. Du bist derjenige, der einen Fehler begangen hat", entkam es Jacob hochmütig und er wich dem ersten Schlag seines Gegners gekonnt aus.

Jacob war flink, wich immer wieder aus. Die Menge sah zu, wie Pitsbur sich erst zum Affen machte. Dann pfiff Jacob laut, deutete den nächsten Teil seines Plans an – die Ablenkung. Nun musste es fix und schnell gehen.

Seine Jungs bewegten sich, liefen zufällig auf andere Männer zu und begannen, sich zu prügeln – manche scherzend auch miteinander. So waren die Rooks nun mal. Stets kampflustig und bereit.

Schnell entflammte das, was Jacob erhofft hatte – ein Barkampf.

Dies rief Rico auf den Plan – seinen flinksten Verbündeten neben Evie und ihm selbst. Er schaffte es, Rose von den Wachen zu trennen. Sie schrie auf als er sie an ihrem Arm packte.

Rose wusste nicht, wer diese Person war, die sie aus dem Pub zog. Einer von Jacobs Jungs? Würde er sie zur Polizei bringen?

„Schon in Ordnung, Madame." Er lächelte und fasste sich kurz an die Mütze, bevor er wieder nach drinnen verschwand – still und leise, ohne dass es jemand bemerkt hatte.

Währenddessen hatte Abberline den Pub längst vor dem Kampf verlassen, wartete an der Mülltonne im Schatten der Nacht.

Roses Puls ging schnell und ihre Atmung flach. Ihre Nerven lagen blank für heute Nacht.

Abberline wartete einen Moment, damit sich die junge Dame beruhigen konnte. Die Gasse war ruhig und Rose atmete tief ein, sah durch ihre fremde Gegend.

„Hallo?", fragte sie in den Abend hinein.

Abberline hob die Hand. „Nicht erschrecken", bat er die junge Frau bevor er hervortrag und sich seine Mütze vom Kopf zog.

„Wer sind Sie?" Rose klang leicht ängstlich – sie wusste immerhin nicht, wer dieser Mann vor ihr war. Der Mann hob langsam die Arme und achtete darauf, das seine Bewegungen gut von der erschrocken Dame verfolgt werden konnten.

„Miss Dupont, ich bin Sergeant Frederick Abberline", stellte er sich vor. „Ich bin ein Freund von Mr. Frye", beruhigte er die junge Dame.

Rose blickte ihn verwirrt an.

Das war Jacobs Freund? Der Polizist? Rose betrachtete den Mann mit gerunzelter Stirn. Er trug ein verdrecktes, ehemals weißes Hemd. Darüber eine dunkelbraune Weste, die ein paar Flecken aufwies und sie erkannte die flache Kappe in seiner linken Hand – wie sie oft Fabrikarbeiter trugen.

„Sie sehen nicht wie ein Polizist aus", behauptete sie skeptisch.

„Ich bin als verdeckter Ermittler hier", erzählte er ihr, ignorierte die lauten Geräusche aus dem Pub – die Geräusche, die Rose nicht so leicht unterdrücken konnte. „Jacob hat mir erzählt, dass bei Ihnen Daheim nichts in Ordnung ist. Und ich muss wissen, ob das stimmt, wenn ich Ihnen helfen soll", erklärte der Sergeant ruhig und hielt noch immer Abstand zu der verängstigten Dame ein.

Er wusste nicht was in ihr vorging, aber von dem was Jacob ihm erzählt hatte war Abstand wohl genau das richtige, um ihr Vertrauen zu gewinnen.

„Ja, es stimmt, was Jacob erzählt hat." Rose schluckte, lief rot an.„Mr. Pitsbur schlägt mich, hat mich bedroht." Rose atmete angespannt aus, schloss für einen winzig kleinen Moment ihre Augen. „Meine Schwester hat er auch entführt, doch Jacob behauptete, dass seine Jungs sie da rausholen würden. Heute Nacht", erläuterte sie und in dem schwachen Licht erkannte sie, wie der Polizist nickte.

„Jacob hat mir von seinem –" Er hielt kurz inne und räusperte sich. „Er hat mir von seinem Plan erzählt." Hatte er nicht. Jacob konnte sich später was von ihm anhören. Dieser Junge konnte nicht immer die Gesetz Londons brechen, das ging langsam zu weit, in Abberlines Augen. „Aber jetzt kommen Sie, die nächste Polizeistation ist in der Nähe", gab Abberline ruhig von sich. „Ich bring Sie hin. Dort sind Sie in Sicherheit." Rose blieb skeptisch – zu jeder Zeit. Das hatte sie von Jacob gelernt. Dennoch folgte sie dem Polizisten und war erleichtert als sie die dunkeln Gassen verließen.

Währenddessen war im Pub ein bitterer Kampf zwischen Jacob und Daren entstanden.

„Du bist ein Bastard und ein Feigling, Frye." Er legte den Kopf schief. „Du versteckst dich hinter deiner Gang", brüllte Daren und kassierte einen weiteren Schlag des Assassinen ein.

Jacob war leicht verwirrt. Hatte er nun endlich herausgefunden, wer Jacob war?

Doch er verwarf diesen Gedanken, denn es war ihm im Grunde egal.

„Wenigstens verprügle ich keine unschuldigen Frauen und bedrohe sie", gab der Jüngere zurück und spürte, wie ihm ein Knie in die Magengrube gerammt wurde.

Jacob fluchte ein wenig. Dies würde noch mehr Spuren hinterlassen. Es war nicht die erste Pubschlägerei, die er führte. Schon im Jugendalter war er in seiner Heimat Crawley dafür bekannt gewesen, sich zu prügeln – meist hatte er gewonnen.

Sein Blut pulsierte und Jacobs Sinne spannten sich weiter an. Mit seinen scharfen Augen verfolgte er jeden Schritt den sein Gegner nun machte.

Er musste auch ein wenig Erfahrung haben – dies konnte Jacob an seiner Haltung feststellen. Er schlug nach vorne und verfehlte seinen Gegner nur um wenige Zentimeter. Innerlich fluchte Jacob, denn dies konnte er wesentlich besser.

„Selbst, wenn du mich hier besiegst. Jetzt weiß ich, wer du bist und werde dich hinter Gitter bringen lassen." Jacob schnaubte belustigt, hielt inne.

„Woah, Moment, Kumpel." Jacob lachte abfällig. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, nach allem, was du getan hast, wirst du hier noch einen Schritt weiter in Freiheit begehen." Jacob legte den Kopf schief und Daren lächelte abschätzig.

„Und, nachdem du hinter Gittern sein wirst, werde ich mich liebend gerne weiter um mein Weib kümmern." Pitsbur lachte ihm ins Gesicht.

Voller Zorn kniff Jacob seine Augen enger zusammen – das hätte er nicht sagen sollen.

In Jacobs Kopf brannten seine Nerven nun völlig durch – zum Teufel mit seiner Zurückhaltung.

Alles was Jacob nun wahrnahm, waren seine Wut und die Bewegung, die so schnell kam – das nicht einmal ein anderer Assassine ihn hätte aufhalten können.

Sein Arm schnellte nach vorne, ergriff den Kragen seines Gegners und warf ihn mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, durch den Raum und auf einen Tisch hinab, der zerbarst.

Mit einem lauten Knall und Schmerzensschrei landete der Pitsbur in einer Ecke des Pubs, zwischen Holzsplittern und Späne – sowie jeder Menge Dreck.

Er konnte sehen wie Jacob mit langsamen, aber festen Schritten auf ihn zukam - wie eine Raubtier, das seine Beute fest im Blick hatte.

Jacob hob ihn am Hemd an - die Augen noch immer voller Zorn – und drückte ihn gegen die Wand.

„Bereit deinen Gott zu treffen?", fragte der junge Assassine drohend. Er genoss die Panik in den Augen seines Gegners. Er hob seinen linken Arm, fuhr seine versteckte Klinge aus – die dort angebracht war – und ließ sie auf Daren zurasen.

Doch nur wenige Zentimeter vor Darens Gesicht stoppte er seine Bewegung und die Klinge – aus purem Stahl – schwebte gefährlich nah an seinem Gesicht. Es war still geworden, alle Augen waren auf den Assassinen und sein Opfer gerichtet – welcher verängstigt dreinblickte. Einen Moment fragte Roses Verlobter sich, ob Jacob Frye wirklich noch eine Nummer zu groß für ihn gewesen war. Doch seine Entscheidung war gefallen. Es war zu spät.

„Ich schwöre dir, wenn du es auch nur wagst, noch einmal in ihre Richtung zu blicken, dann werde ich dich finden und töten!" Jacob war so zornig, dass seine Stimme zitterte – und dies war das erste Mal in seinem Leben. Er war erstaunt darüber, sehr sogar. „Du wirst sehr schmerzhafte Qualen erleiden und nicht mal die Ratten wird es interessieren, wenn deine Leiche in der Gosse liegt. Habe ich mich da klar genug ausgedrückt?", knurrte der Assassine voller Hass und starrte seinen Gegenüber an.

Jacob wusste nicht mal, wieso sich seine Klinge überhaupt noch so kurz vordem Gesichts dieses miesen Kerls befand. Sie hätte schon längst – seiner Meinung nach – in der Kehle dieses Mannes stecken sollen.

Er überlegte, ob es das Kredo war, das ihn davon abhielt – aber das konnte er verneinen. Assassinenkredo hin oder her, etwas anderes hielt ihn ab, diesem Typen das Licht auszuknipsen.

Vielleicht nicht irgendetwas, dachte sich Jacob.

Sondern jemand. Und zwar Rose. Sie war der Grund, wieso er innehielt. Sie würde davon erfahren – und ihn dann als Mörder ansehen. Ihr Vertrauen wäre dahin, dass er sich gerade aufbaute. Das war er noch nicht bereit, zu riskieren.

Sein Gegenüber war noch immer starr vor Schreck und konnte keinen klaren Satz fassen – pure Angst spiegelten sich in seinen Augen wider. „Ich habe dich gefragt, ob du mich verstanden hast!", schrie Jacob ihn nun an und Daren fing an zu klagen.

„Ja, Sir... ich... ich habe es verstanden." Nach diesem Satz ließ Jacob den Mann vor ihm fallen und trat einen Schritt zurück.

„Oh", Jacob hielt inne, bevor er sich abwandte, „Deine Verlobung mit ihr ist hiermit offiziell gelöst. Du kannst froh sein, wenn die Polizei dich nicht lebenslänglich wegsperrt", meinte er während er seine Klinge einfuhr und sich umdrehte.

Seine Nerven begannen sich wieder zu beruhigen. Er musste hier raus. Er sollte zum Zug und nachsehen, ob der Rest seines Plans auch aufgegangen war. Vor allem wollte er sehen, ob es Rose gut ging – er könnte es sich nicht verzeihen, sie noch in den Händen eines solchen Mistkerls zu wissen.

Jacob war so in seinen Gedanken gefangen, dass er kaum hörte und bemerkte, wie jemand eine Pistole zog. Er hörte das Klicken der Sicherung zu spät, drehte sich um und wollte seine eigene Pistole ruckartig aus seinem Gürtel ziehen.

Allerdings war es wie erwähnt zu spät, er würde nicht – ohne das er getroffen würde – ausweichen können. Dann folgte der Schuss, er hallte durch den kleinen Raum des Pubs.

Was Jacob daraufhin wahrnahm, war der Schmerz an der Seite, bevor er fühlen konnte wie seine eigene Pistole ihm aus den Fingern glitt. Noch nie war er so langsam reagiert.

Jacob war dumm gewesen – er verfluchte sich innerlich. Hätte er doch auf den Rat seines Vaters gehört. Niemals durften persönliche Gefühle eine Mission oder einen Plan gefährden.

Seine Sorge um Rose hatten ihn unachtsam gemacht. Ihn, einen Assassinen.

Er war doch darauf trainiert, solche Fehler zu vermeiden!

Jacob biss die Zähne vor Schmerz zusammen und wagte es nicht, zu schreien – obwohl er es liebend gerne getan hätte. Noch nie war er angeschossen worden. Das fühlte sich an, als würde man innerlich zerbersten, sterben.

Doch er musste zeigen, dass er ein starker Anführer war und sich nicht von einem dahergelaufenen wohlhabenden Bastard unterkriegen lassen würde.

Diesen Schuss hatte allerdings auch Abberline gehört, der mit seiner Verstärkung unterwegs zurück zum Pub war. Er kam gerade durch die Tür, als Jacob sich an einem weiteren Tisch abstützte und lief schnell an die Seite des Attentäters.

„Jacob!", hörte der junge Mann die Stimme doch seine Sicht begann, unklarer zu werden. Der Rookanführer legte eine Hand an die Seite auf der er den Schmerz wahrnahm. Er fluchte. Rose hatte ihn gewarnt, dass Daren nicht fair kämpfte.

Rose!, dachte Jacob sich als er Abberline betrachtete.

Er war alleine wiedergekommen. Wo war sie?!

Er musste wissen, wie es ihr ging „Rose... ist sie..." Jacob kämpfte mit diesem Satz und spürte, wie seine Beine mehr und mehr nachgaben.

„Ihr geht es gut. Sie ist in Sicherheit", bestätige Abberline ihm.

Danach sagte er noch etwas, aber dies konnte Jacob nicht mehr verstehen. Er spürte, wie ein anderer Rook ihn stützte, noch immer durchfuhr ihn ein höllischer Schmerz und ihm wurde schwindelig. Der junge Assassine blinzelte mit seinen Augen und kämpfte damit, bei Bewusstsein zu bleiben. Doch er spürte, wie ihm nach wenigen Sekunden schwarz vor Augen wurde und er den Kampf verlor.

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Datum der Veröffentlichung: 04.09.2021 21:26 Uhr

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