Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Fourteen

Fourteen

Jacob malmte auf seinem Kiefer herum und lief aufgeregt im Raum auf und ab.

Er musste sie finden, herausfinden, was geschehen war – und wissen wer dafür verantwortlich war.

So in Panik versetzt war er noch nie gewesen.

Seit das kleine Mädchen in seinen Armen gelegen hatte, kreisten die Gedanken in ihm nur noch um ihre Schwester. Es war unmöglich, noch über irgendetwas anderes nachzudenken – geschweige denn über seinen Freund, der gerade in eine Krankenanstalt gebracht wurde, damit man ihn verarztete.

Jacob ballte seine Hand zornig zur Faust und jeder einzelne Knochen knackte und gab Geräusche von sich, womit Rico kurz aufsah, der der zwölfjährigen durchs Haar fuhr und ihr gleichzeitig über den Oberarm streichelte.

„Frye", mahnte der Rook ihn leise und Jacob schnaubte.

In dem Assassinen brannte die Wut wie noch niemals zuvor, während er Elisé betrachtete, deren Augen mittlerweile geschlossen waren.

Sie schlief zwar nicht – was jedem bewusst war, denn sie weinte noch immer – doch sie hatte nicht mehr die Kraft, sich aufrecht zu halten, so viel hatte sie im Laufe der Nacht und des frühen Morgens hyperventiliert.

„Was wirst du nun tun?", fragte August ruhig, der am wiederaufgestellten Tisch saß und die Füße hochgelegt und seinen Anführer beim hin und her laufen beobachtet hatte.

Der Rook bekam keine Antwort von dem braunhaarigen Mann, dieser war dafür viel zu sehr in seinen Gedanken vertieft.

„Ihr werdet sie finden, oder?", murmelte Elisé leise und drehte sich auf Ricos Beinen um, sodass sie in Augusts Richtung gewandt dalag.

Rico atmete tief ein, legte die Hand an ihren Haaransatz und massierte ihr leicht die Schläfe. Mitleid war das größte Gefühl, dass ihm im Moment durch die Glieder floss.

„Ihr müsst sie finden." Sie klang traurig, erschöpft und verzweifelt.

Der ältere Rook nickte, ohne dass sie es sah.

„Natürlich werden wir sie finden. Mach dir keine Sorgen." Er sah auf die zwölfjährige hinab, die sich noch mehr an ihn drückte und schniefte.

Jacobs Kopf rauchte und er zog die Augenbrauen noch mehr zusammen.

„Ich bin jederzeit bereit, loszustürmen", teilte August ihm mit. „Sag mir nur, in welche Richtung ich ausholen soll, Frye", stellte er klar.

Jacob hob ruckartig die Hand, damit der Mann den Mund hielt. Dann fuhr sich der Assassine durch sein Haar, raufte es sich halb und drehte sich von den beiden Männern weg.

Er grübelte darüber nach, wo Rose sein könnte. Es gab nicht viele Orte in London, an den sie sich verstecken könnte – oder wo Jacob von wüsste. Er kannte sie nicht halb so gut, wie er wollte.

Sie könnte zum Beispiel zu Mary-Ann gelaufen sein, auch wenn das unwahrscheinlich war, da sich der Laden viel zu weit weg befand. Sie könnte aber auch irgendwo am Hafen sein, welcher viel, viel näher war. Doch sie könnte auch irgendwo sein, wo Jacob keine Ahnung von hätte.

Ein Klopfen an der Wagontür war zu vernehmen und jeder sah den Meisterassassinen an.

Doch dieser ignorierte die Tür.

Seufzend erhob sich August und öffnete die Tür, verschwand dann allerdings nach draußen.

Als er wieder hineinkam, sah er nicht gerade erfreut aus und fing Jacobs Blick auf, der ihm mitteilte, dass er es bloß nicht wagen sollte, noch mehr schlechte Nachrichten zu übermitteln.

„Da ist jemand-" August wich kurz mit dem Kopf aus als Jacob einen Stift nach ihm warf.

„Nein", sagte der junge Mann. „Wer auch immer da ist, ich habe keine Zeit."

Wer auch immer da etwas von ihm wollte, musste warten. Jacob hatte nun andere Sachen zu tun, um die er sich nun mal zuerst kümmern musste. Wofür er allerdings erst mal sein Hirn ordnen musste.

Die Augenbrauen des jungen Assassinen wanderten nach oben als sich Sergeant Abberline an August vorbeidrängte.

Jacobs Augenbrauen zogen sich noch stärker zusammen und Elisé wischte sich über Nase und Mund, erhob sich völlig kraftlos und sah den Polizisten fragend an – und Hoffnung keimte in dem jungen Mädchen sofort auf.

„Sag es nicht", warnte der Anführer seinen beamteten Freund. „Wag es, es auszusprechen." Er hob den Zeigefinger als Frederick den Mund öffnete.

Dieser hob seine Augenbrauen, bevor er kurz zu August neben ihm sah.

„Wir müssen reden", brachte der Polizist hervor und Jacob stieß schnaufend die Luft aus, warf die Hände nach oben.

„Fick dich doch, Freddie." Sauer drehte er sich um und trat die Tür zur Küche auf, die noch immer durch seinen Wutanfall am Nachmittag Spuren aufzuweisen hatte.

Abberline seufzte, zwang sich zu einem leichten Lächeln für Elisé und vermied es, sich offensichtlich umzuschauen, als er dem braunhaarigen Mann folgte.

„Was ist hier passiert, Jacob?", hakte der ältere nach, sobald sie sich unter vier Augen befanden. Jacob schüttelte den Kopf und deutete an, noch weiter laufen zu wollen.

Und das taten sie – bis sie in seinem Abteil angekommen waren.

„Was ist passiert, Jacob?", wiederholte der Polizist seine Frage.

„Also das eben in der Küche, war erfolgreich meine Wenigkeit, die in einem Anflug von Todeswahnsinn die Küche zerhackte", scherzte der Assassine mit seinem trockenen Humor. „Beim Rest weiß ich es nicht, denn ich kam an und durfte erst mal ein paar Jungs verprügeln."

Abberline zog eine Augenbraue hoch. „Verprügeln?"

Jacob winkte es mit der Hand ab. „Frag nicht, du willst nämlich nicht gegen mich aussagen."

Frederick schloss seinen Mund, atmete tief ein und verschränkte die Hände ineinander. „Und die offizielle Version?"

„Jemand hat meinen Zug überfallen." Jacobs Finger knackten erneut als er eine Faust bildete.

Der Assassine stützte sich kurz an seiner Kommode ab, atmete tief ein.

Der Sergeant runzelte die Stirn und schluckte einmal kurz als er betrachtete, wie kurz sein Freund davor war, die Nerven zu verlieren. Wie könnte er Jacob nun noch mitteilen, dass Daren Pitsbur am Abend ausgebrochen war?

„Was bringt dich überhaupt zu mir?" Jacob atmete tief ein, fuhr sich übers Gesicht. „Ach, und ist dir zufällig so eine rothaarige junge Frau völlig aufgelöst und verängstigt in die Arme gelaufen?" Er hob den Kopf, lachte taktlos und ließ den Kopf dann im selben Atemzug wieder sinken, schüttelte ihn. „Was zur Hölle ist hier los?", lachte er leise und fassungslos. „Ich wollte nur normal saufen gehen und Spaß haben."

Frederick schluckte.

„Du musst mir dein Wort geben, beim Folgenden, was ich sage, Ruhe zu bewahren." Jacob zog eine Augenbraue hoch und sah den Sergeant von der Seite resigniert an. „Denn du siehst alles andere als zurechnungsfähig gerade aus."

„Oh, frag mich dann am besten nächste Woche nochmal." Augenverdrehend richtete sich der junge Anführer auf und atmete ein paar Sekunden tief durch. „Und? Was steht an?"

Der Polizist löste seine aufeinandergepressten Lippen und trat einen Schritt auf den Attentäter zu. „Pitsbur konnte fliehen."

Es blieb kurz ruhig, ehe Jacob – völlig aus dem Kontext gerissen – zu lachen anfing.

„Und es wird vermutet, dass er Hilfe hatte", erklärte er weiterhin so ruhig wie er konnte.

Jacobs Muskeln spannten sich an als er sich von Frederick wegdrehte. Er hätte schreien können, anstatt zu lachen – doch er hielt sich nicht nur zurück, sondern zeigte eine ihm völlig fremde Reaktion.

In ihm begann sich Angst auszubreiten und er versuchte nochmal, tief durchzuatmen – doch es gelang ihm nicht.

Abberline war nur leider noch nicht fertig. „Die Ermittlungen laufen selbstverständlich, doch, Jacob..." Er sah auf und seinen Freund an, der nicht aussah, als würde ihm Folgendes noch mehr gefallen als all die anderen schlechten Nachrichten in dieser Nacht. „Es war vermutlich einer von deinen Jungs."

Jacobs Zurückhaltung und Geduld, Frederick aussprechen zu lassen, konnte nicht schneller dahin sein.

Er griff nach einer leeren Flasche, die schon seit einigen Wochen auf dem Regal stand und warf sie mit einer Wucht gegen die Zugwand, das sie in tausend Teile zersprang und der Polizist sich kurz schützend das Gesicht abdeckte.

„Verfickte Scheiße!", fluchte er so laut, das Elisé in ihrem Zimmer – am anderen Ende des Zuges – auf Ricos Schoß liegend zusammenfuhr und ruckartig aufsah, verängstigt zur Tür blickte.

August und Rico atmeten beide tief ein, während Abberline ein wenig zusammengezuckt war. Er hatte den Attentäter noch nie so erlebt – und ahnte, dass da nun nichts Gutes bei rumkommen würde.

„Ich hasse es, zu fragen-"

„Dann tu's nicht." Jacob stöhnte entnervt und stützte sich erneut an seiner Kommode ab. Er beugte sich weit nach unten, atmete laut ein und aus. „Ich fass es nicht", murrte er. „Diese Woche hat den schlimmsten Abschluss seit langem."

„Wo ist Miss-"

„Hast du mir vorhin nicht zugehört, Freddie?", unterbrach Jacob ihn erneut. „Ich weiß es nicht." Er schloss seine Augen, konzentrierte sich einen Moment nur auf seine Atmung.

Wenn er unzurechnungsfähig wurde, wurde er angreifbar. Wenn er angreifbar wurde, könnte er Rose niemals finden und würde vermutlich obendrein dabei auch noch draufgehen.

„Aber ich gebe dir mein Wort, dass ich sie finden werde."

Erneut murrend stieß sich der Assassine ab und lief zu seinem verschlossenen Schrank, ehe er ihn öffnete.

Sergeant Abberline hob seine Augenbrauen. „So viele illegale Waffen habe ich noch nie gesehen."

„Sei kein Spielverderber", erwiderte Jacob und runzelte die Stirn.

Er suchte nach seiner Lieblingswaffe, mit der er im Nahkampf bisher nur gewonnen hatte – doch sie fehlte.

„Wo zur Hölle ist mein Kukri?!"

„Du hast eine illegale Waffe verlegt?" Abberline zog eine Augenbraue hoch und Jacob schnaubte, griff nach seinem gesamten Set Wurfmessern.

„Bestimmt ist der irgendwo im Zug." Er seufzte. „Die letzten Wochen wurde viel gefeiert. Ich habe nicht so viel angestellt, wie du vielleicht denkst."

„Ich weiß trotzdem, dass die in die Themse gestürzte Kutsche dein Verdienst war."

Jacobs Mundwinkel hätten unter Umständen gezuckt, doch jetzt war dem Meisterassassinen einfach nicht nach lächeln oder lachen zumute.

Er griff, sobald er die Wurfmesser gezählt und eingesteckt hatte, in die kleine Box mit den Ersatzpatronen und nahm sich die, die er brauchte.

„Jacob, sollten wir nicht darüber reden-" Der Polizist seufzte genervt, denn der Anführer der Rooks war an ihm vorbeigestürmt.

„Ich werde sicher nicht eine Sekunde länger warten", entkam es ihm hastig. „Mal davon abgesehen hat man so den besten Spaß", log er, ehe er in den Wagon platzte, indem Rose und Elisé geschlafen hatten.

Elisé lag mit dem Rücken gedreht zur Wand, Rico saß neben ihr und strich ihr immer wieder über den Rücken.

„Wo ist August?"

„Küche, falls du ihn in deinem Wahn nicht bemerkt hast."

Der Assassine runzelte die Stirn.

„Ich mach mich auf die Suche nach Rosabella. Sollte ich nicht vor morgen Abend Sonnenuntergang zurück sein, möchte ich, dass du sie zu ihren Eltern zurückbringst." Er deutete kurz auf Elisé, die sich nicht rührte. „Was ist mit ihr?"

„Sie ist eingeschlafen, Frye."

„Ah", machte er schnell und zog seinen Gürtel kurz enger, während der Polizist die Arme verschränkte.

„Mr. Frye-"

Der braunhaarige Mann sprang durchs offene Fenster auf den Bahnsteig und Rico drehte den Kopf, sah zum zwölfjährigen Mädchen hinab, dessen Brust sich regelmäßig senkte.

Jacobs Beine trugen ihn so schnell, dass er beinahe stolperte – aber das war ihm egal. Er hatte endlich eine Mission, etwas worauf er sich fokussieren konnte.

Als er den Bahnhof verließ, pfiff er laut und ein paar der Rooks, die gerade die Straße hinunter zum Zug laufen wollten – um Bericht zu erstatten – beeilten sich, ihrem Boss entgegenzulaufen.

„Wir haben ni-", wollte Oliver beginnen, zu sprechen.

„Ich will, das jedes Quartier durchsucht wird." Jacob deutete die Form seines Kukris an. „Wenn ihr ein Kurzhandschwert mit braungoldenem Griff findet, etwas, was der Waffe Henry Greens ähnelt, sagt ihr mir sofort Bescheid." Er schüttelte den Kopf. „Ihr nimmt sie euch nicht, ihr rührt sie nicht an, ihr spricht denjenigen, der sie vielleicht bei sich trägt, nicht einmal an. Verstanden?" Jeder nickte einmal kurz und hielt weiterhin den Rand. „Drei von euch gehen zurück zum Pub und sprechen dort mit dem Wirt. Über alles, was er heute Nacht gesehen und gehört hat", befahl Jacob und schnaubte wütend. „Wenn ihr auch nur den Hauch eines Hinweises auf Miss Duponts Verbleib habt, kommt ihr sofort zu mir. Habe ich mich klar ausgedrückt?"

Oliver runzelte die Stirn, legte den Kopf schief.

Er hatte seinen Anführer noch nie in derart schlechter Laune erlebt.

„Was passiert mit dem, der den Kukri bei sich trägt, Boss?"

„Der verliert mehr als seine Hand", sprach Jacob aus. „Ich mache keine Scherze, klar?"

Der Attentäter sah die Hauswand neben ihnen hoch. „Ich werde spätestens bei Sonnenuntergang wieder am Zug sein", stellte er klar, ehe er den Arm hob und den Seilwerfer auslöste.

Er wusste, auf den Dächern schneller voranzukommen und kannte Abkürzungen, die ihm dadurch einen Vorteil verschaffen könnten, sie zu finden. Der Kukri interessierte ihn einen Scheiß, darauf setzte er lieber eine kleinere Gruppe Rooks an. Er wollte Rose finden – das war alles, was er wollte.


Rose war inzwischen in ein Versteck gebracht worden, welches unterhalb der Stadt lag. Weit in den Katakomben.

Sie hatte sich zunächst gewundert, aber es machte für sie Sinn. So konnten sie Jacobs Jungs perfekt entkommen – keiner würde sie hier unten vermuten, nahm sie an.

Und es war dieser Gedanke, der ihr noch so viel mehr Angst machte. Denn wenn Jacob sie nicht finden würde, wäre dies hier ihr Ende. Ermordet oder versteigert an irgendwem in den Katakomben Londons.

„Weiter, Weib." James schubste sie im Rücken, damit sie weiter vorlief.

Sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch, ehe sie eine Art Kammer erreichte und die junge Frau angesichts des vielen Drecks schwer schluckte.

„Ihr seid spät dran."

Roses Sicht hätte nicht schneller verschwimmen können. Denn die Stimme jagte einen eisigen Schauer ihren Rücken hinunter und sie zuckte leicht zusammen, drehte sich, bis sie zwischen James und Mason hindurchblicken konnte.

Sie hatte gebetet, diese Person nie wiedersehen zu müssen. Ihre Gebete wurden wohl nicht erhört – womöglich durch die Sünden, die sie allein in dieser Woche begannen hatte.

Daren hatte das Gefängnis nicht sonderlich gut getan. Er hatte ein blaues Auge und einen tiefen Kratzer quer über der Nase.

Seine Augenbraue war hochgezogen, doch seine Mundwinkel zuckten zugleich nach oben.

Er legte den Kopf schief, betrachtete Rose und musterte ihren Körper, ihre gequollenen Augen.

„Ist wohl ihre Schuld." Mason sah zu ihr. „Sie hat versucht, davonzulaufen." Er zuckte mit einer Schulter. „Doch wie ausgemacht haben wir sie."

Rose gab einen kurzen erschrockenen Laut von sich als der Rook nach ihrem Arm griff und sie zwischen sich zog, auf Daren zuschubste.

Sie schluckte und es blieb ihr als Kloß im Hals stecken als sie den Kopf hob, in seine vor Zorn funkelnden Augen starrte.

„Hm." Er begann leicht zu lächeln. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Weib?"

Roses Sicht verschwamm noch stärker und ihr Herz setzte ein paar Schläge lang aus. So hatte es letzte Woche begonnen – kurz bevor er ihr mit der Gartenschere in der Hand eine verpasst hatte.

Die siebzehnjährige schüttelte ihren Kopf, senkte ihn und brach den Blickkontakt.

„Es tut mir leid", gab sie leise von sich.

Daren lachte ebenso leise und Rose atmete ein, sah auf ihre zitternden Hände.

„Es tut dir leid?" Es war kurz still, bevor Rose keuchte, würgte und ihre Hände zu seiner großen klobigen Hand wanderten, die er um ihren Hals legte und an der er sie so sehr auf die Zehenspitzen zog, dass sie beinahe über dem Boden taumelte.

„Also." Sie stolperte, begann würgend zu schluchzen und ihre Augen verließen Tränen, während sie rot anlief und Daren sich den verräterischen Rooks zuwandte. Ihr Alptraum war für sie wahr geworden. „Wie abgemacht." Er sah gegen die Decke, drückte aus Lust und Laune den Hals des jungen Mädchens noch ein wenig stärker zusammen.

Rose bekam gar keine Luft mehr, begann zu ersticken und zu zittern. Sie zappelte, während sie die schlimmsten Kopfschmerzen ihres gesamten jungen Lebens bekam.

„Moment." Er seufzte, drehte seinen Kopf. „Schatz, hör auf, dich zu wehren", bat er und sie kniff ihre Augen zusammen, kratzte mit ihren ungeschnittenen – dennoch kurzen – Nägeln, über sein Handgelenk und seinen Arm hinauf. Sie trat mit ihren Beinen aus, doch traf größtenteils immer wieder ihren Reifrock.

Daren wartete so lange, bis Rose begann, langsamer und kraftloser zu werden. Ihre Augen begannen rot hervorzutreten und in ihrem Kopf baute sich so viel Druck auf, dass sie an rein gar nichts mehr denken konnte.

Ihr wurde gerade schwarz vor Augen, da ließ sie ihr Verlobter los und sie kam ungeschickt auf dem Boden auf, atmete die Luft ein, die sich kalt und schmerzhaft in ihre Lungen fraß.

Sie schluchzte heiser, weinte und ließ ihre Augen geschlossen, blieb am Boden.

„Wo sie hingehört." Daren verdrehte seine Augen und lächelte leicht, seufzte erleichtert, wo er ihr nun gezeigt hatte, wer hier das Sagen hatte. „Wo waren wir?"

James sah von dem jungen Mädchen auf und zog eine Augenbraue hoch.

Daren seufzte erneut, lief zu einem dreckigen alten Tisch, auf dem vereinzelt ein paar Sachen lagen – unter anderem ein lederner Beutel.

Den ergriff er und warf ihn James zu. Der Ende dreißigjährige runzelte die Stirn.

„Was ist mit dem Rest?" Er sah von dem wenigen Geld auf. Sie hatten mehr vereinbart. „Wir hatten mehr ausgemacht." Der Rook schnaubte wütend.

Mason war blind der Meinung des anderen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würden sich nicht übers Ohr hauen lassen – dafür hatten sie zu viel aufs Spiel gesetzt.

„Den Rest bekommt ihr, wenn das andere Balg hier ist", entgegnete der blondhaarige Mann und drehte sich wieder dem Tisch zu, der sich in der Kammer befand und das einzige Möbelstück weit und breit war.

„Ich hatte gesagt, ich will beide. Nicht nur die Schlampe", meinte er abfällig und deutete auf Rose am Boden, die sich mit einer Hand das Gesicht hielt. Sie hatte Kopfschmerzen, die würden sie wohl noch ins Jenseits verfolgen.

„Und was ist mit Frye?" Mason schnaubte ungläubig. „Sie haben uns Ihr Wort gegeben, ihn aus dem Weg zu schaffen", stellte er vorlaut klar.

James zog den Kukri, den er aus Jacobs Schrank entwendet hatte, und warf ihm den wohlhabenden Mann zu. Daren ließ sich nicht beeindrucken und sah kurz auf die Waffe.

„Momentan habt ihr wohl nichts weiter, als meine Verlobte und diese Waffe." Er legte den Kopf schief. „Ich erledige meinen Teil des Deals, wenn ihr euren erledigt habt. So war es abgemacht."


Jacob hatte bereits halb London nach dem rothaarigen Mädchen abgesucht. Einmal hatte er verzweifelt sogar eine Frau angerempelt und sie an den Schultern gepackt, die in Begleitung eines stämmigen Mannes gewesen war – was sich, wie es sich herausstellte, ihr Vater war...

Doch selbstverständlich war dieses Mädchen nicht Rose gewesen, sie hatte von hinten nur so ausgeschaut.

Jacob war mittlerweile schon schlecht. Er hatte massiv Hunger, doch bekam bei dem Gedanken, der ihm ständig im Kopf kreiste, nichts herunter. Er stellte sich ständig vor, Rose würde verblutet, zu Tode geschlagen oder sonst wie in einer Gasse liegen. Sein Kopf war voll mit grausigen Szenarien und die Sorge in ihm wurde von Stunde zu Stunde größer, in denen er sie nicht fand.

Der junge Meisterassassine wurde schier verrückt.

Noch nie hatte er eine Frau wie Rose derart begehrt und so stark für sie empfunden, dass er sie unbedingt lebend und in Sicherheit wissen musste.

Immer mal wieder hielt er in Quartieren, um nach Hinweisen zu fragen. Bei seinem letzten Besuch in The Strand, wo er bei einem Bäcker kurz auf Mary-Ann traf, drängte ihn diese dazu, etwas zu essen – doch wie erwähnt bekam der braunäugige Mann nichts herunter.

Es wurde langsam wieder dunkel und langsam war er absolut in Sorge ertrunken. Es schien, als ob sie vom Erdboden verschluckt worden wäre. Das konnte nicht wahr sein.

Tief durchatmend blieb der Assassine stehen, sah über die Dächer auf die Bank of London hinab.

Er stand genau an der Stelle, an der er Rose vor einigen Abenden beinahe geküsst hätte.

Jetzt kam es ihm so surreal vor – als läge dieser Augenblick schon Monate zurück und nicht erst wenige Tage.

„Komm schon." Jacob schluckte schwer als seine Sicht verschwamm und hastig hob er den Arm und wischte sich großspurig über die Augen, kniff sie zusammen, ehe er schnaufte.

Das durfte nicht wahr sein. Er konnte und durfte sich jetzt nicht von seinen Gefühlen in die Irre führen lassen. Das würde seinen Erfolg auf die Mission gefährden. Er hasste, dass sein Vater Recht behalten musste – in jeder Hinsicht. Sobald er Gefühle zuließ, war seine Mission in Gefahr. Er musste sie verbergen vor jedem – sogar vor sich selbst. Doch wie, wenn die Sorge um die einzige Frau, für die er in Rekordzeit so tiefe Gefühle entwickelt hatte, alles überschattete? Wenn diese Frau womöglich in Lebensgefahr schwebte?

Nochmal schnaufend – und dann tief einatmend – rannte Jacob ohne groß nachzudenken auf die Kannte zu und sprang.

Im Heuhaufen unten gelandet atmete er erneut tief durch und gewährte sich eine Minute Pause.

Mit geschlossenen Augen kletterte er ächzend heraus und klopfte sich die Kleidung ab.

„Boss!", rief jemand und ruckartig hob Jacob den Kopf, erblickte Oliver, der ihm schnell entgegenkam.

Jacob blieb das Herz bei seiner Miene stehen und zugleich setzte er sich derart schnell in Bewegung, dass er den neunzehnjährigen fast umrannte.

„Etwas gefunden?", fragte Jacob mit hoffnungsvollem Unterton. „Hast du sie gefunden?"

Oliver schluckte sichtlich und schüttelte den Kopf, tätschelte Jacob die Schulter. „Es tut mir leid, nein."

„Warum-"

„Ich-" Oliver schüttelte den Kopf. „Wir", korrigierte er sich, „Haben womöglich einen Hinweis gefunden."

Die Augenbrauen des Anführers wanderten nach oben und er deutete nach vorne. „Bitte", sagte er. „Ich folge."

„Es ist nicht weit von hier", erzählte ihm Oliver und er lief auf die Kutsche zu, mit der er hergefahren war.

Von Westminster nach The Strand zurück war es sicher nicht weit. Die kleine Gasse zu finden, in der Paul noch stand und darauf wartete, dass Oliver den Boss gefunden hatte und zu ihnen führte, war wiederum nicht so leicht zu finden.

Jacob war hier bestimmt schon mal gewesen, doch heute nicht.

Paul lehnte an der Wand und schien erleichtert, dass Oliver mit Jacob im Rücken wiederkehrte.

„Ist es noch da?"

„Nicht, seit du vor vierzig Minuten gegangen bist."

Oliver drehte sich zu Jacob um, deutete danach auf den Boden. „Das haben wir beim Mittagessen gefunden", gestand er. „Wir wollten unsere Ruhe, für-"

„Fünf Minuten, doch Oliver sagte, ihm wäre Miss Duponts Kette aufgefallen."

Jacob zog eine Augenbraue hoch und sah kurz Oliver an. Er ignorierte das Offensichtliche – und zwar, dass der Rook Rose gestern Nacht wohl in den Ausschnitt gestarrt haben musste. Immerhin war Roses Kette gestern relativ lang gewesen – und hatte ihr wie immer hervorragend gestanden.

Die Stirn des Meisterassassinen runzelte sich als unter ein wenig festgetretenen Dreck etwas aufblitzte.

Jacob trat näher an den gefundenen Gegenstand heran und hockte sich hin, streckte langsam die Hand aus.

Er wischte den Dreck fort, ehe er vorsichtig die kaputte Kette in die Hand nahm. Seine braunen Augen betrachtete es genau und er seufzte schwer. Es musste ein Medaillion gewesen sein, doch es war zerbrochen. An der goldenen Kette hing nur noch eine Seite und die Seite mit dem Foto war fort. Das runde Medaillion war verbogen und wohl oder über nicht mehr zu retten. Doch Oliver hatte Recht gehabt – ohne Zweifel hatte Rose diese Kette gestern Nacht getragen. Denn auf dem runden Medaillion war eine Blume eingraviert gewesen. Und diese konnte Jacob gerade mit eigenen Augen betrachten.

Der Anführer der Rooks atmete tief ein, sah auf und die Häuser, die die Gasse umschloss, nach oben.

„Sie war hier."

Jacob seufzte, stellte sich wieder aufrecht und sah Paul und Oliver an. „Danke."

Das kreiste den Radius schon einmal eher für den Assassinen ein. In ganz London waren Rooks, das bedeutete, wer auch immer Rose entführt hatte – wenn es denn wirklich einer von ihnen gewesen war – hätte nicht einfach mit ihr auf offener Straße rumlaufen können.

Sie mussten sich also in einem Radius von wenigen Stadtteilen aufhalten. Nichts abseits der Themse.

Jacob atmete tief ein. Er würde nicht eher Ruhe geben, ehe er die siebzehnjährige Dame gefunden hatte.

Seine Faust schloss sich um die Kette und kurz danach steckte er sie sich ein.

Ihm lief trotz allem langsam die Zeit davon.

„Das ist ein einziger Anhaltspunkt." Paul schüttelte den Kopf und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. „Frye, du kannst nicht ewig alles durchkämmen und absuchen."

„Ach, nein? Schau." Jacob machte wenige Schritte, um zurück auf die Straße zu laufen, doch der Rook streckte den Arm aus.

„Gib Verantwortung auch ab", bat ihn sein Freund. „Wir Rooks können für einige Stunden weitersuchen. Jeder ist alarmiert", stellte er klar. „Ruh dich im Zug aus, schlaf ein paar Stunden und esse etwas, verflucht nochmal."

„Wer bist du? Meine Mutter?" Der Assassine schnaubte und schüttelte den Kopf. „Ich suche The Strand ab, ihr könnte weiter nach Westminster und dort nochmal suchen."

Jacob biss sich kurz auf die Lippe als er die Gasse verließ und auf ein paar Rooks traf, die gerade die Straße hinunterliefen.

„Hey." Augusts Miene hellte sich kurz auf, doch fiel direkt wieder in sich zusammen.

„Hi."

Jacobs Hand in seiner Tasche schloss sich um die Kette und sein Herz hämmerte, als er Paul ansah, der nicht gerade erfreut darüber war, dass sein Freund sich weiter so arg verausgabte.

„Moment mal." Jacob hob den Finger, betrachtete seine Rooks, ehe er auf Paul deutete. „War jemand bei Gus?"

Paul sah zu Max, der die Stirn runzelte und die Hand hob.

„Wollte nachsehen, wie es dem Stinkstiefel geht, doch er schläft."

Jacob deutete auf ihn. „Du gehst zurück und weckst ihn. Frag ihn, ob er dir irgendwelche Hinweise nennen kann zu den Angreifern. Haarfarbe, Augenfarbe, Geschlecht und solche Sachen."

Max nickte einmal.

„Danke, ansonsten geht's ihm gut." Paul verschränkte die Arme vor der Brust und Jacob schnaubte.

„Ich weiß, Gus ist nicht in bester Verfassung, aber immerhin weiß ich, dass er lebt", gab der Attentäter bissig wider. „Bei ihr habe ich keinerlei Ahnung."

„Punkt an unseren Boss", scherzte August trocken. „Jedenfalls kommen wir gerade aus dem Norden, dort ist nichts zu finden. Keine Waffe."

Jacob seufzte und atmete tief ein. „Verdammte Scheiße."

„Etwas von Rose?"

„Wir haben ihre Kette gefunden, doch das war's", behauptete Oliver schulterzuckend.

August runzelte die Stirn, betrachtete seinen Anführer. „Glaubst du, sie ist-" Jacob hob ruckartig die Hand, damit der Rook seinen Satz nicht zu Ende sprach.

Seine haselnussbraunen Augen blitzen wütend auf und er kniff die Augen enger zusammen. „Wage es nicht, diesen Satz zu beenden, August", knurrte der Assassine.

Jacob wollte nicht einmal daran denken – was er unweigerlich natürlich trotzdem tat.

Wie könnte er es je Elisé oder Abberline erklären, dass sie nicht mehr am Leben wäre? Solange es keinen klaren Beweis für Roses Tod gab, würde er die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie noch lebte.

Der Abend näherte sich Jacob schneller als ihm lieb war und als er das nächste Mal auf Oliver und Co. traf, war die Sonne am Untergehen.

„Was hast du?" Oliver hielt Jacob ein Brot hin, was dieser zwar entgegennahm, in dass er jedoch nicht hineinbiss.

Er hatte der Pause allerdings auch nur zugestimmt, weil Charlotte, Angie und Mary-Ann mit ihrem Ehemann Jason anwesend waren und aus Freundschaft zu Jacob mitgesucht hatten.

Nur Mary-Ann konnte nicht ewig suchen, ihr Mann und sie hatten zwei Kinder, die Zuhause bei ihren Schwiegereltern auf sie warteten.

„Mir kommt das koscher rüber", behauptete Jacob und betrachtete den Käse, der auf seinem Brot war. „Wir sollten keine Pause machen, während dort ein Menschenleben in Gefahr ist."

Oliver zog mitleidig die Augenbrauen zusammen. „Du meinst, solange sie in Gefahr ist", fühlte er seinem Anführer auf den Zahn. „Boss, wir-"

Der Attentäter runzelte seine Stirn, als Mason und James mit ein paar Rooks, die Jacob eher selten sah, die Straße hinuntergelaufen kamen – lachend.

James hielt eine Whiskeyflasche in der Hand grinste von einem Ohr zum Anderen.

August pfiff laut, sodass ihn seine Kameraden hörten und ihre Köpfe drehten. Kurz darauf begaben sie sich lachend und singend zu den anderen Rooks und ihrem Anführer.

„Schöner Abend, oder?"

„Was gibt es zu feiern?" Jacob legte den Kopf schief.

„Das Leben?" James zog eine Augenbraue hoch.

„Oh", machte Jacob und hob beide Augenbrauen kurz an. „Das Leben, natürlich." Er nickte, stimmte seinem Rook zu. „Zufällig Rose gesehen?"

„Nö." Mason nahm James die Flasche ab und trank einen tiefen Schluck daraus, ehe er zusammenfuhr als Jacob ein Wurfmesser nach ihm warf und die Flasche in seiner Hand zerplatzte.

Mary-Ann schrie im Hintergrund kurz auf und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.

„Wieso feiert ihr?!", donnerte Jacob. „Ich hatte euch etwas aufgetragen."

James rollte mit den Augen. „Entspann dich, wir sind durch die Pubs der letzten drei Stadtteile gegangen, um nach ihr zu suchen."

„Ach, weil sie auch so häufig gerne in Gesellschaft von fremden Männer ist."

„Dir ist bewusst, dass die graue Maus mit über zehn Männern in der vergangen Woche in einem Zug geschlafen hat? Sie war umgeben von untervögelten-"

„Du solltest deine Worte sorgfältig wählen", unterbrach August ihn ruhig und zog Angie ein Stück näher zu sich.

Jacobs Finger knackten als er sie zur Faust ballte und er dachte ein paar ruhige Sekunden drüber nach, was er als nächsten sagen wollte und sollte.

„Wo wart ihr den ganzen Tag?", fragte er, sah die kleine Gruppe Rooks an.

„Größtenteils in Lambeth, Sir", antworteten zwei und einer deutete auf Oliver.

„Mit ihm in Whitechapel."

Oliver nickte. „Unsere Wege trennten sich als ich mich Paul und August anschloss."

„Und wo war August vorhin?"

„Angie abholen", antwortete dieser. „Aus Westminster."

Jacob sah Mason und James an. „Und ihr zwei Rumtreiber?"

„Pubs." James zuckte mit den Schultern. „Wir haben getan, was du wolltest, Frye. Doch du kannst es uns nicht nehmen, unseren Freiraum auch genießen zu wollen."

Augenverdrehend drehte er sich um. „Hey, ich war noch nicht fertig!", donnerte Jacob erneut.

„Ich aber", stellte James zornig klar. „Du kannst nicht von ausgehen, dass ich vierundzwanzigsieben nach einem Kind suche, dass womöglich einfach abgehauen ist und sich irgendwo verkriecht, um zu heulen." Er schnaubte. „Komm drüber hinweg, ein paar Blighters hatten uns auf den Kieker und Gus hat's mit 'nem Messer erwischt, meine Fresse."

Jacob zog die Augenbrauen stärker zusammen, während es in seinem Kopf ratterte.

„Woher weißt du, dass es ein Messer war?", fragte er ruhig und Charlotte schluckte, drängte sich instinktiv an Mary-Ann.

„Mal sein Gesicht gesehen?" James schnaubte erneut. „Der Kerl wird für immer entstellt sein."

„Max?" Jacob wandte kurz den Blick ab, sah den blonden Mann an. „Wie lange warst du bei deinem Bruder?"

Max schluckte, legte das Brot in seiner Hand beiseite. „Den ganzen Tag, Sir."

„War James zu Besuch?"

„Nein."

Jacob drehte seinen Kopf zurück zum Rook, der sich ihm wieder zuwandte. „Was willst du?", fragte James ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Du warst weder bei Gus zu Besuch, noch seit gestern Morgen im Zug, mein Freund." Jacob malmte auf seinem Kiefer herum. „Du solltest mir nun besser erklären, woher du weißt, das Gus mit einem Messer aufgeschlitzt wurde."

„Es wird geredet", verteidigte Mason seinen Freund und rollte mit den Augen. „Wir tratschen wie die Weiber." Er seufzte. „Oder denkst du nicht, dass es sich bei uns herumspricht, das Gus ab heute hässlich ist?" Er grunzte. „Wobei er schon vorher keine Augenweide war."

„So spricht man also über einen Kameraden? Jemandem, dem Gesicht aufgeschlitzt und der Körper zertrümmert worden ist?" Jacob verschränkte die Arme vor der Brust.

James schnaubte. „Er hat nicht einen gebrochenen Knochen, Frye, also komm wieder runter."

Jacobs schiefgelegter Kopf richtete sich gerade. „Ich weiß." Er nickte einmal. „Aber keiner der hier anwesenden könnte das wissen, außer August."

August schluckte und sah kurz auf seine Füße, bevor er den Kopf hob und Angie ansah, sie hinter sich drängte.

„Was willst du damit sagen?" Mason rollte mit den Augen. „Hast du dir mal das Chaos im Zug angeschaut? Jeder könnte denken, da sei jemand ermordet worden."

Jacobs Zunge drückte sich gegen seinen Gaumen als er tief einatmete.

Er war sich ziemlich sicher, dass James ihm nicht die Wahrheit sagte.

„Wo wart ihr nochmal?"

„In Pubs."

„In welchen Stadtteilen?"

„City of London." Mason verdrehte seine Augen. „Willst du noch Bildaufnahmen von uns als Beweis oder wie?"

„In welcher Himmelsrichtung?" Jacob versuchte, ihnen auf den Zahn zu fühlen.

„Süden."

„Hm", machte er. „Da wohnt Pitsbur."

„Boss, ich will nicht unhöflich klingen, doch Pitsbur wohnte im Westen", sprach Paul trocken aus und Max hob eine Augenbraue.

„Nein, im Norden", widersprach Mason.

Jacobs Mundwinkel zuckten. „Schön, dass du, der nicht dabei war, genaustens darüber Bescheid weißt, und du", er sah zu James, „Über Gus' Zustand ebenso alles weißt."

Die beiden Rooks sahen sich kurz an. „Was willst du damit sagen?"

„Wo ist er?"

Jacob ließ sein Brot fallen und sah die beiden Männer fordernd an.

„Wo ist wer?"

Der Kiefer des Assassinen knackte. „Pitsbur."

„Woher sollen wir das wissen?" James schnaubte. „Ist ja nicht so, als würde der ein Halsband mit Glocke tragen."

„Stimmt." Mason schnaubte.

Jacob sah kurz zu Boden, bevor er beide Augenbrauen hob. „Bringt die Frauen hier raus", bat er.

„Och, komm." James lachte. „Du schließt wegen zufälligen Sachen, die wir wissen, darauf, dass-"

„Nein, er schließt deswegen darauf, dass ihr uns verraten habt, weil ihr beide euch mehr als auffällig verhalten habt."

August drückte Angies Hand als diese seine ergriff und angespannt drückte.

„Was hat sie euch getan?" Jacob legte den Kopf schief.

„Was hat sie uns getan?" James zog die Brauen zusammen. „Junge, hörst du dir selbst überhaupt noch zu? Oder hat das Weib dir das Hirn rausgefickt?"

„Die beiden haben doch niemals denselben Raum für längere Zeit betreten oder glaubst du, er hält so wenig durch?", stichelte Mason.

„Ich hab euch gesehen." James rollte mit den Augen. „Er hat sie sturzbesoffen angerührt."

„Hab ich das?" Jacob legte den Kopf schief. „Und du glaubst, hätte ich jemals Hand an eine Frau gelegt, hätte ich es so offensichtlich gemacht, dass du es bemerkt hättest?"

„Hast du mal darauf geachtet, was du an dem Abend getrunken hast?" James lachte. „Du warst so dicht, du hättest nicht einmal eine Schrotflinte gehört."

Jacob wusste aus dieser Nacht noch alles – bis auf den Moment, an dem James die beiden angeblich erwischt hatte. Doch Rose hatte nicht erwähnt, dass James anwesend gewesen war.

„Ich glaube dir kein Wort." Jacob legte den Kopf schief. „Denn ich erinnere mich zufällig an diese Nacht, von der du sprichst. Und ja, ich gebe zu, ich habe sie geküsst." Oliver sah kurz zu seinem Boss und hob die Augenbrauen. „Doch ich habe sie nicht weiter angerührt."

„Hättest du vielleicht tun sollen", stichelte James.

„Um was? Zu beweisen, dass man dem weiblichen Geschlecht überlegen ist?"

James rollte mit den Augen und drehte sich um. „Ich bin hier fertig."

„Bleib stehen oder-", begann Jacob ihn aufzufordern.

„Oder, was? Du wirfst ein Messerchen nach mir?" James machte weinerliche Geräusche. „Oh, Hilfe, ich bin eine rothaarige blöde Kuh, die vom großen Jacob Frye gerettet werden muss, um einer unglücklichen Ehe zu entkommen."

„Woher weißt du, dass sie verlobt war?", fragte Jacob trocken nach.

Er brauchte nicht mehr Beweise. Das sich James und Mason immer wieder in kleinen Teilen verrieten, reichte dem Attentäter aus, um sie als Verräter zu entlarven.

Mason seufzte resigniert und sah James an, der ihn mit seinem Blick aufforderte, den Ball flach zu halten. Doch dem Rook kam seine Ungeduld in die Quere.

„Ach, Scheiß drauf." Augenverdrehend zog er wütend die Waffe und richtete sie auf Jacob, drückte ab.

Der Assassine – dessen Sinne und Muskeln sowieso schon aufs äußerste gespannt waren – reagierte derart schnell, das Mason verwundert war, ins Leere zu treffen und ihn trotzdem vor sich zu sehen.

Jacob hatte die Hand ausgestreckt und Masons Arm ruckartig nach oben gedrückt, womit der Rook in ein Fenster geschossen hatte.

Mary-Ann hatte erneut aufgeschrien und lief ein paar Schritte verängstigt zurück. Sie hatte noch nie eine Waffe gesehen.

Noch immer verwundert, doch auch sauer drehte Mason sich und holte aus, ehe er gurgelte als Jacob ihm die Faust auf den Kehlkopf schlug.

„So, krieg ich von dir nochmal 'ne Antwort?" Er sah James an, der sich einfach in Bewegung setzte.

Er hatte keine Zeit, einen seiner Jungs nun auch noch durch London zu jagen, also machte er besser gleich kurzen Prozess mit Mason, der sowieso nun am Verrecken war, wo er ihm den Kehlkopf zertrümmert hatte. Er drehte Mason und zog ihn zu sich, ehe er ihm mit kurzen, knackigen Bewegungen das Genick brach.

„Du bleibst besser stehen!", rief Jacob sauer.

„Oder, was?", wiederholte James abermals. „Du wirfst ein Leben mit uns Jungs wegen einer Frau weg? Hast du auch nur fünf Minuten darüber nachgedacht-" Jacob hob beide Augenbrauen als Augusts abgefeuerte Kugel an Jacob vorbeiging und den Rook im Brustkorb traf, der keuchend nach hinten taumelte.

Angie haute ihm erschrocken auf die Schulter. „August!", schimpfte sie.

„Er gehört ganz dir", sagte er zu Jacob als James keuchend auf die Knie ging, Blut spuckte.

Jacob war beeindruckt. Vermutlich hatte August aus Rache abgedrückt, doch die Lunge traf nicht jeder gleich mit Bravur.

Sein Herz hämmerte ihm in der Brust.

Jeder Rook sah auf Masons Leiche kurz hinab, sein Blut floss in den nächstbesten Abguss.

„Es ist ein Mädchen, Boss, was-"

„Willst du ihm folgen?!" Jacob zog seine Knarre energiegeladen aus dem Gürtel, richtete sie auf seinen Rook. Dieser schloss den Mund. „Zur Hölle, sie ist nicht nur ein Mädchen", murmelte er, strich sich durchs Haar, während Charlotte ihre Lippen zusammenpresste und rot anlief, den Blick gen Boden senkte.

Der bedrohte Rook hob langsam seine Hände.

„Was ich damit sagen möchte, ist, dass sie nur ein Mensch ist", sagte er ihm. „Weshalb ist sie so wichtig?"

In die Stille hinein – weil Jacob nicht zu antworten wusste – begann James zu lachen und schüttelte den Kopf.

Jacob ließ seine Waffe sinken.

„Hat keiner von euch Schlappschwänzen es bemerkt? Unser ach so furchtloser Boss ist hoffnungslos in ein kleines Prinzessinchen verliebt." James machte weinerliche Geräusche und Jacobs linke Hand ballte sich so stark zur Faust, dass seine Knöchel abermals knackten. „Weißt du", er legte den Kopf schief, spuckte noch mehr Blut aus, „Ich habe keine Angst vor dem Tod." Er presste seine Lippen zusammen. „Und womöglich wirst du Pitsbur erwischen", stellte James klar und Jacob hob ruckartig den Kopf, ging auf ihn zu. „Aber ich geh mit dem Gewissen, dass du dein hübsches Püppchen verlierst."

Jacob wollte gerade ausholen als Oliver ihn ruckartig am Arm fasste.

„Er provoziert dich mit Absicht", sagte er ihm. „Wenn du ihm jetzt einen schnellen Tod gewährst, Frye, wird niemand erfahren, wo sie sich befindet."

„Ich würd's freiwillig tun." Max hob teilnahmslos die Hand, deutete auf James. „Ich brauch keinen Kameraden, der Frauen wie Dreck behandelt oder seine Freunde einfach so verstümmelt. Wenn ich mir auch nur vorstelle, meine Frau würde so behandelt wie mein Bruder... ist es das, was auch nur ein Kerl hier möchte?"

Jacob schnaubte. „Jeder der der Meinung ist, Frauen wie Dreck behandeln zu können, ist raus", verkündete er. „Ich hätte bei euch allen den Hintergrund checken müssen." Wütend beugte er sich zu James vor. „Und dir sei gewiss", sagte er ihm leise, „Dass ich dich nicht brauche, um sie zu finden." James starrte ebenso wütend zurück bevor er zu grinsen anfing.

„Das beste hast du mich noch nicht gefragt", erwiderte er genauso leise. „Lebt deine Hure noch?"

Jacob schnaubte, ehe seine Hand vorschnellte und seine Klinge rausfuhr, er sie durch James Hals rammte.

Charlotte schloss ihre Augen und Mary-Ann würgte, drehte sich weg.

Einzig die Rooks und Angie sahen genau hin, wie das Leben aus James wich.

Dieser begann zu röcheln und augenverdrehend erhob Jacob sich, wartete bis das Zucken des Mannes an ihm aufhörte. „Max und Alan." Er sah Gus' Bruder und einen der Rooks an, die mit den beiden Verräter unterwegs gewesen waren. „Entsorgt die Leichen im Abwasserkanal." Jacob deutete nach Osten. „Der Rest folgt mir oder endet wie die zwei Idioten!"

---------

Datum der Veröffentlichung: 21.01.2022 17:40 Uhr

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro