chapter 26
Der kleine Bub lag auf meiner nackten Brust. Vereinzelte Härchen zierten seine Kopfhaut. Ich fühlt sich gut und neu an, so sehr, dass ich nicht anders konnte, als ihm immer wieder über den kleinen Kopf zu streicheln. Ich liebte ihn genau so wie ich Zelda liebte. Und plötzlich hatte ich Hoffnung ein guter Vater zu werden.
Das angenehme Schweigen wurde unterbrochen, als die Tür aufgerissen wurde. Petie hielt kurz inne, verbeugte sich und wartete auf die Freigabe Sprechen zu dürfen. Ich nickte ihm zu, dann widmete ich wieder meinen Sohn. „Es ist soweit", informierte er mich, wissend, dass es keiner weiteren Worte bedarf. Behutsam setzte ich mich auf und gab das Kind (nach einem letzten Kuss) an die Zofe, die am Bett stand. „Wo ist meine Frau?", fragte ich dann, während ich schon durch die Tür ging.
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Die Armee war alarmiert und positioniert, die königliche Garde wartete darauf, dass sie mit mir und Zelda losmarschieren konnte. Ich schnallte mir das Bannschwert um den Rücken, Zelda ihren Lichtbogen. Seit langem hatte ich wieder Angst vor dem, was wohl passierte. Hyrule zählte auf mich.
„Na, du Held?", stupste mich Zelda an und schenkte mir ein freches Grinsen, bevor sie mich küsste. „Ich bin erst ein Held, wenn wir in der bevorstehenden Schlacht gesiegt haben", platzte es aus mir heraus, die Hand noch immer an ihrer Wange angelegt. Gleich nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, verzog ich das Gesicht. Ich wollte es eigentlich nicht so forsch ihr gegenüber formulieren, aber es war mir herausgerutscht. „Natürlich bist du ein Held! Sonst hätte sich das Schwert nicht für dich entschieden", entgegnete die Königin und nahm lächelnd meine Hände. „Wer, wenn nicht du?", wollte sie ernsthaft wissen. „Und außerdem, mach dir keine Sorgen wegen der Schlacht. Wir schaffen das! Ich glaube an dich, auch wenn du es nicht tust!" Ich zog meine Hände aus ihrem Griff zurück und drehte meinen Kopf nach rechts, wobei mir sämtliche Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Sie versuchte mit einem langezogenem „Link!" meine Aufmerksamkeit wieder zu gewinnen. Ihr zuliebe wandte ich ihr meinen Blick wieder zu. Ich presste meine Lippen zusammen, nicht sicher, was ich nun sagen sollte. „Wo hast du denn mein Haarband diesmal versteckt?", wechselte ich das Thema und hob ungeduldig mein Kinn an. Zelda grinste frech. „Das sage ich dir nicht". Sie verschränkte die Arme und drehte sich zur Seite. Sie hielt diese Position nicht lange, denn bald fing sie an zu lachen. „Du bist unmöglich", lachte ich und
kitzelte sie, sodass sie sich krümmte. Ich beendete meinen kleinen Angriff mit einem Kuss auf die Stirn. „Ich finde es schon noch heraus!" Dann wurde ich wieder ernst. „Später. Jetzt gibt es Wichtigeres zu tun!"
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Der Feigling schickte seine Schergen vor. Unsere Truppen aber stürmten schon gegen sie. Ich nickte meinem Vater zu. Er, Shiek und Todor sollten mithelfen Hyrule-Stadt zu evakuieren – ich wollte nicht, dass sie mitkämpften; zu groß war mir die Gefahr, sie zu verlieren. Im Beisein von zwei Gerudo-Kriegerinnen ritt Ganondorf auf seinem riesigen schwarzen Ross herbei. Ich hielt Eponas Zügel fester. „Wo hast du denn Maruk gelassen?", fragte ich spöttisch und versicherte mich mit dem Berühren des Master-Schwerts an der scharfen Seite, dass ich es noch immer bei mir trug. Es leuchtete hellblau. Und ich wusste, dass der Dämonenkönig seit dem Vorfall in der Gerudowüste Angst vor dieser Waffe hatte. „Dieser jämmerliche Wurm ist schon lange tot!", verkündete er wie selbstverständlich. Ich beobachtete, wie er eine Hand am Griff seines Kantanas ablegte. „Ich habe ihn getötet, als er dich fliehen lassen hat". Er zog seine Waffe und richtete die Spitze dessen auf mich. „Und selbiges habe ich nun mit dir vor!" Er trieb sein Pferd an, wollte mir die Klinge schon überziehen, als er von einem goldenen Licht getroffen wurde. Einer von Zeldas Lichpfeilen steckte in seinem Oberarm. Ganondorf verzog das Gesicht. Die heilige Kraft schmerzte ihn. Sofort zog er den Pfeil aus seiner Hand, etwas Blut rann seinen Arm hinunter, mehr schien es jedoch nicht bewirkt zu haben. Erst musste ich ihn mit dem Master-Schwert schwächen.
„Du!", brüllte er und lenkte sein Pferd nun in Zeldas Richtung. Im Galopp rannte es an ihr vorbei, während Ganondorf von ihm heruntersprang und mit einem Schlag die goldene Schutzbarriere, die Zelda mit ihrer Kraft um sich errichtet hatte, durchbrach. Ich rammte Epona die Steigbügel in die Seiten. Ich durfte keine Zeit verlieren. Einige Meter vor ihm bremste ich Epona so, dass sie sich aufbäumte und sprang von ihr ab.
Ganondorf hielt meine Frau in Schacht, indem er ihren Hals packte und ihr keine Luft zum Atmen ließ; sie würgte. Unsere Truppen versuchten die Monsterhorden zu meiden und stürmten geradewegs auf den Dämonenkönig zu, um ihre Königin zu befreien. Als Ganondorf das bemerkte, brüllte er mir mit einem rauen Ton einen Befehl zu: „Sag deinen Leuten, dass sie zurückbleiben sollen! Es wäre zu schade, wenn sie sterben würde!" Ich tat es. Ich wollte das Risiko nicht eingehen.
Mit einer winzigen Hoffnung und meinem letzten bisschen Heldenmut rannte ich auf Ganondorf zu. Doch als ich bei ihm ankam, ließ er den leblosen Körper von Zelda fallen.
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„Nein!", schrie ich und blieb nicht bei meinem Gegner, sondern am Klippenrand stehen. Ich sah hinab in den Ozean, in dem an einer einzigen Stelle sehr viel Wasser einige Meter hinaufschoss. So, wie wenn etwas hinabgetaucht wäre. Ich kniete mich nieder und suchte meine Frau, obwohl ich wusste, dass sie die Kraft Ganondorfs und diesen Sturz nicht überlebt haben konnte.
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Ich kniete mich schwach nieder. Ich wusste, es war zu spät.
Ich konnte sie nicht mehr retten. „Und sowas soll ein Held sein? Wie jämmerlich!", hörte ich Ganondorf hinter mir lachen. Ich drehte mich wieder zu ihm um, griff nach dem Master-Schwert und richtete mich auf. Dann stürmte ich auf ihn zu. Da war etwas in mir. Eine nie dagewesene neue Kraft, die mich kontrollierte. Rachegelüste. Mit einer Wucht hielt ich das Schwert unter Ganondorfs Kinn und schnitt ihm eine Wunde in den Hals, als er noch mit Lachen beschäftigt gewesen war. Brutal stürzte ich mit ihm auf die Klippe zu und gab ihm einen Schlag, sodass er fiel. Er sollte büßen müssen! „Du..!"", schrie er. „Wenn ich sterben muss, musst du das auch!" Er zog mich an meinem Stiefel mit sich hinab in den Fall, ehe ich mich festhalten konnte. Wir ringten uns in der Luft. Noch immer hatte ich das Schwert in der Hand. Es leuchtete stärker denn je. Ich durchstach seinen Körper, bevor wir untertauchten.
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Ich bekam keine Luft. Konnte nicht atmen. Das Gewicht auf meinen Kopf wurde leichter. Das Letzte, was ich sah, war, wie die Krone langsam auf den Sand fiel. Dann hörte mein Herz auf zu schlagen.
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Das Nächste, was ich wusste war, dass ich mit starken Schmerzen in der königlichen Krankenstation aufgewacht war. Irgendwie hatte ich überlebt, während Ganondorf im Meer zerschellt war. Ich hatte gespürt, wie ein kleiner Säugling in Frieden auf meiner nackten Brust lag. Das letzte Geschenk, was mir Zelda hinterlassen hatte. Unseren Sohn.
Der Moment, als ich und Ganondorf im freien Fall auf den Ozean zugerast waren und ich zusehen hatte müssen, wie Zelda starb... das war der Moment gewesen, ab dem ich nicht mehr an mich geglaubt hatte. Der Moment, in dem ich mein Heldenmut verloren und mir geschworen hatte, mich nie wieder als Held bezeichnen zu lassen. Ein Held hätte nicht versagt. Ein Held hätte geschafft sie zu retten. Und alles, was mir blieb, war die pure Zerstörung.
Von Hyrule. Und von mir selbst.
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