chapter 5
Mit wuchtigen Schlägen prügelte ich auf meinen Gegner, ein anderer Ritter, ein, bis er auf dem Boden lag. Ich beugte mich über ihn, riss ihm mit der Spitze meines Schwertes seinen Helm vom Kopf, damit auch jeder sah, dass ich diese Trainingseinheit gewonnen hatte. Erst dann steckte ich mein Schwert zurück in die Scheide auf meinem Rücken und hielt dem deutlich größeren Mann unter mir geniert die Hand hin. Ohne lange zu warten nahm er sie an. Mit einer Kraft, die von mir wohl nicht erwartet wurde, zog ich ihn wieder auf seine Beine. Unser Truppenkommandant nickte uns zu und schickte die nächsten zwei Ritter in den Kampf. Die ganze Zeit über hatte der König und seine Tochter, Prinzessin Zelda, uns beim Training zugesehen. Sie sahen auf einer Burgmauer auf uns hinab und sprachen etwas zueinander, dass ich von hier nicht verstehen konnte. Ich spürte ihre Blicke auf mich ruhen, konnte mir das aber auch nur eingebildet haben. Wie dem auch war, mein Training war für heute beendet; die Sonne war auch schon lange untergegangen.
Durch eine fensterlose Lücke in einem der Burgtürme nebenan vom Trainingsgelände konnte ich die zwei Krieger bei ihrem Kampf beobachten, während mir ein Knappe aus der Ritterrüstung half. Als ich das nächste Mal einen Blick auf die Burgmauer warf, war der König verschwunden. Stattdessen sah ich ihn bei unserem Truppenkommandanten stehen. Sie redeten miteinander, tauschten irgendwie merkwürdige Blicke aus. Die Ritter um sie herum knieten alle regungslos und mit neutralem Gesichtsausdruck auf dem Boden, wie es ihnen gelehrt worden war. Worüber sie wohl sprachen? Es war eigentlich ziemlich selten, dass der König höchstpersönlich mit einem Truppenkommandanten sprach. Beim Training allerdings sah er in letzter Zeit immer öfter zu.
Gerade als ich mit der Ritterrüstung in der Hand zurück zu der Ritterstätte gehen wollte, hörte ich, wie der Kommandant meinen Namen rief. Ein Zucken durchfuhr mich und eilig drehte ich mich zu der Stimme um. Er winkte mich zu sich. Der König ging gerade wieder in Richtung inneres Schloss. Langsam, und bedacht darauf aufrecht zu gehen (also noch mehr als sonst, ich war noch immer im Blickfeld des Königs), ging ich auf ihn zu. "Link", wiederholte der Kommandant meinen Namen, diesmal leiser, da ich direkt vor ihm stand. Ich legte die schwere Rüstung auf meinen anderen Arm. "Du kennst doch die Legende mit den drei Gottheiten, ihren drei Mächten und der drei Trägern?", wollte er von mir wissen und nahm seinen Helm ab. Ich nickte.
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Es war eine uralte Legende, die jede Generation an die Nächste weitergab. Sie handelte von drei Gottheiten: Din, Nayru und Farore. Alle drei Schwester schufen einst gemeinsam das Land Hyrule. Nachdem ihre Aufgabe erfüllt war, hinterließen sie das Triforce. Ein goldenes Dreieck, aufgeteilt in drei kleinere. Jedem der drei Fragmente wohnte eine gewaltige Macht inne. Als Göttin der Kraft hat Din eine Verbindung zum Fragment der Kraft. Dieser Teil des Fragments aber war unglücklicherweise dem Dämonenkönig gesinnt, der diese Macht nur ausnutzen wollte um das Land zu regieren. Nayru, dessen Weisheit die Prinzessin von Hyrule, Zelda, besitzt. Und Farore, die ihren Mut an den Helden vergibt, der die Welt zusammen mit der Trägerin der Triforces der Weisheit vom Dämonenkönig beschützen soll. Das Triforce der Göttinnen war mächtig. Wer alle drei bei sich trug, wurde übermächtig und unaufhaltsam – das Ziel des Dämonenkönigs. Das galt es zu verhindern. Alle Tausende von Jahren wurde der Dämonenkönig wiedergeboren von der Versiegelung erlöst, eine Prinzessin mit dem königlichen Blut geboren und ein Held bestimmt, der das heilige Bannschwert schwingen durfte. Warum sich dieser Legende immer und immer wieder wiederholte, wusste niemand. Auch nicht, warum jeder daran glaubte. Doch es war nun mal eine Legende. Und ein Stück Wahrheit musste diese doch beinhalten, oder?
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Der Kommandant nickte auch. "Der König ist beeindruckt von deiner Schwertführung und deiner Kampftechnik", setzte er fort. Etwas verlegen legte ich meinen Kopf nach rechts und kratzte mich am Nacken. Ich konnte nicht gut mit Komplimenten umgehen. Und dann noch eins vom König. Oh, und hatte ich schon erwähnt, dass ich nicht gerne sprach? Meist lag es einfach daran, dass ich nicht wusste, wie ich was sagen sollte. Und manchmal wusste ich auch nicht, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte. Bei Personen, die mir nahestanden jedoch, und das waren nur meine Eltern, fiel es mir etwas einfacher.
Er wartete etwas bis ich etwas sagte, aber ich blieb still. "Hat du schon einmal versucht, das heilige Bannschwert aus dem Sockel im Wald der Krogs zu ziehen?" Ich schreckte etwas zurück. Das heilige Bannschwert? Ich? "Es ist eine Forderung der Majestät, dass du es versuchen sollst". Stille. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Das war eine so große Ehre. "Naja, das heißt, wenn du die Reise bis in den Wald der Krogs überhaupt überlebst", riss der Kommandant mich aus den Gedanken. Er zog eine Landkarte aus dem kleinen Beutel, den er an seinem Gürtel angebracht hatte, und faltete sie auf. Da er die Karte mit zwei Händen in der Luft halten musste, war es auf dem ersten Blick schwer erkennen, wo die ganzen Ortschaften lagen. Nach einigen Momenten aber, hatte ich mich orientieren können. "Siehst du Schloss Hyrule? Das ist dein Startpunkt". Ich nickte erneut. "Der Wald ist nördlich vom Schloss. Du solltest mit dem Pferd etwa einen ganzen Tag brauchen, bist du am Stall des Waldes angekommen bist. Dort solltest du am besten die Nacht verbringen und dein Pferd abgeben. Der Wald der Krogs wird von der Verlorenen Wäldern umgeben. Das ist ein sehr gefährlicher Wald. Nicht viele Leute, die an das Master-Schwert kommen wollten, haben es dadurch geschafft. Die meisten haben sich verirrt und sind verhungert oder verdurstet. Diejenigen, die es wieder heraus geschafft haben sind in den Irrsinn getrieben und wahninnig und verrückt geworden. Du solltest da mit klarem und ausgeschlafenem Kopf rein. Das Pferd wird sich vor den Schreien der Waldgeister und dem dichten Nebel fürchten. Aber wenn du wirklich der Held sein solltest, wirst du auch einen Weg finden" Er machte eine kurze Pause und faltete die Karte wieder zusammen. "Was ist mit denen, die es hineingeschafft haben?", fragte ich nun doch nach und mein Gesprächspartner war wohl überrascht, dass ich es doch noch schaffte den Mund aufzumachen. "Wie meinst du?" "Die, die es in den Wald und zum Schwert geschafft haben, was ist mit denen passiert?", ergänzte ich meine Frage. "Oh", machte der Kommandant und stopfte seine Karte zurück in seinen Beutel. "Die sind spätestens beim Versuch das Schwert herauszuziehen gestorben", erzählte er plump und emotionslos, als wäre ihm das egal. Ich trat einen Schritt zurück. "Ich werde sterben, wenn ich das Schwert versuche herauszuziehen?", hakte ich erschrocken nach. "Nein. Naja, das heißt, das weiß man nicht. Das Schwert entzieht jedem die Lebenskraft, der es nicht würdig ist, es zu tragen. So einige unglaubliche Schwertkämpfer sind uns dadurch schon verloren gegangen. Aber wenn niemand versuchen würde das Schwert zu ziehen, würden wir nie einen Helden hervorbringen". "Also werde ich vielleicht sterben?", fragte ich noch einmal, weil es mir nicht in den Kopf gehen wollte. "Link", sagte er nun und holte tief Luft. "Ich sag es mal so: Der König höchstpersönlich würde dich nicht dahin schicken, wenn er nicht eine Vermutung hätte, dass du der Auserwählte sein könntest. Diejenigen, die dachten das sie Heldenmut besitzen, haben das Schwert von sich aus aufgesucht und wurden nicht damit beauftragt. Ihnen war wohl nicht klar, dass das kein Mut mehr, sondern nur noch Naivität, Dummheit und zu viel Selbstüberzeugung war. Nun, das kann ihnen heute wohl keiner mehr sagen..." Nun wurde seine Miene doch traurig. Ich starrte ihn an. Noch immer wusste ich nicht, was ich denken oder sagen sollte. "Petie stellt sich immer vor, dass er der Auserwählte ist, so dümmlich!", lachte der Kommandant dann und setzte sich den Helm wieder auf. "Du solltest gehen! Wir sehen uns dann in den nächsten Tagen, vorausgesetzt du bist noch bei Verstand und nicht umgekommen". Wieder lachte er.
Ha, wie witzig!
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Ich führte Epona durch den Marktplatz in Hyrule-Stadt. Ich wollte ein paar Besorgungen machen, wenn ich schon auf diese Reise geschickt wurde. Das braune Pferd blieb recht ruhig, was mich wunderte, denn normalerweise war sie etwas menschenscheu. Ich band sie an einem hölzernen Mast an und fuhr einmal mit meinen Fingern durch ihre weiße, etwas leuchtende Mähne, um sie zu kämmen. Ich suchte in meiner Hosentasche nach Rubinen, um mir Proviant kaufen zu können. Gerade als ich das kleine Säckchen mit den Rubinen (der kleine Rest meiner letzten Entlohnung, den Großteil hatte ich in Gerudo-Stadt versoffen) herausziehen wollte, wurde ich von einer Dame angerempelt. "Schöne Stute hast du da! Wie heißt sie?" Die Frau streichelte über Eponas Nüstern und ihre weiße Blesse. "Epona", antwortete ich kurz und knapp als ich erkannt hatte, wer diese Frau war. Tetra. Wieder war sie in ihrer wertvollen Samtkapuze verhüllt, sodass ich ihre schönen, smaragdgrünen Augen kaum sehen konnte, nur diesmal trug sie ein anderes Kleid. Ein Dunkelgrünes, welches Vorne zugeknöpft werden musste. Wieder zierte der Goldring mit den dunkelblauen Steinen ihren Zeigefinger. "Was machst du hier?", wollte sie neugierig wissen. "Ich wollte mir gerade Proviant kaufen", sagte ich knapp und holte den winzigen Sack nun endlich heraus. "Proviant? Du gehst auf Reisen?" Diesmal funkelten ihre Augen mich an. Ich nickte. "Der König hat mich auf Reisen geschickt", holte ich nun aus. "Der König ja?" Ich nickte erneut. "Ich soll versuchen das Bannschwert aus dem Sockel zu ziehen. Also vielleicht sehen wir uns gerade das letzte Mal", erzählte ich und zwang mich zu einem kleinen Lachen, aber richtig funktionieren tat es nicht. "Ich komm mit! Ich war schon mal im Wald der Krogs", meinte Tetra dann fest entschlossen und hörte auf Epona zu streicheln. "Du kannst nicht mitkommen", sagte ich schnell, weil ich ganz sicher keine Fremde bei mir haben wollte. "Warum nicht?", fragte sie direkt nach. "Es ist zu gefährlich", behauptete ich plump, dabei war es nicht mal eine Ausrede. Monster konnten überall sein, jede Reise war gefährlich. "Kein Problem, ich kann mit dem Bogen umgehen", entgegnete sie und verschränkte stolz ihre Arme. Ich holte tief Luft um zu sprechen, doch Tetra klaute mir die Worte aus dem Mund: "Eine Frau kann sehr wohl auch mit einem Bogen umgehen". Mir war, als hätte sie meine Gedanken gelesen und direkt gekontert. Nun ging ich einfach zu einem Händler, um ihm ein paar Lebensmittel abzukaufen. Tetra aber ließ nicht ab und folgte mir. "Lass mich mitkommen, ich bitte dich!" Diesmal hörte sie sich fast bettelnd an. Und ihr war es egal, dass der Händler uns zuhören konnte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite um sie genauer ansehen zu können. "Link", begann sie wieder. "Ich würde alles dafür tun um endlich aus... um mir endlich die Welt anschauen zu können". "Bitte!", setzte sie nach. Sie hörte sich fast an wie ein bettelndes Kind. Ich schnaufte einmal tief aus. "Alles?", überlegte ich. Tetra nickte. "Dann musst du mir zeigen, wie gut du mit dem Bogen wirklich umgehen kannst. Lass uns gegeneinander duellieren. Wenn ich sehe, dass du mit Pfeil und Bogen umzugehen weißt, lass ich dich mitkommen. Dann weiß ich, dass du Monstern gegenüber nicht wehrlos ausgeliefert bist und dich im Notfall selbst beschützen kannst", machte ich den Vorschlag um dem Risiko zu entgehen, dass eine Fremde bei einer Reise mit mir ums Leben kam. "Sehr wohl!", gab Tetra ihr Einverständnis und war sichtlich glücklich darüber, dass ich sie mitkommen ließ. "Aber eins musst du mir noch verraten", forderte ich und gab dem Händler endlich seine Rubine. "Du sagtest, du warst schon einmal im Wald der Krogs. Was hast du dort gemacht?" Sie hatte doch nicht etwa auch versucht das Bannschwert zu ziehen? Als Frau? Und wie hatte sie überhaupt den Weg durch die Verlorenen Wälder gefunden. Der Kommandant hatte doch gesagt, dass es nur sehr ehrgeizige Menschen schaffen würden? Oder hatte sie gelogen? War sie doch nicht dort gewesen und hatte sich nur etwas einfallen lassen, um einen Grund zu haben mit mir mitzugehen? War sie nur bis in die Verlorene Wälder gekommen und wahnsinnig geworden; verrückt zurückgekehrt? Ich wollte eine Antwort darauf.
"Das erzähle ich dir, wenn wir unterwegs sind", meinte sie nur plump und trat einen großen Schritt zurück. Mit den Lebensmitteln in den Händen und meinen letzten Rubinen gingen wir zurück zu Epona, die geduldig auf unsere Rückkehr gewartet hatte. "Was machst du mit so viel Nahrung? Bis in den Krogwald ist es vielleicht nur eine Tagesreise", wollte Tetra wissen. Etwas, was ich an ihr nicht mochte war, dass sie so neugierig war. "Ich habe noch einen kleinen Abstecher vor", murmelte ich nur, während ich die Sachen in die Taschen auf Eponas Rücken packte. Auf dem Sattel lag die Ritterrüstung. "Wo gehen wir denn noch hin?" "Nach Hateno. Ich möchte meine Mutter besuchen und jetzt habe ich endlich die Möglichkeit". Hateno lag zwar in einer anderen Richtung, aber wer wusste, wann ich sie wieder sehen konnte. Tetra nickte verständlich und wandte sich etwas ab. "Ich habe keine Mutter mehr. Es ist schön, dass du sie besuchen kommst und Zeit mit ihr verbringen willst", sagte sie nach einigen kurzen Momenten, bevor sie wieder anfing Epona zu streicheln. "Das tut mir leid", meinte ich nur. Wieder ein Moment, bei dem ich nicht wusste, wie ich am besten damit umging. "Ich... ich geh dann packen", verabschiedete sich Tetra nun bedrückt und zog ihre Kapuze wieder etwas tiefer ins Gesicht. Ich nickte. "Morgen, noch vor der Dämmerung, warte ich hier auf dich". Wieder nickte ich. Es war eigentlich meine Reise, warum bestimmte dann sie, wann wir uns wo zum Aufbruch trafen? "Oh, und noch etwas", rief sie mir zu als sie schon etwas weiter von mir entfernt war. "Sag Epona dass sie sich keine Sorgen machen braucht. Ich mache mich ganz leicht!" Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Sie, als Frau, hatte kein eigenes Pferd, und konnte somit nicht reiten. Dass Epona die Last von Zwei und dem Gepäck tragen musste, hatte ich noch gänzlich außer Acht gelassen. Ich strich ihr einmal über die Nüstern, dann lehnte ich mich an ihr an. "Keine Sorge. Ich werde schauen, dass wir diese Klette so früh wie möglich loswerden".
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