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Fifteen

Fifteen

Jacobs Beine bewegten sich immer schneller durch die engen Gassen Londons, obwohl er sich langsam aber sicher an seiner Grenze befand. Die Jungs hatten Recht gehabt, er hätte sich einige Stunden ausruhen sollen. Er war beinahe mehr als achtundvierzig Stunden wach.

Doch ihm rannte die Zeit davon. Sicher hatte er nur noch wenige Stunden, bevor die Hoffnung, Rose zu finden, verloren war.

Die Rooks, mit denen er vor etwas mehr als vier Stunden losgezogen war, folgten ihm noch immer, wirkten aber bereits mehr als müde.

Mittlerweile war es Nacht und Jacobs Gedanken wurden immer brutaler.

Der Assassine drehte sich schnaufend zu Oliver um, der ein wenig keuchte. Er war annähernd nicht so schnell wie der Assassine, aber hatte genau so viel Ehrgeiz, die vermisste siebzehnjährige zu finden.

„Frye, wir haben gefühlt ganz London durchsucht", meinte der neunzehnjährige und schüttelte den Kopf ein wenig. Er wollte nicht aufgeben, zumal Jacob ihm noch immer aggressiv und zornig vorkam.

Doch keiner der bisher durchsuchten Straßen hatte ihnen Aufschluss gegeben. Rose war nirgends, ebenso wenig Blighter oder Pitsbur.

Jacobs Knochen knackten abermals als er seine Hände zu Fäusten ballte. Mittlerweile schmerzten sie ihn, so sehnlichst wollte er auf etwas oder jemanden einschlagen.

Sein Herz raste noch immer so verflucht schnell, dass es Jacob Sorgen bereiten sollte.

Seine Gedanken kreisten um die Worte, die James ihm zum Schluss gesagt hatte. Der Ton, der trotzige Ton in dem er den Attentäter fragte, ob er wüsste, ob die Frau die er liebte noch am Leben war.

Und sie beide wussten, Jacob hatte darauf keine Antwort, er musste sie noch finden.

Der Assassine versuchte seine Wut herunter zu schlucken und nahm einen tiefen Atemzug.

Die Jungs hielten einer nach dem anderen und August hielt sich die Seite. Er hatte seit mehreren Blocks das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.

„Was nun?" Oliver sah zum Gulli, seufzte. Der Gestank, der daraus hervorkam, war ekelerregend. Wenn er die Kraft noch aufbringen könnte, würde er seinen Arsch hinüberschwingen und den Gulli wieder in Form ziehen, damit der Gestank verschwand.

„Jacob-"

Sauer schrie Jacob auf und wandte sich der Hauswand zu, begann auf sie einzuschlagen und fluchte die Wörter hervor, die in ihm brodelten.

„Jacob-" Oliver streckte die Hand aus, bevor er zurückschreckte als sein Anführer sich von der Wand abwandte und gegen eine alte Holzkiste trat, sie gegen eine Mauer flog und kaputt ging.

In ihm brodelten Wut und Verzweiflung und all das brach langsam an die Oberfläche.

Schweratmend ließ sich Jacob von seinem Körper dazu überreden, ein paar Minuten Pause zu machen und sank auf die Knie, öffnete die Fäuste.

August schnaufte, stützte sich auf seinen Knien ab und jeder von ihnen starrte den Attentäter an und wie er auf seine tauben Hände starrte.

„Du glaubst, wir sind zu spät", sprach August ruhig seinen Gedanken aus und Jacob kniff die Augen zusammen.

Tief einatmend hob er den Kopf, wandte sein Gesicht dem Mond zu und ließ die Augen geschlossen.

„Sie ist mehr als vierundzwanzig Stunden nirgends gefunden", murmelte er leise. „Sie war nur ein Mittel zum Zweck." Er versuchte, durch seine Gedanken zu finden, Zusammenhänge sich erklärlich zu machen. „Er hätte keinen Sinn, sie leben zu lassen."

„Außer er möchte im Rang der Gesellschaft aufsteigen."

August presste die Lippen zusammen. „Frye, die Duponts haben ein hohes Ansehen, weil sie mit der Erfindung der Eisenbahn in Kontakt gebracht werden. Er wäre dumm, sich für das Leben der Tochter nicht mindestens um ein wenig mehr Geld zu erleichtern."

„Ihm geht es aber nicht um Geld", widersprach Oliver. „Er hat doch Kohle." Der Rook zuckte mit den Schultern.

„Sht!", machte Jacob, um Ruhe zu bekommen und die Jungs schlossen ihre Münder. „Ich muss nachdenken", erklärte er ihnen, sah zurück auf seine Hände. Er hatte seine Handschuhe vergessen, starrte nun auf rote und leicht blutige Knöchel. Es war nicht so schlimm wie vor ein paar Jahren, wo er sich durch einen Wutanfall beim Zuschlagen auf eine Hauswand drei Finger auf einmal gebrochen hatte.

„Wo würde ich eine Leiche verstecken, wenn ich nicht wollte, dass sie jemand findet?" Er zog die Augenbrauen arg zusammen, biss sich noch stärker grübelnd auf die Wangeninnenseite.

Aufgebend schnaubte er nach ein paar Sekunden und ließ die Schultern hängen.

„Ideen?", fragte er seine Gruppe.

Oliver öffnete vorlaut den Mund, wie immer, und schnitt Paul das Wort ab, bevor dieser seine Idee äußern konnte. „Kanalisation." Er rümpfte die Nase, sah zu dem geöffneten Gullieingang. „Wenn ich eine Leiche unerfindlich machen bräuchte, würde ich sie in die Kanalisation werfen." Er zuckte mit den Schultern als Jacob ihn über seine Schulter ansah. „Sie würde aus der Stadt gespült."

„Oder in den Katakomben bei all den anderen Ratten und Verrätern landen", behauptete Paul. „Oliver, die Kanalisation führt nicht zwangsläufig-"

„Die Katakomben", unterbrach Jacob ihn murmelnd und deutete auf Paul, stand währenddessen wieder auf. „Hat jemand die Katakomben abgesucht?!" Jacob sah August an, der ratlos mit den Schultern zuckte.

„Ich habe nicht gefragt, ob jemand in Scheiße gewühlt hat."

„Das ist es." Jacob schnipste und drehte sich zum Gulli um. „Ich weiß, wo sie sein könnte."

Oliver machte einen wehleidigen Ton. „Ich mag die Kleine, echt. Aber ich bin nicht darauf aus, durch Scheiße zu kriechen", beschwerte er sich.

Jacob schnaubte. „Wir gehen doch nicht da rein, du Idiot." Als er an ihm vorbeilief, haute er ihm gegen den Hinterkopf. „Wir suchen uns den nächstbesten Eingang in der Nähe, wo ihr das gefunden habt." Jacob zog Roses Kette aus seiner Tasche und die Jungs sahen kurz darauf.

„Also keine Scheiße?", fragte Oliver hoffnungsvoll.

„Freu dich nicht zu früh", murrte Paul, ehe er anfing, Jacob zu folgen. „Zur Hölle, wieso mussten es die Katakomben sein?", fragte er rhetorisch.


„Ihre Kette haben wir hier gefunden." Jacob deutete für sich selbst in die Gasse hinein, ehe er sich mehrere Minuten mehrmals umher drehte und die Gegend ausgiebig betrachtete und die Menschen beobachtete.

„Wir müssen nur nach dem nächsten Tunneleingang suchen", überlegte der Rookanführer laut und kratze sich am Kinn.

„Wir sollten uns aufteilen", warf Paul ein und Jacob sah zu ihm. „Wenn wir in kleineren Gruppen gehen, haben wir eine größere Chance."

„Und wenn diese Tunnel unter der ganzen Stadt verlaufen, wird das nicht leicht werden", fügte August Pauls Gedankengang hinzu und die übriggebliebenen Rooks stimmten ihm nickend zu.

Jacob seufzte. „Ihr habt beide Recht." Er runzelte die Stirn, schnipste leise mit den Fingern. „In Ordnung, hört zu." Er hob den Kopf und lief ein Stück weit in die Gasse hinein, in der sie das Medaillon gefunden hatten. „August und Oliver bleiben bei mir." Er deutete auf die beiden und erntete ein Nicken seitens Oliver, während August die Arme vor der Brust verschränkte.

„Paul, du bist neben Oliver der schnellste." Er zeigte auf den schlaksigen Rook, der die Augenbrauen hob. „Du suchst andere, stellst in meinem Namen Teams für andere Eingänge in die Katakomben zusammen." Paul nickte, hörte seinem Boss genau zu. „Doch als erstes gehst du zurück zu Alan und Max und holst sie dir zur Beihilfe." Er schnipste lauter und schloss kurz die Augen, atmete tief ein. „Südlich von hier gibt es einen Tunneleingang, ich möchte, dass der so schnell wie möglich von Rooks durchsucht wird."

„Südlich kann überall sein", sagte August schnell.

„In der Nähe der Zuggleise", fügte der Attentäter schnell hinzu und die Mundwinkel des Rooks zuckten nach oben. Dann deutete der junge Anführer in die angesprochene Richtung. „Der Rest", er deutete auf die zwei anderen Rooks, die übrig blieben, „Geht zum Alhambra. Dort ist diese Löwenstatur. In der Nähe gibt es einen weiteren Eingang."

Jacob presste kurz die Lippen aufeinander. „Falls ihr auf Blighters treffen solltet, tötet sie, was auch immer." Er murrte. „Ist mir egal, solange sie ein blaues Auge davon tragen." Er sah kurz auf das Sortiment seiner Wurfmesser, zählte sie in Gedanken einmal durch. „Wenn ihr auf Pitsbur treffen solltet, haltet euch zurück, vor allem, wenn er Miss Dupont bei sich hat." Er zuckte zusammen als er sich an einer scharfen Kante mit dem Finger schnitt und zog die Hand selbstverständlich zurück. „Dieser Bastard gehört mir", murmelte er leise.

Keiner sagte etwas, denn alles war gesagt. Und sie würden es nicht wagen, sich gegen Jacob zu stellen. Alle hatten gesehen, wozu er bereit war, um dieses Mädchen zu retten – und sicherlich wollte keiner der Männer so wie James oder Mason enden.

„Wieso bewegt ihr euch nicht?" Jacob sah die Jungs an, denen er eben noch etwas gesagt hatte und alle öffneten leicht ihren Mund, bevor sich einer nach dem anderen zerstreute.

„Und ich dachte, du hättest Hummeln im Arsch", sah August einem der rangniedrigeren Rooks nach.

Jacob bewegte seine Mundwinkel kurz nach unten. „Süßen Hintern hat er aber", scherzte er, um sich teils selbst abzulenken, bevor er nochmal tief durchatmete. „Dann bewegen wir uns mal." Er sah Oliver und August an, die ihm bereitwillig zur Seite standen.


Rose saß auf einem Stuhl, den Daren ihr inzwischen gebracht hatte. Auf dem Tisch vor ihr hatte sie noch immer Brot und Wasser, um eine Kleinigkeit zu essen. Doch es fühlte sich mehr wie ihre Henkersmahlzeit an, deswegen aß die siebzehnjährige kein Bissen und trank keinen Schluck.

Sie schaute stillschweigend in ihren Schoß hinab und knobelte ab und an ihre Hände. Sie hatte weder den Mut noch die Kraft sich zu wehren.

Daren hatte sie so sehr eingeschüchtert, dass ihre panische Angst vor ihm ein neues Level erreicht hatte. Für ihn war sie nichts weiter, als ein Mittel zum Zweck gewesen. Ihr war bewusst, dass dieser Mann sie niemals geliebt hatte, doch dass es so katastrophal enden würde, hätte sie sich niemals vorstellen können. In ihrer Brust war die Hoffnung, dass Jacob sie noch finden würde, bevor es zu spät war, zu tief gesunken.

Jacob.

Rose blinzelte als ihre Sicht verschwamm.

Er hatte sie auf eine Art fühlen lassen und verletzt, die sie nicht für möglich gehalten hatte.

Trotz dessen, dass er eine andere Frau geliebt hatte, änderten sich ihrerseits ihre Gefühle nicht einfach. Sie spürte weiterhin, wie ihr Puls sich bei dem Gedanken an ihn beschleunigte und spürte weiterhin, wie ihr Körper reagieren wollte.

„Du bist so still, Liebes." Daren lachte und Rose hob erschrocken den Blick.

Ihre gequollenen Augen versuchten den Blick zu fokussieren, aber sie zitterte am ganzen Körper, weswegen es ihr zu schwer fiel.

Der blondhaarige Mann trat bedrohlich auf sie zu und Rose spürte, wie der Druck hinter ihren Augen wieder stärker wurde, sie anfangen wollte zu weinen. Sie wollte nach Hilfe schreien, auch wenn keiner sie hier unten hören könnte.

Rose wimmerte heiser und drehte ihren Kopf weg, kniff die Augen zusammen als er sie samt Stuhl zu sich herumdrehte.

„Mach dir keine Sorgen." Ihr flossen Tränen die Wangen hinab als er ihr Kinn grob packte und er sie daran zu sich drehte. „Bald wird alles vorbei sein." Er strich ihr mit schiefgelegtem Kopf über die Wange, versuchte Blickkontakt aufzubauen.

„Und wenn du Glück hast, dann beschere ich dir einen schnellen Tod." Seine Mundwinkel zuckten und er beugte sich zu ihren Lippen vor. „Ohne dich flachzulegen." Rose stockte der Atem und ihre Sicht verschwamm stärker. „Obwohl du sowieso nur scheinheilig in diese Ehe als rein eingetreten wärst, nicht? Hm?" Er seufzte betrübt. „Komm, sag's mir", bat er sie. „Wie oft hast du ihm hinter meinem Rücken den Schwanz gelutscht?"

Rose schluckte schwer, antwortete ihm nicht. Er würde ihr sowieso kein Wort glauben. Er würde ihr nicht glauben, dass er der einzige gewesen war, den Rose jemals neben Jacob geküsst hatte und er würde ihr nicht glauben, dass er der einzige war, der sie je an Orten berührt hatte, an denen sie noch nicht berührt werden durfte.

„Sieh mich an", sprach er sanft aus, streichelte ihr weiterhin mit dem Zeigefinger über die Wange. „Wie lange hast du schon geplant, mir das Messer in den Rücken zu jagen?" Er zog leicht seine Augenbrauen zusammen. „Was habe ich getan, damit du-"

Rose stockte erneut der Atem, so schockiert und überrascht war sie – von sich selbst. Ihr Körper hatte die undamenhafteste Reaktion von sich gegeben, die sie je erlebt hatte. Und sie konnte es nicht zurücknehmen, ihrem Verlobten ins Gesicht gespuckt zu haben.

Daren ließ sie los, zog in aller Ruhe ein Taschentuch hervor und säuberte sich das Gesicht.

„In Ordnung", sagte er leise, lief neben sie und legte das Taschentuch seelenruhig auf dem Tisch ab. „Du willst es schmutzig?" Er drehte ihr das Gesicht zu und Rose begann in ihrem gesamten Körper, mit jeder einzelnen Zelle, ihre Trotzreaktion aufs tiefste zu bereuen.

„Nein!" Rose schrie schmerzerfüllt auf als sie ihre letzte Energie sammelte und aufsprang, doch er hatte sich so schnell vorgebeugt und ihr Haar gepackt, dass sie keine Chance hatte.

Sie schluchzte auf als er sie mit dem gesamten Oberkörper auf den Tisch niederdrückte, sie mit ihrem Kopf das Glas hinunterstieß und es auf dem Boden kaputt ging.

Rose begann laut zu schluchzen und aufzuschreien – jedes Mal, wenn Daran begann, gegen Stellen ihres Körpers zu schlagen.

„Ich wusste gar nicht, dass du so eine dreckige Schlampe bist, Rose", raunte Daren ihr ins Ohr und sie sah gegen eine Stützsäule, schluchzte. „Denk daran, du hast dir ausgesucht, auf wessen Seite du dich stellst."

Rose keuchte als er ihr mit geballter Faust gegen den Oberschenkel schlug und sie das Bein einknickte.

Dieser Albtraum würde niemals enden, glaubte die junge Dame.


„Hör auf, zu zögern." August legte dem Assassinen die Hand auf die Schulter, tätschelte sie kräftig. „Sie wird noch leben, Frye."

Der Rook hatte Recht, warum Jacob zögerte. Er hatte Angst, James hätte recht gehabt und Rose wäre nicht mehr am Leben. Er würde sich das nicht nur niemals verzeihen können, er wäre niemals bereit, ihre Leiche zu Gesicht zu bekommen.

Es war allein seine Schuld, dass Rose wieder in den Händen dieses Bastards war.

„Boss?", fragte Oliver leise und sah den Tunneleingang hinab. „Jacob?"

Der Attentäter schüttelte den Kopf, zog sich seine Kapuze über und betrat den Tunnel mit leisen Schritten, ließ die beiden Rooks sogar relativ schnell zurück. Teamarbeit kannte er nur mit Evie – und diese war schneller und besser im Schleichen als ihr Zwillingsbruder.

August und Oliver folgte ihm so leise wie sie konnten und achteten auf alles, was Jacob tat. Jeder von ihnen konnte die Anspannung des anderen spüren.

Eine Weile lang schlichen sie die Tunnel entlang und immer wieder weiter in die Erde hinein.

Es war totenstill und das sorgte Oliver, während August ständig daran dachte, dass das ein gutes Zeichen war, denn so hieß es, hier unten wäre niemand, hier könnte man die Stelle ausschließen, an der sich Rose befand. Und Orte auszuschließen war besser als nichts zu finden.

Jacob runzelte die Stirn, achtete noch ein Stück stärker auf die Geräusche, denn er war sich nicht sicher, ob die Schritte, die er hörte, hinter ihm erklangen oder vor ihm.

Er hob die Hand, blieb stehen und Oliver und August taten es ihm nach.

Im nächsten Moment lief Jacob schnell zurück, denn er erkannte, dass Schritte von vorne kamen.

„Was-" Der Attentäter streckte die Hand aus und hielt seinem Freund den Mund zu.

Oliver sah auf die Hand Jacobs, bevor er und August sich hinter ihn drängten und er sich hinter einem schmalen Sichtschutz in Deckung begab.

Es verging einige angespannte Sekunden, bevor ein stämmiger Mann in einem dreckigen Hemd und bräunlicher Hose um die Ecke lief. Er schnaufte und schüttelte den Kopf, fuhr sich durch sein ergrautes und schütteres Haar.

„Das ist der langweiligste Tag meines Lebens", murrte der Mann und zog aus seiner hinteren Hosentasche eine knallrote Mütze hervor, setzte sie sich auf. „Sag Pitsbur, ich bin schiffen!", rief er laut den Gang hinunter und August hob die Augenbrauen als die drei Rooks hörten, dass sie offensichtlich einen Volltreffer mit diesem Tunneleingang gelandet hatten.

Oliver zog sein Messer, doch Jacob hob die Hand erneut und schüttelte den Kopf als sie Blicke tauschten.

Es wäre dumm ihn nun anzugreifen. Keiner von ihnen wusste, ob sich noch mehr Blighters in unmittelbarer Nähe aufhielten und Jacob wollte nicht entdeckt werden.

Er spürte, wie sein Plus raste und schluckte den großen Klos in seinem Hals hinunter, zählte die Sekunden im Kopf und lauschte auf jedes kleinste Geräusch, was seine Ohren zu hören in der Lage waren.

Dann drehte sich der Blighter zur Seite und stellte sich gen Wand, ehe August die Miene verzog als der Mann furzte und Pinkelgeräusche zu vernehmen waren.

Jacob ließ die Luft lautlos seiner Lungenflügel entweichen und zog ein Wurfmesser, drehte es in seinen Händen, befühlte das kühle Metall.

„Worauf wartest du?", hauchte August ihm ins Ohr und der Assassine hob die linke Hand.

Der Blighter schnaufte, murrte verständnisloses und stöhnte auf als Jacob auf ihn zurannte, ihn am Nacken packte und seinen Kopf gegen die Wand rammte.

Noch bevor der Mann die Augen offen hatte, packte Jacob das Wurfmesser und zog es durch die Kehle, ließ ihn für immer schweigen.

„Das war laut", behauptete Oliver leise und verzog die Miene als Jacob ihn an den Schultern umdrehte.

„Niemand will sein Schrumpelschwanz sehen." Der junge Assassine zog eine Schulter kurz hoch, bevor er den Gang hinabblickte. „Wollen wir, Gentlemen?"

Seine Füße trugen ihn schnell voran.

„Das hätten wir auch machen können", sagte Oliver nach wenigen Sekunden und erhielt keine Antwort seitens Jacob.

Der Anführer der Rook hatte keinerlei Zweifel an den Fähigkeiten seiner Jungs, aber manches musste er selbst erledigen – und war es nur, um sich besser zu fühlen.

August hob die Augenbrauen als sie wenige Minuten nach dem ersten Mord in der Kanalisation auf zwei Durchgänge stießen.

„Was nun?", hakte August nach. „Wir sind zu dritt, wir können uns nicht einfach aufteilen und einen allein-"

„Zu dritt nur einen Durchgang abzusuchen ist töricht", unterbrach Jacob ihn leise und grübelnd. „Ihr geht nach rechts", bestimmte er. „Ich komm klar."

„Frye-"

„Tut, was man euch sagt." Er blickte keinen der beiden Jungs an, doch August war sichtlich unzufrieden und bereit, erneut zu widersprechen. „Ich habe bereits Menschen getötet, da war ich fünfzehn." Jacob atmete tief ein. „Mich bringt nichts so schnell zur Strecke."

August schnaubte. „Außer dein Stolz." Nicht mit der Situation zufrieden setzte er sich in Bewegung.

Oliver sah seinen Boss noch einen Moment lang an, ehe er begann, August zu folgen.

Zurück blieb Jacob, mutterseelenallein. Er atmete einige Sekunden tief durch, ehe er sich auch auf seinen Weg machte – nach links.

Auf seinem Weg hielt er immer wieder inne, nur für den Fall das ihm mehr Blighters entgegenkamen, aber sein Weg blieb frei.

Er hielt bei einer Abzweigung, die ihm wieder in die Quere kam, erneut inne.

Der junge Mann biss sich auf die Unterlippe und zog die Augenbrauen zusammen.

Er konnte sich nicht zweiteilen, um beide Eingänge zu durchsuchen. Er würde wohl mehr Zeit brauchen, als noch gedacht, dabei war die Hoffnung in ihm gerade erst wieder gestiegen.

Jacob lauschte, sah kurz hinunter auf seinen Gürtel, ehe er auf den Windzug achtete, der aus dem einen Durchgang kam.

Er lief ein paar Schritte auf den Durchgang zu und hatte sich gerade entschieden, diesen zuerst zu untersuchen, ehe er furchtbar zusammenfuhr und es ihm durch Mark und Knochen lief, er den Kopf drehte.

Er begann sie zu hören. Er wusste instinktiv, dass diese hohe Stimme Rose gehörte. Die Hoffnung in ihm stieg weiter an, doch die Angst in ihm gleich mit, denn Rose schrie sich die Seele aus dem Leib.

„Was stehst du noch hier?!", schrie ihn sein Inneres an und schluckend setzte er sich darauf so schnell er konnte in Bewegung.

Seine Sinne spannten sich noch weiter an und seine Schritte wurden immer langsamer, solange Roses Stimme immer lauter wurde. Bald stellte er fest, dass der Schall der Wände ihre Laute und ihr Schluchzen lauter weitertrug als er offensichtlich war.

Wenn er nur einen Fehler machte, wäre die ganze Mission dahin. Deswegen hielt er nach einigen Minuten inne und hockte sich hin, lehnte sich an die Wand an.

„Bitte... hör auf..."

Jacob kniff die Augen zusammen und ballte beide Fäuste als er darauffolgend einen Schlag hörte und sie erneut aufschrie.

„Was?!" Jacob ließ die Augen geschlossen, versuchte noch intensiver zu lauschen. „Es ist mir egal, ob dieser beschissene Zug bewacht ist", haute Pitsbur erbost raus. „Ihr holt das Mädchen her, Punkt. Frye ist zu sehr damit beschäftigt, nach dieser Schlampe zu suchen", donnerte er und es waren Geräusche zu vernehmen, von raschelndem Papier.

Wut brannte in Jacobs Brustkorb. Wenn er sich jetzt noch nicht entschieden hatte, ob er Pitsbur töten durfte, warf er spätestens jetzt alles über Board. Dieser Mann hatte es seines Erachtens nach nicht verdient auch nur eine weitere Stunde zu leben. Was auch immer ihm das Assassinenkredo vorgab, diesen Mann konnte man nicht als unschuldig ansehen und so würde er seine Klinge kosten.

Jacob schlich noch ein Stück voran, blieb dann an einer Ecke in Deckung und nutzte die Schatten, um seine Gestalt zu verbergen.

Wenn er da einfach hineinstürmen würde, wäre das Roses letzter Moment – und das konnte er unter keinen Umständen riskieren.

Er schluckte schwer, bekam einen noch größeren Kloß im Hals als er um die Ecke linste und den Stoff von Roses Kleid entdeckte. Sie schluchzte leise, sah noch immer die Stützsäule an und versuchte, sich an einen anderen Ort zu denken, bevor Daren wieder zuschlagen würde.

Sein Herz blutete bei dem Anblick, wie sehr die siebzehnjährige am Körper zitterte. Sie wirkte ängstlich wie noch nie zuvor in diesem Moment. Noch nie hatte er eine Frau derart in Angst um ihr Leben erblickt.

Er biss sich auf die Innenseite seiner Wange und musterte mit seinen braunen Augen die Situation angespannt.

„Mr. Pitsbur, wir-"

„Wenn Frye mitbekommt, was wir hier eigentlich planen, dann wird das fatal enden." Sauer ließ Daren von ihr ab und Rose atmete einen kleinen Moment durch, schloss die Augen und erfühlte unter ihren Fingern Papiere.

„Ich hab kein Bock, heute zu sterben, also haltet euch daran, was abgesprochen war."

Schnaubend drehte Daren sich um. „Und ich will nicht nochmal gestört werden", stellte er klar und Rose wimmerte leise als Daren ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht wischte. „Ich möchte mit meiner Frau alleine sein."

Sie ist nicht deine Frau, dachte Jacob sich, ballte die Fäuste.

Jacob schluckte und zog sich unweigerlich zurück als er sah, das die Treppe, die hinab zur Stelle führte, an der Rose sich mit Pitsbur befand, von zwei Blighters erklommen wurde und sie in seine Richtung unterwegs waren.

Schnell lief er zurück, versteckte sich am tiefsten Punkt im Schatten und schloss die Augen, hörte zu atmen auf und lauschte einfach nur.

„Das könnte schlecht enden", behauptete einer. „Seine Rooks sind viel stärker als wir", murrte der Blighter und verschränkte im Gehen die Arme vor der Brust.

„Seit dem Fall von Starrick konnten sie ihre Macht in der Stadt festigen", stimmte ihm der andere zu und sie liefen weiter, übersahen den Assassinen.

„Schatz, würdest du dich bitte von meinen Papieren begeben?"

Daren seufzte als Rose sich keinen Zentimeter rührte und packte sie am Haar, zog sie kräftig zurück und vom Tisch fort.

Sie stöhnte auf und er schubste sie von sich, während sie auf ihre vier Buchstaben zu Boden plumpste und sitzen blieb.

Er währenddessen zeichnete etwas auf einer Karte ein, die nun freilag. Jacob in der Zwischenzeit begann sich wieder heranzuschleichen.

„Ich brauche Ruhe, um weiterzuarbeiten, Rose", murrte er leise. „Ich höre dein Geflenne. Jetzt hör schon auf." Er seufzte erneut. „Wer sich die Suppe einbrockt, löffelt sie auch wieder aus, ganz einfach." Daren fuhr sich durchs Haar, senkte den Kopf noch mehr über die Papiere und sah sie sich nacheinander an, um zu kontrollieren, ob auch alles nötige bereits da war. Er sah die Pässe, die gefälschten Pässe, die Boardkarten für den Zug, die Stadtpläne und seine Notizen. Ihm fehlte lediglich die Antwort der Templer.

Als die Luft endlich rein war schlich der Assassine – so langsam wie er es noch nie zuvor getan hatte – an die junge Frau heran.

Er passierte die Treppe, ohne einen Mucks zu erzeugen und er schaffte es, das auch die Treppe nicht knarzte oder irgendwelche Geräusche von sich gab.

Der junge Mann hörte sogar zu atmen auf und versteckte sich immer wieder hinter Kisten, die herumstanden.

Rose rieb sich den Knöchel, fragte sich, wann sie nicht mehr in der Lage sein würde, Tränen zu projizieren.

„Also ich hätte nicht gedacht", sprach Daren laut aus und Rose hob erschrocken ihren Kopf, „Dass du so schnell wieder auf den Beinen wärst."

Rose atmete zitternd ein und ließ ihr Bein zu Boden sinken als Darens Hand über den Schreibtisch wanderte und er eine Schublade aufzog, daraus einen silberfarbenen Revolver kramte.

„Wie hast du das angestellt?", fragte er neugierig. Rose zuckte zusammen und gab weinerliche Laute von sich als er sich umdrehte und die Waffe direkt auf sie richtete. „Komm, ich bin neugierig."

Jacob sah auf Roses Hinterkopf. Sie war nur noch wenige Meter von ihm entfernt.

„Training", antwortete er ihm leise und Rose fuhr erneut zusammen, blickte atemlos hinter sich und sah mit verquollenen Augen zu Jacob, der schluckte und sie anblickte, ihr in die Augen schaute.

Die Frage, ob sie okay war, stellte sich zwischen ihnen gar nicht erst. Offensichtlich war nichts okay.

„Hm, interessant." Daren sah von ihm zu Rose und wieder zurück. „Schatz, komm her."

Rose bewegte sich kein Stück, sah Jacob flehend an, der die Lippen zusammenpresste.

Sie wimmerte, hob eine Hand zum Selbstschutz als Pitsbur die Waffe entsicherte.

„Lass mich dir das nicht erneut sagen, Rosabella."

„Rose", sprach Jacob ihren Namen aus und sie öffnete die Augen, begann langsam den Kopf zu schütteln.

„Nein", schluchzte sie auf.

Sie schrie und Jacob fuhr zusammen, schloss die Augen als es laut knallte und Daren knapp ihren Kopf verfehlte, zu Boden schoss.

„Rose, geh zu ihm", bat Jacob sie angespannt.

Sie schluchzte als sie aufstand, langsam auf ihn zulief.

Jacobs Hand wanderte nach hinten, zu seiner Waffe und seinen Wurfmessern. Vielleicht wäre er in der Lage, Pitsbur mit einem Wurfmesser zu entwaffnen. Er war immerhin ein guter Schütze.

Beinahe hyperventilierend sah ihn das junge Mädchen an. „Geh zum Tisch, ich will mein Briefmesser."

„Wozu-"

„Geh!"

Sie fuhr zusammen, setzte sich verängstigt in Bewegung. Seine Hand mit dem Revolver folgte ihr auf Schritt und Tritt.

„Jetzt bin ich neugierig", kommentierte Jacob. „Wozu benötigst-" Er brach ab und seine Miene glättete sich als Rose mit dem Messer in ihrer Hand zu ihm zurücklief und er es ihr abnahm, ihr mit ruhiger Hand an die Kehle legte.

Sie wimmerte leise, schluckte.

„Waffen mögen effektiv sein." Pitsbur sicherte die Waffe, steckte sie in seinen Hosenbund und zog Rose fast schon liebevoll würde man meinen zu sich, hielt ihr das Briefmesser stärker gegen die Kehle. „Ich bevorzuge eine persönlichere Art." Rose hickste vom vielen Weinen.

Jacob schluckte schwer und seine Augenbrauen zogen sich noch enger zusammen.

„Ich sage das jetzt nur einmal." Jacob befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, während ihm das Herz bis zum Hals klopfte.

Er spürte ihn sogar leicht in seinen Ohren pulsieren und versuchte weiterhin seine Atmung ruhig zu halten.

Doch so leicht war es für den Assassinen nicht. Zu sehen, wie der Frau, die er liebte, ein Messer an die Kehle gehalten wurde, versetzte ihn in eine Angst, die er noch nie verspürt hatte.

Noch nie hatte er sich derart gewünscht, den Platz mit jemandem tauschen zu können.

Rose wimmerte ein wenig lauter als Daren ihr das Messer enger an den Hals drückte und sie begann, zu fühlen, wie sich das scharfe Metall in ihre Haut bohrte.

„Lass sie los."

Daren lachte ungläubig. „Du glaubst, ich lasse mir das Geschäft durch ein unbedeutendes Weib vermasseln?" Er schnaubte. „Nein." Er schüttelte den Kopf und zog das Messer noch näher heran, womit Rose keuchte und ganz flach und hektisch zu atmen begann.

Sie hatte panische Angst, würde sie anders atmen, würde sich das Metall in ihren Hals bohren und ihr Schmerzen zufügen.

Jacob hob warnend die Hände. „Bring mich nicht in Versuchung", sagte der braunäugige Anführer.

„Sonst, was?!" Rose schrie erschrocken heiser auf und Jacobs Herz blieb vor Schreck kurz stehen als eine leichte Spur von Blut ihren Hals hinunterzulaufen begann. „Glaubst du nicht, ich würde ihr das Messer in den Hals rammen und ihr Blut vergießen?!"

„Daren, bitte." Rose schluchzte, sah gegen die Decke. Einen tiefen Atemzug später schrie sie abermals auf als er ihr von hinten in ihre zerstörte Frisur griff und sie am Haar nach hinten zog. Ihr Kopf richtete sich gegen die Decke und sie weinte wieder los, schluckte als sich das Messer kurz entfernte.

„Warte!"

Jacob riss die Augen auf und Pitsbur stoppte, hielt das Messer fest umklammert. Ihm war bewusst, solange er über ihr Leben entschied, konnte er ihn kontrollieren. Genau wie es mit Elisé der Fall gewesen war.

Der junge Assassine sah zur siebzehnjährigen, bemerkte, dass seine Atmung immer schwieriger zu kontrollieren war.

Wenn er auch nur einen falschen Schritt unternahm verlor er das im Leben, was ihm nicht gehörte und er trotzdem unter allen Umständen beschützen wollte. Er konnte ihr Leben nicht riskieren. Also ließ er langsam seine Pistole wieder los und zeigte Pitsbur seine waffenlosen Hände.

Daren begann zu lachen, blickte von der kleinen schmalen Blutspur auf Roses Hals auf und ihm ins Gesicht. Er war sich sicher, den Blick richtig interpretiert zu haben.

Der Schuft begann noch lauter zu lachen und schüttelte seinen Kopf. „Ist nicht wahr..."

Jacob sah zurück zum vermeintlichen Templer. Noch immer hatte er keine genauen Beweise, doch er bedrohte ein anderes Menschenleben, er hätte somit die Erlaubnis, ihn in der Selbstverteidigung auszuschalten.

„Du hast dich in meine Frau verliebt?!"

Roses Sicht, noch immer gen Decke gerichtet, verschwamm als ihr die Klinge erneut begann, ein Stück weit in die Haut zu schneiden.

„Was willst du?" Jacob befeuchtete nochmal seine Lippen mit der Zunge. „Nur lass sie bitte los."

Daren lachte, schüttelte erneut den Kopf. „Du bist so ein Idiot", beleidigte er den Assassinen.

Jacob zog seine Augenbrauen zusammen, sah ihm in die blaugrauen Augen.

„Du bist so ein schwanzgesteuerter Idiot." Er seufzte theatralisch. „Und? Verrat es mir", bat er den einundzwanzigjährigen. „Ist sie gut im Bett?"

Rose gab ein paar wimmernde Laute von sich, schloss die Augen. Sie war sich noch immer sehr sicher, aus dieser Geschichte nicht lebend herauszukommen.

„Ich hab dich gefragt, was du willst." Jacob hob erneut die Hände gleich wieder, nachdem er sie erst sinken gelassen hatte und einen Schritt vorgetreten war.

„Freies Geleit aus dieser Stadt", stellte Pitsbur klar. „Ich will meine Ruhe vor dir und deinen Rooks.", schnaubte er wütend und wartete ab, was Jacob nun tun würde.

Es lag nun an ihm, was als nächstes geschehen würde – und es blieb ihm kaum Zeit, darüber nachzudenken.

Jacob Frye musste sich nun zwischen seiner Aufgabe als Assassine und einer Frau, die sein Herz im Sturm erobert hatte, entscheiden.

Sein Blick fiel zu Boden. Er spürte sein Herz, wie es unerbittlich in seiner Brust schlug. Ihm war klar, welche Entscheidung er getroffen hatte noch bevor er wirklich darüber nachgedacht und es ausgesprochen hatte.

„Na, schön", meinte Jacob und sah wieder Pitsbur ins Gesicht, der siegessicher lächelte. „Du bekommst freies Geleit aus der Stadt", stimmte er ihm zu. „Ich werde meine Jungs zurückhalten." Der Schuft legte den Kopf schief, betrachtete seinen Gegenüber. „Nun lass sie frei", knurrte Jacob schon fast und schluckte die Wut hinab, die in ihm brannte.

Seine braunen Augen musterten sein Gegenüber ebenso genau und ließen nicht eine Sekunde von dem älteren Mann und seiner Geisel ab.

Doch anstatt die junge Frau loszulassen festigte sich sein Griff um sie. „Das soll ich dir glauben, Frye?" Er machte einen Schritt nach hinten und zog Rose mit sich. Ihm fehlten noch die Dokumente. Ohne diese konnte er nicht gehen. Jacob würde durch sie alles herausfinden können.

„Sobald ich sie loslasse, würdest du dich auf mich stürzen." Er lachte und machte noch einen Schritt. Jacob hingegen blieb stehen und presste seine Lippen aufeinander. „Nein", er schüttelte den Kopf, „Solange ich sie habe, kontrolliere ich dich."

Rose kniff die Augen zusammen, fasste an die Tischkante hinter sich.

Sie hatte so Angst, dass ihre aufkommende Idee sich nur schwer durch ihre Glieder fraß. Ihm ins Gesicht gespuckt zu haben schien schon nicht die richtige Idee, dann wäre die, ihm kräftig auf den Fuß zu treten, gar nicht erst gut.

Jacob sah wehleidig zu ihr, wünschte sich, er könnte die Finger ausstrecken und sie einfach berühren.

Daren drehte das Messer leicht in seiner Hand und Rose schloss ihre Augen, atmete tief ein, spürte wie der Druck hinter ihren Augen schon wieder beginnen wollte, neue Tränen zu bilden.

„Hey, Daren", sagte sie leise und atemlos. „Erinnerst du dich, dass du immer wolltest, dass ich hohe Schuhe trage?"

Er zuckte zusammen und schnitt Rose in den Hals als sie mit einer Hand ihren Rock hochzog und so fest sie konnte auf seinen Fuß trat und begann, dass zweimal zu wiederholen.

Jacob sah nur ungefähr eine Sekunde zu, ehe er losrannte und auf Rose zuhielt.

Der Attentäter rannte auf die siebzehnjährige zu und riss sie samt des Tischs um, verzog die Miene und stöhnte auf als er sich zur Seite drehte.

Rose war erschrocken, krallte sich mit einer Hand noch in seinen Mantel und hatte seine braunen Augen vor Augen, in die sie so kurz blicken konnte.

Daren drehte sich um, zog die Waffe und entsicherte sie, ehe Jacob instinktiv handelte. Er sprang auf und zog währenddessen ein Wurfmesser, schlug ihm die Waffe damit aus der Hand und hüpfte dann über das umgekippte Möbelstück.

Er haderte nicht eine Sekunde mit sich als er ihn überbeugte und am Nacken packte, seine Stirn gegen den Tisch stieß.

Rose keuchte, riss ihre Augen auf und spürte die Galle in sich hochkommen als Jacob Pitsbur zu sich herumdrehte, seine versteckte Klinge rausfuhr.

Pitsbur lachte, spuckte ihn mit Blut an, da ihm das Zahnfleisch aufgeplatzt war beim Knutschen mit dem Tisch.

„Komm schon!", rief der Schuft, hob eine Hand als Jacob zögerte, doch der Assassine blieb in seinem Griff so eisern, dass nicht mal ein Tritt in die Eier ihn von ihm stoßen könnte.

Rose hielt sich die Hand vor den Mund, für den Fall, dass sie erbrechen müsste. Sie kannte den Ausdruck in Jacobs Augen nicht. Sein gesamter Körper war um jeden Muskel gespannt und er vertrat es mit solch einer Abscheu im Gesicht... sie wusste nicht, ob sie so glücklich gerade war, aus Darens Armen zu sein und noch dazu das Messer neben sich liegen zu haben, an dem Blut klebte.

„Rose", sprach Jacob leise aus, ohne den Blick zu heben. „Ich rate dir, den Blick abzuwenden." Daren keuchte und schrie auf als Jacob begann, quälend langsam seine Klinge in seinen Hals zu drücken. Er ging nur alle paar Sekunden Millimeter tiefer.

Zur Verwunderung des Assassinen lachte der Mann unter ihm. „So du ihr", sagte er noch immer leise. „So ich dir."

Pitsbur spuckte noch mehr Blut aus, lachte erneut. „Du bist nichts... als ein Monster."

„Sagt der richtige."

„Hör auf", bat Rose so leise, dass die Männer sie überhörten.

„Aber ich verstecke", er hustete, „Es nicht im Gegensatz... zu dir." Er keuchte, lachte ein letzte Mal, bevor Jacob so tief drang, das Blut seinen Hals von innen zu fluten begann und er begann, zu ersticken.

Es gebrauchte nichts mehr zu sagen, Pitsbur wäre sowieso nicht mehr dazu in der Lage gewesen als Jacob seine Stimmbänder durchschnitt.

Der Assassine verharrte in der Position und alles war ruhig.

Bis er den Kopf hob.

Sie war völlig verausgabt, zu lange wach und sowohl hungrig als auch durstig, hatte Kopfschmerzen durch alles was passiert war – und trotzdem kämpfte Rose sich auf ihre kleinen Beine und nahm von Jacob Abstand als er die blutige Klinge herauszog.

Jacob mied den Blick in ihre Augen, stellte sich hin und berührte einmal seine Schulter, um kurz zu erfühlen, ob die Stichwunde tief war – doch er spürte nur einen Kratzer, mehr nicht.

„Rose", begann er so leise, das man ihn beinahe nicht hörte und er unternahm wenige Schritte. Doch er hielt inne als er sah, dass sie das Messer aufhob und ein paar weitere Schritte Abstand nahm.

Er hob seine Arme um ihr zu zeigen, dass er ihr nichts tun würde und sie keine Angst vor ihm haben brauchte. Dann nahm er einen tiefen Atemzug.

„Ich weiß das... hättest du niemals sehen dürfen." Er schüttelte den Kopf. „Aber ich verspreche dir..." Er streckte zögerlich die Hand aus, hielt still. Sein Herz pochte vor Angst und er sah, wie Rose noch einen Schritt zurückwich. „Ich verspreche dir, dass ich alles erklären kann und-"

Rose schüttelte schnell den Kopf und ihre losen Haare bewegten sich alle schnell mit, ehe ihr Stoff rasselte.

„Wir müssen dich in Sicherheit bringen." Er wartete ab und hoffte sehr das Rose noch einmal Einsicht zeigen würde.

Sie wollte sich in der Not verteidigen, sie wollte ihn wissen lassen, was sie von ihm hielt, doch ihr Körper war zu verausgabt und zu ausgelaugt. Sie konnte nicht mehr.

Erst verließ ein wehleidiger Laut ihre Lippen und ein paar Tränen ihre Augen, schnell wurden es so viel mehr, dass sie das Messer mit zitternden Händen fallen ließ.

Und obwohl sie Angst hatte und obwohl ihr Vertrauen in ihn deutlich gerissen war und obwohl sie ihn mit allen Kräften versuchen müsste, auf Abstand zu halten, hielt sie sich an ihm als er binnen weniger Sekunden bei ihr war und seine Arme um sie schloss, sie an sich drückte.

Ihre Schultern bebten und Jacob nahm einen tiefen Atemzug, strich ihren Rücken sachte hinab.

Als laute Schritte zu hören waren, hob er den Kopf, löste die Hand an ihrem Rücken und legte sie an seinen, an seine Waffe.

Doch im nächsten Moment kamen August und Oliver aus der Richtung gerannt, aus der Jacob auch gekommen war.

August atmete tief und schwer durch, hielt sich am Treppengeländer, während Oliver keuchte, die Leiche betrachtete.

„Gibt's zu", forderte August und Jacob hielt Rose, als ihre Beine einknickten und sie nicht mehr in der Lage war, sich auf den Beinen halten zu können. „Du hast uns mit Absicht in eine Sackgasse geführt, um alleine Spaß mit ihm zu haben", scherzte er, doch die gewünschte Wirkung blieb aus.

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Datum der Veröffentlichung: 21.01.2022 17:46 Uhr

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